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Lesedauer: 4 Minuten
Filme & Co. des Monats
Turbulente Besinnlichkeit
von Edda Bauer

Zum Jahreswechsel steht man in Sachen gutes Kino vor der Qual der Wahl. Die französische Regisseurin Mia Hansen-Løve schickt ihr Publikum mit „An einem schönen Morgen“ auf unbeschwert tragische Weise ins heutige Paris. Während es bei „The Banshees of Inisherin“ des Briten Michael McDonagh gefährlich idyllisch und düster nostalgisch wird. Wem das noch nicht genug Gefühlsmix ist, der kann sich via Netflix von Noah Baumbach ins „Weisse Rauschen“ aus Horror, Mystery und Mumblecore werfen lassen.

Kino 1
An einem schönen Morgen

Sandra ist eine alleinerziehende Mutter in Paris. Für ihren blinden und zunehmend dementen Vater muss sie ein passendes und bezahlbares Heim finden. Und der Mann, in den sie sich verliebt, ist ein verheirateter Familienvater. Genug Drama also für drei Tragödien. Autorin und Regisseurin Mia Hansen-Løve hat daraus zwar keine Komödie gemacht, aber einen überraschend leichten, manchmal nachdenklichen Film, der viel Kluges über die Liebe, das Leben und das Sterben zu sagen hat. Das alles zudem mit einer wohntuend unprätentiösen Léa Seydoux („James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“. 2021) im Zentrum.

Mia Hansen-Løve

Der dänische Großvater ist verantwortlich für den Nachnamen von Mia Hansen-Løve. Sie selbst ist 1981 in Paris geboren und wird dort 1998 von Regisseur Olivier Assayas als Darstellerin für seinen Film „Ende August, Anfang September“ entdeckt. Sie studiert Schauspiel, schreibt Filmkritiken und gibt mit „Tout est pardonné“ 2007 ihr Spielfilmdebüt als Regisseurin. Sechs weitere Kinofilme gehen auf ihr Konto, zu denen sie auch immer selbst das Drehbuch schreibt, darunter „Alles was kommt“ mit Isabelle Huppert, wofür Mia Hansen-Løve 2016 den silbernen Regiebären der Berlinale gewinnt.

Filmgenre: Drama
Länge: 114 Minuten
Regie: Mia Hansen-Løve
Mit: Léa Seydoux, Pascal Greggory, Melvil Poupaud, Camille Leban Martins
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Weltkino
Start: 8.12.2022

Kino 2
The Banshees of Inisherin

Nach „Three Billboards in Ebbing, Missouri“ aus dem Jahr 2018 hat Martin McDonagh es mit „The Banshees of Inisherin“ wieder einmal geschafft, ein filmisches Gesamtkunstwerk zu erschaffen. Neben betont schönen Bildern und einem ungewöhnlichen Soundtrack, verlässt er sich dabei auf die Chemie zwischen Brendan Gleeson und Colin Farrell wie schon 2008 in „Brügge sehen… und sterben“. Das ist schlicht zu genial, um es sich nur einmal anzuschauen. Und spätestens beim zweiten Mal gilt: treat yourselves with the original version and a pint in peace afterwards.

Martin McDonagh

Regisseur Martin McDonagh ist kein gebürtiger Ire. Vielmehr ist er 1970 in London geboren und hat sich die Heimat seiner Eltern in unzähligen und Theaterstücken erschrieben. „The Banshees…“ z. B. ist der dritte, für die Leinwand adaptierte Teil seiner Aran-Island-Trilogie. Weltweit berühmt aber macht ihn 2008 sein Kinoerstling „Brügge sehen… und sterben“, eine schwarze Komödie, die an Erfolg noch übertroffen wird von seinem Rache-Drama „Three Billboards in Ebbing, Missouri“ (2017). Martin McDonaghs älterer Bruder John Michael ist ebenfalls Regisseur („Am Sonntag bist du tot“, 2014).

Filmgenre: Drama
Länge: 114 Minuten
Regie: Martin McDonagh
Mit: Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon, Barry Keoghan
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Walt Disney Germany
Ab: 5.1.2023

Streaming
Weisses Rauschen

Ist es ein Horrorfilm? Ist es eine Komödie? Oder gar die Apokalypse? „Weisses Rauschen“ ist all das und gleichzeitig auch noch seine eigene akademische Aufarbeitung, aus dem berufenen Mund von Prof. Jack Gladney. Der versucht nämlich im Ohio der tiefsten 80er Jahre seine Familie mit Überzeugungs- und Tatkraft vor einer Giftgaswolke in Sicherheit zu bringen. Dieser Mix aus Mystery-Drama und Mumblecore funktioniert, weil Noah Baumbach („Frances Ha“ 2012, „Marriage Story“ 2019) fest die inszenatorischen Zügel in der Hand hält, und dabei nie die sowieso schon skurrile Buchvorlage von Don DeLillo aus den Augen verliert.

Genre: Komödie
Länge: 136 Minuten
Regie: Noah Baumbach
Mit: Adam Driver, Greta Gerwig, Don Cheadle, Lars Eidinger, Barbara Sukowa
Altersfreigabe: ab 12
Kanal: Netflix
Ab: 30.12.2022

Game
Goat Simulator 3

Alles kann, alles muss! Der „Goat Simulator“ macht seit 2014 keine halben Sachen, wenn es um Absurditäten geht. Alles kann passieren, muss aber zuerst mit der Ziegenzunge angetestet werden. Wer dabei Glitches oder Bugs entdeckt, darf sie behalten – wie z.B. den offensichtlichsten „Spielfehler“ des „Goat Simulators 3“, denn tatsächlich existierte nie eine 2. Auflage. Was die Entwickler der schwedischen Spieleschmiede Coffee Stain North in ihrem jugendlichen Übermut 2022 aber wirklich eingebaut haben, ist ein story mode, der den Wahnsinn erzählerisch ordnet.

Art: Sandbox, Action
Entwickler: Coffee Stain North
Erhältlich für: Windows, PS5, Xbox Series X/S
Adresse:  goatsimulator3.com/de/

Rubriken:
Unterhaltung
Schlagwörter:
Kino
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