Von der Uni in den Supermarkt – das kennen viele Studierende von ihren Nebenjobs. Dass aus einem Nebenjob eine feste Ausbildung entsteht kommt ebenfalls vor. Celina Baers Weg ist dennoch ungewöhnlich. Die 23-Jährige hat ihr Lehramts-Studium abgebrochen und eine Ausbildung zur Fleischerin bei REWE begonnen. Mit one hat sie über ihre Entscheidung für die Fleischerei und gegen das Studium gesprochen.
Als Celina Baer vor fünf Jahren ihr Lehramts-Studium an der Universität zu Köln mit der Fächerkombination Spanisch und Geschichte begann, rechnete sie damit, heute Kindern und Jugendlichen den Zweiten Weltkrieg oder die spanische Grammatik näherzubringen. Was sie damals noch nicht wissen konnte: Fünf Jahre später steht sie nicht hinter einem Pult einem Klassenzimmer, sondern als angehende Fleischerin hinter einer gläsernen Theke im REWE Center in Köln-Weidenpesch.
„Hast du nicht mal darüber gedacht, eine Ausbildung zur Fleischerin zu machen?“
Im Sommer nächsten Jahres ist Celina Baer ausgebildete Fleischerin. Bei REWE zu bleiben, kann sie sich gut vorstellen. „Mein Job hier ist unglaublich vielseitig“, berichtet sie, „dass ich so lange als Aushilfe hier gearbeitet habe, hilft mir etwa im Kundenkontakt enorm.“ Was sie an ihrem Beruf stört, sind die weitverbreiteten Vorurteile, die über den Metzger oder die Metzgerin kursieren. „Viele denken dann immer an den großen, bärtigen Mann mit fettiger Schürze und Fleischerbeil in der Hand“, sagt sie. Auch in ihrem Jahrgang bestehe der überwiegende Teil der Auszubildenden aus Männern, ein paar Frauen seien aber auch darunter. „Wenn ich jemandem erzähle, dass ich Fleischerin werde, kriege ich oft zu hören, dass ich überhaupt nicht aussehen würde wie eine Fleischerin“, sagt Baer. An solchen Aussagen störe sie sich dann schon, schließlich gebe es keinen Prototyp Fleischerin.
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„Wir bekamen immer nur gesagt: Ihr macht Abitur, ihr geht dann studieren.“
Unter keinen Umständen würde sie das Fleischerbeil wieder gegen den Holzstuhl im Vorlesungssaal eintauschen, davon ist sie überzeugt. Die drei Jahre Studium sehe sie heute eher als verschwendete Zeit, auch wenn sie sich vor ihrer Umorientierung intensive Gedanken gemacht habe, ob sie ihr Studium wirklich abbrechen sollte. „Ich würde heute nicht mehr so lange darüber nachdenken, sondern es einfach machen“, erzählt sie, „aber das sage ich jetzt natürlich auch aus der Erfahrung heraus.“ Unentschlossenen Schülern und unglücklichen Studenten rät sie, eine handwerkliche Ausbildung nicht per se auszuschließen, nur weil der Wert einer solchen Ausbildung in der Schullaufbahn oft nicht vermittelt wurde. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber für mich ist die Fleischerei das perfekte Berufsfeld“, sagt sie lachend.