Zwei der meistgefeierten Filme der 74. Filmfestspiele in Berlin kommen in diesem April in die hiesigen Kinos. Der österreichische Kabarettist Josef Hader lässt in „Andrea lässt sich scheiden“ Birgit Minichmayr in eine moralische Zwickmühle geraten. Überraschend heiter fiel auch Matthias Glasners Epos „Sterben“ aus, wofür er mit den Silbernen Drehbuch-Bären ausgezeichnet wurde. Psychokrimi pur liefert der britische Siebenteiler „The Long Shadow“ nach einer wahren Begebenheit und mit Starbesetzung.
Andrea lässt sich scheiden ©Majestic Filmproduktion Tatsächlich würde sich Andrea (wie immer großartig: Birgit Minichmayr) gerne scheiden lassen. Doch bevor sie sich diesen Wunsch erfüllen kann, macht sich die niederösterreichische Provinz-Polizistin selbst zur Witwe. Zufällig. Autounfall. Aber warum nimmt der örtliche und hoch depressive Religionslehrer Franz alle Schuld auf sich? Andrea setzt sich auf die Spur.
Schon der Titel des von Kabarettist Josef Hader co-geschriebenem, inszeniertem und gespieltem Drama „Andrea lässt sich scheiden“ ist eine haarsträubend tiefschwarzhumorige Untertreibung. Der Rest steht dem in nichts nach.
Josef Hader
Nach „Wilde Maus“ (2017) ist „Andrea“ die zweite Regiearbeit des 1962 geborenen Oberösterreichers. In seiner Heimat gilt Josef Hader als der erfolgreichste Kabarettist mit Programmen wie „Im Keller“ (1993), „Hader muss weg“ (2003) und der Best-Of-Revue „Hader spielt Hader“. Das Kinopublikum kennt ihn vor allem als den mal mehr mal weniger kriminalen Simon Brenner in „Komm, Süßer Tod“ (2000), „Silentium“ (2004), „Der Knochenmann“ (2009) und „Das ewige Leben“ (2015). Als Stefan Zweig in Maria Schraders „Vor der Morgenröte“ (2016) wird Hader für den Europäischen Filmpreis nominiert.
Filmgenre: Tragikomödie
Länge: 93 Minuten
Regie: Josef Hader
Mit: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Thomas Schubert, Robert Stadlober
Altersfreigabe: ab 6
Verleih: Majestic Filmproduktion
Start: 4.4.2024
Sterben © Wild Bunch Germany
„Du musst tun, was dein Herz will!“ Das Mädchen im Vorspann lässt da keinen Widerspruch zu. Familie Lunies hält sich streng daran: Vater Gert läuft ohne Hose herum, Sohn Tom dirigiert große Orchester, Tochter Ellen gibt sich dem Rausch hin und Mutter Lissy bereitet sich auf ihren Krebstod vor. In drei Stunden „Sterben“ wird geboren, geliebt, gelitten, verhandelt, hart abgerechnet und natürlich gestorben. Bei aller gegebenen Tragik hat Autor und Regisseur Matthias Glasner die Mittel der Komik voll ausgeschöpft, von subtil verbal bis Slapstick ist alles dabei.
Matthias Glasner
Das kleine Mädchen zum Auftakt von „Sterben“ ist Matthias Glasners eigene Tochter. Das Leben und Sterben der Familie Lunies ist von Glasners eigener Familie inspiriert. Das ist Programm bei dem 1965 in Hamburg geborenen Regisseur, der die Drehbücher zu seinen Kinofilmen immer selbst schreibt. Glasner behandelt dabei emotionale Fragen, die ihn selbst beschäftigen („Der freie Wille“ (2006), „Gnade“ (2012)) oder Lebenssituationen wie in „Die Mediocren“ (1995) und nun „Sterben“, wofür er bei den diesjährigen Filmfestspielen in Berlin den Silbernen Bären für das Drehbuch erhält.
Filmgenre: Tragikomödie
Länge: 180 Minuten
Regie: Matthias Glasner
Mit: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Ronald Zehrfeld
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Wild Bunch Germany
Start: 25.4.2024
DVD The Long Shadow
© Polyband
Es gibt mehrere britische Serien über den Yorkshire Ripper, der zwischen 1975 und 1980 dreizehn Frauen tötete und mehrere überfiel und lebensgefährlich verletzt zurückließ. Einige erwähnen auch die Fahndungsfehler der Polizei. Der Siebenteiler des britischen Senders ITV, „The Long Shadow“, fokussiert sich auf die Opfer und deren Familien. Der Umstand, dass ein Teil der attackierten Frauen aus dem Rotlichtmilieu stammte, brachte in den Medien alle Opfer in Verruf.
Regisseur Lewis Arnold hat sich mit der Inszenierung psychologisch dichtgewebter True-Crime-Dramen wie „Des“ (2020) und „Sherwood“ (2021) einen Namen gemacht. „The Long Shadow“ reiht sich nahtlos in diese Riege.
Genre: True Crime Drama
Länge: 344 Minuten
Regie: Lewis Arnold
Mit: Toby Jones, David Morrissey, Liz White, Victoria Myers, Chloe Harris
Altersfreigabe: ab 12
Vertrieb: Polyband
Im Handel ab: 28.3.2024
Streaming Wikiflix ©Edda Bauer Vor allem Freunde von Stummfilmklassikern haben jetzt Grund zur Freude: Wikimedia hat mit Wikiflix eine Sammlung für Filme aufgemacht, deren Urheberrechte abgelaufen sind. Darunter findet sich mit Fritz Langs „Metropolis“ (1927) nicht nur der Klassiker schlechthin (sogar in der zu 153 Minuten rekonstruierten Version), sondern auch der Farbfilm „Charade“ (1963) mit Audrey Hepburn und Cary Grant. Englischkenntnisse sind allerding nötig, sowohl bei den Untertiteln von russischen oder auch indischen Filmen, als auch bei den Infos zu Darstellern und Filmemachern.
Art: Streaming Portal
Entwickler/Vertrieb: Wikimedia
Erhältlich für: jede Art Browser
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