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ArticleId: 2631magazineKollegen in Krisensituationen schnell und diskret mit offenem Ohr und hilfreichen Adressen zu unterstützen und so ihre Arbeitskraft zu erhalten – das hat sich Sandro Lorenz zur Aufgabe gemacht. Er ist einer von über 200 LoS!-Multiplikatoren bei der REWE Group.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/d/5/csm_Neues_LoS_standard_teaser_1bee1c4faf.jpg„Ich scheue keinen Fall“LoS: Kollegen helfen Kollegen
LoS!-Multiplikatoren helfen Kollegen in persönlichen Krisensituationen. Symbolfoto - Foto: Getty Images/FG Trade
LoS!: Mitarbeiter helfen Mitarbeitern
„Ich scheue keinen Fall“
von Bettina Rees

Kollegen in Krisensituationen schnell und diskret mit offenem Ohr und hilfreichen Adressen zu unterstützen und so ihre Arbeitskraft zu erhalten – das hat sich REWE-Logistiker Sandro Lorenz zur Aufgabe gemacht. Er ist einer von über 200 LoS!-Multiplikatoren bei der REWE Group.

Ob Scheidung oder Schläge durch den Partner, der Verlust eines geliebten Menschen oder Verschuldung, Drogenmissbrauch oder Depression, eine pflegebedürftige Mutter oder andere private Sorgen: Persönliche Probleme überschatten immer auch unseren beruflichen Alltag. Die mögliche Folge: Unsere Arbeitsleistung sinkt – und zu der angespannten privaten Situation gesellt sich die Angst, einen schlechten Job zu machen. Dabei reicht manchmal schon ein offenes Ohr, ein praktischer Rat, eine hilfreiche Adresse.

„Meistens geht es um kleine Themen, wo ich zwischen Kollegen und Vorgesetzten vermittle und für gegenseitiges Verständnis werbe.“
Sandro Lorenz

Das alles haben die LoS!-Multiplikatoren für ihre REWE-Kollegen. LoS! steht für „Lebensphasenorientierte Selbsthilfekompetenz“, die Multiplikatoren sind ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Märkten, Verwaltung und Logistik, die Betroffenen helfen, Lösungen zu finden.

So wie Sandro Lorenz, Sachbearbeiter Reklamation, der sich am Logistikstandort Nossen als LoS!-Multiplikator engagiert: „Meistens geht es um kleine Themen, wo ich zwischen Kollegen und Vorgesetzten vermittle und für gegenseitiges Verständnis werbe. Meine Vorgesetzten sind sehr hilfsbereit und hören mich immer an. Es gibt aber immer wieder Fälle, die mehr Zeit kosten. Sucht ist in einem Lager ein großes Problem, da der Betroffene eine Gefahr für sich und die anderen darstellen kann. In einem Fall machte sich ein Kollege Sorgen um jemanden aus seinem Team. Da habe ich zum einen den Schichtführer, ohne Namen zu nennen, gebeten, achtsam zu sein. Ich selbst bin auf den Suchtkranken zugegangen und habe ihn indirekt angesprochen: ‚Du siehst müde aus, wenn Du mal reden möchtest …‘ Wie man solche Gesprächsangebote macht, habe ich auf einer der LoS!-Schulungen gelernt. Er nahm das Angebot an und kam zu mir.

„Man muss nervenstark sein und darf die Dinge nicht zu nah an sich heranlassen.“
Sandro Lorenz
Sandro Lorenz
Neben den Schulungen bekommen wir LoS!-Multiplikatoren Kontakte und Adressen für Anlaufstellen an die Hand. Ich habe also bei einer nahe gelegenen Suchtberatungsstelle angerufen und einen Termin vereinbart. Mitgegangen bin ich nicht, das hätte meine Kompetenzen überschritten. Aber ich habe mit dem Kollegen weitere Beratungstermine vereinbart, ihn gefragt, wie es gelaufen ist, wie es ihm geht. Denn am Anfang einer Sucht steckt ja immer ein größeres Problem.

Auch Pflege von engen Angehörigen ist ein wichtiges LoS!-Thema.: Ich schaue mit den Betroffenen, was ihnen zusteht, wo sie Auskünfte bekommen und rede mit ihrem Chef, ob sie für die kurzfristige Pflege Überstunden, Urlaub oder Arbeitszeitverkürzung wahrnehmen können.

Mit LoS! bin ich etwa eine Stunde pro Woche beschäftigt, je nach Fall auch mal mehr. Aber ich scheue mich vor keinem Fall. Man muss nervenstark sein, darf die Dinge nicht zu nah an sich heranlassen. Das lernt man auch in den Schulungen, wo man sich mit den anderen Multiplikatoren austauschen kann. Neulich hatte ich ein Thema von häuslicher Gewalt. Da habe ich die anderen gefragt: Wie soll ich damit umgehen? Bei uns in der Logistik fehlen leider weibliche Ansprechpartnerinnen. Aber ob Männer oder Frauen: Wir brauchen noch mehr LoS!-Multiplikatoren. In vielen Märkten und Lägern kennt man uns und unsere Arbeit gar nicht.“


Erste Hilfe für die Seele

Kollegen in kritischen Lebensphasen schnell und praktisch zu unterstützen und so ihre Arbeitskraft zu erhalten - das ist das Ziel von LoS! - „Lebensphasenorientierte Selbsthilfekompetenz“. Herzstück des Angebots der REWE Group sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich zu Ansprechpartnern für die Betroffenen schulen ließen.

Ein offenes Ohr und hilfreiche Adressen gehören zum Handwerkszeug der LoS!-Multiplikatoren. Foto: Getty Images/ shapecharge
Über 200 LoS!-Multiplikatorinnen und -Multiplikatoren, verteilt auf alle Geschäftsbereiche und Regionen der REWE Group, sind keine Supermänner oder Wonderwomen. Sie sind vielmehr engagierte Mitarbeiter mit einem sensibilisierten Blick für die Sorgen anderer. Viele von ihnen kennen ihre Kollegen bereits in ihrer Funktion als Betriebrat, Fachkraft für Arbeitssicherheit, Suchtpräventionsbeauftragte oder Schwerbehindertenvertretung. Andere haben im Umgang mit ihren Mitmenschen einfach ein „gutes Händchen“, ihnen vertrauten Kollegen bereits vor ihrer LoS!-Qualifizierung Sorgen und Nöte an.

Wer sich für ein Engagement als LoS!-Multiplikatorin oder Multiplikator interessiert, erhält von der REWE Group eine Basisschulung, viele Materialien und regelmäßige Weiterbildungs- und Austauschangebote. Zu den Materialien gehören die so genannten Handlungshilfen. Sie enthalten wertvolle Tipps, Adressen und weiterführende Hilfestellungen zu verschiedenen relevanten Krisenthemen, wie Trennung/Scheidung, finanzielle Probleme, Vorsorge und Schulden, Pflege von Angehörigen und Todesfälle. Neu sind die Themen häusliche Gewalt sowie sexualisierte Gewalt.

Nützliche Informationen

Sie möchten mehr wissen oder sich zur LoS!-Multiplikatorin, zum LoS!-Multikplikatoren ausbilden lassen?

Dann wenden Sie sich an Ihre Gesundheits- oder berufundfamilie (buf)-Experten. 

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