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thereasonwhy / photocase.de
Ausbildungsberufe: Vorurteile und Realität
„Da sitzt man jeden Tag im Büro
und kocht Kaffee“
Bürokaufleute kochen nur Kaffee und Einzelhandelsazubis sitzen nur an der Kasse: Über Ausbildungsberufe kursieren zahlreiche Gerüchte. In one erzählen sieben REWE Group-Azubis, wie sie darauf reagieren – und was an den Vorurteilen wirklich dran ist.
Ausbildung: Kaufmann im Groß- und Außenhandel bei der REWE Group
„Da sitzt man jeden Tag im Büro und kocht Kaffee“
Markus Hartmann, REWE Group
Die Realität: „REWE kümmert sich gut um die Auszubildenden."

„Natürlich habe ich von diesem Vorurteil schon gehört, aber ich hab noch nie erlebt, dass jemand zu mir gesagt hat: „Koch‘ jetzt mal den ganzen Tag Kaffee!“. Trotzdem ist das Klischee scheinbar weit verbreitet. Wenn man – wie ich – mit vielen Mechanikern befreundet ist, dann gilt man so als der „Büro-Jobber“. Als jemand, der nichts vollbringt, was man später mit seinen Händen anfassen kann.

Überspitzt gesagt, wird die eigene Arbeit dahingehend etwas runtergestuft, weil man keine physisch anstrengende Arbeit verrichtet. Ich sehe das ganz anders: Ich produziere zwar nicht direkt ein Produkt, aber ich leiste mit meiner Tätigkeit die Vorarbeit. Ehrlich gesagt macht es mir auch mehr Spaß, zu organisieren als selbst etwas Greifbares herzustellen.

Ich habe mich für diese Ausbildung entschieden, einfach weil mich die Vorteile in dem Moment mehr überzeugt haben als die Nachteile, die es vermeintlich geben soll. Man kann mit dem Ausbildungsberuf viel machen, denn er ist sehr breit gefächert und nicht auf einen späteren Beruf spezialisiert. Die Gegebenheiten bei der REWE sind schon besonders und hier wird sich gut um die Auszubildenden gekümmert.

Gerade auch den Leuten, die sich nicht für ein Studium interessieren, kann ich nur empfehlen, so eine Ausbildung zu machen.“

Ausbildung: Kauffrau für Büromanagement bei der REWE Group
„Da macht man nur irgendwelche Handlanger-Jobs“
Annika Engelbert, REWE Group
Die Realität: „Meine Kollegen begegnen mir auf Augenhöhe“

„Mir ist dieses Vorurteil schon öfter begegnet, aber davon lasse ich mich nicht beeinflussen. Ganz im Gegenteil, ich finde es unverschämt, weil die Ausbildung als Fundament für das Berufsleben dient.

Generell interessiert mich an diesem Beruf, dass er breit gefächert ist. Durch die Vielseitigkeit kann ich mich später überall hin weiterbilden. Und dass man nur Kopieren muss, ist zumindest bei uns Unsinn. Natürlich gibt es in jedem Beruf die positiven Aufgaben, die du besonders gerne machst und eben auch die negativen, auf die du nicht so viel Lust hast.

Aber so ist eben das Gesamtbild, und wenn ich mich für diesen Beruf entscheide, muss ich sowohl die guten als auch die vermeintlich „schlechten“ Arbeiten erledigen. Zumal man auch immer unterscheiden muss zwischen lästiger oder eintöniger Arbeit, die aber erledigt werden muss und unnützer Arbeit, die nur zur Beschäftigung dient.
Wenn ich einen Termin organisiere oder in der Einkaufsabteilung die Preise pflege, begegnen mir meine Kollegen auf Augenhöhe und dadurch habe ich nicht das Gefühl, Handlanger-Jobs zu machen.“

Ausbildung: Abiturientenprogramm bei Toom
„Da muss man ja jedes Wochenende arbeiten!“
Nikolai Frick, Toom
Die Realität: „Samstags zu arbeiten hat viele Vorteile!“

„Auf die Frage, ob dieses Vorurteil zutrifft, würde ich mit einem eindeutigen „Jain!“ antworten. Zwar gehört es zum Handel, samstags zu arbeiten, aber ein bis zwei Samstag(e) im Monat hat man frei.

Außerdem gibt es für den Arbeitssamstag einen Wochentag frei. Die freien Tage eignen sich super, um was zu unternehmen, da es zum Beispiel in Geschäften nicht so voll ist. Auch private Termine lassen sich viel besser unterbringen, wenn man unter der Woche einen freien Tag hat.

Ab und zu kommt es sogar vor, dass man drei freie Tage am Stück erhascht. Dann hat man von der vorigen Woche den Samstag frei und in der folgenden den Montag. Dieses lange Wochenende ist ideal, um Freunde zu besuchen, die (nach der Schulzeit) weggezogen sind, oder, wie in meinem Fall, ich selbst. Bei drei freien Tagen lohnt sich die Fahrt richtig.
 
Abgesehen davon ist samstags im Markt immer viel los und die Arbeitszeit verfliegt. Wenn viel los ist, kann man sein Können gut unter Beweis stellen, und danach geht es ruckzuck ins Wochenende.
 
Wenn doch mal was wichtiges anliegt, kann man immer mit den Vorgesetzten sprechen. Fast immer findet sich eine Lösung, mit der sich beide Seiten arrangieren können.
 
Ich selbst habe vorher in der Gastronomie gearbeitet – von daher ist der freie Sonntag schon ein Zugewinn. Aber auch von anderen Azubis sind mir noch keine Klagen darüber zu Ohren gekommen, samstags arbeiten zu müssen.“

Ausbildung: Kauffrau im Einzelhandel bei REWE
„Man verdient kein Geld im Einzelhandel“
Anna Renner, REWE Jochen Widmann oHG, Ehingen
Die Realität: „Als Kauffrau kann man mehr verdienen als in der Industrie“

„Mit dem Vorurteil, das man kein vernünftiges Geld im Einzelhandel verdient, bin ich auch schon konfrontiert worden. Dabei stimmt das überhaupt nicht. Im Gegenteil, als ausgebildete Kauffrau im Einzelhandel kann ich mehr verdienen als beispielsweise in der Industrie. Aber das wusste ich vor Beginn meiner Ausbildung auch nicht.

Ich habe von der Ausbildung über eine Anzeige erfahren, mich danach über das Berufsbild informiert und fand es ganz cool. Natürlich wird man als Abiturientin auch mal komisch angeguckt: „Wie, die hat Abitur und arbeitet im Supermarkt?“. Aber ich bin jetzt seit einem Monat hier und finde es viel cooler als gedacht, die Tätigkeit ist abwechslungsreich und ich habe gute Kollegen.“

Ausbildung: Kaufmann im Einzelhandel bei PENNY
„Da sitzt man den ganzen Tag nur an der Kasse“
Franz Müller, PENNY
Die Realität: „Ich lerne ganz unterschiedliche Aufgaben kennen“

„Wie genau mein Arbeitstag aussieht, hängt ganz davon ab, was an dem Tag so anfällt. Wenn ich die Frühschicht habe, mache ich mir zwar eine Kasse zurecht, falls ich einmal einspringen muss. Dann räumen wir aber zum Beispiel auch die frischen Waren ein, also das Brot und das Fleisch und die Molkereiprodukte – Mopro für Eingeweihte. Zum Schluss wird das Lager aufgeräumt. Als Kassierer verbringt man halt einen Großteil seiner Arbeitszeit an der Kasse. Aber als Azubi lerne ich ja auch alle anderen Aufgaben im Markt kennen.

An der Kasse gefällt mir vor allem das Menschliche, also wenn ich Leute wiedersehe, die immer wieder zu uns kommen. Zwar bleiben Erlebnisse mit anspruchsvollen Kunden erst einmal mehr in Erinnerung, aber mit den meisten Kunden ist es nett, wenn sie mich scherzhaft mit „Hey Chef!“ begrüßen und wir an der Kasse ein paar Worte wechseln.“

Ausbildung: Fleischer bei REWE
„Zerlegen, acht Stunden am Tag – mehr macht ein Fleischer nicht.“
Marcel Schöfer, REWE
Die Realität: „Handwerk mit Herz – und Kunst“

„Ich kenne die Vorurteile, die viele mit dem Beruf des Fleischers verbinden, nur zu gut. Auch in meinem Freundeskreis gibt es einige, die meine Arbeit für ein blutiges Handwerk halten. Die kläre ich gerne auf. Denn in Wirklichkeit haben wir selten verschmutzte Kleidung. Selbst wenn ich zu Trainingszwecken ein halbes Schwein zerlege, ist das keine blutige Angelegenheit. Für mich ist mein Beruf Handwerk mit Herz – und Kunst. Wie bitte, Kunst? Ja klar, man kann aus Fleisch etwas Schönes machen, optisch und geschmacklich. Es gibt vielfältige Möglichkeiten der Veredelung, da muss man nur einen Blick in die appetitliche Auslage in der Fleischtheke werfen.

So sehr mir der Beruf auch gefällt – mein ganzes Leben lang möchte ich nicht nur hinter der Servicetheke stehen. Bei REWE hat man alle Möglichkeiten um weiterzukommen.“


Ausbildung: Fleischerei-Fachverkäuferin bei REWE
„Da steht man den ganzen Tag hinter der Theke und verkauft Wurst und Käse“
Melissa Kötting, REWE
Die Realität: „Hinter der Theke ist es richtig gut“

„Naja, dieses Vorurteil kenne ich gut. Meist antworte ich darauf: Wir hier hinter der Theke machen weitaus mehr als nur rumstehen und Wurst verkaufen. Das beginnt morgens damit, neue Ware anzunehmen, diese zu überprüfen und anschließend zu verräumen.

Das nächste ist das Backen. Brote müssen geschnitten werden, verpackt, gewogen und ausgezeichnet werden. Frischkäse und Salat müssen neu gemacht werden. Vor Ladenöffnung muss die Fleisch- und Wursttheke eingeräumt werden, Schinken und Aufschnitt geschnitten werden. Die heiße Theke wird eingeräumt und ständig nachgefüllt.

Mittags kommt neue Ware, die einsortiert werden muss. Danach muss das MHD kontrolliert werden. Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, was wir alles machen.

Zuerst wollte ich nur vorne im Laden arbeiten, aber hinter der Theke ist es einfach richtig gut. Man hat  mehr Kundenkontakt, hilft Menschen und hat viel Bewegung, was mir gut tut, da ich ein sehr hibbeliger Mensch bin. So sage ich jedem, der noch eine Ausbildung oder einen Job sucht, es einfach mal als Fleischereifachverkäufer zu versuchen. Vor allem weil dieser Beruf immer unbeliebter wird, obwohl er Riesenspaß macht. Deshalb: Einfach mal auspobieren und dann urteilen.“
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