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© Zeitsprung Pictures/Wild Bunch Germany
Lesedauer: 4 Minuten
Filme & Co. des Monats
Poesie und Politik
von Edda Bauer

Wie bestellt, liefern Bildschirm und Leinwand im Oktober drei perfekte Beispiele dafür, wie nah Kultur und Politik beisammen liegen können. Mit dem Fall des österreichischen Rechtspopulisten HC Strache über „Die Ibiza Affäre“ tauchte der Party-Hit „We’re Going to Ibiza“ wieder aus der Versenkung auf. „Lieber Thomas“ ist nicht nur ein Gedicht im Kino, sondern auch eine gelungene Interpretation des Lebens von Schriftsteller Thomas Brasch. Und per Video on Demand liefert Sky Ticket in „Judas and the Black Messiah” die poetischen Reden des Black Panther Vorsitzenden Fred Hampton.

Streaming
Die Ibiza Affäre

© Sky Wenn es heißt, „die besten Drehbücher schreibt das Leben“, meint man selten Geschichten mit Oligarchen-Nichten, an die bei viel Wodka von einem Rechtsaußen-Politiker ein ganzes mitteleuropäisches Land verschachert wird. Fast jeder kennt Ausschnitte aus dem 2017 auf Ibiza heimlich mitgefilmten Video des österreichischen Spitzenpolitikers der FPÖ Heinz-Christian Strache und der reichen Russin. Wer dieses Treffen eingefädelt hat, und wie zwei Jahre später die deutsche Presse davon erfuhr, erzählt der Vierteiler „Die Ibiza Affäre“ – satirisch und hochspannend.

Nicholas Ofczarek

Die Rolle des Ibiza-Drahtziehers Julian H. ist Nicholas Ofczarek wie auf den Leib geschnitten. Der 1971 in Wien als Sohn eines Opernsängerpaars geborene Schauspieler ist vor allem im TV abonniert auf zwielichtige Gestalten. Das gilt besonders seit dem ORF-Achtteiler „Braunschlag“ (2012), in dem er als Diskobesitzer zusammen mit dem örtlichen Bürgermeister eine Marienerscheinung inszeniert. Mit „Braunschlag“-Komplize Robert Palfrader parodiert er sich zudem durch die Satire-Serien „Wir Staatskünstler“ und „Boesterreich“. Seit 2014 ist Ofczarek festes Ensemblemitglied des Burgtheaters.

Filmgenre: Politsatire
Länge: 4 x ca.45 Minuten
Regie: Christopher Schier
Mit: Nicholas Ofczarek, Andreas Lust, Julian Looman, Anna Groshkova
Altersfreigabe: o.A.
Ab: 21.10.2021 auf Sky Atlantic

Kino
Lieber Thomas

© Zeitsprung Pictures/Wild Bunch Germany Wer sich auf die Suche nach dem Schriftsteller Thomas Brasch macht, kommt an „Lieber Thomas“ nicht vorbei. Mehr szenische Interpretation von Braschs berühmtem Siebenzeiler „Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin“ denn Filmbiographie setzt Regisseur Andreas Kleinert den eher widerständigen als lieben Thomas in den Kontext seiner Zeit. Dabei lässt er die DDR der 60er und 70er Jahre auferstehen und die BRD der 80er und 90er. All das in feinstem Defa-Schwarzweiß und mit einer hochgradig engagierten Besetzung, die von Albrecht Schuch angeführt wird.

Albrecht Schuch

Der 1985 in Jena geborene Albrecht Schuch ist einer jener deutschen Ü30-Schauspieler, bei deren Rollen man nie genau weiß, ob man vor ihnen Angst haben soll, oder um sie. Schuch setzt das gewinnbringend ein, etwa als Krimineller in dem Dreiteiler „NSU: Mitten in Deutschland“ (2016) oder dem Zweiteiler „Gladbeck“ (2018). 2020 gewann Schuch als erster Schauspieler beide Deutsche Filmpreise als männlicher Darsteller: für seine Nebenrolle als Drogendealer Reinhold in „Berlin Alexanderplatz“ und für die Hauptrolle in dem Sozialdrama „Systemsprenger“.

Filmgenre: Filmbiographie
Länge: 150 Minuten
Regie: Andreas Kleinert
Mit: Albrecht Schuch, Jella Haase, Jörg Schüttauf, Anja Schneider, Joel Basman
Altersfreigabe: ab 16
Start: 4.11.2021 auf Netflix

VoD
Judas and the Black Messiah

© Sky Der Titel dieses sechsfach Oscar-nominierten Filmdramas ist Programm. Gemeint ist mit dem „schwarzen Messias“ der Bürgerrechtsaktivist Fred Hampton (Daniel Kaluuya), der in den 60er Jahren als Vorsitzender der Black Panther Partei zum Kampf für die Gleichberechtigung schwarzer Bürger in den USA aufrief. Judas und zentrale Figur dieser Filmbiographie ist jedoch Bill O’Neal (Lakeith Stanfield), ein schwarzer Kleinkrimineller, der von FBI als Spitzel in die BPP eingeschleust wird. Über den Polit-Krimi hinaus ist „Judas and the Black Messiah“ auch ein Denkmal für Hamptons Vision von der Emanzipation aller Hautfarben - und dem Verrat daran.

Genre: Drama
Länge: 126 Minuten
Regie: Shaka King
Mit: Daniel Kaluuya, Lakeith Stanfield, Jermaine Fowler, Martin Sheen, Jesse Plemons
Altersfreigabe: ab 12
Ab: 18.11.2021 auf Sky Ticket

Game
Omno

© Studio Inkyfox Die Entwicklung des Spiels „Omno“ ist fast ebenso spannend wie das Game selbst. Eigentlich wollte der Bielefelder Graphic Designer vor fünf Jahren nur ein bisschen üben, um in die Materie des Spieledesigns Einblick zu bekommen. Die Szenerien, Welten und Puzzles, die er dabei schuf, stießen auf so viel Zuspruch, dass er für die Fertigstellung von „Omno“ per Kickstarter Geld sammelte. Genügend, um nun ein Abenteuer präsentieren zu können, in dem die Spielenden Wüsten, Wälder im Wandel der Kulturen durchwandern können – gänzlich gewaltfrei.

Art: Abenteuer
Entwickler: Jonas Manke
Erhältlich für: Windows, PS4, XBoX
Adresse: playomno.com

Rubriken:
Unterhaltung
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