nach oben
nach oben
Angela de Sando im Gespräch mit Projekt-Gründer Hannes Schmid (Fotos: Angela de Sando, Smiling Gecko)
Hilfsprojekt in Kambodscha
Ein Leben zwischen Glamour und Müllhalden
von Angela de Sando

Seit 2019 unterstützt die DER Touristik Foundation das Projekt „Smiling Gecko“ in Kambodscha. Mit der Fördersumme von 50.000 Euro wird in den nächsten zwei Jahren die Ausbildung von jungen Kambodschanern in den Bereichen Service, Küche, Housekeeping und Tourismus unterstützt. Angela de Sando, Head of Communication der DER Touristik, nutzte einen Aufenthalt in Kambodscha um das Projekt zu besuchen und den Gründer zu treffen. Im Audio-Interview erzählt er von den Anfängen, Rückschlägen und Erfolgen.

Hannes Schmid, Gründer des Projektes „Smiling Gecko Kambodscha“, pendelt zwischen zwei Welten. In den 70er und 80er Jahren hat der Schweizer Fotograf alle großen Musikgrößen vor die Kamera bekommen und u.a. den Marlboro-Mann kreiert. Heute ist Smiling Gecko dank Gründer Hannes Schmid ein Vorzeigeprojekt und Beispiel für eine erfolgreiche, umfassende und nachhaltige Hilfe vor Ort Der 73-jährige ist auch heute noch weltweit als Fotokünstler und Maler bekannt und hat für seine Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Mit seiner Frau und seinen zwei Kindern könnte er ein komfortables und ruhiges Leben in Zürich führen. Stattdessen reist er mindestens einmal pro Monat nach Kambodscha und treibt dort mit Leidenschaft sein Herzensprojekt voran. Und immer wieder begibt er sich wochenlang dorthin, wo das Elend am Stärksten zu spüren ist – in die Slums auf den Müllhalden rund um die Hauptstadt Phnom Penh.

Eine Zufallsbegegnung in Thailand vor vielen Jahren veränderte sein und das Leben vieler kambodschanischer Familien. Das Schicksal eines bettelnden jungen Mädchens mit einem durch Säure verätzten Körper ließ ihn nicht mehr los. Von den Eltern in Kambodscha wurde es absichtlich verstümmelt und dann nach Thailand zum Betteln verkauft. Kein Einzelschicksal, wie Schmid nach vielen Recherchen erfahren musste. Mindestens 6.000 Kinder teilen dieses Leid – allein rund um Phnom Penh. Für 500 USD kaufte Hannes Schmid das Mädchen frei und ihm war klar, dass er helfen wollte.

Mit seinem eigenen Geld finanzierte er zu Beginn mehreren Hundert Kindern aus den Müll-Slums Schuluniformen und den Schulbesuch. Weil sie jedoch so stark nach Müllhalde rochen, wurden sie der Schule verwiesen. Schnell war klar, dass nur ein Leben außerhalb der Stadt eine positive Veränderung bringen kann. 2014 kaufte Schmid ein 10 Hektar großes Areal nördlich von Phnom Penh, auf dem arme Familien ihre eigene kleine Farm betreiben und damit ein eigenes Einkommen erwirtschaften konnten. „Wir wollen ein exemplarisches Modell einer funktionierenden, ländlichen Community schaffen, die nach einer Anlaufzeit autark funktioniert und den Menschen Bildung, menschenwürdige Arbeit und nachhaltige Einkommen sichert“, so Hannes Schmid. „Die Rücksiedelung aus den Slums auf das Land ist die einzige Chance für diese Familien“, sagt Schmid.

Mit viel Elan trieb Schmid seine Vision voran: Holzhäuser wurden gebaut, Schweine und Hühner angeschafft, Gemüsebeete angelegt. Rückschläge gab es natürlich auch: Alle Tiere verendeten, weil es die falsche Rasse war, für das Gemüse war die Bodenbeschaffenheit ungeeignet – die Familien hatten kein Einkommen und das Projekt drohte zu scheitern. Hochverschuldet, aber weiter hoch motiviert, konsultierte Schmid Agrarexperten aus der ganzen Welt und startete neu. Heute ist Smiling Gecko ein Vorzeigeprojekt und Beispiel für eine erfolgreiche und vor allem umfassende und nachhaltige Hilfe vor Ort. Hannes Schmid und seine Mitstreiter setzen dabei auf mehrere Säulen: Schule & Ausbildung, Landwirtschaft, Handwerk & Gewerbe und Tourismus. 2015 entstanden die ersten Gästehäuser für Touristen, um zusätzliche Einnahmequellen zu schaffen. Mittlerweile gibt es 17 komfortable Holzbungalows, einen Swimming-Pool, zwei Yoga-Pavillons, einen Spa-Bereich und ein Restaurant. 33 junge Kambodschaner erhalten hier im Moment eine Berufsausbildung im Bereich Gastronomie und Hotellerie.

Mit Hilfe von Agrarexperten aus der ganzen Welt entstand ein beachtliches Projekt

Seit 2017 betreibt Smiling Gecko auf dem Gelände einen Kindergarten und eine Grundschule. Derzeit lernen hier bereits mehr als 300 Kinder, in den kommenden Jahren sollen bis zu 1.000 Schüler von dem Projekt profitieren können. Eine Schreinerei, Fisch- und Hühnerzucht sowie eine Großküche bieten weitere Arbeits- und Ausbildungsplätze. Die Ausbildung wird jeweils von Fachkräften aus der Schweiz begleitet und folgt internationalen Standards im dualen System mit einer theoretischen und praktischen Ausbildung.

Mein Kommentar
Kommentieren
Auch interessant
Newsletter