Filme & Co. des Monats
Liebe, Leid und Lobbyismus
Lesedauer: 3 Minuten
Thriller am Stück, und nicht geschnitten: Sebastian Schippers „Victoria“. Der Däne Anders Thomas Jensen sucht nach dem Missing Link zwischen „Men & Chicken“. Und Netflix‘ Frauenknast-Komödie „Orange Is the New Black“ macht aus harmlosen Zuschauern serielle Täter.
Kino 1
Victoria
Hat die Kamera die junge Spanierin Victoria einmal ins Auge gefasst, traut sie sich buchstäblich nicht mehr zu blinzeln. „Victoria“ ist ohne einen einzigen Schnitt gedreht. Kameramann Sturla Brandth Gröven wurde für diese herausragende Leistung bei der Berlinale 2015 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Zu dieser Leistung gehört es, dass man sie nicht sieht, weil das, was mit Victoria passiert - ihre Bekanntschaft mit vier Jungs, ihr Flirt mit dem einen, der Gefallen, dem sie einem anderen tut und der Banküberfall, der daraus resultiert -, viel zu spannend ist. (eb)Victoria
Sebastian Schipper
Wenn Sebastian Schipper nicht vor der Kamera steht, wie zuletzt neben Kim Basinger in „I am Here", dann sitzt er dahinter auf dem Regiestuhl. Bislang hat das der 1968 geborene Hannoveraner vier Mal getan: 1999 um aus Frank Giering, Florian Lukas, Antoine Monot Jr. und Julia Hummer „Absolute Giganten“ zu machen, 2006 um den stillen Daniel Brühl vom hyperaktiven Jürgen Vogel behaupten zu lassen, er wäre „Ein Freund von mir“, 2009 um mit Maria Bäumer und Milan Peschel Goethes „Wahlverwandtschaften“ „Mitte Ende August" neu erstehen zu lassen und 2014 für „Victoria“. (eb)
Filmgenre: Drama
Filmlänge: 139 Minuten
Regie: Sebastian Schipper
Darsteller: Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Senator
Kinostart: 11.6.2015
Kino 2
Men & Chicken
Es ist was faul im Staate Dänemark und ganz speziell in ihrer engsten Familie, stellen die ungleichen Brüder Gabriel und Elias nach dem Ableben ihres Vaters fest. Zum einen erfahren sie, dass der Verblichene gar nicht ihr Vater war, zum anderen lebt der echte, uralte Vater auf einer winzigen Insel, wo er von drei unfassbar gewalttätigen Söhnen bewacht wird. Weil man sich die bucklige Verwandtschaft aber nicht aussuchen kann, sind Gabriel und Elias fest entschlossen, der Hasenscharte, die alle fünf verbindet, auf den Grund zu gehen. (eb)Men & Chicken
Anders Thomas Jensen
Als man 2003 den gerademal 31-jährigen Anders Thomas Jensen mit dem Bodil, dem dänischen Oscar, für seine Verdienste um den dänischen Film ehrte, war das etwas verfrüht. Zwar hatte er bis dahin schon rund 20 Drehbücher geschrieben und 2000 mit „Blinkende Lichter“ eine kultisch verehrte Komödie inszeniert, doch seine größten Erfolge standen ihm noch bevor. Darunter etwa als Autor von Susanne Biers Filmen „Zwischen Brüdern“, „Nach der Hochzeit“, „In einer besseren Welt“ und „Zweite Chance“ und als Regisseur der Film-Moritaten „Dänische Delikatessen“ und „Adams Äpfel“. (eb)
Filmgenre: Komödie
Filmlänge: 104 Minuten
Regie: Anders Thomas Jensen
Darsteller: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, David Dencik, Nicolas Bro, Sören Malling
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: DCM
Kinostart: 2.7.2015
DVD
Orange Is the New Black
Die Frauenknast-Serie „Orange Is the New Black“ ist eines der drei Flaggschiffe (neben „House of Cards“ und „Lilyhammer“), das den US-Web-Kanal Netflix 2013 zum Global Player machte. Und das zu Recht, denn statt auf den sonst Genre-üblichen Brachialhumor (wie etwa bei der RTL-Serie „Hinter Gittern“) setzt "OINB" auf geschliffene Dialoge, Selbstironie und lesbische Sexualität der unverklemmten Art. Dass die Geschichte der frisch (mit einem Mann) verlobten New Yorker Managerin, die wegen eines lang zurückliegenden Drogendelikts im Gefängnis landet, wo sie ihre große (weibliche) Liebe wiedertrifft, auf einer wahren Begebenheit basiert, trägt zum Unterhaltungswert obendrein bei. (eb)Orange Is the New Black
Filmgenre: Komödie
Filmlänge: ca. 700 Minuten
Regie: Andrew McCarthy, Uta Briesewitz, Jodie Foster, u.a.
Darsteller: Taylor Schilling, Laura Prepon, Kate Mulgrew, Jason Biggs, Natasha Lyonne, Michelle Hurst
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment Germany
Im Handel ab: 25.6.2015
Internet
ZDFLobbyradar
ZDFLobbyradar
Zynische Zungen bezeichnen den Lobbyismus gerne als fünfte Macht im Staat. Tatsächlich gehört die zweckgebundene Beeinflussung von einzelnen Politikern oder auch der breiten Öffentlichkeit zu den Hauptaufgaben eines Lobbyisten. Nicht immer muss das eine schlechte Sache sein. Dennoch wundert man sich oft, wer mit wem unter einer Lobbydecke steckt. Eben dafür hat die heute.de-Redaktion zusammen mit dem MIZ in Babelsberg ein Browser Add-On
entwickelt, das beim Surfen über deutsche Seiten per Klick die Verbindungen von Politikern und diversen Organisationen aufdeckt. (eb)
Art: Add-On/Browser-Erweiterung
Erhältlich für: Firefox, Chrome, Safari
Download: lobbyradar.de
Art: Add-On/Browser-Erweiterung
Erhältlich für: Firefox, Chrome, Safari
Download: lobbyradar.de
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