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Green Buildings sparen Energie – und schaffen eine besondere Einkaufsatmosphäre
Grüner Markt zum Wohlfühlen
von Judith Morgenschweis & Achim Bachhausen (Fotos)

Hell, hohe Decken und viel Holz – es ist ein besonderes Erlebnis in einem Green Building einzukaufen. Wir haben mit den Experten Klaus Wiens und Manfred Rössling das Green Building von REWE-Kaufmann Guido Hörle in Vallendar besucht und festgestellt: Ein Green Building ist viel mehr als nur klimafreundlich.

Ortstermin: Manfred Rössling, Klaus Wiens und Guido Hörle vor dem REWE-Markt in Vallendar „Ich könnte mir nicht mehr vorstellen in einem anderen Markt zu arbeiten“, begrüßt uns Guido Hörle. Der Kaufmann eröffnete 2013 in Vallendar seinen REWE-Markt in einem Green Building, das nach Gold-Standard gebaut wurde. Und er würde es nie gegen einen anderen Markt eintauschen: „Es ist einfach etwas Besonderes. Die hohen Decken, Holz, das Tageslicht – wir hören es immer wieder von Mitarbeitenden und Kunden, dass man sich in unserem Markt besonders wohl fühlt.“

Angenehmes Raumgefühl

Und so soll es auch sein, betont Klaus Wiens, Funktionsbereichsleiter Filialbau REWE. „Wenn die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen die Gebäude zertifiziert, spielen nicht nur Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Technik eine Rolle. Der Markt wird ganzheitlich betrachtet. Er muss in allen Bereichen gut sein. Und deshalb wird ausdrücklich auch die soziokulturelle und funktionale Qualität bewertet.“

Klaus Wiens, Funktionsbereichsleiter Filialbau REWE

Hinter der sperrigen Formulierung verbirgt sich unter anderem der Wohlfühlfaktor eines Marktes. Damit ist nicht nur das Holz unter der Decke gemeint. „Glaselemente spielen hier eine entscheidende Rolle“, erklärt Wiens. „Sie bringen zum einen Tageslicht in den Markt, was sehr angenehme Lichtverhältnisse schafft. Aber es ist dem Menschen auch ein Bedürfnis rauszuschauen, zu wissen wie das Wetter draußen ist. Fenster verbinden den Markt mit seiner Umgebung.“

Daneben sorgen die hohen Decken und eine offene Architektur für ein angenehmes Raumgefühl. Das schlanke und leichte Dachtragwerk ist den Holzbindern zu verdanken, die die Decke tragen. Aufgrund der Verarbeitung – einzelne Holzplatten werden aufwendig aufeinander geleimt – können die Binder eine große Last mit vergleichsweise wenig Material über große Spannweiten tragen. Das sieht nicht nur schick aus, sondern ermöglich auch einen weiten, offenen Blick durch den Markt.

„Es ist einfach etwas Besonderes. Die hohen Decken, Holz, das Tageslicht – wir hören es immer wieder von Mitarbeitenden und Kunden, dass man sich in unserem Markt besonders wohl fühlt.“
Guido Hörle
REWE-Kaufmann

Der Markt

Es ist eine interessante Kunden-Mischung, die an diesem Mittwochmittag den Markt frequentiert. Junge Leute schleppen Kisten mit Club Mate durch den Markt und stellen sich ein frisches Mittagessen an der Salatbar zusammen. Ältere Kunden schieben in Ruhe ihre Einkaufswagen durch die Gänge oder halten einen kurzen Plausch an der Fleischtheke.

Guido Hörle, REWE-Kaufmann Der 8.600-Einwohner-Ort Vallendar am Rhein hat eine kaufkräftige, tendenziell eher ältere Bevölkerung und eine Besonderheit: die WHU – Otto Beisheim School of Management ist hier beheimatet. Die Studenten kaufen bei Guido Hörle ein und sorgen dafür, dass die Salatbar zu den stärksten der Region West gehört. Auf den 1.200 Quadratmetern bietet er ein reduziertes Getränkesortiment, denn einige hundert Meter weiter betreibt Hörle zudem einen großen Getränkemarkt.

 

Recyclebare Bauteile 

Holz ist zudem das nachhaltigste Baumaterial, sofern es richtig eingesetzt wird und aus nachhaltiger Holzwirtschaft stammt. Holz bindet CO2 solange es genutzt und nicht verbrannt wird oder verrottet. Zudem wächst der Rohstoff bekanntlich nach, das Holz für die Green Buildings zudem in nachhaltiger, zertifizierter Holzwirtschaft. Wird das Holz im Gebäude 30 Jahre genutzt, so ist das Bauteil klimaneutral, denn in dieser Zeit ist die gleiche Menge Holz der verwendeten Nadelbäume wieder nachgewachsen.

Natürlich Holz: Der Werkstoff ist nachhaltig und schafft eine angenehme Atmosphäre

Das Naturmaterial hat noch weitere Vorteile: Es kann leicht recycelt werden. Sollte das Green Building nach 30 oder mehr Jahren nicht mehr benötigt werden, kann das darin verarbeitete Holz zu beispielsweise zu Holzplatten verarbeitet werden. Und selbst damit ist, so Klaus Wiens, noch nicht Schluss. Aus der später ausgedienten Holzplatte kann noch Zellstoff für Dämmmaterial gewonnen werden. Erst danach ist der Lebenszyklus beendet, das Material kann zum Beispiel in Heizkraftwerken verwertet werden.

Auch bei der Außenfassade ist Recycling ein wichtiges Thema. Die Platten der Eingangsfassade sind aus Steinwolle können einfach demontiert und ebenfalls wiederverwertet werden. Grundsätzlich ist die Verarbeitung nachhaltiger und schadstoffarmer Baustoffe ein zentraler Bestandteil der Green Building-Konzeption.

Platin, Gold und Silber – so wird zertifiziert

Sechs Kriterien entscheiden darüber, ob ein Gebäude das Silber-, Gold- oder Platin-Zertifikat erhält. Je höher der Erfüllungsgrad dieser Kriterien, desto hoher die Zertifizierung. Genauer gesagt: Um ein Zertifikat in Gold zu erhalten, muss das Gebäude die Kriterien zu insgesamt mindestens 65 Prozent erfüllen. Gleichzeitig darf es in keinem der genannten Kriterien schlechter als 50 Prozent Erfüllungsgrad abschneiden. Bei Platin liegen die Zahlen bei 80 Prozent für den Gesamterfüllungsgrad und 65 Prozent für die sechs Qualitätskriterien:

  • Ökologische Qualität, wie beispielsweise der Trinkwasserbedarf oder die Ökobilanz des Gebäudes
  • Ökonomische Qualität, wie die Wirtschaftlichkeit und Marktfähigkeit des Gebäudes
  • Soziokulturelle und funktionale Qualität, wie die Qualität der Innenraumluft oder die Barrierefreiheit
     
  • Technische Qualität, wie zum Beispiel Schallschutz oder die Möglichkeit das Gebäude zurückzubauen
  • Prozessqualität, womit unter anderen die Qualität der Projektvorbereitung oder die Dokumentation für eine nachhaltige Bewirtschaftung gemeint sind
  • Standortqualität, wie die Verkehrsanbindung oder den Einfluss des Gebäudes auf das Quartier

Quelle und nähere Informationen:

Blaupause Berlin

Manfred Rössling, Funktionsbereichsleiter Energiemanagement Seit 2009 das erste Green Building in Berlin eröffnete, haben die Verantwortlichen vom Energiemanagement und aus dem Bereich Immobilien stetig an der Verbesserung und neuem Einsparpotenzial gearbeitet. „Berlin war die Blaupause“, erklärt Manfred Rössling, Funktionsbereichsleiter Energiemanagement. Wirft man einem Blick auf die Technik so findet man die meisten Elemente inzwischen auch in den Nicht-Green-Building-Märkten Verglaste Kühlmöbel beispielsweise sind inzwischen in den meisten Märkten Standard. „Das Einsparpotenzial liegt hier bei 20 bis 40 Prozent, je nach Markt.“

Bei der Beleuchtung ist noch mehr möglich. Rund 30 bis 60 Prozent Energie kann die Umstellung auf LED-Leuchten bewirken. Für die Warenpräsentation haben die neuen Leuchten noch einen weiteren Vorteil: Sie bieten ein größeres Farbspektrum. So kann beispielsweise die Ware in den Kühlmöbeln in kühlem Licht angestrahlt werden, das Kälte und Frische signalisiert. Bei Käse oder Fleisch werden entsprechende wärmere Farben gewählt. 

Geheizt wird weitgehend CO2-neutral mit einer Wärmepumpe und der Abwärme aus den Kühlmöbeln. Sie schaffen im Markt und in den Sozialräumen für die Mitarbeitenden ein angenehmes Klima. Dafür sorgt zudem ein ausgeklügeltes System, das ständig die Luftqualität überwacht. Sensoren messen den CO2-Gehalt in der Luft. Ist er zu hoch wird automatisch Frischluft in den Markt eingebracht. Zudem kann der Marktleiter per Knopfdruck den kompletten Markt durchlüften.

Baumaterialien, klimafreundliche Technik, Architektur – sie alle machen das Green Building zu einem Markt, in dem sich Kundschaft und Mitarbeitende wohlfühlen.

Eine kleine Foto-Zeitreise
Brokkoli auf Eis

Interessante Frischeangebote und ein unmittelbarer Zugriff auf gefrorene Hühner – das Stöbern im Archiv der one_Redaktion beförderte so manchen denkwürdigen Schnappschuss ans Tageslicht. Die dynamische Entwicklung der Frischewarengruppen wird noch einmal deutlich sichtbar.

Für die „Generation Greta“ sind sie ein gewohntes Bild: verglaste Kühlwandregale mit Molkereiprodukten, SB-Wurst, Convenience und Fertiggerichten. Die „geschlossenen Abteilungen“ setzen sich nach und nach in der Handelslandschaft durch. Aus gutem Grund: Ihre Energiebilanz ist im Vergleich zur offenen Variante viel besser. Für die Jungen mag es wie eine Legende aus grauer Vorzeit erscheinen, dass es sogar einmal offene Tiefkühltruhen gegeben hat – heutzutage unvorstellbar.

Wir haben ein wenig in unserem Fotoarchiv gekramt und dabei interessante Erkenntnisse gewonnen. Einerseits hat sich optisch und technisch seit den 1980er Jahren eine Menge verändert. Andererseits sind einige Herausforderungen in puncto Nachhaltigkeit nach wie vor aktuell – und die Lösungsansätze sind es teilweise auch.
Lust auf eine kleine Zeitreise? Hier geht´s zu den Fotos.

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