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Wieder vollzählig an alter Wirkungsstätte: der Gesamtbetriebsrat tagte in Willigen.
Lesedauer: 7 Minuten
Betriebsräteversammlung 2023
Für Zukunftsthemen gut aufgestellt
von Judith Morgenschweis

Im Anblick der Krisen nach vorne schauen – das kann funktionieren. Davon sind die Betriebsräte von REWE Markt GmbH und PENNY Markt GmbH überzeugt. Denn es gilt zahlreiche Herausforderungen anzupacken: vom Fachkräftemangel bis hin zur Digitalisierung. Wie das gelingen kann, war eins der zentralen Themen der Betriebsräteversammlung Mitte Oktober in Willingen.

Lockere Stimmung bei Aufsichtsrat und Vorstand Wie gestalten wir die Arbeitswelt der Zukunft so, dass die Menschen gerne bei REWE und PENNY arbeiten und wir auch bei künftigen Mitarbeitenden als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden? Diese Frage stand in Zentrum der Betriebsräteversammlung. Die gute Nachricht: Wir sind auch aus Betriebsratssicht mit Blick auf viele Zukunftsthemen schon sehr gut aufgestellt.

 

Helmut Göttmann und seine Nachfolgerin Franziska Blumenthal. „Trauen Sie sich und Ihren Kolleginnen und Kollegen mehr zu.“Franziska Blumenthal

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Helmut Göttmann und seine Stellvertreterin (und designierte Nachfolgerin) Franziska Blumenthal setzten zu Beginn die Themen für den Tag: Die Kolleg:innen bei der Digitalisierung mitnehmen, flexible Arbeitszeiten ermöglichen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter optimieren, noch mehr auf moderne Führung setzen, die im besten Fall alle Stärken im Team berücksichtigt und den Mitarbeitenden Vertrauen schenkt: „Es ist schön zu sehen, wie Menschen sich entwickeln und im Job verwirklichen, wenn man sie lässt. Trauen Sie sich und ihren Kolleginnen und Kollegen mehr zu – im Markt, in der Logistik und in der Verwaltung“, appellierte Franziska Blumenthal an die Führungskräfte.

 

„Der Inflationsrabatt ist der Knaller.“Helmut Göttmann Viel wurde in diesen Themenfeldern bereits umgesetzt. Aber es gab auch große Herausforderungen: Bei den Mitarbeitenden in den Märkten und in der Logistik sei die enorme Belastung ein großes Thema gewesen. Die mit den Krisen einhergehenden Probleme in der Logistik in Kombination mit Personalmangel habe die Teams sehr gefordert. In diesen Zeiten wissen die Beschäftigten Boni und Vergünstigungen zu schätzen: „Der Inflationsrabatt ist der Knaller. Wenn man sich in den Märkten umhört, dann ist es bis heute so, dass die Kollegen darüber begeistert sind und ihn als sehr wertschätzend empfinden“, betonte Göttmann.

„Als Genossenschaft sind wir nicht aktionärsgetrieben. Deshalb werden wir einen Großteil unserer Erlöse reinvestieren, beispielsweise in IT-Infrastruktur und Logistik.“Lionel Souque Die Inflation und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft war auch eines der Themen, die unser Vorstandsvorsitzender Lionel Souque unter die Lupe nahm. Hohe Inflation und entsprechende Zinserhöhungen haben enorme Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaftsleistung. In der Folge müssen selbst erste Traditionsunternehmen Insolvenz anmelden – Tendenz steigend. Effekt Nummer zwei ist das rückläufige Konsumklima. Laut REWE Group-Kund:innenbarometer Kundenstimme gab mehr als ein Viertel aller Befragten gibt an, sich fast nichts mehr leisten zu können. Damit einher geht das veränderte Einkaufsverhalten. „Während der Pandemie haben Kund:innen vermehrt One-Stop-Shopping gemacht und Großeinkäufe getätigt. Es war zu erwarten, dass sich das wieder ändert. Nun schauen die Leute wieder mehr auf den Preis, gehen häufiger zum Discounter und kaufen vermehrt Eigenmarken und Aktionen“, so Souque. 
Das zeigt sich auch in der Entwicklung von Vollsortimentern und Discountern. Trotz allem hat sich die REWE Group bislang in 2023 positiv entwickelt. Entscheidend ist für unseren Vorstandsvorsitzenden dabei die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung: „Als Genossenschaft sind wir nicht aktionärsgetrieben. Deshalb werden wir einen Großteil unserer Erlöse reinvestieren, beispielsweise in IT-Infrastruktur und Logistik. Wir wollen unsere Vorreiterrolle in der Nachhaltigkeit ausbauen, die digitale Transformation vorantreiben und unser Geschäftsmodell weiterentwickeln. All das ist wichtig, um unseren langfristigen Erfolg zu sichern und jeden Tag die Nummer eins für unsere Kund:innen zu sein.“

„Wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen.“Peter Maly Wie wichtig Investitionen sind, betonte auch Peter Maly, im Vorstand für REWE und Logistik zuständig: „Nur so können wir uns als Unternehmen und als Genossenschaft weiterentwickeln.“ Er blickte zurück auf die zentralen Projekte der REWE in den vergangenen Monaten. Der Switch vom Print-Handzettel zum digitalen Handzettel und der NABU-Klimafonds zur Renaturierung der Moore sind nur zwei Meilensteine. Neu positioniert wurden die Eigenmarken, deren Anteil inzwischen bei annähernd 30 Prozent liegt. Insbesondere REWE Regional sei ein echtes Alleinstellungsmerkmal für die Marke REWE, so Maly. Deshalb werde der Fokus im kommenden Jahr auf dem Thema Regionalität liegen. Zu den Wurzeln stehen und gleichzeitig Veränderungen, wie die Digitalisierung, vorantreiben – das sind die Herausforderungen für die kommenden Jahre, so die Botschaft. „Man spricht viel über Dinge, die nicht funktionieren. Und es ist auch normal, dass Dinge mal nicht funktionieren. Doch wir sollten nicht die Probleme in den Fokus setzen, sondern uns auf unsere Stärken besinnen, ohne uns auszuruhen. Und bei all dem sollten wir nicht vergessen, dass alle in diesem Unternehmen einen tollen Job machen“, resümierte Peter Maly.

„Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Märkten sind begeistert vom Markthallen-Konzept.“Stefan Görgens Auch Dr. Stefan Görgens, COO PENNY, blickte auf ein Jahr mit vielen Höhepunkten zurück – angefangen von der 50-Jahr-Feier bis hin zur Umstellung auf das Markthallen-Konzept: „Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Märkten sind begeistert von dem Konzept und berichten auch von begeisterten Kund:innen. Deshalb gehen wir voran und investieren weiter. Bisher lag der Fokus auf Märkten ab 750 Quadratmetern. In 2024 werden wir uns daher auf kleinere Märkte konzentrieren.“ Bereits 1.183 Märkte wurden im laufenden Jahr auf das Markthallen-Konzept umgestellt. In 2024 ist die Umstellung von 1.318 Märkten geplant. Ebenfalls ausgebaut wird der Eigenmarken-Anteil – von Bio-Produkten bis hin zu „Food for Future“.

Letztere standen auch bei der Aktion „Wahre Kosten“ im Fokus. „An dem Thema kam man im Aktionszeitraum nicht vorbei. Wir haben dafür auch harte Kritik eingesteckt. Aber: Das ist ein Thema, das uns alle betrifft, und ich bin stolz darauf, dass wir als PENNY den Mut hatten, eine solche Aktion zu machen.“

„Wir wollen den Anteil an weiblichen Führungskräften unbedingt ausbauen.“Daniela Büchel Sich mit mutigen Projekten vom Wettbewerb abheben – das hilft auch beim Thema Recruiting. Fachkräfte zu finden ist eine zentrale Herausforderung für die kommenden Jahre, weshalb die Hürde, sich bei uns zu bewerben schon deutlich gesenkt wurde: Ob per Chat und ohne Anschreiben – der Einstieg ist denkbar leicht. „Dadurch ist die Zahl der Bewerbungen stark gestiegen“, so Dr. Daniela Büchel, Vorständin für Human Resources und Nachhaltigkeit.
Eines ihrer zentralen Themen mit Blick auf die Mitarbeitenden ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen: „Zwei Drittel unserer Beschäftigten sind weiblich. Wir wollen den Anteil an weiblichen Führungskräften unbedingt ausbauen. Dafür sind wir als Vorstand angetreten. Dafür müssen wir mehr tun“, bekräftigte sie ihre Mission.

Ein Aspekt ist ein starkes Empowerment der Mitarbeitenden, eingebettet in eine moderne Unternehmenskultur: „Die Zeit von hierarchischen Strukturen ist sowas von vorbei. Wir arbeiten in Teams und treffen gemeinsam Entscheidungen. Dazu gehört auch, zu wissen, was wir besser machen können. Es braucht konstruktives Feedback, Lob und Anerkennung, die Fokussierung auf die Stärken der einzelnen Mitarbeitenden und den Mut zu einer lösungsorientierten Fehlerkultur, damit unsere Kolleg:innen gut in Teams arbeiten können.“ All das zahlt auf ein Ziel ein: Mitarbeitende zu halten und zu begeistern.

Beim Thema Nachhaltigkeit blickte Daniela Büchel auf erfolgreiche Projekte wie die Special Olympics, aber auch erschreckende Nachrichten, wie die Situation auf Haiti. Die REWE Group baut weiterhin ihre Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit aus und ist mit REWE und PENNY der Initiative SBTI beigetreten. „Ich bin stolz, dass wir nicht nur reden, sondern auch handeln“, so die Vorständin.

Ein engagiertes Gesundheitsmanagement gehört heute selbstverständlich zur Arbeitswelt. Das Thema Gesundheit ist inzwischen Teil eines jeden Mega-Trends, so Dr. Philipp Merten, Leiter Personalmanagement. Er diskutierte gemeinsam mit Verantwortlichen des betrieblichen Gesundheitsmanagements und den Betriebsräten darüber, was Unternehmen heute in diesem Bereich anbieten. Dabei, so Bianca van Wijnen, die das Gesundheitsmanagement in der Kölner Zentrale verantwortet, gehe es längst nicht mehr nur um das günstige Angebot fürs Fitness-Studio. Insbesondere Präventionsangebote rücken immer mehr in den Fokus. Wichtig, so Helmut Göttmann, sei es jedoch, „dass wir unser tolles Angebot bei allen Mitarbeitenden bekannt machen.“

Mehr Aufmerksamkeit wünscht sich auch Scott McDonald für die vielen Inklusionsangebote, die die REWE Group bietet. „Wir tun schon sehr viel und reden nicht darüber“, so der Gesamt-Schwerbehindertenvertreter. Als Beispiele nannte er die regionalen Inklusionsteams oder den Duoday, bei dem Menschen mit geistigen, seelischen oder körperlichen Beeinträchtigungen Einblicke in ein Unternehmen erhalten. 

Franziska Blumenthal folgt auf Helmut Göttmann
„Es hat mir immer großen Spaß gemacht.“ Mit diesem Satz brachte Helmut Göttmann seine sechs Jahre an der Spitze des Gesamtbetriebsrats für die Mitarbeitenden der REWE Markt GmbH und PENNY Markt GmbH auf den Punkt. Zum Jahreswechsel geht er in den wohlverdienten Ruhestand.

Betriebsräte, Vorstände, Topmanager und Aufsichtsräte verabschiedeten sich von ihm mit einem Überraschungsfilm. Dank seiner großen Leidenschaft für die Themen der Mitarbeitenden und des Unternehmens habe Göttmann viel für die REWE Group erreicht, betonte Lionel Souque. Daniela Büchel bedankte sich für die Zusammenarbeit auf Augenhöhe und sein persönliches Engagement. Göttmann habe das Gremium entscheidend vorangebracht.

Geht nach sechs Jahren als Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Bord: Helmut Göttmann. Helmut Göttmann startete 1984 bei der damaligen REWE Leibbrandt oHG und engagierte sich seit 2005 im Betriebsrat Südwest, dessen Vorsitzender er von 2015 bis Juli 2023 war. 2017 übernahm er den Vorsitz des Gesamtbetriebsrats REWE Markt GmbH und PENNY Markt GmbH. Zum Jahreswechsel wird er in den Ruhestand wechseln. Die Gesamtbetriebsräte wählten Franziska Blumenthal einstimmig zu seiner Nachfolgerin und Andre Stürmer zum Stellvertreter.

 

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