Mit nur wenigen großen Ausnahmen hält sich die USA mit der Veröffentlichung neuer Filme derzeit zurück. Eine gute Gelegenheit, sich einmal näher mit den Produktionen unserer europäischen Nachbarn zu befassen. Aus Spanien etwa kommt ein Film, der inhaltlich Salvador Dali alle Ehre macht, die surreale Thrillerkomödie „Die obskure Geschichte eines Zugreisenden“. Im Schlepptau der britischen Starbesetzung von „Made in Italy“ landet der Zuschauer im lieblichen Herz der Toskana. Und ganz auf europäische Film- und Fernsehkunst hat sich das neue Streaming-Portal Sooner spezialisiert.
In keinem Filmland werden schwärzere und surrealere Thrillerkomödien erzählt als in Spanien. Von Luis Bunuel, über Alejandro Amenábar sogar bis hin zu Pedro Almodovar, der Weg vom Lachen zum Weinen führt im spanischen Kino nicht selten übers Fürchten. Darauf sollte man auch bei „Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden“ vorbereitet sein. Alles beginnt mit einer harmlosen Plauderei mit einem Mitreisenden im Zug nach Madrid. Doch schon bald sieht sich Verlegerin Helga tief verstrickt in den wahrlich obskuren Erzählungen von Psychiater Ángel.
Luis Tosar
Die unberechenbaren Wendungen in spanischen Filmen fordern auch massiv die Vielseitigkeit ihrer Darsteller. Bei Luis Tosar etwa sind es lediglich die buschigen Augenbrauen, die ihn unverkennbar machen. Alles andere an dem 1971 im galicischen Lugo geborenen Schauspielers und Musikers verändert sich blitzschnell von freundlich zu feindlich, von lustig zu bedrohlich oder schlicht zum völligen Wahnsinn. Bewiesen hat er das besonders in der Komödie „Montag in der Sonne“ ebenso wie dem Drama „Und dann der Regen“ oder als Druglord in „Miami Vice“.
Filmgenre: Thrillerkomödie
Filmlänge: 103 Minuten
Regie: Aritz Moreno
Mit: Luis Tosar, Pilar Castro, Ernesto Altiero, Quim Gutiérrez, Belén Cuesta
Altersfreigabe: ab 18
Verleih: Neue Visionen
Kinostart: 20.08.2020
Ein Haus in der Toskana, wer träumt nicht davon? Vater Robert und Sohn Jack wollen ihres im idyllischen Montalcino loswerden. Weil sie das aber seit dem Tod der Mutter, viele Jahre zuvor, nie wieder betreten haben, sehen sie sich einer verfallenen Hütte ausgesetzt, die es gilt in Schuss zu bringen.
Zum Siena-Rot und Zypressen-Grün der Umgebung kommt noch der Heimwerker-Appeal dazu, der einen Haufen Goldocker aufwirbelt. Der Dramatik beileibe nicht abträglich ist der Umstand, dass dies der erste gemeinsame Film von Vater Liam Neeson und Sohn Micheál Richardson ist.
Micheál Richardson
„Made in Italy“ ist mehr als nur der erste Film von Vater Liam Neeson und Sohn Micheál Richardson, der 1995 in New York geboren ist. Beide verarbeiten mit damit auch den Tod von Ehefrau und Mutter Natasha Richardson, die 2009 nach einem Skiunfall starb. Von ihrer Seite aus gehört Micheál zur berühmten Redgrave/Richardson-Schauspieldynastie, der auch Großmutter Vanessa und Urgroßvater Michael Redgrave angehören, sowie Tante Joely, sein Regie führender Großvater Tony Richardson und – zumindest angeheiratet – Schauspieler Franco Nero.
Filmgenre: Romantikkomödie
Filmlänge: 93 Minuten
Regie: James d‘Arcy
Mit: Liam Neeson, Micheàl Richardson, Lindsay Duncan, Valeria Bilello
Altersfreigabe: ab 6
Verleih: Leonine
Kinostart: 03.09.2020
Superhelden sind nicht zwangsläufig auch Supermänner oder –frauen. Was sich Der Brite Alan Moore und sein zeichnender Landsmann Dave Gibbons 1986 in „Watchmen“ für DC Comics ausgedacht haben, waren Helden mit einem dunklen Punkt in der Vergangenheit, der sie nicht selten in der Gegenwart in moralische Zwickmühlen geraten ließ. Fernsehautor Damon Lindelof hat dieses Konzept auf die heutige Zeit und ein sehr aktuelles Thema übertragen. In der neunteiligen HBO-Serie „Watchmen“ geht es um weiße Rassisten in Tulsa, Oklahoma, die Jagd auf die örtliche Polizei machen. Als Superheldin Sister Night macht sich Polizistin Angela Abar daran, den Suprematisten das Handwerk zu legen.
Genre: Actiondrama
Länge: ca 540 Minuten
Entwickler: Damon Lindelof
Darsteller: Regina King, Don Johnson, Tim Blake Nelson, Yahya Abdul-Mateen II
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: Warner Bros. Home Entertainment
Im Handel seit: 30.07.2020
„Die Relevanz des europäischen Films stärken“ hat sich der Streaming-Dienst Sooner auf die Fahnen geschrieben. Ende Juli ging er mit einer kleinen, aber feinen Medien-Bugwelle an den Start. Und ebenso fein und mit 2000 Film- und Serientiteln noch relativ klein ist die Auswahl, die aus den Filmfestival-Programmen von Cannes, Sundance und der Berlinale getroffen wurde. Von der estischen Banker-Serie, über queere Dokus, bis hin zum Romantik-Klassiker „The Broken Circle“, findet sich alles, was das Herz des Independent-Film-Freaks begehrt. In OmU und deutscher Synchronisation.
Art: Streamingdienst
Adresse: https://sooner.de/