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Hilfe für Haiti
Collège Véréna mutwillig zerstört - Kinder blieben unverletzt
von Bettina Rees

Das Collège Véréna, das mit unserer Unterstützung aufgebaut wurde, haben kriminelle Banden besetzt, geplündert und in Teilen zerstört. Die Schulkinder und Lehrer:innen blieben körperlich unversehrt, für sie wird nun nach provisorischen Klassenräumen und psychologischer Hilfe gesucht. In dieser unsicheren Lage stehen wir weiter an der Seite der Kinder von Haiti und der Mitarbeitenden der Kindernothilfe, die vor Ort versuchen, den traumatisierten Kindern zu helfen.

In der vergangenen Woche erreichten die seit Monaten andauernden Kämpfe zweier rivalisierender Banden im Armenviertel Delmas 2 der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince das Collège Véréna. Sie besetzten die Schule, die nach dem Erdbeben 2010 mit unserer Unterstützung erbaut wurde, vertrieben Schüler:innen und Lehrer:innen - die glücklicherweise unverletzt blieben - plünderten, randalierten und setzten schließlich Teile des Gebäudes in Brand, darunter den Stolz vieler Kinder, den vor wenigen Jahren eingerichteten Chemieraum.

Derzeit ist die Lage rund um die Schule, das Viertel und in weiten Teilen von Port-au-Prince nach wie vor sehr unbeständig und nicht unter Kontrolle. Der Kampf der beiden rivalisierenden kriminellen Banden um die Vorherrschaft im Viertel Delmas2 ist weiterhin nicht entschieden.

Das Ausmaß der durch die sinnlose Gewalt und Brandsetzung entstandenen Schäden an Fassaden und Klassenräumen des Collège und der Renovierungsbedarf ist noch nicht zu beziffern, so die Kindernothilfe. Ein Bausachverständiger wird die Schäden, den Zustand und die notwendigen Instandsetzungsarbeiten beurteilen müssen. Solange die Sicherheitslage in Delmas 2 jedoch nicht stabiler ist, wird kein seriöses Bauunternehmen für die notwendige Bestandsaufnahme in das Viertel kommen – geschweige denn die Reparaturen vornehmen.

Die Kindernothilfe Haiti hat daher als Sofortmaßnahme zwei Schritte beschlossen: Es sollen so schnell wie möglich geeignete und vor allem sichere Räumlichkeiten gefunden werden, um den Schulunterricht übergangsweise aufrechterhalten zu können. Zudem will sie für die Schüler:innen, die den bewaffneten Überfall durch die Banden miterleben mussten, psychosoziale Hilfsangebote bereitstellen.
   
Sobald sich die Lage dank des geplanten internationalen Polizeieinsatzes (siehe unten) stabilisiert hat, sollen die Schäden aufgenommen und die nötigen Reparaturarbeiten beschlossen werden.

Die REWE Group hat den Kindern des Collège Véréna ihre Unterstützung zugesagt. Wir halten Sie auf dem Laufenden, sobald es weitere Informationen gibt.

So können Sie helfen
Über das Collège Véréna hinaus unterstützen wir in Haiti zwei weitere Projekte der Kindernothilfe: Ein Stipendiatenprogramm für ehemalige Schüler:innen und das Projekt „Schützende Schule“. Wer wissen möchte, warum wir für Haiti spenden und wie alles begann, erfährt dies in unserem Rückblick auf 10 Jahre Hilfe für Haiti.

Und wer im Rahmen des Mitarbeiterspendenprojekt unterstützen möchte, nutzt gerne dieses Formular.

Die Lage in Haiti
Die gute Nachricht vorweg: Ein internationaler Polizeieinsatz mit Unterstützung der Vereinten Nationen (UN) soll das seit mehr als eineinhalb Jahren von Bandengewalt zerrüttete Krisenland Haiti stabilisieren. Der UN-Sicherheitsrat genehmigte die Entsendung von Polizisten unter der Führung Kenias in den Karibikstaat für zwölf Monate. Der Einsatz, der bis spätestens zum 1. Januar 2024 starten soll, hat die Aufgabe, die Sicherheitslage in Haiti deutlich zu verbessern und die Bevölkerung vor den gewalttätigen Banden zu schützen.

Denn der karibische Staat leidet seit Jahren unter Kämpfen zwischen konkurrierenden Banden, die einen Großteil der Hauptstadt Port-au-Prince kontrollieren und die Bevölkerung in einem im Grunde rechtsfreien Raum terrorisieren, ausplündern, kidnappen, vergewaltigen. Die Gewalt verschärft die ohnehin schon prekäre Versorgungslage. Fast die Hälfte der elf Millionen Menschen in Haiti leidet laut der Vereinten Nationen unter akutem Hunger, viele haben die Hauptstadt verlassen oder wurden von den Banden vertrieben.
Landesweit gibt es laut der an die Vereinten Nationen angeschlossenen Organisation für Migration (IOM) fast 200.000 Vertriebene. Hinzu kämen rund 100.000 Haitianer, die in diesem Jahr aus umliegenden Ländern abgeschoben worden seien. Die Hälfte der Vertriebenen lebe in Port-au-Prince in behelfsmäßigen Unterkünften, in denen die hygienischen Verhältnisse extrem schlecht sind. Sie treffen dort oft auf Menschen, die teils seit dem Erdbeben 2010 in Behelfsunterkünften leben.
Haiti liegt zwischen Nord- und Südamerika auf der Insel Hispaniola. Auf der Osthälfte der Insel befindet sich die Dominikanische Republik. Haiti ist das ärmste Land auf dem amerikanischen Kontinent. Seit Jahren leidet es unter Korruption, politischer Instabilität, Gewalt, hoher Inflation und Hunger. Der Krieg gegen die Ukraine und die damit explodierten Weizenpreise hat die Lage für die Haitianer:innen nochmals verschärft.
Die Polizei des Landes gilt als überfordert. Von Januar bis Mitte August wurden nach UN-Angaben mehr als 2.400 Menschen in Haiti getötet und mehr als 950 entführt. Die Ermordung von Präsident Jovenel Moise im Jahr 2021 verschlimmerte die Sicherheitslage dramatisch. Zudem wird das karibische Land regelmäßig von Naturkatastrophen heimgesucht. Seit dem verheerenden Erdbeben 2010 mit mehr als 220.000 Toten hängt Haiti endgültig am Tropf der Entwicklungshilfe.
(Quelle: dpa, tagesschau.de)

 

Gefährlicher Schulweg
Bereits vor rund einem Jahr beschrieb Pierre Augustin von der Kindernothilfe Haiti im Gespräch mit one, wie chaotisch und beängstigend die Lage besonders für die Kinder und Jugendlichen und wie gefährlich ihr Schulweg war. Auch die Eltern waren im täglichen Kampf um Geld und Lebensmittel enormem Stress ausgesetzt. Sein Bericht hat auch heute, rund zehn Monate später noch, große Aktualität.

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