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ArticleId: 1057magazineWeshalb haben viele von uns keine Lust auf Sport? Wie findet man das richtige Maß an Bewegung – in der Freizeit und im Job? Fitness-Experte Prof. Ingo Froböse nimmt kein Blatt vor den Mund. Lesen Sie hier, was er vom Manager-Sport Marathon hält und warum er Führungskräfte und Mitarbeiter in die Verantwortung für ihre eigene Fitness nimmt.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/1/8/csm_TT01-sport-mgt_standard_cac66db5cb.jpg„Wir sind träge, weil wir im Schlaraffenland leben“Interview zu Sport & Job
Sport und Job
Schwitzen statt sitzen
Trotz Schrittmessern auf dem Smartphone, Fitness-Armbändern und Gesundheits-Apps: Die Deutschen sind immer weniger körperlich aktiv. Erst jüngst kam eine GfK-Studie unter Leitung des Sportwissenschaftlers Prof. Ingo Froböse zu alarmierenden Ergebnissen – mehr dazu berichtet Froböse ganz ungeschminkt in unserem one_Interview.
 
Eine Ursache: der Job. Genauer gesagt, die Bedingungen, unter denen wir arbeiten. Immer mehr Menschen verbringen laut der Studie ihre Arbeit vor dem Computer. Über den ganzen Tag betrachtet, sitzt der typische Schreibtischarbeiter inklusive Freizeit etwa elf Stunden lang. Und auch andere Arbeitstätigkeiten verlangen dem Körper eine Menge ab: Ob in der Logistik, im Supermarkt oder im Baumarkt, eine gute körperliche Fitness ist meist Voraussetzung. Hinzu kommen Belastungen neben dem Job, etwa durch Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen.
 
Um Mitarbeitern ein Bewusstsein für den Umgang mit der eigenen Gesundheit zu vermitteln, setzt die REWE Group auf ein betriebliches Gesundheitsmanagement. Lesen Sie außerdem in unserem Top Thema, wie sich die Geschäftseinheiten und Regionen für fitte Mitarbeiter einsetzen. Und wie halten es die Kolleginnen und Kollegen mit dem Sport – und dem inneren Schweinehund? Zehn Kolleginnen und Kollegen verraten es Ihnen. Den Reiz des Marathons enthüllt Profi Sabrina Mockenhaupt. Gehen Sie außerdem mit dem Kollegen Cornelius Kämmerling auf Marathon-Vorbereitung  – barfuß.
one_Interview mit Sportwissenschaftler Ingo Froböse
"Wir sind träge geworden
weil wir im Schlaraffenland leben"
Ist der Mensch von Natur aus faul? Oder weshalb haben viele von uns keine Lust auf Sport? Wie findet man das richtige Maß an Bewegung - sowohl in der Freizeit als auch im Job? Fitness-Experte Prof. Ingo Froböse nimmt bei seinem Lieblingsthema kein Blatt vor den Mund. Lesen Sie hier bei uns im Interview, was er vom Manager-Sport Marathon hält und warum er Führungskräfte wie Mitarbeiter in die Verantwortung für die Fitness nimmt. Warum der Spaßaspekt den Leistungsaspekt beim Sport überwiegen sollte. Und warum Sportler im Job besonders gut sein können.
one: Herr Prof. Froböse, der Fitnessmarkt boomt. Es gibt immer mehr Studios und Personal Trainer – reale und digitale. Laufveranstaltungen haben Konjunktur, und das Equipment wird immer besser. Für viele Menschen ist Fitness ein Lebensstil. Aber mindestens ebenso viele fühlen sich am wohlsten auf der Couch….
Ingo Froböse: Die Situation ist noch viel dramatischer. Denn es ist nicht nur zu fragen, wie viel sich die Menschen in ihrer Freizeit bewegen. Sondern auch: Wie viel Bewegung haben sie an ihrem Arbeitsplatz? Wie oft unterbrechen sie ihre sitzende Tätigkeit? Insgesamt steht für mich fest: Allenfalls zehn Prozent der Menschen in Deutschland haben täglich einen ausreichenden motorischen Reiz. Welche Folgen das hat, wusste schon Oma: Wer rastet, der rostet.

one: Viele sagen: Ich würde gerne mehr Sport treiben, aber mir fehlt die Zeit.

Ingo Froböse: Das lasse ich nicht gelten. Viele, die das sagen, gucken am Wochenende acht bis zehn Stunden Sport im Fernsehen. Gucken ja, machen nein. Außerdem gibt es viele Möglichkeiten, sich im Alltag mehr zu bewegen. Statt zum Beispiel minutenlang auf den Fahrstuhl zu warten, könnte man ja mal Treppen steigen.

one: Wenn es nicht die fehlende Zeit ist, was ist es dann?
Ingo Froböse: Es liegt nicht unbedingt in unserer Natur, uns bewegen zu wollen. Wir müssten es zwar, weil die Zellen Bewegung brauchen. Aber über die Generationen sind wir träge geworden, weil wir im Schlaraffenland leben. Früher mussten die Menschen 20 bis 30 Kilometer täglich zurücklegen, um Nahrung zu beschaffen. Heute rufen sie den REWE Lieferservice an. Schauen sie in die Tierwelt: Wenn ein Löwe in der Savanne rumläuft, dann entweder, weil eine zarte Antilope vorbeiläuft oder eine sexy Löwin. Also Bewegung wegen Nahrungssuche oder Sex. Aber wir haben die Savanne nicht mehr. Wir haben eine andere Umwelt. Deshalb müssen wir kompensieren.
one: Menschen werden aber doch nicht träge geboren. Die meisten Kinder haben einen gewaltigen Bewegungsdrang….
Ingo Froböse:…der dann früh zugedeckt wird, etwa durch Erziehung: „Bleib still sitzen!“, ermahnen wir schon die Kleinen. Damit entziehen wir den Kindern den Bewegungsvirus. Hinzu kommt, dass Bewegung in der Bildung keine Bedeutung hat. Hier hat Sport allenfalls einen Leistungsaspekt, aber nur selten einen Gesundheitsaspekt. Bei vielen Menschen hat der Sportunterricht negative Spuren hinterlassen. Es wurden Teams gewählt und sie blieben lange auf der Bank sitzen. Eine solche Stigmatisierung möchten sie nicht wieder erleben und meiden später sportliche Betätigungen – aus Furcht vor erneuten Enttäuschungen.
one: Aber es gibt doch viele Spätberufene, die mit 50 den Sport für sich entdecken – nach Familiengründung, Hausbau und wichtigen Karriereschritten.
Ingo Froböse: Nur ist es da mitunter zu spät: Es zeigen sich erste Gebrechen, die Körperform hat sich verändert und der Zeiger der Waage neigt sich nach rechts. In dieser Phase wieder anzufangen, erfordert eine hohe Motivation und viel Disziplin.
one: Stichwort "Betriebssport": Gibt es da eine merkbare Entwicklung?
Ingo Froböse:
Der Betriebssport ist im Wandel, ab er es gibt noch viel Luft nach oben. Immer zur selben Zeit dieselbe Tischtennisgruppe – das ist nicht mehr zeitgemäß. Wichtig ist, schon die Auszubildenden an das Thema Bewegung heranzuführen. Mit modernen Angeboten wie Skaten, Longboard oder Roller fahren. Und warum nicht auch Reisen? Etwa Skilanglaufkurse, gerne auch für die gesamte Familie.

one: Da werden die Verantwortlichen in den Unternehmen fragen: Was kostet und was bringt uns das?
Ingo Froböse: Das ist der falsche Ansatz. Ökonomisch lässt sich die Sache nicht fassen. Natürlich braucht es einen Kümmerer, einen Verantwortlichen, am besten von der Basis. Den haben viele nicht. Oft habe ich den Eindruck, die Unternehmen kaufen sich ein wenig frei, von ihrer Pflicht, Gesundheitsangebote zu machen. Da legen sie drei Äpfel hin, kleben ein Poster an die Wand, und das war es dann. Mit Konzept hat das nichts zu tun. Andere wollen zu viel, planen gleich einen großen Aufschlag. Unsicherheit herrscht vor allem bei Mittelständlern. In großen Unternehmen wie der REWE Group gibt es häufig feste Strukturen. Das ist super.

one: Machen beim Betriebssport nicht nur die mit, die ohnehin Sport treiben, aber nicht die, die es eigentlich nötig haben?
Ingo Froböse: Ja, die Gefahr besteht. Aber das sollte niemand bremsen, Angebote zu machen. Irgendwie muss man doch einmal anfangen. Und umso wichtiger ist es, gleich die Basis mitzunehmen und zu fragen: Welche Angebote wünscht Ihr Euch?
one: Was kann der Arbeitgeber von den Mitarbeitern verlangen?
Ingo Froböse: Auch wenn es unbequem ist: Jeder Mitarbeiter hat die Pflicht, für seine Leistungsfähigkeit zu sorgen. Beispiel Urlaub. Das ist doch nichts anderes als geschenkte, bezahlte Zeit, in der der Mitarbeiter nach einem anstrengenden Jahr Kräfte sammeln soll. Auf Mallorca erlebe ich regelmäßig genau das Gegenteil.

one: Manche sagen, meine Arbeit macht mich krank….
Ingo Froböse: Arbeit per se macht nicht krank. Entscheidend ist der Umgang mit der Arbeit, der Lebensstil. Viele sagen am Freitag, nach einer anstrengenden Arbeitswoche: „Toll, dass wieder Wochenende ist“ und organisieren dann zwei Tage, die eben nicht geeignet sind, Kräfte zu sammeln. Dann kann man nicht montags vom Arbeitgeber verlangen, die Belastung zu reduzieren, weil alles so anstrengend ist. Nein, gefragt ist ein gesunder Umgang mit sich selbst.

one: Wie findet jeder die Sportart, die zu ihm passt?
Ingo Froböse: Jeder ist anders. Es gibt Spieler und Läufer. Wichtig ist, dass sowohl Ausdauer als auch Kraft trainiert werden. Beides hält uns gesund. Laufen, Schwimmen, Radfahren – das sind die natürlichsten Bewegungen, gut um die Ausdauer zu steigern. Kraft lässt sich im Fitnessstudio, aber auch zu Hause mit Gymnastik schulen, am besten gleich morgens nach dem Aufstehen. Balltypen suchen sich dazu noch eine Spielform.
Prof. Dr. Ingo Froböse, 59, ist Leiter des „Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung“ sowie Leiter des „Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation“ an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist ein gefragter Experte zu den Themenbereichen Gesundheit, Ernährung und Sport sowie Autor zahlreicher Fachbücher. In seinem am 10. September erscheinenden Titel „Power durch Pause“ erläutert Froböse unter anderem, warum Spitzensportler wie Wladimir Klitschko auch mit 40 Jahren noch Spitzenleistungen bringen. Froböse absolviert morgens gleich nach dem Aufstehen ein „kleines Gymnastikprogramm“ und läuft fünf Mal in der Woche jeweils „ein Stündchen“. Wenn er unterwegs ist, geht er gern zu Fuß, statt Taxi oder Bus zu nutzen.  Während seiner Studienzeit wurde er mehrfach Deutscher Vizemeister über 100 und 200 Meter.  
Die Deutschen und der Sport – überraschende Zahlen & Fakten
Fast 70 Prozent der Deutschen bewegen sich täglich noch nicht mal eine Stunde – und an Ausreden mangelt es nicht. one zeigt in sechs spannenden Grafiken, wie es um die sportliche Verfassung der Bundesbürger bestellt ist. Oder wussten Sie, welche die sechs Lieblingssportarten der Deutschen sind?
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