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© Warner Bros. GmbH
Lesedauer: 4 Minuten
Filme & Co. des Monats
Zeit für Satire
von Edda Bauer

Zwei Pandemie-Jahre hatte die Menschheit nun Zeit über sich und die Gesellschaft nachzudenken. Zwei Regisseure haben die Pause dazu genutzt, um an einer satirischen Sicht auf die Dinge zu arbeiten. Michael Bully Herbig hat sich dazu in „Tausend Zeilen“ den Fall des Reportagen-Fakers Claas Relotius zum Vorbild genommen. Der Schwede Ruben Östlund geht in seinem Goldenen-Palme-prämierten „Triangle of Sadness“ den Schönen und den Reichen ans Eingemachte. Und der britische Regisseur Danny Boyle schickt mit sechs Folgen „Pistol“ den Ironie-schwangeren Zeitgeist des Punks ins Rennen.

Kino 1
Tausend Zeilen

War es wirklich so, wie es in „Tausend Zeilen“ erzählt wird? Regisseur Michael Bully Herbig kann das herzlich egal sein, denn bei seiner filmischen Aufbereitung des Falls Relotius handelt es sich um einen Spielfilm, nicht um eine Dokumentation. Claas Relotius heißt hier Lars Bogenius, das Hochglanz-Magazin, dem er seine zu weiten Teilen erfundenen Reportagen verkauft, trägt den Titel „Chronik“, und Journalist Juan Romero (und nicht Mureno) kommt Bogenius auf die Schliche. Herbig hat sich die Freiheit genommen, aus diesem Medienskandal seine Art „Schtonk!“ zu machen.

Michael Bully Herbig

Man kennt den 1968 in München geborenen Michael Herbig als Komödianten und Erfinder der Pro7-Comedyshow „Bullyparade“. Man ehrte ihn mit unzähligen Filmpreisen als Regisseur der Show-Spin-offs „Der Schuh des Manitou“, „(T)Raumschiff Surprise“ und „Lissy und der wilde Kaiser“, die zudem Zuschauerrekorde im Kino brachen. Man schätzt ihn als Hauptdarsteller in Satiren wie „Zettl“ (Regie: Helmut Dietl) und „Hotel Lux“ (Regie: Leander Haußmann). Und als Ko-Autor, Inszenator und Produzent des Grenzdramas „Ballon“ wird er 2019 mit dem Friedenspreis des deutschen Films ausgezeichnet.

Filmgenre: Satire
Länge: 90 Minuten 
Regie: Michael Bully Herbig
Mit: Elyas M'Barek, Jonas Nay, Michael Ostrowski, Micheal Maertens, Jörg Hartmann
Altersfreigabe: ab 6
Verleih: Warner Bros. GmbH
Start: 29.9.2022

Kino 2
Triangle of Sadness

Wenn sich der amerikanische Kommunist und der russische Kapitalist Marx und Stalin um die Ohren hauen. Wenn für die Frau im Rollstuhl nach einem Schlaganfall buchstäblich alles „in den Wolken“ liegt. Wenn die schwere See aus den reichen Passagieren einer Luxus-Yacht arme Würstchen macht, und ein Schiffbruch aus der Putzkraft die Herrin über Feuer und Fressen, dann hat man vor sich auf der Leinwand den Gewinner der Goldenen Palme des diesjährigen Filmfestivals in Cannes. „Triangle of Sadness“ ist eine Gesellschaftssatire, deren Humor von Freud bis Monty Python reicht.

Ruben Östlund

„Triangle of Sadness“ ist ein satirischer Rundumschlag von Autor und Regisseur Ruben Östlund. Zuvor hat der 1974 auf der schwedisch Insel Styrsö geborene Filmemacher in „Höhere Gewalt“ (2014) schon die Geschlechterrollen ins Visier genommen, was ihm eine Nominierung als bester Auslandsfilm für den Oscar einbringt. 2017 ist in „The Square“ die gehobene Kunstszene Ziel seiner messerscharfen Beobachtungen, wofür er in Cannes seine erste Goldene Palme erhält. Treffsicher legt Östlund nun in „Triangle of Sadness“ den Finger in die offenen Wunden der Wohlstandgesellschaft.

Filmgenre: Satire
Länge: 149 Minuten 
Regie: Ruben Östlund
Mit: Harris Dickinson, Charlbi Dean Kriek, Dolly de Leon, Iris Berben, Sunnyi Melles
Altersfreigabe: ab 16
Verleih: Alamode
Ab: 13.10.2022

Streaming
Pistol

Wie war das denn nun eigentlich mit den „Sex Pistols“? Stellten sie 1975 mit ihrer rausgeschrienen Wut die Popwelt auf den Kopf? Oder waren sie lediglich musizierende Schaufensterpuppen der Modemacher Malcolm McLaren und Vivienne Westwood? Hat Bassist Sid Vicious seine Freundin Nancy umgebracht? Und war Sänger Johnny Rotten ein arroganter Intrigenspinner? Nach sechs dunkelbunten, schmutzig schrillen und schlicht genialen Folgen der britischen Serie „Pistols lautet die Antwort ganz eindeutig: vielleicht! Basierend auf den Memoiren von Sex Pistol-Gitarrist Steve Jones schufen Drehbuchautor Craig Pearce („Elvis“) und Regisseur Danny Boyle („Trainspotting“) ein Stück Punk-Zeitgeist.

Genre: Drama Serie
Länge: ca. 360 Minuten
Regie: Danny Boyle
Mit: Toby Wallace, Sydney Chandler, Christian Lees, Anson Boon, Maisie Williams
Altersfreigabe: ab 16
Kanal: Disney+
Seit: 28.9.2022

Tool
Stable Diffusion

Seit Langem schon wird von verschiedener Seite daran gearbeitet, ein Programm zu kreieren, das Text zu Bildern verarbeiten kann. Das Ziel ist nichts Geringeres als die Revolution der Illustration. „Stable Diffusion“ ist diesbezüglich nicht das erste Tool, aber das bisher beste und kreativste. Nicht nur Motive können über Text mittels künstlicher Intelligenz generiert werden, sondern auch Art und Stil. An den mit „Stable Diffusion“ geschaffenen Werken hat der Nutzer zudem vollständig die alleinigen Rechte, kann sie also öffentlich und privat einsetzen.

Art: Illustrations-Tool
Entwickler: Stability.ai
Vertrieb: Stability.ai
Erhältlich für: jede art Browser via dreamstudio.ai
Adresse: beta.dreamstudio.ai/dream

Rubriken:
Unterhaltung
Schlagwörter:
Kino
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