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Foto: Jacek Chabraszewski - Fotolia
Gesundheit
„Es gibt sehr gute Therapien für Herzprobleme. Und sie tun nicht weh.“
von Bettina Offermann
Ausreichend Bewegung und ausgewogene Ernährung lassen unser Herz vor Lebenslust höher schlagen: Was unserem Herzen gut tut - und was nicht, erklärt der Kölner Kardiologe Rainer Wessely im Gespräch mit one.
Prof. Dr. med. Rainer Wessely
Herr Professor Wessely, wenn ich als „mittelalter Mensch“ nichts spüre - ist mein Herz dann kerngesund?
Man merkt nicht immer, was gerade mit dem Herzen los ist. Schmerzt der linke Zeh, dann kann ich genau sagen: Es ist der linke, nicht der rechte Zeh. Beim Herzen gibt es oft keine eindeutigen Symptome. Viele Patienten denken: „Wenn sich alles okay anfühlt, dann habe ich auch nichts“. Diese „Sicherheit“ ist manchmal trügerisch!

Wie kann ich denn dann sichergehen, dass alles gut ist?
Da gibt es die Checks, die für Männer ab 35 und für Frauen ab 40 Jahre empfohlen werden. Gerade bei Frauen gilt: Ihre Symptome sind unspezifischer als bei Männern und bleiben oft unentdeckt, bis es zu einem Problem kommt. Bis zur Menopause ist der Schutz gegen Herzinfarkt besser als bei Männern, danach aber verschlechtert er sich. 
Wenn Sie im „Check-Alter“ oder sich unsicher sind: Lassen Sie sich untersuchen. Denn, ob Belastungs-EKG oder Herzkatheter, der ohne Vollnarkose gesetzt wird: Nichts, was wir machen, ist wirklich schmerzhaft. Das gilt auch, wenn ein Herzproblem festgestellt wurde: Es gibt sehr gute Therapien. Und sie tun nicht weh.

Aufmerksam sollte ich sicher sein, wenn ich Risikofaktoren mitbringe. Welche Faktoren können Herzprobleme begünstigen?
Es gibt eine Reihe von Faktoren: Aus der engeren Familie sind Herzprobleme bekannt, Rauchen, Bluthochdruck oder Diabetes. Letzterer kann zu Nervenschädigungen führen, die auch das Herz-Kreislauf-System betreffen.

Ein Risiko ist auch die Störung des Fettstoffwechsels. Aber Achtung: Das ist nicht zu verwechseln mit Übergewicht. Statistisch gesehen haben leicht Übergewichtige nicht mehr Herzprobleme als Normalgewichtige, wenn sie nicht zusätzlich unter den genannten Risikofaktoren leiden. Aber Übergewicht führt oft zu Risikofaktoren, wie Diabetes, oder es wird von Folgeerkrankungen begleitet.

Man sollte also auch als herzgesunder Mensch etwas gegen sein Übergewicht tun. Damit meine ich aber auf keinen Fall eine besondere Diät alleine, sondern die Änderung des gesamten Lebensstils.

Wie finde ich meinen herzgesunden Lebensstil?
Nachgewiesenermaßen ist die mediterrane Kost gut für Herz und Keislauf: Höchstens zweimal in der Woche Fleisch, und zwar helles statt dunkles, also Geflügel statt Rind oder Schwein. Zweimal die Woche Fisch, dafür viel Gemüse und Nüsse. Wichtig ist, die Lebensmittel zu garen oder zu dämpfen.

Zuviele Vorgaben möchte ich nicht machen. Hauptsache ist, Sie ernähren sich ausgewogen. Dazu Alkohol in Maßen, also ab und an ein Glas Wein - ob rot oder weiß. Das sind die wichtigsten Ernährungsgrundsätze.
Fisch und viel Gemüse - und die Pfunde purzeln?
Nein, oft verliert man nicht automatisch Gewicht, indem man nur anders isst. Gut ist auf jeden Fall, dem Heißhunger durch kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten zuvorzukommen. Das Wesentliche aber ist: Ohne Bewegung geht es auf keinen Fall. Gesund essen und sich bewegen - das gehört zusammen. Welcher Sport hält mich herzfit?
So gut wie jeder Sport hält gesund - vorausgesetzt, Sie beachten die Regel „LSD -long, slow, distance“. Also langsam über einen längeren Zeitraum trainieren und Strecke machen. Anders gesagt: Wer beim Sport übertreibt, hat erwiesenermaßen keinen herzgesundheitlichen Vorteil gegenüber Nichtsportlern. Ob Sie laufen, schwimmen oder Pilates machen, ist eher egal.

Prof. Dr. med. Rainer Wessely, Kardiologe und Internist, leitet das Zentrum für Herz- Gefäß- und Lungenmedizin Mediapark Köln www.herz-gefaesse-koeln.de
Er unterstützt den Bereich Gesundheitsmanagement der REWE Group, unter anderem bei der Aktion „Hör auf Dein Herz“.
browning109 - fotolia
Mediterrane Kost
Der Speiseplan der Capri-Fischer
Die Capri-Fischer und das Mädchen von Piraeus, Sophia Loren und Sonnenbrand am Strand von Benidorm, Pasta, Paella, griechischer Wein: Ab den 1950er Jahren zog es die Bundesbürger jedes Jahr im Sommer mit dem vollgepackten VW Käfer in den Süden.

Das von der Sonne verwöhnte Mittelmeer lockte aber nicht nur die Wirtschaftswunderdeutschen, sondern auch Wissenschaftler: Erstere suchten Genuss und Dolce Vita. Zweitere die Antwort auf die Frage, warum eben jenes scheins süße Leben die Mittelmeermenschen mit gesünderen Herzen, schlankeren Taillen - und einem längeren Leben belohnte.

Das Geheimnis lag auch in der als „mediterrane Kost“ bekannt gewordenen Ernährungsweise in Regionen mit traditionellem Olivenanbau. Heute würde man sagen: Die Menschen aßen sehr vegetarisch ausgeprägt, auf dem Speiseplan standen frisches Obst und Gemüse, Salate und pflanzliche Lebensmittel wie Getreide (Brot, Pasta, Reis, Couscous, Bulgur), Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen,
etc.) und Nüsse (insbesondere Wal-, Para-, Cashew-; Haselnüsse, Mandeln, Linsen).

Dahingegen kam wenig Tierisches auf den Tisch: Es gab täglich Milch, Käse und Joghurt in kleinen Mengen, Fisch und Geflügel einige Male pro Woche, Rotes Fleisch, Wurst und Eier nur wenige Male pro Monat. Verschwenderisch gingen die Mittelmeeranrainer hingegen mit Olivenöl als der wichtigsten Fettquelle um, eingesetzt für Salate, zum Braten oder Kochen. Ein Glas Wein rundete die Mahlzeit ab, die mit frischen Kräutern und Knoblauch gewürzt wurde, Salz spielte eine eher untergeordnete Rolle. Die Wissenschaft stellte also fest: Die traditionelle mediterrane Kost der 1960er Jahre bildet - gemeinsam mit ausreichend Bewegung - die optimale Basis für ein herzgesundes Leben.
5 Tipps für „Umsteiger“
Der erste Schritt auf einem neuen Weg ist bekanntlich der schwerste: Fünf kleine Tipps für den Einstieg in den Umstieg auf die mediterrane Kost.
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