In einem Land, das in Chaos versinkt, haben Traditionen eine enorme Bedeutung. Daher weiß Pierre Hugue Augustin von der Kindernothilfe Haiti um den Stellenwert, den die Weihnachtsfeier in den von der REWE Group unterstützten Projekten für die Schulkinder hat. Für one blickt er auf ein schwieriges 2022 zurück – und voller Hoffung auf das kommende Jahr.
„Haiti durchlebt derzeit die schwerste sozio-ökonomische Krise seiner jüngeren Geschichte. Die Preise für Lebensmittel und Energie haben sich mehr als verdoppelt, und die weltweiten Auswirkungen des Ukrainekrieges führen zu einer weiteren Verteuerung. Aktuell sind bereits circa 45 Prozent der haitianischen Bevölkerung von Nahrungsnot bedroht. Gewalttätige Banden kontrollieren das öffentliche Leben und tyrannisieren die gesamte Bevölkerung. Die Menschen in Haiti haben noch nie in so großer Unsicherheit gelebt. Die derzeitige Welle der Gewalt und Versorgungsunsicherheit ist selbst für die an Desaster gewöhnten Haitianer nicht mehr zu ertragen.
Der Leiter der Kindernothilfe in Haiti, Pierre Hugue Augustin, besucht die „schützende Schule“ Die haitianischen Eltern sind vollauf mit dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt, damit sie inmitten all des Chaos und der Gewalt genug Geld verdienen, um jeden Tag Essen auf den Tisch stellen zu können. Dieser ungeheure Stress macht sie aggressiv und entlädt sich zunehmend in Gewalt gegenüber ihren Töchtern und Söhnen. Ständig in Angst und Schrecken leben zu müssen, geht nicht spurlos an den Kindern vorbei. Unsere Projektleiter erzählen mir, dass die Mädchen und Jungen sehr schreckhaft sind, schnell Streit anfangen und häufig über Unterleibs- und Kopfschmerzen klagen - klassische Symptome für posttraumatische Belastungsstörungen, hervorgerufen von unverarbeitetem Schrecken.
Gut geschützt zum Unterricht gehen zu dürfen, ist für die Kinder in Haiti eine echte Ausnahme. Der Schulweg ist unter den aktuellen Bedingungen lebensgefährlich. Jeden Tag werden, vor allem in der Hauptstadt, Menschen erschossen oder entführt. Deshalb hat die Regierung aus Sicherheitsgründen den Start im Schuljahr 2022/2023 verlegt. Nur manche Schulen auf dem Land haben schon geöffnet, wie auch unser Projekt, die „schützende Schule“ in Cabaret.
Ohnehin ist Schule ein Luxus, denn es gibt nur wenige staatliche Schulen. Die meisten sind in privater Hand und müssen bezahlt werden. Viele können sich das nicht leisten, und so ist die Hälfte der haitianischen Bevölkerung über 15 Jahren Analphabeten.
Die Partnerschulen der Kindernothilfe unterstützen die Kinder so gut es geht mit Lernmaterialien. Das haben sie bereits in der Pandemiezeit erprobt. Wichtig ist es in dieser Zeit, Routinen und Traditionen wo möglich beizubehalten, wie beispielsweise die Weihnachtsfeier im Collège Verena. So schaffen wir durch unsere Arbeit Stabilität für Kinder und Jugendliche und können ihnen eine Perspektive geben.
Für das kommende Jahr sind wir voller Hoffnung, dass der Schulbetrieb schnell wieder normal stattfinden kann und wir mit den Kindern und Jugendlichen zusammen die Eindrücke der letzten Monate verarbeiten können. Die geplante Mission der Vereinten Nationen zur Intervention in Haiti kann dazu beitragen, dass selbst in schwer umkämpften Gegenden wie in dem Viertel, in dem sich das Collège Verena befindet, wieder Stabilität einkehrt und die Menschen zur Ruhe kommen. Für uns ist klar: Wir bleiben als Kindernothilfe präsent und unterstützen die Kinder und ihre Familien mit allen Kräften.“
Die REWE Group und Haitis Kinder
Die erwähnten Schulen Collège Verena in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince und die geschützte Schule in Cabaret im Westen des Landes gehören zu Projekten der Kindernothilfe, die aus Spenden der REWE Group-Mitarbeitenden unterstützt wurden und werden. Mehr dazu lesen Sie beispielsweise in den one-Beiträgen
Hilfe für Haiti: „Wir sind wachsam und beten, dass niemandem etwas passiert“
Herzensprojekt Schützende Schule Haiti: Bäume pflanzen ist Kindesschutz
Die schützende Schule, ein Projekt der Kindernothilfe Haiti, ist einer der vier Empfänger des Mitarbeitenden-Spendenprojekts der REWE Group. Wer eines der Projekte mit einer monatlichen Gehaltsspende von 1,5 oder 10 Euro unterstützen möchte,
kann dies mit Hilfe des Spendenformulars in die Wege leiten. Alle wichtigen Fragen und Antworten rund um das Mitarbeitenden-Spendenprojekt finden Sie hier.