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22.01.2020
Praxistipps von Kaufleuten
Klimaschutz beginnt im Kopf
22.01.2020
#Klimahacks der Belegschaft
In kleinen Schritten viel bewegen
ArticleId: 2562magazineBei ihren Klimazielen ist die REWE Group auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Nachhaltigkeits-Manager Dr. Günther Kabbe erklärt, wo noch Potenziale stecken. Außerdem: Wo der Grünstrom für die REWE Group herkommt.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/a/6/csm_TT_01_07_Klima_REWE-one-teaser-standard_8fc27ff5ae.png„Keiner kann sich aus der Verantwortung stehlen“Klimaziele der REWE Group
Nachhaltigkeitsmanager Günther Kabbe zu den Klimazielen der REWE Group
„Keiner kann sich aus der Verantwortung stehlen“
von Stefan Weber & Julia Klotz

Bei ihren Klimazielen ist die REWE Group auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel. An welchen Stellschrauben haben wir bereits gedreht, wo stecken noch Potenziale – und kann die REWE Group irgendwann klimaneutral wirtschaften? Das erklärt Nachhaltigkeits-Manager Dr. Günther Kabbe. Außerdem: Wo der Grünstrom für die REWE Group herkommt.

Dr. Günther Kabbe, Funktionsbereichsleiter Umwelt und Nachhaltigkeitscontrolling bei der REWE Group
one: Herr Kabbe, wer ist in erster Linie gefordert, wenn die Klimawende gelingen soll? Politik, Wirtschaft oder Bürger? 
Günther Kabbe: Keiner kann sich aus der Verantwortung stehlen. Alle müssen mit anpacken. Die Politik muss den Rahmen vorgeben, etwa indem sie möglichst wirkungsvolle Anforderungen formuliert. Wirtschaft und Industrie müssen klimafreundliche Alternativen entwickeln und wir Verbraucher müssen unser Verhalten umstellen, statt immer nur zu fordern: Lass die anderen vorangehen. Oder Subventionen von der Politik zu fordern.

one: Welchen Beitrag leistet die REWE Group zum Klimaschutz?
Günther Kabbe: Wir haben bereits 2008 vollständig auf Grünstrom umgestellt und im Jahr darauf erstmals ehrgeizige Klimaziele formuliert, die im Jahr 2013 noch einmal nachgeschärft wurden. Zwischenzeitlich fiel der Entschluss, künftig alle Neubauprojekte in Deutschland nach dem Green Building-Konzept umzusetzen. Seitdem haben wir viel erreicht. Im Jahr 2018 waren die spezifischen Treibhausemissionen pro Quadratmeter Verkaufsfläche um 43 Prozent niedriger als 2006. Bis 2022 soll die Einsparung 50 Prozent betragen.

one: An welchen Stellschrauben wurde gedreht, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren?
Günther Kabbe: Gut die Hälfte der Treibhausgasemissionen der REWE Group steht in Zusammenhang mit dem Stromverbrauch in Märkten, Lagern und Verwaltungsgebäuden. Somit ist hier ein großer Hebel für Einsparungen. Große Effizienzgewinne haben wir beispielsweise mit der Verglasung von Kühlregalen, klimafreundlichen Kältemitteln und der Umstellung auf LED-Beleuchtung erzielt. Darüber hinaus tragen aber auch unsere Aktivitäten zur Reduzierung von Verpackungen und gegen Food Waste zum Klimaschutz bei.

„Die Industrie hat das Thema Elektro-LKW verschlafen. Es gibt noch keine geeigneten Fahrzeuge.“
Günther Kabbe

one: Noch einmal zurück zum Thema Energie: Gibt es da noch Potential für weitere Energieeinsparungen?
Günther Kabbe: Das ist die Herausforderung: weitere Verbesserungen zu erreichen, wenn die großen Stellschrauben gedreht sind. Es gibt jedoch auch Felder, auf denen wir trotz guten Willens noch nicht sehr weit vorangekommen sind, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen.

one: Wo zum Beispiel?
Günther Kabbe:
In der Logistik. Dank einer optimierten Tourenplanung und Fahrerschulungen haben wir den Energieverbrauch in den vergangenen Jahren zwar bereits deutlich gesenkt. Aber weitere nennenswerte Fortschritte sind nur mit alternativ angetriebenen LKW möglich. Doch die Industrie hat das Thema Elektro- bzw. Gas-LKW verschlafen. Es gibt noch keine geeigneten Fahrzeuge.

one: Wird die REWE Group irgendwann klimaneutral agieren können?
Günther Kabbe:
Wir sind gerade dabei, unser Klimaziel zu überarbeiten. Verglichen mit 2006 haben wir trotz Wachstum aktuell knapp 15 Prozent der absoluten Treibhausgasemissionen eingespart. Der Weg zu Klimaneutralität führt über zwei Etappen: Zunächst geht es darum, die selbst verursachten Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Wenn das nicht mehr möglich ist, kommen Kompensationsmaßnahmen ins Spiel. Da gibt es viele Möglichkeiten, etwa die Unterstützung von Aufforstungsprojekten oder die Förderung Erneuerbarer Energien, wie wir das mit dem über unseren Energiepartner EHA bezogenen Grünstrom machen.

„Wir müssen den Verbrauchern eine Verhaltensänderung leicht machen.“
Günther Kabbe

one: Viele Verbraucher möchten gerne klimabewusster leben, wissen aber häufig nicht wie. Wie können wir als Händler sie unterstützen?
Günther Kabbe: Wir müssen den Verbrauchern eine Verhaltensänderung leicht machen, indem wir ein attraktives Angebot an Produkten mit guter Klimabilanz bereithalten. Zum Beispiel zahlreiche Produkte aus der Region und viel saisonales Obst und Gemüse. Obendrein müssen wir einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Die Verbraucher sollten wissen,  welche Auswirkungen für das Klima ihre Kaufentscheidungen haben.

one: Die Verbraucher werden gleichzeitig anspruchsvoller. Sie wünschen mehr Frische, mehr Convenience – Anforderungen, die eher schlecht für das Klima sind, weil sie mehr Transporte und mehr Kühlung notwendig machen. Wie passt das zusammen?
Günther Kabbe:
Das müssen wir durch noch mehr Energieeffizienz und klimafreundlichere Beschaffungswege kompensieren. Denn als Händler bleibt uns kaum eine andere Wahl, als auf veränderte Konsumgewohnten zu reagieren und diese Produkte ins Sortiment zu nehmen. Wir müssen schließlich wettbewerbsfähig bleiben. Aber wir können uns kritisch fragen, welchen Spielraum wir dabei haben. Und wir müssen andere Handlungsoptionen noch stärker nutzen. Zum Beispiel, in dem wir das Angebot an regionalen und saisonalen Produkten weiter ausbauen und die Verbraucher noch stärker informieren. So können wir zu einem Bewusstseinswandel in der Gesellschaft beitragen.

Energie bei der REWE Group
Zertifiziert und reduziert

Die REWE Group setzt auf Grünstrom – doch der beste Strom ist immer noch der, der gar nicht erst verbraucht wird. Bei der Energieeffizienz macht das Unternehmen große Fortschritte.

Als erster Lebensmitteleinzelhändler stellte die REWE Group im Jahr 2008 die Märkte, Verwaltungsstandorte, Läger und Reisebüros in Deutschland flächendeckend auf zertifizierten Grünstrom aus erneuerbaren Energien wie Wasser, Wind und Solar um – und schaltete Monitoringsysteme im Energiemanagement auf, um den Energieverbrauch kontinuierlich zu reduzieren. Die größten Verbräuche entstehen bei der Kälteerzeugung und der Beleuchtung in den Märkten. Außerdem fällt der durch den Transport von Waren verbrauchte Kraftstoff ins Gewicht.

Die Erfolge sind sichtbar, insbesondere beim Strom, der mit etwa 59 Prozent den größten Anteil am gesamten Energiebedarf ausmacht. Um rund zehn Prozent konnte der Verbrauch je Quadratmeter Verkaufsfläche seit 2012 bereits gesenkt werden. Den wesentlichen Beitrag dazu leisteten LED-Beleuchtung, eine energieeffizientere Kühlung und neue energieeffizientere Märkte.

Die Grundlage für die Effizienzmaßnahmen bildet ein konzernweites Energiemanagementsystem, das seit 2008 gemeinsam mit der Hamburger Energie-Handels-Gesellschaft (EHA) umgesetzt wird, ein einhundertprozentiges Tochterunternehmen der REWE Group. In Deutschland und Österreich beliefert die EHA alle Standorte komplett mit einem Strommix aus 100 Prozent Grünstrom.
 

Drei Fragen zum Grünstrom bei der REWE Group
Aus Überzeugung grün

Wie ist Grünstrom eigentlich definiert? 
Grob gesagt, wird Grünstrom so definiert, dass die Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne, Biomasse und Wasser gewonnen wird.
 
Aus welchen Kraftwerken stammt der Strom für die REWE Group?
Der Strom kommt aus Wasserkraftwerken unter anderem in Skandinavien, Österreich und der Slowakei. 

Trägt die Nutzung von Grünstrom durch die REWE Group zum weiteren Ausbau erneuerbarer Energien bei?
Die REWE Group ist europaweit ein großer Förderer und Mitfinanzierer von erneuerbaren Energien und trägt damit auch zum Ausbau erneuerbarer Energien bei. Die REWE Group hat aus eigener Überzeugung schon sehr früh auf Grünstrom umgestellt.

Mein Kommentar
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Kommentare
Peter Schmidt-Fanderl
vor 4 Jahren und 2 Monaten

Sehr geehrter Herr Dr. Kabbe,

interessant wären noch etwas genauere Zahlen über den Stromverbrauch von REWE (Verwaltung und Märkten) und den Anteil, der durch PV-Kollektoren auf den Dächern der Märkte erzeugt sowie selbst verbraucht oder verkauft wird.


MfG Peter Schmidt-Fanderl

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Günther Kabbe
vor 4 Jahren und 2 Monaten

Sehr geehrter Herr Schmidt-Fanderl,

meine Kritik war durchaus ernst und weniger im Sinne des heutigen kommunikativen Zeitgeistes gemeint. Die Frage nach alternativen Antrieben wird ja nicht erst seit Bekanntwerden des Dieselskandals Ende 2015 gestellt. Insofern kann man ich „Überlegungen und Versuche“, wie Sie es nennen, zu E-Lkw oder auch die wieder aufgenommenen Forschungen zum Thema Wasserstoff nicht als serienreife Technik bezeichnen. Denn davon sind wir – leider – noch weit entfernt.

Daten zu den Solaranlagen und Informationen zum gesamten Nachhaltigkeitsengagement der REWE Group finden Sie in unserem jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht (https://rewe-group-nachhaltigkeitsbericht.de/2018/).

Viele Grüße

Günther Kabbe

Peter Schmidt-Fanderl
vor 4 Jahren und 2 Monaten

Sehr geehrter Herr Dr. Kabbe,

Ihre Aussage "Doch die Industrie hat das Thema Elektro- bzw. Gas-LKW verschlafen" passt zwar zum Zeitgeist, ist aber nicht sehr hilfreich.

Es gibt Überlegungen und Versuche, auch bei LKW E-Motoren als Antrieb einzusetzen. Dabei stehen m.W. die Varianten E-Motor+Batterie, E-Motor+Brennstoffzelle+H2-Tank sowie E-Motor+Oberleitung im Fokus. Bei der Batterie stellt sich das Problem von Gewicht und Reichweite in noch schärferer Form als bei PKW; deshalb scheidet diese Variante aus heutiger Sicht aus. Bei den anderen beiden Ansätzen sind noch viele technische Probleme zu lösen und insbesondere sehr große Infrastruktur-Investitionen zu tätigen.

Diese Aufgaben sind doch etwas anspruchsvoller, als den Kunden Papier- anstelle von Plastiktüten anzubieten, ein paar PV-Kollektoren auf das Dach zu nageln oder "Grün-Strom" einzukaufen (der im Notfall dann ja doch durch konventionell erzeugten Strom substituiert wird).


MfG Peter Schmidt-Fanderl

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Gabriele Bracht
vor 4 Jahren und 2 Monaten

Hallo Herr Kabbe,

danke für diesen Artikel. Gestern bin ich an einem Rewe-Markt in Frankfurt Ginnheim /Ginnheimer Hohl vorbeigeradelt. Dabei ist mir ins Auge gefallen, daß die schrägen Dachflächen evtl. für die Anbringung einer Solaranlage geeignet wären. Es gibt in Hessen ein Solarkataster, anhand dessen man schauen kann, welche Dächer geeignet sind.

www.gpm-webgis-13.de/geoapp/frames/index_ext.php

Das Thema Elektro-Ladesäulen ist möglicherweise für die Märkte, wie auch Verwaltungsstandorte ein interessantes Thema, finde ich.

Herzlichen Gruß

Gabriele Bracht

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Günther Kabbe
vor 4 Jahren und 2 Monaten

Hallo Frau Bracht,

vielen Dank für den Hinweis, den wir gerne prüfen werden. Allerdings sind vor einer Realisierung zunächst noch einige Punkte zu klären. Dazu zählen beispielsweise die Prüfung der statischen Belastbarkeit der Dachkonstruktion oder auch die Gestaltung vertraglicher Vereinbarungen mit mehreren Partnern wie z.B. dem Vermieter des Marktes (die meisten unserer Märkte sind Mietobjekte) und dem Betreiber der Anlage. Dabei ist dann etwa auch zu klären, wie nach Ablauf der vereinbarten Mietvertragsdauern zu verfahren ist, da diese in der Regel kürzer sind als die langen Laufzeiten für die EEG-Vergütung.

Mit dem Thema E-Ladesäulen befassen wir uns bereits intensiv. Dementsprechend kann bereits eine Vielzahl von Ladepunkten an Verwaltungsstandorten und Märkten der REWE Group genutzt werden.

Viele Grüße

Günther Kabbe

Solveig Rose
vor 4 Jahren und 3 Monaten

Hallo Günther,

wir leben nur von Strom aus dem Ausland? Wo bleibt hier die Regionalität mit weniger Transportverlusten? ...

Aber das wollte ich nicht schreiben. Ich ärgere mich schon seit Jahren über das Verpackungspapier/Folie der Theke. Letztens wollte mir die Verkäuferin dies als umweltbewusste Verpackung verkaufen. Sorry, das ist für mich nicht logisch. Warum besteht das Material aus einer Schicht Papier und einer Schicht Folie? Kann man nicht nur Folie oder Papier verwenden? Ich glaube nicht, dass die Kunden beim Entsorgen das so schön in Papier- und gelbe Tonne trennen wie ich. Zum anderen ist es aus meiner Sicht Materialverschwendung. Ich fände es gut, wenn wir hier zeitnah zu einer besseren Lösung kommen.

Noch eine andere Idee: Dieses Weihanchten ärgerte ich mich über das viele Aluminium, welches von den Teelichtern im Müll landet. Könnte man Packungen anbieten, die einige Kerzen mit Aluminiumfassung beinhalten, aber den Großteil der Kerzen ohne? Mit entsprechenden Hinweisen auf Umweltschutz und Mehrfachnutzung der Aluminiumfassung und entsprechendem Preis, sollte man das doch besser verkaufen können und peu a peu den Aluminiumverbrauch senken.

So, das wollte ich einmal loswerden und würde mich über eine kurze Info dazu freuen.

Ansonsten vielen Dank für die Anstrengungen, die Ihr im Team unternehmt in Richtung Umweltschutz/Ressourcenschonung

Danke und Gruß

Solveig

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Günther Kabbe
vor 4 Jahren und 3 Monaten

Hallo Solveig,

danke für deinen Kommentar und dein Engagement für das Thema. Wir freuen uns immer, wenn Kolleginnen und Kollegen Einsatz für unsere gemeinsamen Nachhaltigkeitsziele zeigen und ihre Ideen einbringen. Wir geben deine Vorschläge gern an die Kollegen in den zuständigen Bereichen weiter! Vielleicht ist ja die ein oder andere Anregung für unsere Kollegen dabei, die sich momentan intensiv insbesondere mit dem Thema Verpackungen beschäftigen. Wie du vielleicht gelesen hast, gibt es momentan ein großes Verpackungsprojekt, in dem alle unsere Eigenmarkenverpackungen auf den Prüfstand kommen. Auch das Thema Verbundverpackungen, also solche, bei denen verschiedene Materialien miteinander verbunden sind, steht dort im Fokus. Ganz nach dem Motto „vermeiden, verringern, verbessern“ wollen wir die Verpackungen, die man nicht einfach weglassen kann, so gut es geht recyclingfähig machen, damit das Material in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwertet werden kann. Zugleich muss man bei dem Thema auch bedenken, dass Verpackungen immer auch eine Schutzfunktion haben. Gerade an der Bedientheke gelten natürlich insbesondere bei der Hygiene noch viel strengere Vorschriften. Da ist wirklich Detailarbeit gefragt, aber wir bleiben dran.

Viele Grüße

Günther

 

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