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ArticleId: 3995magazineVon Recht zu Steuern und zurück: Mit Job Swop verschaffte sich die Hausjuristin Tatjana Pashchenko einen intensiven Einblick bei Pro Data. Dies kommt nun beiden Bereichen zugute. https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/a/5/csm_ts_standard_jobswop_441e40e254.jpg„Man kann davon nur profitieren“Job Swop
Tatjana Pashchenko
Job Swop
„Man kann davon nur profitieren“
von Bettina Rees

Von Recht zu Steuern und zurück: Dank Job Swop verschaffte sich die Hausjuristin Tatjana Pashchenko einen intensiven Einblick bei Pro Data. Dies kommt nun beiden Bereichen zugute. 

Im Frühling setzte Tatjana Pashchenko eine eher ungewöhnliche Idee kurzentschlossen um. Sie absolvierte bei der Pro Data GmbH ein dreieinhalbmonatiges Praktikum – und zwar parallel zu ihrer Tätigkeit als Senior Legal Counsel in der Konzernrechtsabteilung. Warum sie diese Initiative ergriff, wie sich dieser Job Swop genannte, befristete Einblick in eine andere Abteilung für sie gelohnt hat – und welche Tipps sie für interessierte Kolleg:innen hat, erzählt sie im one_Interview. 

one: Tatjana Pashchenko, wie kam es zu Ihrem Job Swop? 
Tatjana Pashchenko:
Ursprünglich wollte ich Friedrich Zimmermann, den Leiter Holding Steuern Konzern, als Referenten für unsere interne Rechtsakademie gewinnen, damit er uns Pro Data vorstellt, die in den letzten Jahren schnell gewachsen ist. Wir sitzen alle unter einem Dach, haben miteinander zu tun – und kennen uns trotzdem nicht sehr gut. Im Gespräch kam das Angebot, einen Job Swop im Steuerbereich zu machen. 

one: Wie haben Sie auf das Angebot reagiert? 
Tatjana Pashchenko:
Tatsächlich hatte ich schon ganz konkret darüber nachgedacht, allerdings nicht bei Pro Data, sondern bei meinen internen Mandanten, um deren operative Sicht, Zusammenhänge und Hintergründe besser zu verstehen. Zu meinen Mandanten gehören Konzerngesellschaften, wie REWE Markt, Toom oder Transport & Logistik. 

Die Steuerkolleg:innen gehören zwar nicht zu meinen Mandanten, aber wir haben eine Menge Gemeinsamkeiten und können viel voneinander lernen. Allerdings hatte ich ein paar Vorurteile gegenüber dem Steuerbereich, obwohl oder gerade weil ich ihn nicht kannte. Ich dachte, das sind ganz sicher trockene, langweilige Themen. Aber die meisten Prozesse im Konzern sind steuerrechtlich getrieben, es ist eine enorm wichtige Abteilung. Also habe ich mich auf dieses „Abenteuer“ eingelassen.  

Das ist Job Swop 

Mit dieser on-the-job-Maßnahme können Mitarbeitende unkompliziert Transparenz über mögliche weitere Aufgabenfelder erlangen, neue berufliche Perspektiven für sich finden und sich unternehmensintern besser vernetzen. 

Sie interessieren sich für Job Swop? Mehr Informationen erhalten Sie bei den Ansprechpartnerinnen im CoE-Talentmanagement, Anna Mili und Iris Nguyen und hier.

one: Wie ging es weiter? 
Tatjana Pashchenko:
Recht schnell, so bin ich halt. Ich sprach mit meinem Vorgesetzten Peter Bracken, der sofort meinte, das sei eine einmalige Gelegenheit. Wir hätten viele gemeinsame Projekte und Themen und ein Job Swop könne helfen, uns gegenseitig besser zu verstehen. Die Frage war nur noch, wann und wie.  

one: Dachten Sie an das klassische Job Swop-Prinzip, also an eine Art Vollzeitpraktikum? 
Tatjana Pashchenko:
Nein. Ich kam gar nicht auf die Idee, um eine Freistellung zu bitten. Wir sind sehr gut ausgelastet, es war für mich nicht vorstellbar, meine Arbeit durch die Kollegen auffangen zu lassen. Deshalb war klar, das muss parallel zu meinem Job laufen. Aber zwei Vollzeitjobs gleichzeitig, das geht natürlich nicht auf, daher haben wir eine Kompromisslösung gesucht.  

one: Wie sah Ihre Lösung aus?  
Tatjana Pashchenko:
Einige Tage pro Woche war ich in Präsenz im Steuerbereich. Das hat alles trotz Corona gut funktioniert, meine Ansprechpartner:innen waren ebenfalls vor Ort. In der restlichen Zeit habe ich mich um mein juristisches Tagesgeschäft gekümmert. Die Tage waren dann halt etwas länger... Wir haben je nach Bedarf und Situation immer eine gute Lösung gefunden.  

Ich glaube, dass das Ganze vor allem deswegen gut funktioniert hat, weil ich Rückendeckung hatte, sowohl von den internen Mandanten als auch von meinem Vorgesetzten. Mein Modell war also: Ich mache meine Arbeit parallel weiter, konzentriere mich aber auf das Wesentliche und sensibilisiere meine Mandanten für die Situation. Das war überhaupt kein Problem und stieß auf absolutes Verständnis. In besonders dringenden Fällen bekam ich Unterstützung von meinen Kollegen.  

one: Und wie waren die Absprachen mit dem Leiter Ihres „Gastgeber-Bereichs“? 
Tatjana Pashchenko:
Im Gespräch mit Friedrich Zimmermann ging es vor allem darum: was erwartet er, will er meine zeitlich volle, aktive Mitarbeit oder reicht ein Hineinschnuppern? Weitere wichtige Fragen, die wir uns gestellt haben, waren: wo sind die Überschneidungen, was macht Sinn, wovon profitieren alle am meisten. Wir haben dann zwei Abteilungen ausgesucht, in denen ich hauptsächlich eingesetzt war. Daraufhin habe ich mir einen Einarbeitungsplan erstellt. 

one: Worum ging es in Ihrem Einarbeitungsplan? 
Tatjana Pashchenko:
Es ging dabei um meine Motivation, Ziele und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung. Ich brauche solch eine Übersicht, das bedeutet für mich Struktur und Verbindlichkeit. Wichtig war: Der Plan sollte realistisch sein und in das Tagesgeschäft passen. 

„Steuerrecht war für mich ein Buch mit sieben Siegeln, ich hatte großen Respekt vor den Leuten“.“
Tatjana Pashchenko

one: Was ist noch wichtig für ein solches Unterfangen? 
Tatjana Pashchenko:
Die Planung ist das A und O. Und die gegenseitigen Erwartungen müssen passen. Denn ein solches „Praktikum“ muss sinnvoll sein.  

one: Wann ist es sinnvoll? 
Tatjana Pashchenko:
Wenn man Überschneidungen und Berührungspunkte hat, wenn eine Job Rotation die Zusammenarbeit verbessern kann. Und in unserem Fall sollte etwas für alle dabei herauskommen, sowohl für meine und für die Steuerabteilung als auch für meine Mandanten. 

one: Viel erfahren bedeutet viel fragen. Aber wer viel fragt, ist ja manchmal auch Sand im Getriebe und stört das Alltagsgeschäft. Wie war die Resonanz der Steuerkolleg:innen auf Ihre sicherlich vielen Fragen?  
Tatjana Pashchenko:
Das habe ich mich natürlich vorher auch gefragt. Steuerrecht war für mich ein Buch mit sieben Siegeln, ich hatte großen Respekt vor den Leuten bei Pro Data und fand ihr Wissen fast übermenschlich. Aber Friedrich Zimmermann war sicher, dass sich seine Mitarbeiter:innen über mich und mein Interesse freuen würden. Und tatsächlich haben mich alle richtig toll aufgenommen und sich viel Zeit genommen. Vielleicht hatte ich auch einen Exoten-Bonus, ich war ja die erste „Job Swopperin“. 

one: Und solch ein Interesse bedeutet ja auch Wertschätzung…  
Tatjana Pashchenko:
Genau. Sie haben mein Interesse an ihrer Arbeit und an den Menschen gespürt. Es war ein sehr warmer Empfang und eine richtig schöne Zeit, sie haben mich zu ihrem Stammtisch eingeladen und zum Abteilungssommerfest. Und ich habe schnell gemerkt: Steuerexpert:innen sind überhaupt nicht trocken…  

one: Sie konnten die Vorurteile also durch echte Begegnungen abbauen. Warum finden Sie es generell wichtig, solche Einblicke in andere Abteilungen zu gewinnen? 
Tatjana Pashchenko:
Man kann nur davon profitieren. Es ist zwar sinnvoll, je nach Aufgabenstellung, mit der Spezialistenbrille auf das Problem zu schauen. Aber wenn man interdisziplinär denkt, kann man gemeinsam schneller die optimale Lösung finden.  

„Die Zusammenarbeit ist nun spürbar besser, sowohl fachlich als auch menschlich“.“
Tatjana Pashchenko

one: Was hat es Ihnen noch gebracht? Wie ist die Zusammenarbeit jetzt? 
Tatjana Pashchenko:
Nach dreieinhalb Monaten Praktikum werde ich mein Steuerberaterexamen natürlich nicht bestehen, aber das war auch nicht mein Ziel. Mein Ziel war der fach- und bereichsübergreifende Austausch, sich zu vernetzen, Synergien zu schaffen und voneinander zu lernen. Und das hat geklappt. 

Die Zusammenarbeit zwischen Recht und Steuern ist nun spürbar besser, sowohl fachlich als auch menschlich. Man kennt sich. Wenn ich oder meine Mandanten ein Problem haben, dann weiß ich nun, wen ich frage. Die Antworten kommen schneller, es ist nicht mehr anonym. Das gilt natürlich auch umgekehrt. Recht und Steuern sind keine „Black Box“ füreinander.  

one: Abschließende Frage: Sie haben einen Vollzeitjob und Familie. Wie haben Sie den Job Swop geschafft, körperlich, privat und zeitlich? 
Tatjana Pashchenko:
Das hinterlässt tatsächlich Spuren. Es ist eine durchaus anstrengende und herausfordernde Zeit, und ist vor allem eine Frage der Organisation. Man darf nicht übertreiben und muss abends den Cut machen. Wenn ich das Gefühl hatte, mir raucht der Kopf, dann half mir mein Boot Camp und Joggen zum „Dampf ablassen“. Ich glaube, eine Affinität zu Sport hilft sowieso, denn das Ganze ist wirklich sportlich.  

Auch in meiner Familie blieb die Job Rotation natürlich nicht unbemerkt. Meine drei Söhne sind 18, 14 und 10 Jahre alt und absolut selbstständig. Aber ab und an kamen schon lustige Sprüche nach dem Motto: ,Du bist viel zu ruhig, Mama, was ist denn mit dir los?` Und ich habe sie ihrer Meinung nach zu wenig bekocht. Nun, dafür können sie inzwischen viele neue Gerichte selbst zubereiten.  

one: Ihr Tipp für alle, die nun motiviert zur Job Rotation sind? 
Tatjana Pashchenko:
Habt Mut, euch auf eine Entdeckungsreise zu begeben! Nach vielen Berufsjahren ist man in einer Komfortzone, aber wenn man diese verlässt, wird man mit neuen Erfahrungen und Einblicken belohnt.  

Dr. Tatjana Pashchenko

Die promovierte Volljuristin studierte in Bonn und Köln Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Handels- und Wirtschaftsrecht. Seit über vier Jahren ist sie als Syndikusrechtsanwältin in der Konzernrechtsabteilung, Bereich Operations und Litigation, zuständig für Zentralregulierung, Aufsichtsrecht, Transport und Logistik sowie Insolvenzrecht.

Tatjana Pashchenko ist verheiratet und hat drei Kinder. 

„Für mich ist Job Swop ein Puzzlestück zur besseren Vernetzung der Fachbereiche und zum weiteren Abbau von Silo-Strukturen. Obwohl Tatjana Pashchenko keinen steuerlichen Hintergrund hat, konnte sie bei uns sehr gut mitarbeiten und in verschiedenen Bereichen wertvollen Input liefern. Im Vordergrund stand aber, dass sie uns und wir auch die Rechtsabteilung besser kennen gelernt und eine super Basis für eine bessere Zusammenarbeit gelegt haben.“
Friedrich Zimmermann
Leiter Steuern Konzern REWE Group
„Ich begrüße es, wenn unsere Juristen und Juristinnen im Konzern mobil sind und dadurch die Beratungsqualität noch weiter gesteigert wird. Tatjana ist diesen Weg erfolgreich gegangen und ich hoffe, den interdisziplinären Austausch im Interesse der REWE Group weiter auszubauen.“
Volker Dürschlag
Leiter Recht und Compliance REWE Group
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