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Alexandra Richber in ihrem Markt in Neustadt/Hessen. I Fotos: Achim Bachhausen
Alexandra Richber
Bei REWE in guten Händen  
von Bettina Rees und Achim Bachhausen

„Du hast Abitur gemacht und lernst Verkäuferin?“ Diese Frage, Ausdruck ungläubigen Staunens, hat Alexandra Richber sich mehrfach anhören müssen. Sie ließ sich nicht beirren. Heute führt sie als selbstständige Kauffrau zwei REWE-Märkte.  

Ihren Werdegang bezeichnet Alexandra Richber als „klassische wie-es-sein-soll-Karriere“. Abitur, Minijob bei REWE, Abiturientenprogramm mit Ausbildung zur Kauffrau und im anschließenden Fernlehrgang Weiterbildung zur Handelsfachwirtin. Gleichzeitig nahm sie im Rahmen des Führungskräfte-Entwicklungsprogramms (FEP) „alle Nachwuchsprogramme mit, die es von der REWE gab.“   

Nachhaltig geprägt hat sie ihr Ausbildungsbetrieb, der REWE-Markt in Homberg-Ohm. Zu dessen Inhaber, REWE-Kaufmann Michael Fricke, pflegt sie bis heute ein vertrauensvoll-freundschaftliches Verhältnis. Anschließend sammelte Alexandra Richber reichlich Praxiserfahrung in mehreren REWE-Märkten, darunter eine Regie-Filiale.   

Prägende Erfahrung in kleinem Markt
„Das war ein ganz kleiner Laden, und da musstest du alles machen. Aber diese Erfahrung war wichtig, das empfehle ich jedem, denn eigentlich lernst du in kleinen Märkten das Arbeiten“, erinnert sich die Kauffrau. Generell sei es wertvoll, verschiedene Märkte und Kaufleute und damit auch unterschiedliche Führungskulturen kennenzulernen. Und auch die Erkenntnis, was man nicht möchte, kann die Entscheidung, welche Richtung die Karriere nehmen soll, beeinflussen. Bei Alexandra Richber war es ein Abstecher in den Außendienst. „Das war auf jeden Fall sehr spannend, aber gleichzeitig habe ich gemerkt, dass das nichts für mich ist. In der Zeit habe ich den Entschluss gefasst, in die Selbstständigkeit zu gehen.“ Als dann der REWE-Markt in Neustadt (Hessen) vakant wurde, bewarb sich Richber auf die Ausschreibung – mit Erfolg.  


Verantwortung für 90 Mitarbeitende
Neben dem Markt in Neustadt führt die 38-jährige einen weiteren im rund 15 Kilometer entfernten Alsfeld. Beide Märkte wurden vor kurzem binnen eines halben Jahres saniert beziehungsweise in einem anderen Gebäude neu eröffnet. Eine anspruchsvolle, herausfordernde Zeit. Aber, so Alexandra Richber: „Die größte Herausforderung ist heute, die Verantwortung für die 90 Mitarbeitenden zu tragen. Ich versuche, es jedem recht zu machen. Das ist nicht immer einfach, zum Beispiel bei der Personaleinsatzplanung.“   

Eine andere Herausfoderung ist der Umgang mit den Verbindlichkeiten, die mit dem Start in die Selbstständigkeit verbunden waren:„Gedanklich siehst du noch keine Ware in dem Laden stehen, und dann wachst du auf und hast auf einen Schlag Schulden. Damit muss man umgehen können. Das war für mich eine schwierige Entscheidung, denn ich bin eher der Sicherheitstyp.“   

Doch das Wissen, eine große Genossenschaft im Rücken zu haben, bestärkte sie in ihrem Entschluss, sich an ihren zweiten Markt zu wagen: „Durch meine Zeit im Außendienst wusste ich: Wenn du unverschuldet in eine Misslage gerätst, hast du immer noch die REWE als starken Partner an deiner Seite."

Was Alexandra Richber außerdem nicht missen möchte: ein Netzwerk an verständnisvollen Menschen, die das Geschäft kennen: „Kommunikation und Austausch finde ich für die tägliche Arbeit und auch für die Motivation äußerst wichtig. Mein Glück ist, dass mein Freund ebenfalls selbstständig ist und wir gegenseitig Verständnis füreinander haben. Anders würde das nicht funktionieren. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, abschalten zu können, was mir in der Freizeit und im Urlaub zum Glück recht gut gelingt. Ansonsten hole ich mir Entlastung durch meine Marktleiter-Assistent:innen, denn in zwei Märkten gleich oft präsent zu sein, das ist schon schwierig. Ich bin aber immer in meinen Märkten, denn ich möchte nah bei meinen Mitarbeitenden und Kund:innen sein. Wenn es einen kurzfristigen Personal-Engpass gibt, springe ich natürlich auch selbst ein. Ich glaube, das ist etwas, das meine Mitarbeitenden an mir schätzen: Dass ich kein Problem damit habe, mich notfalls auch mal fünf Stunden an die Kasse zu setzen. Das hat Vorrang, und dann muss die Arbeit im rückwärtigen Bereich auch schon mal liegen bleiben.”  

Kauffrauen in der Genossenschaft
„Immer gemacht, was ich für richtig halte“
Sie haben die REWE mitgeformt, auch in den Gremien der Genossenschaften bringen sie sich aktiv ein. Doch obwohl sie mindestens so erfolgreich sind wie ihre männlichen Kollegen, sind sie quantitativ in der Minderheit: die Kauffrauen der REWE. Woran das liegen könnte, haben wir Sylvia Stilleke und Kathrin Gödecke gefragt.
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Vorbildfunktion ist enorm wichtig

Die gelebte Vorbildfunktion sowie das aufrichtige Interesse an den Sorgen und Nöten ihrer Mitarbeitenden erhöhen die Akzeptanz der Chefin im Team – sicher ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt für die Akquise neuer Teamplayer. Im Vorstellungsgespräch spielt Alexandra Richber mit offenen Karten, insbesondere mit Blick auf die Arbeitszeiten zeigt sie sich rigoros: „Ich mache keine Experimente mehr. Schon bei der Vergabe von Praktikumsplätzen frage ich immer: Bist du dir wirklich sicher, dass du im Handel eine Ausbildung machen willst? Hast du Interesse, willst du das wirklich? Und dann zähle ich immer alles Negative auf. Wenn der oder die Interessierte dann noch sagt, ´Ja, ich kann mir das vorstellen´, passt es meistens.“  

Wenn sie sich für Beruf, für den LEH und für sich selbst etwas wünschen dürfte, dann dies: „Ich würde mir wünschen, dass unser Beruf in der Gesellschaft wieder mehr Anerkennung findet und das Image sich verbessert. Vielen ist ja gar nicht bekannt, wie vielfältig, abwechslungsreich und anspruchsvoll unsere Arbeit ist. Und mein nächstes persönliches Ziel ist, dass ich wieder einen Tag in der Woche frei nehmen kann, um Luft zu holen. In den letzten Monaten war daran nicht zu denken.“  

„Ich würde alles, was ich gemacht habe, genauso wieder machen. Ich bin mit der Entscheidung, mich selbstständig gemacht zu haben, nach wie vor d´accord.“
Alexandra Richber

Alexandra Richber zum Thema Frausein 
„Ich mache mir dazu keine Gedanken, auch nicht bei den Studienreisen für Kaufleute, an denen zum überwiegenden Teil männliche Kollegen teilnehmen. Mich stört das nicht, und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich in meiner Region oder von der Regionsleitung anders behandelt werde, weil ich eine Frau bin.“ 

Ein Jahr ohne Handzettel
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