Stefan Weiß ist Geschäftsbereichsleiter Vertrieb Deutschland bei der REWE Markt GmbH / Foto: Achim Bachhausen
one: Was war der Auslöser für die Entwicklung des neuen Konzepts?
Stefan Weiß: Wir haben einen Wettbewerbsdruck, wie ich ihn in 23 Jahren bei REWE noch nie erlebt habe. Vor allem die großen Discounter investieren viel in ihre Märkte und entwickeln sich bei Ambiente und Sortiment zu Vollsortimentern. Die Frage war daher: Wie können wir uns stärker vom Discount abheben und den alten Abstand wieder herstellen?
one: Und dazu haben Sie Ihre Kunden befragt?
Stefan Weiß: Richtig. Das Ergebnis war, dass die Kunden ihre REWE-Märkte als sauber und strukturiert, aber auch als steril und nüchtern wahrnehmen. „Ihr seid nicht emotional“, lautete das Urteil. Für uns war daher klar: Wir müssen dem Kunden eine von den Mitarbeitern mit Herzlichkeit transportierte Wohlfühlatmosphäre schaffen, standortbezogene Individualität bieten und unsere Kompetenz in den Frischebereichen herausstellen. Am Ende des Tages wollen wir natürlich auch unsere Umsätze und Erträge weiter entwickeln.
one: Wie ging es danach weiter?
Tobias Flöck: Wir haben die Konzepte von zwei Ladenbauern getestet. Beide Ansätze haben uns so gut gefallen, dass wir die Ideen in eine Pilotierung und ein Testszenario gegeben haben. Es gab keine Denkverbote. Den ersten Testmarkt in München, Hopfenpost, haben wir im August 2016 eröffnet. Im Anschluss haben wir nach sieben Testmärkten in bundesweit 14 Pilotmärkten weitere Erfahrungswerte gesammelt. Die Resonanz war sehr positiv – bei Mitarbeitern und Kunden, im REWE-Management und bei den REWE-Kaufleuten.
Tobias Flöck, Projektleiter Supermarkt 2020 / Foto: Achim Bachhausen
one: Was gab den Ausschlag für diese klare Entscheidung?
Stefan Weiß: Wir wollten uns vom alten Image lösen und einen emotional aufgeladenen Supermarkt. Das ist mit dem Supermarkt 2020 hervorragend gelungen. Um ein Beispiel zu nennen: Ein Vorschlag sah eine weiß geflieste Rückwand an der für uns so eminent wichtigen Service-Theke vor. Als ich das in der Simulation gesehen habe, dachte ich, wie sollen wir Emotionen durch eine weiße Rückwand transportieren? Aber als ich den ersten Testmarkt gesehen habe, hat mich das Ergebnis total überrascht. Das war das Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte. Die Emotion kam komplett rüber. Da haben wir gemerkt, dass manche Dinge im Modell nicht erlebbar sind, man muss sie live erleben.
one: Also gibt es jetzt eine Blaupause, die 1:1 umgesetzt wird?
Tobias Flöck: Zunächst einmal war es wichtig, dass wir uns Zeit für den Feinschliff genommen haben, denn wir haben mit jedem Testmarkt dazugelernt. Seit Januar befinden wir uns im Roll-out. Jeder Neu- und Umbau ist ein Supermarkt 2020-Markt. Unser Ansatz ist Modularität, das bedeutet, dass wir nach dem Baukastenprinzip die Teile zusammensetzen, die zum jeweiligen Standort passen, denn Fläche, Kaufkraft oder Konkurrenzsituation sind von Markt zu Markt anders. Herzstück des Marktes ist immer die Servicetheke.