Es ist unsichtbar. Es ist umweltfreundlich. Und es könnte dem Plastik-Recycling den entscheidenden Schub geben: Das Digitale Wasserzeichen, das auf der Produktverpackung die wichtigsten Infos zum Material und zur richtigen Entsorgung transportiert. Die REWE Group unterstützt jetzt die Initiative, die die Technologie in der Praxis erproben will.
Wir verbrauchen zu viele Verpackungen und produzieren zu viel Plastikmüll, das ist mittlerweile wahrscheinlich jedem Verbraucher bewusst – ebenso wie Industrie und Handel. Immer lauter werden die Rufe nach einer wirksamen Kreislaufwirtschaft: so wirtschaften also, dass keine neuen Abfälle entstehen und Ressourcen wieder und wieder verwendet werden. Jedoch stellt dabei unter anderem die Sortierung der Verpackungen eine große Herausforderungen dar, denn hochwertiges Recycling und höhere Rezyklat-Einsatzquoten lassen sich nur erreichen, wenn Verpackungsabfälle sortenrein getrennt werden. Die Initiative „Holy Grail 2.0“, an der die REWE Group als Gründungsmitglied seit Juli 2020 beteiligt ist, will dieses Problem nun mit einer neuartigen Technologie lösen: mithilfe von sogenannten Digitalen Wasserzeichen, in denen unter anderem Informationen zur Zusammensetzung der Verpackung hinterlegt sind.
Das durch den europäischen Markenverband (AIM) initiierte Pilotprojekt „HolyGrail 2.0“ hat zum Ziel, bessere Voraussetzungen für eine Kreislaufwirtschaft im Verpackungsbereich zu entwickeln. Mithilfe von digitalen Wasserzeichen auf Verpackungen soll eine verbesserte Sortierung und damit ein hochqualitatives und hochquantitatives Recycling ermöglicht werden. Die mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbaren Codes in der Größe einer Briefmarke werdenauf der ganzen Verpackung aufgetragen.
Unsichtbare Informationen auf der Verpackung
Sie speichern für die Sortierung entscheidende Informationen zur Verpackung wie die Art und Zusammensetzung der verwendeten Kunststoffe oder dem ursprünglich verpackten Produkt. Mit Hilfe einer hochauflösenden Kamera werden die Wasserzeichen auf der Verpackung in der Abfallsortieranlage dann erkannt, die hinterlegten Informationen können dekodiert und entsprechend der jeweiligen Attribute automatisch sortiert werden. Das Ergebnis: Bessere und genauere Sortierströme, die wiederum hochwertigere Rezyklate hervorbringen, von denen die gesamte Wertschöpfungskette profitiert.
Denn nach heutigem Stand werden zu wenig Kunststoff-Abfälle, etwa aus dem Gelben Sack, auch wirklich recycelt. Wertvolle Rohstoffe gehen verloren, weil Recyclingplastik in Deutschland immer noch sehr sparsam eingesetzt wird. Gerade einmal knapp 1,8 Millionen Tonnen des hierzulande verarbeiteten Kunststoffs waren Plastik-Rezyklat, das hat eine Studie der Chemie- und Entsorgungsindustrie 2017 gezeigt. Demnach lag der Anteil an neuem Kunststoff hingegen bei mehr als 12 Millionen Tonnen. „Es braucht höhere Recyclingquoten und auch die Möglichkeit das recycelte Material wiedereinzusetzen“, sagt Pia Schnück Funktionsbereichsleiterin Nachhaltigkeit Ware. „Das passiert heute leider noch in deutlich zu geringem Maße. Die Einsatzquote von Rezyklat, welches aus Post-Consumer-Abfällen, also vor allem aus Abfällen aus dem gelben Sack, gewonnen wird lag zuletzt bei nur ca. 6 Prozent.
Das Ziel: Bessere und genauere Sortierung
Verpackungen umweltfreundlicher zu gestalten, um ökologische Auswirkungen zu reduzieren und echte Kreislaufwirtschaft zu fördern – dafür setzt sich auch die REWE Group seit Jahren ein. Unter dem Motto „Vermeiden, verringern, verbessern“ werden insbesondere die Verpackungen stetig umweltfreundlicher gestaltet. Zu dem Prozess gehört aber eben auch die Sortierung von Verpackungsabfällen. Ein digitales Wasserzeichen könnte Abhilfe verschaffen, ist sich Pia Schnück sicher: „Die Technologie hat Potential, das Recycling durch deutlich bessere Sortierung spürbar zu optimieren, wodurch mehr Sekundärrohstoff im Markt zur Verfügung stünde“, so Pia Schnück. „Das schont nicht nur Ressourcen, sondern könnte auch einen Beitrag zur Erreichung unseres Recyclingziels leisten, indem Verpackungen, die bislang nicht recyclingfähig waren, künftig gegebenenfalls auch stofflich verwertet werden können.“
Innerhalb des Pilotprojektes „HolyGrail 2.0“ werden nun mehr als 85 Unternehmen und Organisationen aus der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette die digitale Technologie hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit untersuchen. Eine bessere Sortierung und qualitativ hochwertigere Recyclingraten für Verpackungen in der EU sollen eine effektive Kreislaufwirtschaft vorantreiben – die REWE Group ist bei diesem Prozess mittendrin, und nicht nur dabei.