Noch immer sprießen Autokinos aus dem Boden, die Freiluft-Kinos fahren ihre Leinwände aus und in neun von 16 Bundesländern flimmert es mit Sicherheitsabstand auch wieder in vielen Sälen. Wie schon vor dem Lockdown finden sich die wahren Filmperlen vor allem in den kleinen Arthäusern, darunter die grölend schrille Literaturverfilmung „Nationalstraße“ mit den leisen Untertönen. Oder auch Christian Petzolds Neuinterpretation eines Märchens aus uralten Zeiten, „Undine“, mit der bezaubernden Paula Beer.
Vandam ist ein Schläger und Kampftrinker, der sich in seiner Freizeit durch die tschechische Landkarten und einen Berg Romane gräbt. Seit der Samtenen Revolution 1989 – dem gewaltlosen Systemwechsel in der Tschechoslowakei - geht er keiner geregelten Arbeit nach. Umso mehr Zeit hat er für seine stille Liebe zu Lucka, der Wirtin seiner Stammkneipe. Doch Vandams Idylle wird durch die anstehende Gentrifizierung in seinem Viertel bedroht. „Nationalstraße“ ist ein cineastisches Charakterstück vom Feinsten, das sich ohne Schwierigkeiten von der Prager Vorstadt auf ganz Europa hochrechnen lässt.
Jaroslav Rudiš
Dass Jaroslav Rudiš Germanistik, Geschichte und Journalistik studiert hat, merkt man seinen Büchern an. Auch wenn der 1972 im tschechischen Turnov geborene Autor vorwiegend in seiner Muttersprache schreibt, geht es in seinen Romanen oft um die mittel- und osteuropäische Historie, die er seine nahezu dokumentarisch beschriebenen Figuren erleben lässt. Davon zeugen sein Erstlingsroman „Himmel unter Berlin“ (2002) ebenso wie „Nationalstraße“ (2013), das verfilmte Comicbuch „Alois Nebel“ (2008) und auch sein jüngster, erstmals in Deutsch verfasster Roman „Winterbergs letzte Reise“ (2019).
Filmgenre: Satiredrama
Filmlänge: 91 Minuten
Regie: Štěpán Altrichter
Mit: Hynek Čermák, Kateřina Janečková, Jan Cina, Václav Neužil
Altersfreigabe: ab 16
Verleih: 42film
Kinostart: 11.06.2020
Zum Auftakt von „Undine“ hält Regisseur Christian Petzold („Transit“, 2018) mehrere Minuten die Kamera auf Paula Beers Augen, in denen sich Unglauben, Begreifen, Trauer, Wut und Entschlossenheit widerspiegeln. Sie werden im Folgenden zu den Säulen einer Handlung, die fast unbemerkt märchenhafte Züge annimmt. Seine typische Mischung aus Kälte und Zerbrechlichkeit, die schon Nina Hoss in „Barbara“ (2012) und „Yella“ (2006) verkörperte, setzt Petzold in „Undine“ mit Paula Beer und Franz Rogowski zu einer Art „German Magic“ zusammen.
Paula Beer
Mit gerade mal 25 Jahren gehört die in Mainz geborene Paula Beer zu den großen Stars des deutschen Films. Davon zeugt u.a. der silberne Bär der diesjährigen Berliner Filmfestspiele für ihre Titelrolle in „Undine“. 2018 sah man sie in der weiblichen Hauptrolle der Oscar-nominierten Künstlerbiografie „Werk ohne Autor“, aber auch zum ersten Mal an der Seite von Franz Rogowski in Petzolds Fluchtdrama „Transit“. Zudem steht Beer seit zwei Staffeln im Mittelpunkt des seriellen Finanz-Thrillers „Bad Banks“.
Filmgenre: Drama
Filmlänge: 90 Minuten
Regie: Christian Petzold
Mit: Paula Beer, Franz Rogowski, Jacob Matschenz,
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Piffl Medien
Kinostart: 02.07.2020
Die Drogengeschäfte der kalabrischen `Ndrangheta als praktisches Beispiel für den Schmetterlingseffekt herzunehmen, ist ein genialer Kniff. Gelungen ist er dem neapolitanischen Autor Roberto Saviano, („Gomorrha“, „Paranza“). In seinem Roman „ZeroZeroZero“ ist es der Alt-Pate Don Minu, der sich mit fünf Tonnen Kokain zum Vorzugspreis bei seinen Geschäftspartnern einen festen Stand erkaufen will. Sein in Italien gefasster Plan löst in Mexiko Mord und Totschlag aus. Verteilt auf acht Folgen und drei Kontinenten, gedreht in vier Sprachen ist „ZeroZeroZero“ eine Serie mit buchstäblich unvorhersehbarem Plot und umso spannenderer Story.
Genre: Mafiadrama
Länge: 439 Minuten
Autor: Roberto Saviano
Darsteller: Andrea Riseborough, Guiseppe De Domenico, Dane DeHaan, Harold Torres
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: Studiocanal
Im Handel ab: 07.05.2020
Am Anfang steigt weißer Rauch auf. Kurz darauf sollte man sich schon einen Namen überlegen, denn schließlich wurde man gerade zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Ab jetzt heißt es segnen, reisen und die größte Religionsgemeinschaft der Welt im dritten Jahrtausend ankommen lassen. Alles, was es dazu braucht, ist ein Entscheidungsgewalt, Gespür für Diplomatie und ein Windows-fähiges Endgerät.
Der „Pope Simulator“ ist genau das richtige Game für Leute, die schon via Bildschirm Bauer und Pilot waren, oder mit dem Müll-Laster durch Innenstädte gekurvt sind.
Art: Simulation/Strategie
Erhältlich für: Windows (ab 7)
Entwickler/Herausgeber: Majda Games/Ultimate Games S.A.
Adresse:store.steampowered.com/app/1221260/Pope_Simulator/