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Foto: Europäisches Parlament in Brüssel (Getty Images/ querbeet)
Verbandsarbeit bei der REWE Group
„Fakten sind unsere Währung“
von Anna Maria Meyer-Oldenburg und Julia Klotz

In den verschiedensten Verbänden setzen sich Mitarbeitende der REWE Group für die Interessen des Unternehmens ein. one erklärt, warum dieser Austausch auch der Politik nützt. So wie auch bei Thomas Nonn, der sich als IRE-Präsident für gute Rahmenbedingungen für Selbstständige einsetzt.

Die Deutschen sind Weltmeister, wenn es um Verbände und Vereine geht: Fast die Hälfte aller Bundesbürger sind darin organisiert – das sind über 40 Millionen Menschen. Kein Wunder, denn Verbände sind für eine funktionierende Gesellschaft sehr wichtig: Das Verbandswesen bildet die Gesellschaft ab, mit allen ihren Verschiedenheiten, Vorstellungen und Wünschen.Im Kern geht es darum, dass sich Menschen zusammenschließen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Um mehr zu erreichen, als sie allein könnten.

Das gilt nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Unternehmen wie die REWE Group. Ob in Gesprächen mit Vertretern aus der Politik, in Arbeitsgruppen oder auf Veranstaltungen: Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus den Vertriebslinien und Fachabteilungen repräsentieren im Rahmen ihrer eigentlichen Tätigkeit die REWE Group in verschiedensten Verbänden. Sie bringen dort ihre Expertise ein und setzen sich für die Interessen des Unternehmens und der Branche ein.

Selbstbewusst die REWE Group vertreten

So unterschiedlich Branchenverbände auch aufgestellt und ausgerichtet sind: Gemeinsam haben sie, dass sie Plattform und Sprachrohr für die gebündelten Interessen der Mitgliedsunternehmen gegenüber der Politik sind.

Wenn die REWE Group also Mitglied eines Verbandes ist, dann mit dem Ziel, frühzeitig relevante Informationen aus dem politischen Raum zu erhalten, um sich vorbereiten und gegebenenfalls proaktiv in die Diskussion einbringen zu können. Um mit einer lauteren Stimme auftreten zu können und von der Politik gehört zu werden, macht es außerdem oft Sinn, im Verbund zu kommunizieren. Verbände bieten hierfür die Plattform und den Austausch mit der Branche. Und nicht zuletzt ist die Interessenvertretung über Verbände im politischen System Deutschlands fest verankert. Seit Jahrzehnten hat sich die Verbandslandschaft etabliert und den Kontakt zur Politik gefestigt. Auf dieses Netzwerk können Mitglieder von Verbänden zurückgreifen und darauf aufbauen.

Dabei spielt Vertrauenswürdigkeit eine ausschlaggebende Rolle. „Eine Interessenvertretung, wie wir sie betreiben, ist überhaupt nichts Verwerfliches“, sagt Emilie Bourgoin, Leiterin der Public Affairs bei der REWE Group. „Als betroffenes Unternehmen bringen wir unsere Erfahrungen und Ideen in die Diskussion ein, so wie es auch NGOs, Verbände, Gewerkschaften oder eben Parteien tun. Dabei sind wir maximal transparent.“

Immer auf dem neusten Stand

Die für die Verbandsarbeit zuständigen Kolleg:innen haben stets die aktuellen Themen im Blick und tauschen sich mit politischen Stakeholdern aus. Sie fungieren als Bindeglied zwischen der internen Arbeit der REWE Group und wichtigen Akteuren der Außenwelt.

Dabei ist es Abwägungssache, ob ein politisch gesetztes Thema von der Group selbst angegangen oder der Weg über den Verband gewählt wird. Vertreten mehrere Mitgliedsunternehmen eine ähnliche Position zu einem bestimmten Thema, schließen sie sich – unter strikter Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen des Kartellrechts – auch mal zusammen, um eine konzentrierte Aktion zu schaffen. Selbst dann, wenn sie im Markt miteinander konkurrieren.

Das nützt auch den Politikerinnen und Politikern. „Als Unternehmen mit zwölf Millionen Kundenkontakten täglich allein in Deutschland haben wir für die Politik den Mehrwert, dass wir als Praxischeck für politische Vorhaben fungieren können“, sagt Bourgoin. Hierbei unterstützt das Public Affairs-Team die Fachkollegen mit seiner Expertise – ob in Verbandsgremien oder in politischen Gesprächen. „Dabei sind Fakten stets unsere Währung“, so Bourgoin. „Unsere Mandatsträger und wir sind auch deshalb glaubwürdig, weil wir unsere Argumente stets sehr transparent vorbringen, wir treffen keine Absprachen in Hinterzimmern. Wir vereinbaren auf dem offiziellen Weg Gespräche mit Abgeordneten und verzichten bewusst auf Hausausweise des Deutschen Bundestages.“

Emilie Bourgoin, Leiterin der Public Affairs bei der REWE Group So ist die REWE Group auf allen Ebenen bestens organisiert und eng vernetzt. Sie engagiert sich in Dachverbänden wie dem Handelsverband Deutschland (HDE) und in bestimmten Fachverbänden, wie beispielsweise beim Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA). Auf europäischer Ebene ist die REWE Group unter anderem bei EuroCommerce Mitglied. Außerdem ist sie in parteinahen Verbänden, wie dem Wirtschaftsrat der CDU oder dem SPD-Wirtschaftsforum vernetzt.


 

Die wichtigsten Verbände für die REWE Group

Die REWE Group bewegt sich in einem komplexen politischen Umfeld: Verschiedene Themen, Gremien, Institutionen und Ansprechpartner haben Einfluss auf den handelspolitischen Kosmos. Interessen- und Branchenverbände wurden von Handelsunternehmen gegründet, um Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, entsprechende Forderungen zu formulieren und schließlich politische Rahmenbedingungen für den Handel mitzugestalten. Entdecken Sie hier mit Klick auf das Logo eine Auswahl der Verbände, in denen die REWE Group Mitglied ist. Zusätzlich ist die REWE Group auch in ihren Auslandsmärkten in den relevanten Verbänden vertreten.

Wie funktioniert ein Verband?

Verbände verbinden, indem sie ihre Mitgliedsunternehmen auf gemeinsamen Ausschuss- und Gremiensitzungen versammeln – digital oder bei persönlichen Treffen. Nützlich ist diese Zusammenkunft, um geschäftsrelevante Informationen zu erhalten und die Kontakte zu den jeweiligen Themenverantwortlichen innerhalb des Verbandes zu pflegen. Hierfür bieten die von den Verbänden organsierten Veranstaltungen eine gute Möglichkeit. Neben den Mitgliedsunternehmen finden hier zahlreiche Stakeholder aus Politik und Gesellschaft zusammen. So werden Wege für einen produktiven Austausch geebnet.

Die interne Struktur unterscheidet sich von Verband zu Verband. Beim HDE gibt es beispielsweise neben dem Vorstand, dem Präsidium und der Hauptgeschäftsführung verschiedene Ausschüsse und Arbeitskreise. Bei diesen Ausschüssen werden Themen wie Arbeit, Energie- und Standortpolitik behandelt und diskutiert.

Für die Organisation der Sitzungen ist der jeweilige Verband verantwortlich. Ebenso gehört es zu seinen Aufgaben, die Mitglieder regelmäßig über die aktuellen Themen zu informieren. Den Vorsitz und den stellvertretenden Vorsitz übernehmen bei einer solchen Sitzung die Delegierten der Mitgliedsunternehmen. Über diesen Weg gestalten die Mitglieder aktiv das Agenda Setting des Verbandes mit.

Falls seitens eines Unternehmens der Wunsch besteht, ein gewisses Thema voranzutreiben oder den Verband dafür zu sensibilisieren, kann sich jedes Mitglied frei in den Dialog einbringen. Je nachdem wie groß ein Verband ist, sind die erste Ansprechpersonen entweder die Geschäftsführung oder Angestellte, die auf das Thema spezialisiert sind.

Thomas Nonn, Bereichsvorstand und Präsident des Independent Retail Europe
„So arbeiten, dass es allen Mitgliedern hilft“

one: Herr Nonn, Sie sind seit Oktober 2019 Präsident des Independent Retail Europe Verbandes. Wofür setzt sich der Verband ein?
Thomas Nonn: Independent Retail Europe vertritt Verbundgruppen selbständiger Einzelhändler und Verbände von Verbundgruppen im Food- und Non-Food-Bereich aus ganz Europa. Kurz gesagt, setzen wir uns auf politischer Ebene dafür ein, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Verbundgruppen und ihren angeschlossenen Händlern ein erfolgreiches Wirtschaften ermöglichen. Dazu gehört auch, fehlgeleitete Wahrnehmungen in der Politik zu korrigieren und Verständnis für die Arbeit von kooperierenden Geschäftsmodellen im Handel zu schaffen.

one: Wie tun Sie das konkret?
Thomas Nonn: Beispielsweise setzen wir uns bei den europäischen Institutionen für das Geschäftsmodell des selbstständigen Einzelhandels ein, damit die Wettbewerbsfähigkeit unserer Mitglieder nicht durch Maßnahmen und Rechtsvorschriften der EU gefährdet wird. Wir erleichtern Mitgliedern die Kontaktpflege mit Branchenkollegen und Politikern aus ganz Europa. Oft organisieren wir für unsere Mitglieder auch Gruppen- oder Einzelgespräche mit relevanten Entscheidungsträgern in Brüssel. Durch die Organisation oder Teilnahme an Veranstaltungen zu den für unsere Mitglieder wichtigen Themen – wie Unternehmertum, KMU-Strategie oder E-Commerce – tragen wir dazu bei, das Bewusstsein für die Interessen von Verbundgruppen und die wichtige Rolle, die sie am Markt spielen, zu stärken.

one: Zu den Mitgliedern des Verbandes zählen Unternehmen und Verbände aus mehr als zehn verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Handelsbranchen – vom französischen Lebensmittelhändler Intermarché über den schweizer Sportfachhändler Intersport bis hin zum deutschen Mittelstandsverbund ZGV. Wie findet man da eine gemeinsame Linie?
Thomas Nonn: Grundsätzlich eint alle Mitglieder das Interesse, den selbständigen Einzelhandel auf europäischer Ebene zu fördern. Aber natürlich ist es eine Herausforderung, in der Heterogenität ein gemeinsames Meinungsbild zu finden – erst recht auf europäischer Ebene mit den verschiedenen nationalen Interessen und Gesetzgebungen. Das macht aber die Verbandsarbeit auch so interessant und wertvoll, dass man stetig in einen intensiven Austausch miteinander geht. Um ein Beispiel zu nennen: Non-Food-Händler sind vom Thema E-Commerce noch viel mehr betroffen als Food-Händler, da gibt es logischerweise verschiedene Interessensschwerpunkte unter unseren Mitgliedern. Meine Aufgabe als Präsident ist es dann, eine gemeinsame Linie in diesen Punkten zu finden. Es geht immer darum, einen für alle tragfähigen Konsens zu erreichen.

„Für uns als REWE spielt auch die Außenwahrnehmung eine wichtige Rolle, und wenn man solche Positionen für die Gruppe übernimmt, wird diese dadurch gestärkt.“
Thomas Nonn
Bereichsvorstand und Präsident des Independent Retail Europe

one: Welche weiteren Aufgaben gehören noch zu Ihrem Amt?
Thomas Nonn: Als Präsident stehe ich hinsichtlich der Ausrichtung des Verbandes in engem Austausch mit den anderen Vorstandsmitgliedern und dem Brüsseler Sekretariat. Als Repräsentant des Verbandes stehe ich für die Politik auch als Ansprechpartner bei Fragen zur Verfügung. Zu Beginn der Pandemie war ich zum Beispiel zu einem Gespräch mit dem EU Kommissar Thierry Breton eingeladen, der sich zu Herausforderungen und möglichen Unterstützungsmaßnahmen für den selbständigen Einzelhandel austauschen wollte. Ich bin in so einem Fall das Sprachrohr für die Interessen, die der Verband für die Mitglieder vertritt.

one: Wie lässt sich dieses Amt mit Ihrer Managementfunktion bei REWE vereinen?
Thomas Nonn: Als Präsident verantworte ich die Vorbereitung und Durchführung unserer Boardmeetings sowie unserer Generalversammlung mit Jahreskonferenz. Darüber hinaus finden regelmäßige Videokonferenzen mit dem Brüsseler Sekretariat statt. Auch wenn dies mehr Zeit in Anspruch nimmt als eine reguläre Vorstandsmitgliedschaft, bietet das Amt gleichzeitig eine Chance. Für uns als REWE spielt auch die Außenwahrnehmung eine wichtige Rolle, und wenn man solche Positionen für die Gruppe übernimmt, wird diese dadurch gestärkt. Das ist ein Antreiber, mich zu engagieren. Der Zusammenhang mit meiner Tätigkeit bei REWE ist ansonsten sehr eng, weil ich den Themen Genossenschaft und Selbstständigkeit auch hier sehr verbunden bin und die Verbandsarbeit letztlich eine Facette davon ist. Ich bekomme wertvolle Unterstützung durch das Public Affairs Team in Köln und Brüssel und tausche mich regelmäßig mit den Kolleg:innen zu aktuellen politischen Entwicklungen aus. Es geht ja immer um Themen, die auch für unsere Kaufleute und uns als Genossenschaft wichtig sind.

„Das wichtigste ist, dass man in einem Verband so arbeitet, dass es möglichst allen Mitgliedern hilft. Wenn das gelingt, ist das der größte Erfolg.“
Thomas Nonn
Bereichsvorstand und Präsident des Independent Retail Europe

one: Die Corona-Pandemie hatte im vergangenen Jahr starke Auswirkungen auf den Handel. Haben Sie das in der Verbandsarbeit gespürt?
Thomas Nonn: Natürlich, wir wurden plötzlich mit ganz anderen Themen konfrontiert: Wie können wir die internationalen Lieferkette und Warenversorgung aufrecht halten? Wir stellen wir operatives Geschäft sicher? Welche finanziellen Hilfen werden benötigt? Der Fokus ging weg von den großen politischen und hin zu den tagesaktuellen Ereignissen. Und wir hatten international natürlich verschiedene Betroffenheiten in der Situation. Wir haben ja Mitglieder aus Schweden, Italien, Finnland, Frankreich und vielen anderen europäischen Ländern – mit jeweils anderen Herausforderungen.

one: Was war ihr bisher größer Erfolg in der Verbandsarbeit?
Thomas Nonn: Das wichtigste ist, dass man in einem Verband so arbeitet, dass es möglichst allen Mitgliedern hilft. Wenn das gelingt, ist das der größte Erfolg. Dabei darf man keine REWE-Interessen voranstellen. Insbesondere wenn man bedenkt, dass man als REWE-Vertreter mit vielen anderen Wettbewerbern an einem Tisch sitzt, weil es um Grundsatzfragen geht. Außerdem ist es an sich schon ein Erfolg, dass es uns gelungen ist, als REWE das Amt des Präsidenten ausüben zu dürfen Das ist eine große Anerkennung der REWE als Organisation, deren Repräsentant ich in diesem Fall sein darf.

one: Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen, die sich ebenfalls engagieren möchten?
Thomas Nonn: Ich würde immer den Kontakt über Public Affairs suchen und mich mit den Kolleginnen und Kollegen austauschen, wo meine Expertise hilfreich sein könnte. Denn das Public Affairs-Team hat den besten Überblick und kann die unterschiedlichen Engagements innerhalb der REWE Group koordinieren und fachlich unterstützen. Persönlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Verbandsarbeit schon anders ist als das, was wir aus dem operativen Geschäft kennen: Es gibt unheimlich viel Abstimmungsbedarf, man muss Kompromisse und einen Weg finden, der für alle Mitglieder gangbar ist. Aber die Arbeit lohnt sich.

Independent Retail Europe

Independent Retail Europe ist der europäische Dachverband der Verbundgruppen selbständiger Einzelhändler im Food- und Non-Food-Bereich. Mitglieder sind Verbundgruppen, Verbände von Verbundgruppen und Serviceorganisationen, darunter Conad, Edeka, Euronics, Expert, FCA, ICA, Intersport, Markant, REWE, Système U oder Spar.

Insgesamt vertritt Independent Retail Europe mehr als 380.000 Händler.

Mein Kommentar
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Kommentare
Rainer Langen
vor 3 Jahren und 7 Monaten

Ich glaube ja das heutzutage die großen Firmen über ihre Lobbyisten die Welt beherrschen und das ist nicht nur positiv, weil wenn das Geschäftsmodell kriselt, der Lobbyismus gern mal missbraucht wird

oder gleich zuständig für die Krise ist (Finanzkrise) !

Meiner Meinung nach liegt die Lösung im Denken dieser Firmen, weil das müßte demokratischer werden.

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