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Detlef Riesche (Foto: Achim Bachhausen)
Neuer Ton bei toom
Du, Detlef
Lesedauer: 6 Minuten
Vertrauliches Du statt distanziertes Sie: Was früher im beruflichen Alltag die Ausnahme war, wird zunehmend zur Selbstverständlichkeit. Seit knapp drei Monaten auch bei Toom. Für Detlef Riesche, den Vorsitzenden der Geschäftsführung, war die Umstellung besonders groß. Er hatte sich zuvor lediglich mit zwei Kollegen geduzt, die er seit vielen Jahren privat kennt. Im one_Interview erläutert er, was sich mit dem Du bei Toom geändert hat und warum er viele Mitarbeiter auf dem Flur nur mit „Hallo“ begrüßt.Denise Krell, Mitarbeiterin in der Unternehmenskommunikation, hatte es leichter: Vor ihrer Zeit bei Toom hatte sie in einer Werbeagentur gearbeitet, in der alle Du zueinander sagten. Beide sind sich einig: Die neue Ansprache macht das Miteinander unkomplizierter.
one: Herr Riesche, auf der Mitarbeiterversammlung glaubten viele Teilnehmer zunächst an einen Versprecher, als Sie auf der Bühne mit Detlef angesprochen wurden...
Detlef Riesche: Ja, es gab Gelächter und Gemurmel im Saal. Aber ich habe gleich klar gestellt: „Das ist kein Irrtum. Ab jetzt sollten wir bei Toom Du zueinander sagen.“ Ich war sehr erleichtert, als es darauf Applaus gab. Denn wir waren uns in der Geschäftsführung lange Zeit nicht sicher gewesen, ob wird diesen Schritt gehen sollten.
one: Es gab in der Geschäftsführung kontroverse Diskussionen?
Detlef Riesche:
Wir haben das Für und Wider lange abgewogen. Es gibt ja durchaus gute Gründe zu sagen, die Frage des Du oder Sie ist Privatsache zwischen zwei Menschen und sollte nicht zur Regel gemacht werden. Am Ende haben wir uns jedoch einstimmig dafür entschieden, weil wir überzeugt waren, dass es eine andere Ansprache einen Impuls gibt.

one: Einen Impuls wofür?
Detlef Riesche: Die Baumarktbranche ist stark in Bewegung. Kundenbedürfnisse ändern sich, das Wettbewerbsumfeld ist heute anders als vor fünf Jahren. Somit müssen auch wir anders in Bewegung kommen als wir das gewohnt sind. Es dürfen nicht mehr Bereichs- oder Abteilungsinteressen obenan stehen, sondern wir wollen stärker für den Kunden da sein.
Das gelingt leichter, wenn die Distanzen zwischen Hierarchien möglichst gering sind. Und ein Mittel, solche Distanzen zu verringern, ist nach unserer Überzeugung das Du. Aber um es klar zu sagen: Das Du alleine regelt erst einmal gar nichts. Es kann nur eine Veränderung begleiten, die ohnehin im Gang ist. one: Nicht alle Mitarbeiter dürften es gut finden, plötzlich zu jedem Du zu sagen und selber mit Vornamen angesprochen zu werden.
Detlef Riesche:
 Das respektieren wir. Es gibt keine Verordnung, die das Du zur Pflicht macht. Niemand wird ausgegrenzt, der darum bittet, beim Sie zu bleiben. Aber de facto setzt er sich damit selbst ein wenig ins Abseits, wenn alle um ihn herum Du zueinander sagen. Es gibt Mitarbeiter, die gestehen ganz offen: „Ich kann das nicht, zumindest nicht von einem auf den anderen Tag.“ Allein, dass man dann darüber spricht, führt dazu, dass die Distanz schwindet.    
one: Wer sich sympathisch findet oder neutral miteinander umgeht, wird schnell zum Du finden. Wenn aber Kollegen, die ein eher gespanntes Verhältnis zueinander haben, plötzlich die Anregung erhalten sich zu duzen, ist das sicher nicht so leicht.
Detlef Riesche:
Ja, das verstehe ich. Ein Konflikt, den zwei Menschen miteinander austragen, wird auf diese Weise nicht gelöst. Deshalb drängen wir auch niemand, pauschal zum Du überzugehen. Aber wir haben vereinbart, dass überall da, wo es Probleme gibt, darüber gesprochen wird.

one: Oft heißt es, Führungskräfte sorgten sich um ihre Autorität, wenn sie nicht mehr mit einem respektvollen Sie angesprochen werden.
Detlef Riesche: Das mag bei dem einen oder anderen der Fall sein. Aber gerade Führungskräfte sollten großes Interesse haben, dass wir alle erfolgreich unseren Job machen. Es geht ja nicht um einen Eingriff in die Persönlichkeit. Wir möchten, dass Bereichs- und Abteilungsinteressen in den Hintergrund rücken und der Kunde stärker im Mittelpunkt steht. Der Respekt, den Führungskräfte vielleicht erwarten, dass Mitarbeiter zu ihnen aufblicken - das ist nicht der Respekt, den wir fördern. Für mich ist die Umstellung übrigens am größten, denn ich habe bei Toom zuvor nur zwei Menschen geduzt, obwohl ich so lange dabei bin: einen Schulfreund und einen Kollegen, den ich ebenfalls seit vielen Jahren privat kenne. 
one: Warum haben Sie es bisher abgelehnt, Mitarbeiter zu duzen?
Detlef Riesche:
 Weil ich diese Differenzierung nicht mag. In Meetings geht es manchmal durcheinander: zwei Kollegen duzen sich, ein Dritter wird gesiezt, ein Vierter duzt sich mit dem Ersten, aber nicht mit den anderen....Und schon wird überlegt, wer mit wem gut oder weniger gut kann. Für mich war von Anfang an klar, als ich in dieses Unternehmen kam, dass ich das einheitlich handhabe und grundsätzlich Sie sage – auch wenn die anderen Kollegen in der Geschäftsführung sich duzen. Im Privaten bin ich jedoch niemand, der lange überlegt, ob er jemand das Du anbietet. Beim Sport beispielsweise halte ich es für mich selbstverständlich, dass man Du zueinander sagt.
one: Und heute? Fällt es Ihnen leicht, plötzlich zu allen Mitarbeitern, auch in den Märkten, Du zu sagen?
Detlef Riesche: Es passiert immer noch, dass ich mich verspreche. Das ist ja auch normal, schließlich habe ich jahrelange zu allen Sie gesagt. Oft werde ich dann auf nette Art korrigiert - dann müssen wir beide schmunzeln. Das ist ja das Positive: Man kommt ins Gespräch und geht lockerer miteinander um. Natürlich kenne ich noch nicht alle Vornamen, das muss ich lernen. Wenn mich jemand auf dem Flur grüßt, dann antworte ich meist „Hallo – aber sorry: Den Vornamen habe ich noch nicht drauf.“ Das baut gleich Distanz ab, wenn der Chef einen Mitarbeiter um Hilfe bittet.
one: Eine erste Bilanz....
Detlef Riesche:
…dafür ist es nach knapp drei Monaten noch zu früh. Aber ich spüre, es kommt Bewegung ins Unternehmen. Vor kurzem habe ich einen Marktleiter gefragt, wie es mit dem Du liefe. Er erklärte mir, Achim und Dominique – meine Kollegen in der Geschäftsführung – habe er bereits kennengelernt. Da war für mich klar: Es funktioniert offensichtlich ganz gut. 
one: Kann das allgemeine Du dazu beitragen, Toom ein jüngeres, frischeres Image zu verpassen?
Detlef Riesche:
Gefühlt ja. Aber eine Imageauffrischung war nicht unser Ziel. In erster Linie ging es um eine Veränderung nach innen. Aber wir werden von jetzt an auch unsere Stellenanzeigen nur noch im Du-Ton verfassen. Wem das nicht gefällt, der wird sich bei Toom nicht bewerben. Aber dann passt er vielleicht auch nicht zu uns.  

one: Unternehmen wie Apple oder Ikea gehen noch ein Schritt weiter: Dort duzen sich nicht nur alle Mitarbeiter untereinander, sie sprechen auch ihre Kunden mit Du an. War das auch bei Toom eine Überlegung?
Detlef Riesche
: Wir haben darüber diskutiert und uns dann aber dagegen entschieden. Unsere Kunden haben, anders als Apple oder Ikea, ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter. Und sie sind konservativer. Ich bin mir nicht sicher, ob es jeder Toom-Kunde gut finden würde, geduzt zu werden.    one: Setzt Toom in der REWE Group einen Trend und sorgt dafür, dass das Du bald auch in den anderen SGEn Standard wird?
Detlef Riesche:
 Das entscheiden andere. Aber ich kann mir vorstellen, dass mancher in der REWE Group mit großem Interesse verfolgt, was bei uns passiert. Grundsätzlich gibt einen klaren Trend zum Du. Dafür sorgen schon die Digital-Kollegen, unter denen diese Ansprache üblich ist. Und auch international, etwa bei den Kollegen in Österreich, ist das Du sehr verbreitet. 

Detelf Riesche ist seit März 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung von Toom. Zuvor war er kaufmännischer Geschäftsführer von Toom Baumarkt und ProMarkt.


Denise Krell arbeitet seit März 2015 in der Unternehmenskommunikation von Toom. Zuvor war sie in einer Werbeagentur tätig.


Mein Kommentar
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Kommentare
Daria Ezazi
vor 7 Jahren und 6 Monaten

Anfangs war es sehr ungewohnt, aber mittlerweile ist es so normal, dass man schon fast aufpassen muss, nicht auch externe zu duzen :-)

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