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Umweltfolgekosten
PENNY-Projekt „Wahre Kosten 2023“ ausgewertet
von Julia Robertz und Andreas Krämer

Die Uni Greifswald und die TH Nürnberg legen die Auswertung des Projekts „Wahre Kosten" vor. Das Ziel des Projekts, einen Diskussionsanstoß zu geben, wurde erreicht. Die aus der Aktionswoche generierten Mehreinnahmen von 375.000 Euro spendet PENNY an das Projekt Zukunftsbauer.

 

PENNY verkaufte vom 31. Juli bis zum 5. August 2023 in allen 2.150 Märkten in Deutschland neun ausgewählte Produkte zu von der Universität Greifswald und der Technischen Hochschule Nürnberg berechneten Umweltfolgekosten. Die so genannten „Wahren Kosten“ wurden gesondert ausgewiesen und auf den aktuellen Verkaufspreis aufgeschlagen. Zusätzlich wurden insgesamt 2.255 Teilnehmer:innen vor und nach der Kampagne befragt.

Messestand auf der Grünen Woche Bereits 2020 hatte PENNY „Wahre Kosten“ im Rahmen der Eröffnung seines Nachhaltigkeitserlebnismarktes in Berlin erstmals in der breiten Öffentlichkeit thematisiert. Am 23. Januar dieses Jahres legten die Wissenschaftler:innen eine erste Bilanz des PENNY-Projekts „Wahre Kosten 2023“ auf der Grünen Woche in Berlin vor.

Zentrale Projekt-Ziele erreicht
„Ich freue mich, dass es uns mit unserer Aktionswoche gelungen ist, einerseits breit auf das Thema Wahre Kosten aufmerksam zu machen und andererseits zusammen mit der TH Nürnberg und der Uni Greifswald zu einer wissenschaftlichen Grundlage für die Diskussion beizutragen“, erläutert Stefan Görgens, COO PENNY, im Vorfeld der Veröffentlichung der Bilanz. Jeder Dritte erachtet das PENNY-Projekt als geeignet, um eine politische Debatte zu dem Thema in Gang zu bringen. „Der Erfolg der Kampagne bestätigt uns darin, unser breites Nachhaltigkeitsengagement konsequent fortzuführen.“

 

Stefan Görgens, COO PENNY

Faktenbasierte Datenbasis ermöglicht neue Qualität der Diskussion
„Eine Studie zu solch besonderen Preisanpassungen auf einer vergleichbar breiten, faktenbasierten Datenbasis hat es bisher noch nicht gegeben. Das ermöglicht eine völlig neue Qualität der Diskussion über die Umweltfolgekosten, auch im Hinblick darauf, ob der Lebensmittelhandel der geeignete Ort ist, dieses Thema zu adressieren. Denn nach der Kampagnenwoche sind zwar die Kund:innenschätzungen der Wahren Kosten gestiegen, sowohl bei Produkten, die vorher unterschätzt, als auch bei denen die überschätzt wurden. Dies zeigt, dass die Befragten realisiert haben, dass die Wahren Kosten höher sind als ursprünglich angenommen. Aber es findet unverändert keine Differenzierung zwischen Produkten statt; hier muss wohl noch weiter gesellschaftsfähige und niederschwellige Bildungsarbeit geleistet werden, um aufzuzeigen, welche Produkte nachhaltiger sind als andere. Wir denken, dass ´Wahre Kosten´-Preisschilder zu diesem Verständnis beitragen können“, so Prof. Dr. Tobias Gaugler, Professor für Betriebs- und Finanzwirtschaft an der Technischen Hochschule Nürnberg.

 

Attitude-Behavior-Gap zwischen der Einstellung und dem Verhalten
Dr. Amelie Michalke, Nachhaltigkeitswissenschaftlerin an der Universität Greifswald, zu den Haupterkenntnissen: „Generell gilt: Je größer der Aufschlag der Umweltfolgekosten ausfällt, desto stärker sinkt die Nachfrage der Kund:innen. 85 Prozent gaben an, dass der Hauptgrund, die Produkte nicht zu kaufen, der Preis war. Dabei unterscheiden die Kund:innen ein wenig zwischen Produkten aus ökologischer oder konventioneller Erzeugung: Sie zeigen zwar beide einen Abwärtstrend, wohingegen der Absatzrückgang bei Bioprodukten aber durchwegs etwas geringer ausfällt. Als Motivation, die Produkte trotz hohem ´Wahre Kosten´-Preis zu kaufen, nennen Käufer:innen der Kampagnenprodukte, dass sie diese immer kauften (93%), aber auch ihr Interesse an Nachhaltigkeit (86%). Zudem überzeugte die Befragten die Verbindung zum Zukunftsbauern (83%). Einzig das vegane Produkt, mit einem geringen Preisaufschlag von nur 5%, wurde während der Woche verstärkt nachgefragt.

 

 

Die Unterstützung von Maßnahmen, Wahre Kosten politisch zu implementieren (über Informationen, Preiszuschläge oder Steuern), fiel über die Woche (-19%, -27%, -22%), als Konsument:innen durch die Kampagne tatsächlich mit den Wahren Kosten konfrontiert waren.“ Hier spielt vermutlich eine Rolle, dass die Kund:innen durch die anhaltenden hohen Preise in nahezu allen Lebensbereichen akut sensibilisiert sind.

Hintergrund der Kampagnenwoche 2023
Jede Form von Produktion und Konsum hat Auswirkungen auf die Umwelt. Diese derzeit unsichtbaren Umweltfolgekosten – so genannte Wahre Kosten – fallen entlang der Lieferketten zwangsläufig an, spiegeln sich aber nicht oder nur anteilig im Verkaufspreis von Produkten, Dienstleitungen und Lebensmitteln wider. Ob, wann, wie, wo und von wem diese ausgeglichen werden, ist intransparent. In die Wahren Kosten wurden von den Wissenschaftler:innen für ausgewählte konventionell und ökologisch erzeugte Eigenmarken-Produkte sowie ein veganes Lebensmittel die über die Lieferketten anfallenden Auswirkungen der Faktoren Boden, Klima, Wasser und Gesundheit auf den Verkaufspreis mit eingerechnet.

 

Weitere Hintergründe zu den Wahren Kosten lesen Sie im Meinungsbeitrag von Dr. Amelie Michalke und Prof. Dr. Tobias Gaugler.

 

 

375.000 Euro für Projekt Zukunftsbauer

Die Kampagnen-Mehreinnahmen von 325.000 Euro – also die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Wahre Kosten-Preis – spendete PENNY zuzüglich einer Spende von 50.000 Euro dem Zukunftsbauer. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von PENNY, der Molkerei Berchtesgadener Land, Landwirt:innen und Kund:innen mit dem Ziel, einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt der familiengeführten Bauernhöfe im Alpenraum zu leisten. Dafür verzichtet PENNY insgesamt bei allen Milchprodukten von der Molkerei Berchtesgadener Land auf einen Teil seiner Verkaufsspanne, und die Molkerei verdoppelt die Summe. Daraus speist sich ein Fördertopf von jährlich mehr als 350.000 Euro, aus dem Landwirte der Genossenschaftsmolkerei, die ihre Höfe energetisch optimieren wollen, eine Förderung von bis zu 10.000 Euro erhalten. Der Zukunftsbauer wurde im Oktober 2021 ins Leben gerufen.

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Kommentare
dom
vor 9 Monaten und 1 Tag

Finde ich immer wieder eine gute Aktion mit den wahren Kosten.

Zeitgleich würde ich mir wünschen, dass wenn man bei einem Produkt anhand von Studien schon die wahren Kosten herausgefunden hat, dass dies auch in den Preis dauerhaft einfließen sollte. Dann aber nicht mehr so deutlich darauf hinweisen, sondern als selbstverständlich per "Klimaneutral" verkaufen. Damit wäre es tatsächlich auch ein mutiger zweiter Schritt in die richtige Richtung.

Mit der Frage haben sich aber bestimmt schon viele andere kluge Köpfe bei uns, die mehr Expertise als ich haben, beschäftigt. Natürlich würde das ggf. bei einigen Kunden zu Unmut führen. Zeitgleich könnte es aber wieder andere Kunden anlocken die erhöhten Wert auf das Thema Umwelt und Klima legen.

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