Als konsequenten Schritt für mehr Klimaschutz ist die REWE Group dem „EU Code of Conduct for Responsible Business and Marketing Practices“ der Europäischen Kommission beigetreten. Im Zuge dessen hat der Konzern auch seine neue Klimastrategie im jüngst erschienenen Online-Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2020 veröffentlicht: Bis zum Jahr 2040 will die REWE Group auf Unternehmensebene klimaneutral werden. Nachhaltigkeitsmanager Dr. Günther Kabbe erklärt im one_Interview, wie das gelingen kann.
Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der REWE Group Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der REWE Group: „Unser Bekenntnis zum EU Code of Conduct mit einem neuen, ambitionierten Klimareduktionsziel ist auch ein klares Bekenntnis zu einer wirksamen und messbaren Nachhaltigkeitsstrategie. Als international tätiges Unternehmen haben wir selbst die Verantwortung und vor allem auch die Innovationskraft und das Engagement, um ökologische und soziale Probleme anzupacken und Lösungen zu entwickeln. Wir haben uns aus Überzeugung und Verantwortung auf den Weg gemacht, ein immer nachhaltigeres Unternehmen zu werden - und dies bereits vor rund 15 Jahren. Darum wissen wir sehr genau: Nachhaltigeres Wirtschaften ist ein andauernder Prozess, mit stets neuen Herausforderungen. Als REWE Group haben wir im Hinblick auf unser eigenes Klimaziel nochmals nachgeschärft: Das Ziel zur Halbierung unserer Treibhausgasemissionen pro Quadratmeter Verkaufsfläche bis 2022 haben wir vorzeitig erreicht. Die Klimaneutralität auf Unternehmensebene bis 2040 ist in Verbindung mit dem ambitionierten Reduktionsziel für 2030 nun ein wichtiger nächster Schritt, um unseren Beitrag zum Pariser Klimaabkommen zu leisten.“
Mit dem neuen Commitment führt die REWE Group ihre Klima-Maßnahmen auch auf EU-Ebene konsequent fort: Der Konzern hatte sich bereits 2009 als Gründungsmitglied dem Retailers‘ Environmental Action Programme (RE-AP) verpflichtet. Mit konsequenten Maßnahmen zur Reduzierung und Vermeidung will die REWE Group zusätzlich ihre absoluten Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent gegenüber 2019 reduzieren. Dies gilt für alle Länder, in denen der Handels- und Touristikkonzern in Europa aktiv ist.
2009 hatte die REWE Group das erste Klimaziel definiert und die erste Klimabilanz erstellt. Das damals gesteckte und bereits 2013 nachgeschärfte Ziel: die Halbierung der Treibhausgasemissionen pro Quadratmeter Verkaufsfläche im Vergleich zu 2006 bis 2022. Dieses CO2-Reduktionsziel konnte bereits frühzeitig erreicht werden. Das neue Klimaziel: Bis zum Jahr 2040 soll die REWE Group klimaneutral werden – in allen Ländern, in denen sie aktiv ist. Als Zwischenziel sollen die absoluten Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent gegenüber dem neuen Basisjahr 2019 reduziert werden. Klimaschutz im Lebensmitteleinzelhandel geht über den energiesparenden Betrieb von Märkten und Lägern hinaus.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist auch, was entlang der Lieferketten passiert. REWE und PENNY haben ein konkretes Ziel zur Einsparung von Treibhausgasemissionen entlang ihrer Eigenmarken-Lieferketten: bis Ende 2030 sollen die absoluten Treibhausgasemissionen bei den vorgelagerten Lieferketten für Eigenmarken von REWE und PENNY in Deutschland im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent sinken. Bei allen Einsparungsmaßnahmen orientiert sich die REWE Group am Ziel der Science Based Targets Initiative (SBTi), einem Zusammenschluss aus UN Global Compact (UNGC), World Resources Institute (WIR) und WWF: Mit wissenschaftlich basierten Klimazielen soll die globale Erderwärmung bis 2050 auf deutlich unter zwei Grad Celsius beschränkt werden – so wie es das Pariser Klimaabkommen von 2015 vorsieht.
Dr. Günther Kabbe, Funktionsbereichsleiter Umwelt und Nachhaltigkeitscontrolling bei der REWE Group Bei ihren Klimazielen ist die REWE Group auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Dennoch kann das Unternehmen einen frühzeitigen „Etappensieg“ verzeichnen: Pünktlich zur Veröffentlichung des aktuellen Online-Nachhaltigkeitsberichts kann der Konzern verkünden, dass das 2009 festgelegte und 2013 aktualisierte Klimaziel, die Treibhausgasemissionen pro Quadratmeter Verkaufsfläche bis 2022 zu halbieren, bereits jetzt erreicht und sogar übertroffen wurde.
Nachhaltigkeitsmanager Dr. Günther Kabbe spricht im one_Interview darüber, wie die REWE Group ein wichtiges Klimaziel erreicht hat und warum sie sich darauf nicht ausruht.
one: Herr Kabbe, die REWE Group hat ihr erstes Klimaziel – die Halbierung der Treibhausgasemissionen pro Quadratmeter Verkaufsfläche bis 2022 im Vergleich zu 2006 – bereits jetzt erfüllt. Wie konnte das erreicht werden?
Günther Kabbe: Es freut uns natürlich, dass unsere Maßnahmen Wirkung zeigen und wir das Klimaziel frühzeitig erreicht und sogar übertroffen haben. Wichtig dabei ist, dass das vorzeitige Erreichen des Klimaziels nicht durch die Pandemie bedingt ist, sondern durch die konsequente Umsetzung einer Reihe von Maßnahmen erreicht wurde. Dazu gehört zum Beispiel die Nutzung von zertifiziertem Grünstrom in allen Märkten, Baumärkten, Lägern und Reisebüros bereits seit 2008. Sehr wichtig sind aber auch unsere zahlreichen Maßnahmen zur Einsparung von Energie. „Sichtbar“ werden sie vor allem in den Green Buildings von REWE, PENNY und toom Baumarkt.
Aber auch in vielen weiteren Märkten wurden im Rahmen von Umbauten unter anderem energieeffiziente Geräte zur Kühlung und Beleuchtung eingebaut. Und nicht zu vergessen ist das konzernweite Energiemanagementsystem, welches seit 2008 gemeinsam mit unserer Unternehmenstochter EHA, der Energie-Handels-Gesellschaft, umgesetzt wird. Sie hat die Märkte und Läger mit Messstellen ausgestattet und so eine zentrale und zeitnahe Erfassung des Energieverbrauchs ermöglicht. Dadurch können wir Zusammenhänge zwischen Maßnahmen und Energieverbrauch gut nachvollziehen und neue wirkungsvolle Ansätze entwickeln.
one: Nach dem Erreichen des Klimaziels ist vor dem Erreichen eines neuen Klimaziels – wie geht es bei der REWE Group in Sachen Klimaschutz weiter?
Günther Kabbe: Zum einen haben wir den Bilanzrahmen deutlich ausgeweitet. Das bedeutet konkret, dass wir in der neuen Klima-Strategie künftig alle Länder berücksichtigen, in denen die REWE Group aktiv ist. Ein bedeutender Schritt in unseren Bemühungen zum Klimaschutz ist sicherlich unser neues übergeordnetes Klimaziel: Wir möchten als REWE Group bis zum Jahr 2040 auf Unternehmensebene klimaneutral werden. Das heißt nicht, dass wir dann keine Treibhausgase mehr emittieren – denn das ist faktisch gar nicht möglich –, sondern, dass die nicht vermeidbaren Restemissionen ab dann ausgeglichen werden.
one: Stichwort Greenwashing: Kritiker:innen bemängeln, Unternehmen würden häufig nur auf Kompensation statt messbare CO2-Reduktion auf Unternehmensebene setzen. Wie schätzen Sie den Vorwurf des „Ablasshandels“ ein?
Günther Kabbe: Für uns als REWE Group ist es zentral, dass sich unsere Bemühungen ganz klar auf die Vermeidung und Reduktion unserer absoluten CO2-Emissionen fokussieren. Ganz ohne Kompensationsmaßnahmen werden wir das Ziel der Klimaneutralität aber nicht erreichen können, da es immer unvermeidbare Restemissionen geben wird. Den Anteil der Kompensationsmaßnahmen halten wir aber so gering wie möglich.
Da das Zieljahr für die Klimaneutralität – 2040 – noch sehr weit entfernt ist, ist es wichtig, dass wir uns ein ambitioniertes, aber dennoch greifbares und messbares Zwischenziel setzen: Im ersten Schritt wollen wir die absoluten Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent gegenüber 2019 reduzieren. Hier werden zum einen die oben bereits angesprochenen Maßnahmen fortgesetzt, aber es wird zum anderen sicher noch technische Fortschritte in weiteren Bereichen wie zum Beispiel der Logistik geben – Stichwort alternative Antriebe bei LKW. Darüber hinaus werden sicherlich auch die rechtlichen Anforderungen durch den Gesetzgeber weiter zunehmen, um die nationalen Klimaziele zu erfüllen – das vergrößert wiederum unseren Handlungsrahmen für weitere Reduktionsmaßnahmen. Alles in allem werden wir also auch nach 2030 weiter daran arbeiten, Treibhausgase zu reduzieren. Denn dadurch sparen wir nicht nur Emissionen, sondern auch Kosten und Aufwand. Daher sehe ich den Vorwurf des Ablasshandels für die REWE Group hier ganz und gar nicht.
one: Welche Potenziale gibt es noch für weitere Energieeinsparungen?
Günther Kabbe: Das ist die Herausforderung: weitere Verbesserungen zu erreichen, wenn die großen Stellschrauben gedreht sind. Es gibt jedoch auch Felder, auf denen wir trotz guten Willens noch nicht sehr weit vorangekommen sind, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen.
Ein gutes Beispiel: die Logistik. Dank einer optimierten Tourenplanung und Fahrerschulungen haben wir den Energieverbrauch in den vergangenen Jahren zwar bereits deutlich gesenkt. Aber weitere nennenswerte Fortschritte sind nur mit alternativ angetriebenen LKW möglich. Doch die Industrie hat das Thema Elektro- beziehungsweise Wasserstoff-LKW erst sehr spät aufgegriffen. Es gibt daher noch keine ausgereiften und wettbewerbsfähigen Fahrzeuge.
one: Welchen Beitrag können wir als Händler zu einem bewussteren Konsum leisten?
Günther Kabbe: Wir müssen den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Verhaltensänderung leicht machen, indem wir ein attraktives Angebot an Produkten mit guter Klimabilanz bereithalten. Zum Beispiel zahlreiche Produkte aus der Region und viel saisonales Obst und Gemüse. Obendrein müssen wir einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Die Verbraucher sollten wissen, welche Auswirkungen für das Klima ihre Kaufentscheidungen haben. Mit dem PRO PLANET-Label geht die REWE Group einen ganzheitlichen Weg, Probleme in der Wertschöpfungskette zu analysieren und systematisch zu lösen, und fördert so den verantwortungsvollen Konsum auf breiter Ebene.
Wir setzen uns in der REWE Group seit über zehn Jahren ehrgeizige Klimaziele. Ein wichtiger Hebel beim Erreichen dieser Ziele ist der Einsatz regenerativer Energien. So haben wir bereits 2008 als erster Lebensmitteleinzelhändler unsere Märkte, Verwaltungsstandorte, Läger und Reisebüros in Deutschland flächendeckend auf zertifizierten Grünstrom aus erneuerbaren Energien wie Wasser, Wind und Solar umgestellt. Noch ressourcenschonender als Grünstrom ist allerdings jener Strom, der gar nicht erst verbraucht wird. Daher spielt Energieeffizienz bei allen unseren Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Bei der Stromversorgung all unserer Standorte in Deutschland setzen wir im Energiemanagement auf Monitoringsysteme, um den Energieverbrauch genau messen und kontinuierlich reduzieren zu können. Die größten Energie-Verbräuche entstehen bei der Kälteerzeugung und der Beleuchtung in den Märkten. Auch der Kraftstoff, der in der Logistik für den Transport der Waren anfällt, fällt ins Gewicht.
Unsere Maßnahmen zur Reduzierung unserer CO2-Emissionen zeigen Wirkung, Erfolge sind sichtbar – insbesondere beim Strom, der mit etwa 59 Prozent den größten Anteil am gesamten Energiebedarf ausmacht. Um rund elf Prozent konnte der Verbrauch je Quadratmeter Verkaufsfläche seit 2012 bereits gesenkt werden. Den wesentlichen Beitrag zu dieser Reduktion leisteten LED-Beleuchtung, eine energieeffizientere Kühlung und neue energieeffizientere Märkte. Die Grundlage für die Effizienzmaßnahmen bildet ein konzernweites Energiemanagementsystem, das seit 2008 gemeinsam mit der Hamburger Energie-Handels-Gesellschaft (EHA) umgesetzt wird, ein einhundertprozentiges Tochterunternehmen der REWE Group. In Deutschland und Österreich beliefert die EHA alle Standorte komplett mit einem Strommix aus 100 Prozent Grünstrom.
ich finde wir können auf die bisherigen Erfolge stolz sein. Dennoch ist es noch ein sehr langer Weg der gegangen werden muss.
Wir sollten auch nicht unser Vorlieferanten außer acht lassen und diese genau so in die Verantwortung nehmen, ihnen dabei aber unser bisheriges Knowhow zur Verfügung stellen.
Für die Logistik stellt sich für mich die Frage ob es nicht Sinn macht gezielt mit einem LKW-Hersteller einen "idealen" Liefer-LKW (BEV und/oder FCEV) zu entwickeln.
Auch bieten unsere Gebäude oft noch Ausbaupotential für PV-Anlagen (z.B. an den Ost-, Süd-, Westfassaden oder über den Parkflächen) zur Eigen-Stromherstellung und/oder Begrünungen zur CO2 Speicherung und Klimaverbesserung durch Flächenkühlung.
Es gäbe noch viele weitere Ideen (wie Carbon-Beton für Neubauten und ähnliches) die ich aufzählen könnte. Aber ich bin mir Sicher die Fachabteilungen haben auch viele schlaue Einfälle wie wir noch "Grüner" werden können.