Viel wurde darüber berichtet wie Familien mit der Schließung von Kindergärten und Schulen umgehen. Doch was ist eigentlich mit Auszubildenden? Wie beeinflusst die Coronakrise ihren Ausbildungsplan und ihren Arbeitsalltag? Was hat sich mit Corona verändert?
Eigentlich gar nicht so viel – zumindest wenn man Yannick Kirschen fragt. Der 21-Jährige macht eine Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung bei der REWE Systems. „Für mich hat sich im Vergleich zum Büro-Alltag nicht wirklich viel geändert. Ich habe auch schon vorher viel mit Kollegen via Teams telefoniert, da manche öfter im Homeoffice gearbeitet haben oder sogar in Spanien sitzen.“ Dazu kommt, dass bei der REWE Systems die Auszubildenden von Beginn an ins Team integriert sind. In der Praxis heißt das im Bereich Stammdatensysteme, „dass sie sich in ihrem Team täglich morgens kurz abstimmten, was bereits erledigt ist und was noch zu tun ist. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Auszubildenden lernen selbstständig und eigenverantwortlich im Team zu arbeiten“, ergänzt Daniel Herche, Ausbildungsbeauftragter des Bereichs Stammdatensysteme. „Zudem kennen wir Yannick schon länger, daher hatte sich bereits eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt.
„Mir fehlt das Mittagessen mit Kollegen“
Auch Daniel Herche rechnet damit, dass sich einige Neuerungen des Ausnahmezustands etablieren werden: „Ich glaube unser Unternehmen hat die Herausforderung gut gemeistert. Die Krise wirkt wie eine Lupe - im Guten wie im Schlechten. Stärken und Fähigkeiten, die uns auszeichnen treten in den Vordergrund. Gleichwohl werden auch die Arbeitsabläufe sichtbar, die wir noch verbessern können. Eine große Hilfe war Microsoft Teams. Es ist eine gute Alternative zu den Präsenz-Meetings und vereinfacht die Organisation von Terminen erheblich, weil die Raumsuche entfällt. Das schafft Flexibilität und ist schon fast zu einfach, denn inzwischen verbringen viele Kollegen sehr viel Zeit mit Teams-Konferenzen.“
Unterm Strich, so Lennart Eick, der seit Anfang April die Auszubildenden und die und Dual Studierenden der REWE Systems im Bereich Nachwuchskräfte HR-Kompetenzcenter Zentrale betreut, habe sich gezeigt, dass die REWE Group die Situation gut gemeistert habe. Das Team um Martina Jalloh im HR-Kompetencenter Zentrale hat trotz Corona die passenden Fachbereiche für den jeweiligen Einsatz der Azubis und Dual Studierenden gefunden. „Deshalb halten wir auch an unserer Planung fest und werden alle Stellen, die wir vor der Coronakrise eingeplant hatten, besetzen. Das ist unser Anspruch - selbst wenn wir im nächsten Ausbildungsjahr immer noch im Homeoffice sein sollten", ergänzt Lennart Eick.
„Vorteil Hausunterricht“
Was im IT-Bereich noch recht gut zu organisieren war, stellte Auszubildende im Handel und deren Betreuer vor Herausforderungen. Denn hier gehörten Teams und Homeoffice noch nicht zum Alltag. Zudem fiel der Start des Lockdowns genau auf den Tag, an dem es einen Wechsel in den Berufsschulblöcken gab.
Anfang Juli geht es für ihn zurück in die Zentrale, den Bereich Ware. Das war für Patrick Tluczykont, der die Auszubildenden im Bereich Nachwuchskräfte HR-Kompetenzcenter Zentrale betreut, entscheidend: „Wir sind froh, dass wir für alle Auszubilden einen Einsatzort gefunden haben. Dafür möchte ich mich besonders bei den Ausbildungsbeauftragten bedanken. Für die Zukunft haben wir dabei auch im Blick, bei den technischen Voraussetzungen nachzubessern.“
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Der erste Tag in einem neuen Unternehmen: Doch wie gestalten sich die ersten Wochen im neuen Job, wenn Bürogebäude aufgrund der Coronakrise fast leer sind und Homeoffice angesagt ist?„Glück im Unglück“
Was für Marvin Niklas Oberbach der erste Berufsschultag hätte sein sollen, war für Alicia Ayensa Lopez der letzte. „Ich hatte Glück im Unglück“, berichtet die 26-Jährige, die sich während der Prüfungsvorbereitung Zeit für ein kurzes Interview nimmt. „Unsere Berufsschule wurde am letzten Schultag geschlossen. So habe ich dort nichts verpasst. Allerdings fiel dadurch auch die individuelle Lernzeit für uns Prüflinge aus. Wir konnten zwar mit unseren Lehrern per Skype kommunizieren, aber das ist nicht dasselbe. Immerhin fand der hausinterne Unterricht bei der REWE Group statt. Das war eine große Hilfe.“
Das sieht die REWE Group genauso und plant eine Abschlussfeier, sagt Patrick Tluczykont: „Wir möchten Anfang nächsten Jahres mit allen Azubis ihren erfolgreichen Abschluss der Ausbildung feiern. Das haben sie verdient.“
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Die Coronakrise hat Arbeitsprozesse auf den Kopf gestellt. Kolleginnen und Kollegen berichten, was sie erlebt haben, was sie vermissen oder welche positiven Seiten sie der Situation abgewinnen können. Berichten auch Sie von Ihren Erfahrungen.Als die Fachhochschule ihre Pforten von einem Tag auf den anderen schließen musste, fand Carmen Dercks, Duale Studentin der Wirtschaftsinformatik, schnell einen Platz im Bereich SAP Frontend & Cloud Solutions.
„Im Grunde mussten wir nicht improvisieren, denn der Einarbeitungsplan existierte bereits und eine Praxisaufgabe war schnell gefunden“, so Janis Burbach. Und Carmen Dercks ergänzt: „Der Plan enthielt zudem viele anschauliche Tutorials mit Lösungen, die ich auch weitestgehend alleine bearbeiten konnte. Zudem war Janis bei Fragen immer schnell für mich erreichbar.“
Dass die REWE Systems hinsichtlich des Dualen Studiums gut strukturiert und auch auf nicht vorherzusehende Herausforderungen vorbereitet ist, sieht auch Mark Börner als großes Plus: „Ein klarer Ausbildungs- bzw. Einarbeitungsplan bekommt im Homeoffice eine noch stärkere Bedeutung.“
Zweitens war es das Bestreben, dass Carmen Dercks „zeitnah im Anschluss an die offizielle Einarbeitung eine Aufgabe bekam, die einen ganz praktischen Mehrwert für die Abteilung liefert“, so Mark Börner. „Da bei Carmen vom ersten Moment erkennbar war, dass Sie sehr engagiert, motiviert und selbständig arbeitet, war es einfach auf diesem Weg Wertschätzung mit praktischem Nutzen für uns zu verbinden.“
Daher hat sie bereits damit begonnen, eine App zur Unterstützung des Qualitätssicherungsprozesses zu programmieren. Die Applikation ermöglicht es den Kollegen der REWE Systems, eigenentwickelte Anwendungen zu dokumentieren, katalogisieren und über eine integrierte Checkliste sicherzustellen, dass Qualitätsstandards eingehalten werden. Dadurch soll es anderen Entwicklern auch möglich sein, sich schnell mit einer Anwendung vertraut zu machen.
Nebenbei musste Carmen Dercks während der Praxisphase noch vier Klausuren schreiben. Die wurden unter Corona-Bedingungen an mehreren Samstagen geschrieben, berichtet sie. „Grundsätzlich ist auch auf dem FH-Gelände das Tragen einer Maske Pflicht. Zudem bekamen wir im Vorfeld von der Fachhochschule einen Plan, auf dem jedem Studenten ein Raum und ein fester Sitzplatz zugewiesen wurde. Vor dem Gebäude wurde für jeden Prüfungsraum ein Wartebereich mit Abstandslinien markiert. Beim Betreten des Gebäudes, sprühte uns jemand reichlich Desinfektionsmittel auf die Hände. Erst dann durften wir hinein und den uns zugewiesenen Raum betreten. Am Platz selbst durften wir dann die Masken abnehmen.“ Ende Juni begann bereits die nächste Theoriephase. Die Vorlesungen werden jetzt online über Microsoft Teams abgehalten.