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Respekte dwa timoun - Kinder haben ein Recht darauf, respektiert zu werden: Mädchen in der schützenden Schule
Neues Hilfsprojekt für Haiti
Wo „Kindesschutz“ das wichtigste Schulfach ist
von Bettina Rees

Wer in Wellblechhütten wohnt, muss schnell reagieren, wenn die Erde bebt. Wer Türen aus Plastik hat, muss sich dennoch sicher fühlen: Warum die REWE Group eine Schule in Haiti unterstützt, die Kinder lehrt, sich vor Naturgewalten und gewalttätigen Erwachsenen zu schützen.

Die „schützende Schule“ ist - nach dem Aufbau des Collège Véréna – ein weiteres Projekt der Kindernothilfe in Haiti, das mit Spendengeldern der REWE Group-Mitarbeitenden Kinder in Notsituationen unterstützt. Anders als das Collège liegt die schützende Schule jedoch nicht in der Hauptstadt Port-au-Prince, sondern im trockenen, lebensfeindlichen Umland. Wie kommt ein Hilfsprojekt für Kinder in diese Gegend? Und was lernen sie in einer „schützenden Schule“?

Fragen, die Jürgen Schübelin von der Kindernothilfe beantworten kann. Er besuchte das Projekt im März 2019, seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie war er nicht mehr vor Ort. „Ich stütze mich auf die Mails oder Skype-Gespräche der haitianischen Kollegen, die einen tollen Job machen.“

Jürgen Schübelin one: Herr Schübelin, die REWE Group-Mitarbeitenden haben nun die Möglichkeit, ein Kinderhilfsprojekt in einem Ort namens Lévêque zu unterstützen, von dem sie vermutlich noch nie gehört haben…
Jürgen Schübelin:
Ja, Lévêque … Diesen Ort, der politisch zu der kleinen Stadt Cabaret gehört,   hatten wir von der Kindernothilfe vor dem Beben ebenfalls nicht auf dem Schirm. Denn er liegt in einer Halbwüste, mit zu viel Steinen und Geröll und zu wenig Grün. Ein paar Kakteen, ein paar Bäume, zu trocken für Ackerland…

one: Und an solch einem Ort leben Kinder und ihre Familien? 
Jürgen Schübelin:
Genau. Hier ins Nichts flüchteten sich nach dem Erdbeben Zehntausende aus der nahegelegenen Hauptstadt Port-au-Prince, die die Katastrophe obdachlos gemacht hatte. Sie kamen mit ihren wenigen Habseligkeiten und gründeten auf dem trockenen Boden eine riesige Zeltstadt, eigentlich nicht zum Bleiben gemacht. Aber die Menschen blieben notgedrungen. Aus Blech, Kartons, Plastik, Abfall bauten sie sich nach und nach Hütten. 

„Die Menschen bauten sich Hütten aus Blech, Kartons, Plastik, Abfall...“
Jürgen Schübelin
Kindernothilfe

Kurz: In dieser unwirtlichen Gegend entwickelte sich eine Gemeinde, in der heute mehrere tausend Menschen in einer Art „bidonville“ leben, wie man hier zu einem Elendsviertel sagt. Das Hauptproblem für diese Menschen ist Wasser.
 
one: Eine Schule war in dieser provisorischen Hüttenstadt ursprünglich sicher nicht vorgesehen?
Jürgen Schübelin:
Nein, aber sehr schnell verbreitete sich der Gedanke, dass jemand mit den Kindern arbeiten muss, dass sie eine Schule brauchen. So entstand in Lévêque eine Elterninitiative, die sich dann mit FEPH (siehe Kasten) eine Partnerorganisation suchte, die mit ihr diese Schule realisierte. Gemeinsam bauten sie mit ganz einfachen Mitteln Klassenräume, gemeinsam schufen sie den einzigen Ort in dieser Hüttenstadt, den sie selbst initiiert hatten. Dementsprechend hoch ist die Identifikation der Menschen dort damit. 

Man muss wissen, dass dieses Elternengagement typisch für das Land ist: In Haiti entstehen oft Schulen für die ärmsten Kinder, weil Eltern mit aller Kraft dafür kämpfen. Selbst und gerade Eltern, die nie eine Schule besucht haben, sind dabei.

„In Haiti entstehen oft Schulen für die ärmsten Kinder, weil ihre Eltern sich dafür engagieren.“
Jürgen Schübelin
Kindernothilfe

one: Weshalb gibt es in der Schule von Lévêque das Projekt „schützende Schule“?
Jürgen Schübelin:
Das pädagogische Team des FEPH entwickelte eine besondere Idee, von der sie uns, also die Kindernothilfe als ihren Partner, überzeugten: Die Kinder im bidonville von Lévêque sind nicht nur extremer Armut und ausgesetzt, sondern auch massiven Risiken. 

Da sind zum einen die Naturkatastrophen, die die Region um Port-au-Prince stark treffen. Die Menschen hier rechnen immer mit einem Erdbeben oder einem Hurrikan. Mangels Vegetation können bei starken Regenfällen von den Bergen her ungehindert Schlamm- und Gerölllawinen auf die Hütten niedergehen. Es ist also gut zu wissen, wie man sich im Falle eines Falles verhalten soll.

Als die FEPH begann, ein kindgerechtes Präventionskonzept für den Umgang mit Naturkatastrophen zu entwickeln, stießen sie schnell auf eine andere Bedrohung: Die vielfältigen Formen von Gewalt, denen die Kinder ausgesetzt sind. Daraus entstand die überzeugende Idee: Wir kombinieren das, wir bringen den Kindern bei, wie sie sich vor Naturgewalten und häuslicher Gewalt schützen können.

one: Was lernen die Kinder praktisch, um sich vor gewaltigen Erdbeben oder gewalttätigen Erwachsenen zu schützen?
Jürgen Schübelin:
Im Wesentlichen geht es immer um die Frage: Wie passt man aufeinander auf? Die Kinder lernen zum Beispiel, Panik zu unterdrücken und besonnen zu handeln oder aus einem Einsturzgebäude zu entkommen. Ganz aktuell beschäftigt sich die schützende Schule mit den Maßnahmen zur Corona-Prävention. Die Kinder lernen, wie Mundschutz oder Händewaschen schützen kann – und tragen dies als eine Art „Hygienebotschafter“ in ihre Familien weiter. Denn das Projekt hat auch die Funktion, in die Gemeinschaft hineinzuwirken. Wenn die Kinder wissen, wie man sich vor einem Erdbeben oder einem Virus schützt, dann wissen es auch die Familien. Das Projekt unterstützt die Eltern aber auch dabei, ihre Kinder gewaltfrei und wertschätzend zu erziehen. So lernen Mädchen, Jungen und ihre Eltern, dass Kinder ein Recht auf ein Leben ohne Gewalt haben. 

Wer steht hinter dem Projekt schützende Schule?

Konzipiert und durchgeführt wird die schützende Schule durch die FEPH, die wiederum unterstützt wird von der Kindernothilfe KNH. Wer sind diese Träger? Mit den Spendeneinnahmen, unter anderem von den Mitarbeitenden der REWE Group, unterstützt die in Duisburg ansässige,  gemeinnützige Kindernothilfe Partnerorganisationen vor Ort in über 30 Ländern.

Erreicht werden darüber rund zwei Millionen Kinder. Zu den Partnerorganisationen vor Ort gehört auch der Bund der protestantischen Schulen Haitis (Fédération des Ecoles Protestantes d’Haïti - FEPH). Das ist eine Non-Profit-Organisation, die seit mehr als 30 Jahren schulbegleitend arbeitet. Heute bietet sie in rund 3.000 Schulen Projekte an, mit denen unter anderem die schulische Qualität verbessert und der Kindesschutz gesichert werden soll. 

Kinder der schützenden Schule üben Evakuierung für den Ernstfall
Neues Projekt in Haiti

Seit dem Erdbeben in Haiti vor zehn Jahren spenden viele Mitarbeitende der REWE Group monatlich einen festen Betrag von ihrem Gehalt für unsere Schule „Collège Verena“ sowie weitere Bildungsprojekte in dem ärmsten Land Lateinamerikas.

Bis heute konnten so über vier Millionen Euro gespendet werden. Zum 10-jährigen Bestehen wird das Mitarbeiter-Spendenprojekt neu aufgesetzt – Sie haben seit dem 1. November die Wahl, welche Projekte künftig unterstützt werden sollen. Mehr zum Spendenprojekt lesen Sie hier. 

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