Immer wieder gerne wirft das Kino einen Blick ins provinzielle Hinterland, weil da zwischen Tradition und moderner Technik die Gefühle richtig hochkochen. Wie etwa im Kosovo, wo in „Hive“ eine junge Witwe es wagt, erst den Führerschein und sich dann sogar selbständig zu machen. Auf dem platten holsteinischen Land in „Mittagsstunde“ stößt ein Sohn beim Pflegen seiner Eltern gleich auf mehrere Familiengeheimnisse. Und wem das alles immer noch zu nah ist, der kann sich per DVD im atemberaubend schönen tibetischen Hochland auf die Lauer nach einem „Schneeleopard“ legen.
„Hive“ von der kosovarischen Regisseurin Blerta Basholli fußt auf einer wahren Story: Fahrijes (Yllka Gashi) Ehemann gilt seit einem Massaker 1999 in ihrem Dorf im Kosovo als vermisst. Mehr schlecht als recht hält sie seitdem ihre zwei Kinder und den Schwiegervater mit Honig aus eigener Imkerei aufrecht. Als sie von der UN das Angebot bekommt den Führerschein zu machen und eine eigene Firma zu gründen, greift sie zu. Sehr zum Missfallen der alten Männer im Dorf, die darin einen Bruch der Traditionen sehen.
Blerta Basholli
1983 in kosovarischen Pristina geboren, studierte Blerta Basholli nach ihrem Schulabschluss in New York an der Tisch School of the Arts Film. Ihr Spielfilmdebüt „Hive“ feierte auf dem Sundance Filmfestival in Utah seine Premiere und wurde als kosovarischer Beitrag für den besten Auslandsfilm beim Oscar eingereicht. Sie reiht sich damit ein in die Riege der international erfolgreichen Filmemacherinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien, zu denen auch die Nordmazedonierin Tamara Kotevska („Land des Honigs“) und die Bosnierin Jasmila Zbanics („Quo Vadis, Aida?“) zählen.
Filmgenre: Drama
Länge: 84 Minuten
Regie: Blerta Basholli
Mit: Yllka Gashi, Cun Lajci, Aurita Agushi, Cun Lajci, Kumrije Hoxha, Blerta Ismaili
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: jip film & verleih
Start: 8.9.2022
Ein Dorf, das langsam verschwindet. Eine Kneipe, der die Gäste wegsterben. Nach dem Roman von Dörte Hansen erzählt Regisseur Lars Jessen in „Mittagsstunde“ vom schleichenden Untergang von Kultur und plattdeutscher Sprache in der norddeutschen Provinz. Im Zentrum steht Ingwer Feddersen (Charly Hübner), der sich ein Jahr Pause von seinem Job an der Kieler Uni nimmt, um in Brinkebüll seine Eltern zu pflegen. In die Erinnerungen der drei an ihren „Dorfkrug“, einst feuchtfröhlicher Mittelpunkt der Gemeinde, mischt sich nach und nach mehr als ein Familiengeheimnis.
Lars Jessen
Schon in seinem Spielfilmdebüt aus dem Jahr 2005 wartet der 1969 in Kiel geborene Regisseur Lars Jessen mit einer Dorfkneipe auf. „Der Tag an dem Bobby Ewig starb“ ist zudem stark von seiner eigenen Biographie geprägt. Unter seinen Kinofilmen findet sich auch die Adaption von Rocko Schamonis holsteinischen Heimatroman „Dorfpunks“ (2009) und die Mockumentary „Fraktus“ (2012). Nach Abstechern ins TV-Film und -Serien- Geschäft – darunter auch vier „Tatort“-Folgen“ – kehrt Jessen auf der Leinwand mit „Mittagsstunde“ nun wieder zurück an eine norddeutsche Theke.
Filmgenre: Familiendrama
Länge: 120 Minuten
Regie: Lars Jessen
Mit: Charly Hübner, Lennard Conrad, Rainer Bock, Gro Swantje Kohlhof, Peter Franke
Altersfreigabe: o.A.
Verleih: Majestic
Ab: 22.9.2022
„Für mich ein Traum, für ihn eine Verabredung.“ Schriftsteller Sylvain Tesson und Wildlife-Fotograf Vincent Munier liegen auf der Lauer. Im Hochland von Tibet halten sie Ausschau nach einem der letzten Schneeleoparden, eine Spezies, die bekannt ist für ihr Einzelgängertum und gejagt wird für ihr grau gemustertes Fell.
Die Doku-Regisseurin Marie Amiguet hat beide auf ihrem Abenteuer begleitet und überließ es „Bad Seeds“-Musiker Warren Ellis ihre bewegten und bewegenden Bilder in Musik umzusetzen. Kongenial schweben die Klänge über Yaks, Bharats und Kauzen, was Ellis‘ Bandkollege und Freund im Finale gesanglich folgern lässt: „We are not alone“.
Genre: Tier-Doku
Länge: 92 Minuten
Regie: Marie Amiguet, Vincent Munier
Mit: Sylvain Tesson, Vincent Munier
Altersfreigabe: o. A.
Kaufen: MFA+ FilmDistribution
Seit: 2.9.2022
Magische Kreaturen sind immer noch schwer angesagt, egal ob in Buch, Film oder wie hier in einem Videogame. Die Elflinge in „The Wild at Heart“ sind zudem auch noch nützlich. Sie können Brücken bauen, Rätsel lösen, Hindernisse verschieben, Dinge sammeln, Elektrik reparieren, Angreifer abwehren, eben alles, was man so können muss, um zwei junge Ausreißer sicher durch den Wald zu lotsen. Wichtig ist es, immer genug und vor allem die passenden Elflinge zur Hand zu haben. Wer es auch noch freaking bunt und mild subversiv mag, ist mit diesem Indie-Game bestens bedient.
Art: Mystery, Abenteuer
Entwickler: Moonlight Kids
Vertrieb: Humble Games
Erhältlich für: Windows, macOS, Nintendo Switch, PS4, Xbox One, Xbox Series X/S
Adresse: moonlightkids.co/the-wild-at-heart