Frisches Obst und Gemüse und ein Lebensmittel-Lieferservice? Für manche passt das nicht zusammen. Man müsse die Paprika doch selbst aussuchen, in die Hand nehmen können. Das Argument ist eines der ersten, die man zu Ohren bekommt, wenn es um die Frage von Erfolg und Misserfolg des Online-Handels mit frischen Lebensmitteln geht.
Besuch in Kelsterbach, mitten in einem Industriegebiet zwischen Frankfurt am Main und dem Rhein-Main-Flughafen. Den REWE Lieferservice muss man hier suchen. Wenig deutet an der Fassade der unscheinbaren Halle darauf hin, dass dort jeden Tag mehr Paprika und Gurken umgeschlagen werden, als freitags auf dem Kelsterbacher Wochenmarkt. Die Nachbarn: DB Cargo, FedEx und Co. Ein klassischer Logistik-Standort. Eingerahmt von den Autobahnen A3, A5 und A66, der Frankfurter Flughafen nur eine S-Bahn-Station entfernt und die kaufkräftigen Innenstädte von Frankfurt und Wiesbaden in Pendler-Distanz.
Ein „Super-Frische-Markt-Lager-Platz“
Betritt man das Gebäude, ist man schon mittendrin in einer Mischung aus Supermarkt ohne Kunden, bunter Markthalle, geräumigem Lager und Frischeparadies. Kurzum: Ein ziemlich großer, sehr betriebsamer Ort, mit rund 11.000 verschiedenen Produkten. Kommissionierer mit Scan-Geräten und Kommissionier-Wagen bewaffnet eilen durch die Gänge. Und an diesem Morgen in Kelsterbach haben die Kollegen sich spontan entschieden, die Woche mit guter Musik einzuläuten. Wo man auch hinkommt in dem rund 4.100 Quadratmeter großen Gebäude, schallt es aus den Lautsprechern. Elektronische Klängen zwischen Windeln, Getränkekisten und Ravioli – Latino-Hiphop im Frischfleisch-Kühlhaus. Nicht immer und nicht in jedem Fulfillment Center (FFC) von REWE Digital läuft Musik. Aber heute scheint es in Kelsterbach den Nerv der Belegschaft zu treffen. Die sogenannten Picker, die hier konzentriert, aber ganz offensichtlich gut gelaunt übergroße Wagen mit REWE-Papiertüten durch die Gänge schieben, sind flott unterwegs. Immer wieder bleiben sie kurz stehen, scannen etwa eine Packung Dinkel-Vollkorn-Nudel ab, packen sie in den Wagen und fahren zum nächsten Produkt. Fast, wie im normalen Supermarkt. Nur dass hier alles etwas größer ist, die Gänge breiter. Und niemand lange am Regal stehen bleibt, um sich von der Vielfalt inspirieren zu lassen.
Einer der Picker ist Celebi Sarier. Er hat heute Schicht im Obst- und Gemüsebereich. Das bedeutet für ihn zunächst: So schnell kommt er nicht ins Schwitzen. Bei 8 bis 15 Grad Celsius dürfte das trotz des hohen Tempos, in dem der 29-Jährige die Bestellungen der Online-Kunden aus dem Sortiment von 160 Obst- und Gemüse-Produkten zusammenstellt, zumindest schwierig werden.
Doch Tempo ist das eine. Das andere ist Qualität. Und die hat immer Vorrang. Dafür haben die REWE Digital-Manager die Kommissionierung der Produkte in einem exakten Prozess vorgegeben.
Kurze Wege, kurze Lagerzeiten: Das Obst und Gemüse, das im FFC Kelsterbach ankommt, wird morgens bis zehn Uhr aus dem regionalen Frischelager Raunheim angeliefert, keine zehn Kilometer weiter am Main entlang. Die meisten Äpfel, Bananen & Co. werden nur wenige Stunden später bereits in die Lieferfahrzeuge verladen und bis zur Wohnungstür der Kunden zugestellt.
Genaue Prognosen: Frische Waren werden exakt nach Bedarf bestellt. Dazu nutzen die Experten im Lager die REWE-Prognosesysteme. „Wir kennen die Bedürfnisse unserer Kunden sehr genau“, sagt Juliane Krink, Abteilungsleiterin Wareneingang.
Durchgehende Frische-Kontrolle: Bei der Anlieferung wird die Ware zum ersten Mal kontrolliert, bevor sie in den gekühlten Lagerbereich gebracht wird, wo sie auf ihren Picker wartet. Eigens geschulte Frische-Experten begutachten die Ware dort ein zweites Mal. Mindestens zwei Mal am Tag suchen sie nach Druckstellen im Apfel, faulen Trauben & Co. Nur, was 100 Prozent in Ordnung ist, wird freigegeben und kann im nächsten Schritt kommissioniert werden. „Die Picker müssen sich darauf verlassen können, dass nur einwandfreie Ware für sie bereitliegt“, sagt Juliane Krink.
Sichtkontrolle bei der Kommissionierung: Die Picker sind der verlängerte Arm der Kunden am Obstregal. Sie wiegen Äpfel ab, oder legen sorgfältig die bestellten Avocados ganz oben in die Tüte, um Druckstellen während des Transports zu vermeiden.
Perfekte Lagerbedingungen: "Die Kühlkette wird zu einhundert Prozent eingehalten", versichert Markus Prockl, Category Manager des REWE Lieferservice. Im Lager Kelsterbach gibt es bis zu sechs verschiedene Temperaturzonen. Raumtemperatur für den Kolo-Bereich, 8 bzw. 15 Grad für Obst und Gemüse, 1 Grad für frisches Fleisch und -22 Grad für Tiefgekühltes. Selbst in den Lieferfahrzeugen, die die fertig zusammengestellten Bestellungen dann nach Frankfurt und Umgebung fahren, gibt es aktive und passive Kühlverfahren, um einwandfreie Frische zu garantieren.