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PA-Botschafter trafen sich in Düsseldorf
Keine Atempause
von Judith Morgenschweis
Keine Bundesregierung – Pause für Public Affairs? Mitnichten! Das Team um PA-Leiterin Emilie Bourgoin ist mittendrin in den Themen, die auch die Koalitionsverhandlungen bestimmen. Denn viele davon betreffen den Handel direkt oder indirekt. Einige dieser Themen nahmen die PA-Botschafter und das PA-Team Mitte Januar anlässlich des Workshops in Düsseldorf ins Visier.

Etwas näher an die Themen zu kommen, die Kaufleute in ihrem Marktalltag beschäftigen, das war der Wunsch der PA-Botschafter nach dem letzten Workshop in Berlin. So ging es denn bei der dritten Auflage der Veranstaltung nach Düsseldorf. Dort widmeten sich die Kaufleute gemeinsam mit Fachkollegen aus den Zentralen und dem Public-Affairs-Team den Schwerpunkten Verpackung, nachhaltige Sortimente, Ladendiebstahl und Zuckerreduktion und tauschten sich mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel aus.

„Wir haben uns in den vergangenen Jahren erfolgreich damit beschäftigt, die Strukturen des Kapillarsystems aufzubauen. Jetzt gilt es, es mit Themen zu befüllen, die von verschiedenen Seiten kommen: von den Kaufleuten und aus der Politik“, stimmte Dr. Sven Spork, Bereichsvorstand Corporate Affairs der REWE Group, die PA-Botschafter auf ein straffes Programm ein. 

Ausgezeichnete Public-Affairs-App

Das begann zunächst mit einem Rück- und Ausblick. Marlene Malkus vom Public Affairs-Team blickte zurück auf die Veranstaltungen und Formate des vergangenen Jahres vom Besuch im Bundestag in Berlin bis zu den Seminaren für PA-Botschafter. Ein voller Erfolg ist auch die PA-App, die nicht nur den „PR-Report Award“ in der Kategorie Digital Affairs gewann, sondern mittlerweile auch fast 3.000 Downloads verzeichnet.

„Wir wollen Teil der Debattenkultur sein.“Emilie Bourgoin Emilie Bourgoin verdeutlichte, dass Public Affairs keineswegs pausiert, nur weil es derzeit keine Bundesregierung in Deutschland gibt. Vom Mindestlohn für Auszubildende über Tierwohl bis hin zum Rückkehrrecht oder der Digitalisierung – all dies seien Themen, die auf den Handel direkten Einfluss haben. Weitergeführt werden in 2018 erfolgreiche Projekte, wie das Trendfrühstück. „Wir wollen eine Debattenkultur widerspiegeln und Teil einer gesellschaftspolitischen Diskussion sein. Daher scheuen wir uns auch nicht, Kritiker zu diesen Diskussionsrunden einzuladen“, so Emilie Bourgoin. 

Emilie Bourgoin und Hanno Rieger Mit der „Mission Europa“ stellte sie zudem ein neues Format vor. Bei der Kooperation mit Schwarzkopf-Stiftung und Handelsblatt erarbeiten Jugendliche Zukunftsvisionen von Europa. Mit dabei sind auch drei junge Kollegen von der REWE Group.In den Regionen ist Public Affairs inzwischen fester Teil des jährlichen Programms, das zeigten die Berichte der Kommunikationsbeauftragten sehr deutlich. Vom Store Visit über Besuche bei parlamentarischen Abenden sind die Botschafter vor Ort aktiv. Zu den Schwerpunkten zählten die Themen Regionalität, Ladendiebstahl, Lebensmittelverschwendung, Selbstständigkeit. In den Regionen Ost und Nord kam die Integration neuer Märkte, im Norden zudem der neue Zentralstandort in Henstedt-Ulzburg hinzu.

„Wir laden zum Diskurs ein“

Den Grundgedanken der sich anschließenden Workshops und der Herangehensweise an die Themen fasste Sven Spork zusammen: „Wir laden zum Diskurs ein und gestehen auch zu, dass wir manchmal die Lösung noch nicht haben. Aber: Wir versuchen, Lösungen zu erarbeiten. Damit machen wir uns mitunter ein Stück weit angreifbar, aber diese Haltung wird uns zu Gute kommen, weil der Austausch mit uns gesucht wird“.

Die Workshops

Das Public Affairs-Team hatte vier Workshops organisiert, zu denen sich die Kaufleute anmelden konnten. Dort diskutierten jeweils drei Experten aus den Fachbereichen und ein Kollege von Public Affairs mit den Kaufleuten zu den Themen Umwelt & Verpackung, Nachhaltige Sortimente, Ladendiebstahl & Videoüberwachung und Reduktionsstrategie Zucker. Ziel war es gemeinsam mit den Kaufleuten praxisorientierte Maßnahmen die erarbeiten, die die Kaufleute zu den Themen im Markt umsetzen können. Zusätzlich stand beim Thema Ladendiebstahl die Frage im Fokus, wie Entscheider für das Thema sensibilisiert werden können. Auch hier entwarfen die Teams konkrete Maßnahmen wie sie zukünftig beispielsweise mit Verbänden an Lösungsansätzen arbeiten. 

Workshop Umwelt & Verpackung

Weniger Verpackung, nachhaltigere Verpackungsformen – nicht nur Kunden auch der Gesetzgeber hat Forderungen an den Handel, wenn es um Kartons, Tüte, Folien und Flaschen geht. In dem Workshop erhielten die Kaufleute zunächst einen Überblick über die Aktivitäten und die Vorreiterrolle der REWE Group im Bereich Verpackungsreduzierung, von der Auslistung der Plastiktüte (Link) bis zum Knotenbeuteltest (link). Daneben gab es ein Update zu den neuesten Verordnungen und rechtlichen Veränderungen, die mit der Umsetzung der Gewerbeabfallverordnung einhergehen. Durch die gesetzlichen Vorgaben entstehen für den Handel enorme Lasten, die langfristig nicht allein vom Handel getragen werden können

Workshop Ladendiebstahl / Videoüberwachung

Der Handel verzeichnet einen Anstieg der Ladendiebstähle – insbesondere auch in Form von Organisierter Kriminalität. Die Folge ist nicht nur ein enormer wirtschaftlicher, sondern auch persönlicher und gesellschaftlicher Schaden, der entsteht, wenn Bewaffnete einen Supermarkt überfallen. Daher ist es Interesse der gesamten Branche, dieses Thema auf die Agenda zubringen. Gleichzeitig werden beim Thema Videoüberwachung neue gesetzliche Rahmen gezogen. Der Workshop gab einerseits einen Überblick zu den gesetzlichen Vorgaben der Videoüberwachung. Gleichzeitig diskutierten die Kaufleute, wie sie auf die wachsende organisierte Kriminalität aufmerksam machen können.

Workshop Nachhaltige Sortiment / Pro Planet

Die REWE Group hat mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie eine Vorreiterrolle eingenommen. Entsprechend viele nachhaltige Produkt gibt es in den Märkten. Doch welche Kriterien genau machen aus einem Artikel ein nachhaltiges Produkt? Neben ökologischen Aspekten wie Tierwohl spielen immer mehr auch soziale Bedingungen eine Rolle. Ebenfalls nicht zu unterschätzen, sind die Mehrkosten für Nachhaltigkeit, die oftmals nicht an den Kunden weitergegeben werden. In dem Workshop erhielten die Kaufleute einen Überblick zu den wichtigsten Kriterien, von Biodiversitätsmaßnahmen beim Apfelanbau bis hin zu umweltfreundlicher Textilproduktion, von Hotspots in der Kakao-Lieferkette bis zu den Nachhaltigkeitsstandards des Pro Planet-Labels.

Workshop Zuckerreduktionskampagne der REWE Group

Eine Abstimmung zum Zuckergehalt im Pudding – dies ist viel mehr als eine Marketingaktion, bei der die Kunden die Wahl haben. Die Zuckerreduktionsstrategie der REWE Group geht über ein Voting zum Zuckergehalt im Schokopudding weit hinaus. Das Thema gesunde Ernährung hat die Politik erreicht. Die WHO empfiehlt nachdrücklich eine Reduktion der Zufuhr „freier Zucker“ und das zuständige deutschen Ministerium fordert Industrie, Handel und Konsumenten zur freiwilligen Selbstverpflichtung auf. Die REWE Group will hier ein klares Zeichen setzen und den Zuckergehalt von über 100 Eigenmarkenprodukten im Laufe des Jahres reduzieren. Damit nimmt sie hier eine Vorreiterrolle ein. Im Workshop diskutierten die Kaufleute die Auswirkungen neuer Rezepturen im alltäglichen Geschäft und testeten den zuckerreduzierten Schokopudding.

Fragen und Antworten:
Hanno Rieger im Gespräch mit Düsseldorfs
Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD)
Keine 08/15-Lösungen

City-Verkehr, urbanes Leben, Ladenöffnungszeiten, aber auch Kriminalität und Planungsrecht – Politik und Handel haben in verschiedenen Bereichen das alltäglichen Lebens Anknüpfungspunkte. Zu diesen Themen war Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel für einen Impulsvortrag eingeladen. Hanno Rieger, designierter Regionsleiter der REWE West, nutzte den Besuch des für ein paar Fragen.

Hanno Rieger, designierter Regionsleiter der REWE West im Gespräch mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (v.l.)

Hier die wichtigsten Positionen

Thema Stadtverkehr: Für den Handel sei die Erreichbarkeit sowie Belieferung der Märkte und Kunden ein entscheidendes Thema, betonte Hanno Rieger. Da stelle sich die Frage nach dem Konzept der Stadt Düsseldorf?
Das Fahrrad müsse als Verkehrsmittel weiterentwickelt werden. Vorstellbar ist es für den Düsseldorfer OB sogar, dass die letzte halbe Meile sogar mit dem Rad ausgeliefert wird. In jedem Fall müssen Alternativen zum Auto gefunden werden. Die Logistikanforderungen und –konzepte großer Unternehmen würden hierbei berücksichtigt.

Thema Kriminalität: Die Zahl der Ladendiebstähle nimmt zu. Insbesondere die Organisierte Kriminalität in diesem Bereich sei gestiegen, so Rieger. Wie begegnet Düsseldorf diesem Problem?Die Sensibilität sei seit der Sylvesternacht vor zwei Jahren deutlich erhöht. In Bezug auf die Gerichtsbarkeit betonte Thomas Geisel, dass es das Ziel sein müsse, Täter schnell zu fassen und zu bestrafen.

Thema Ladenöffnung: Vor allem bei der Sonntagsöffnung stehe der Handel vor dem Problem der Planbarkeit, weil keine klare Regelung gebe. Daher interessierte Hanno Rieger, wie Düsseldorf zum Thema Ladenöffnung steht.Oberbürgermeister Geisel befürwortet hier den „Düsseldorfer Weg“, der jährlich vier verkaufsoffene Sonntage plus zwei bis drei stadtteilbezogene verkaufsoffene Sonntag zulässt.

Thema Urbanes Leben: „Liegt die Chance des stationären Handels in der Stadt auch in der Bauweise der Märkte und darin, dass sich das Sortiment stärker an Lokalität und Regionalität orientiert?“, sollte Hanno Rieger wissen.Die Stadt Düsseldorf habe einen hohen Anspruch an die Bauweise der Märkte, die sich aus Sicht des Bürgermeisters in das Umfeld anpassen müsse. Märkte auf der grünen Wiese oder 08/15-Lösungen soll es zumindest in Düsseldorf nicht mehr geben. Stattdessen befürworte er ein multifunktionales Modell, so Geisel, das optisch ansprechend ist und die Attraktivität der urbanen Zentren steigere.
Die Städte sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass die Menschen sehr zentral wohnen möchten und dort in einer angenehmen Umgebung alle Vorteile der Stadt genießen möchten. Dies könnten Supermärkte, die ein besonderes Einkaufserlebnis bieten, unterstützen, so der Oberbürgermeister.

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