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Dirk Höfer leitet den Strategischen Einkauf Food 2 und verantwortet die REWE Group-Produktionsbetriebe
Dirk Höfer zur Tierwohl-Initiative
„Wir können
eine Menge erreichen“
Julia Klotz und Achim Bachhausen
Nach mehrjähriger Vorbereitung hat die Initiative Tierwohl Mitte Januar ihre Arbeit aufgenommen. Das Bündnis aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel will die Haltungsbedingungen für Schweine und Geflügel nachhaltig verbessern. Der Fonds speist sich aus dem Fleischverkauf. Dass mit vier Cent pro Kilo bereits viel für die Tiere erreicht werden kann und ob der Verbraucher mit höheren Preisen rechnen muss - darüber sprach one mit Dirk Höfer, Leiter Strategischer Einkauf Food 2, und verantwortlich für die Produktionsbetriebe der REWE Group.
one: Die Initiative Tierwohl startet durch. Seit dem 1. Januar zahlen die teilnehmenden Handelsunternehmen in den Fonds ein, aus dem die Maßnahmen der Landwirte finanziert werden. Ab dem zweiten Quartal können sich die Schweine- und Geflügelhalter anmelden. Wie stark ist aktuell die Resonanz?
Dirk Höfer: Die Resonanz ist überragend. Zum ersten Mal gibt es ein Bündnis entlang der Wertschöpfungskette, in dem sich vom Mäster bis zum Handel alle einig sind, dass sie etwas für mehr Tierwohl tun möchten. Die Teilnehmer sind von der Initiative überzeugt und euphorisch unterwegs, weil es gelungen ist, viele Interessengruppen zusammenzubringen.
one:Vor der Teilnahme steht die Zertifizierung durch unabhängige Instanzen. Wagen Sie eine Prognose, wie viele letztlich teilnehmen werden?
Dirk Höfer: Auf Mästerebene gibt es ein riesiges Interesse, und von Handelsseite haben sich 85 Prozent des deutschen LEH zur Teilnahme verpflichtet. Weitere Unternehmen sind interessiert. Vier Cent pro Kilo mag dem Verbraucher wenig erscheinen, doch in Summe kommen wir schon auf  rund 255 Millionen Euro für die ersten drei Jahre. Damit kann man eine Menge fürs Tierwohl erreichen. Allerdings hätten es aus meiner Sicht auch mehr sein können. Ich hoffe auf weitere Dynamik. Vielleicht schließt sich auf der Einzahlerebene ja noch das eine oder andere Unternehmen an. one: Kritiker nennen die Tierwohl-Initiative halbherzig. Sind freiwillige Vereinbarungen mit den Landwirten wirklich sinnvoll?
Dirk Höfer: Es steht den Landwirten zwar frei, der Initiative beizutreten. Wer sich jedoch dafür entscheidet, geht eine Reihe von Verpflichtungen ein. Er muss sich einem Audit unterziehen, in dem unter anderem das Stallklima und die baulichen Voraussetzungen für zum Beispiel mehr Platz für die Tiere geprüft werden.
Die Zertifizierung gilt für zwei Jahre, wird in dieser Zeit aber unter anderem über die Auswertung von Befunddaten kontrolliert. Bei wiederholten Verstößen kann der Sanktionsausschuss das Zertifikat entziehen. one: Fleischhandel und -produktion sind ein multinationales Geschäft. Warum bleibt der Teilnehmerkreis – zumindest in der Anfangsphase – auf deutsche Unternehmen und Verbände beschränkt?
Dirk Höfer: Es war eine Riesennummer, im ersten Schritt die deutschen Unternehmen unter einen Hut zu bekommen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass auch ausländische Schweinemäster dazukommen. Bei Geflügel ist das System bereits für andere Nationen offen. one: Müssen die Verbraucher für Tierwohl-Produkte einen höheren Preis bezahlen? Und sind Sie Ihrer Meinung nach dazu auch bereit?
Dirk Höfer: Umfragen zufolge ist die Mehrheit der Verbraucher bereit, für mehr Tierwohl auch mehr zu zahlen. Inwieweit sich dies auf die Kalkulation des LEHs auswirken wird, bleibt abzuwarten. Wir reden hier jedoch von Cent-Beträgen.
Dirk Höfer
one: Wo sehen Sie die Initiative in fünf Jahren?
Dirk Höfer: Ich hoffe, dass wir in fünf Jahren ein großes Stück weiter sind, dass wir noch mehr Mäster entlohnen können und dass dann jedes Schnitzel aus 100 Prozent Tierwohl stammt. Als Vertreter der REWE Group in der Projektgruppe und in den Fachausschüssen der Initiative Tierwohl hoffe ich, hier etwas bewegen zu können. one: Kurz erklärt: Warum sollen unsere Kunden zu Tierwohl-Produkten greifen?
Dirk Höfer: Der Verbraucher tut etwas Gutes für die Tiere, und wir bieten ihm dafür die Möglichkeit und machen es transparent. Die vier Cent sind auf jeden Fall gut angelegt. Wenn wir den Massenmarkt nachhaltig verändern möchten, müssen wir mit kleinen Schritten anfangen.
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