Als REWE im vergangenen Herbst erstmals vegane Fleisch- und Käse-Alternativen in Bedienung anbot, war die Resonanz in Kund:innen- und Fachkreisen gewaltig. Doch wie sieht es nach dem Anfangshype aus? one hat sich bei veganen Überzeugungstäter:innen umgesehen.
Beobachtet habe er den Trend schon länger, sagt Thomas Röttcher. Wobei Trend schon nicht mehr stimme, vegane Lebensmittel seien inzwischen etabliert. Auch Gruppen wie Flexitarier – Menschen, die ab und an auf Fleisch und tierische Produkte verzichten wollen – greifen zu. „Wir haben ´Hardcore-Veganer´, die noch nie in ein Schnitzel gebissen haben, die wissen gar nicht, wie das schmeckt. Folglich fragen die auch nicht nach einem veganen Schnitzel“, nennt Röttcher ein Beispiel. Im Gegensatz dazu steht der Grillfreund, der eine fleischlose Alternative zu seinem saftigen Steak sucht. Dieser bekommt an der Theke eine pflanzliche Variante angeboten, bei der die Rote Bete für das Saft-Erlebnis auf dem Teller sorgt. Zu Fleischkäse, Schnittkäse, Camembert bis hin zum Rinder- und Schweinesteak gibt es vegane Alternativen, ebenso zu Hackfleisch und Hühnchen. Die Auswahl umfasst insgesamt rund 30 Artikel
Beide Zielgruppen und noch einige mehr haben seit einigen Monaten die Möglichkeit, vegane Frischeprodukte nicht nur am SB-Regal, sondern auch in der Servicetheke zu kaufen. Der Kaarster Markt gehört zu einer Reihe von Märkten, in denen REWE das neue Angebot testet.
Als er von dem Projekt „vegane Theke“ erfuhr, war für Thomas Röttcher sofort klar: „Da machen wir mit!" Denn: Veganes spielt für den REWE-Kaufmann eine bedeutende Rolle. „Nach dem Umbau des Marktes im Jahr 2021 haben wir in dem Bereich eine Umsatzsteigerung von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Das hat mich motiviert, die eingeschlagene Richtung weiter zu verfolgen“, so Röttcher.
Klein, aber fein ist das Angebot an Feinkostsalaten wie "Fleisch-", "Eier"- oder Kartoffelsalat
Gesagt, getan: Getreu seinem Leitspruch „entweder ganz oder gar nicht“ gaben Röttcher und seine Mitarbeitenden mit der Einführung des Bedienungssortiments im Oktober letzten Jahres Gas und rührten kräftig die multimediale Trommel. „Mit zwei Posts zum Start haben wir 15.000 Personen erreicht“, nennt er stolz ein Beispiel. Berichte im Fernsehen, Radio und in der Lokalpresse sorgten zeitweise für so große Aufmerksamkeit, dass vegan-orientierte Kund:innen weite Anfahrten auf sich nahmen, um die neuen Artikel zu probieren. Das hat sich mittlerweile gelegt, nachdem sich herumgesprochen hatte, dass auch andere REWE-Märkte ihr Bedienungssortiment um vegane Produkte ergänzt haben. Veganer Push: Von der Bedienungsware profitiere auch das SB-Sortiment, das seitdem stärker nachgefragt werde, hat Thomas Röttcher festgestellt
Doch auch so ist das Interesse nach wie vor groß, sind die Beweggründe für den Vegan-Kauf in Bedienung äußerst vielfältig. „Alle Käuferschichten anzusprechen ist mitunter herausfordernd“, hat Thomas Röttcher festgestellt. Glücklicherweise kann er sich auf sein Service-Team verlassen. Insbesondere Fachverkäuferin Saskia Henoch, selbst überzeugte Veganerin, bleibt keine Antwort schuldig, erklärt auf Nachfrage, was in welchem Produkt steckt; weiß, wie es schmeckt, und gibt Tipps für die richtige Zubereitung. Die Auswahl reicht vom veganen „Fleischsalat“ und „Fleischkäse“ über Wurst- und Fleisch-Alternativen bis zum Schnitt- und Weich-„Käse“. „Besonders gut gehen die ´Hähnchen-Curry-Spieße´, ´Cordon Bleu´ und der ´Gouda´", weiß die Expertin zu berichten.
Bei so viel Leidenschaft ist es kein Wunder, dass sich das Kaarster Team weit über das Rheinland hinaus den Ruf der Vegan-Expert:innen erworben hat. Erst kürzlich konnte Thomas Röttcher wieder Mitarbeitende aus anderen REWE-Märkten zur Vegan-Schulung begrüßen.
Auch wenn die Umsätze aktuell nicht mehr so hoch sind wie unmittelbar nach der Einführung – vom veganen Thekensortiment ist Thomas Röttcher nach wie vor überzeugt: „Es ist ein langsam wachsendes Pflänzchen, das man pflegen muss, damit es gedeiht. Ich wünsche mir, dass wir weitere, neue vegane Produkten bekommen, mit denen wir weiter experimentieren können.“