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Fachmeinung vom REWE-Einkäufer
Wie geht es dem Bier 2018, Herr Schlüter?
Die Deutschen trinken weniger, dafür aber mehr Höherpreisiges: Gemischte Aussichten für die Bierbranche prognostiziert der verantwortliche REWE-Einkäufer Ralf Schlüter

„Seit Ende der 1980er-Jahre geht der der Pro-Kopf-Verbrauch von Bier zurück. Das ist nicht aufzuhalten und bleibt auch 2018 so1. Der Grund liegt im veränderten Konsumverhalten und in der demografischen Entwicklung. Denn eine alternde Bevölkerung bedeutet auch weniger Bierkonsum. Was vor diesem Hintergrund sehr erfreulich ist: Ganz gegen diesen Trend entwickelt sich REWE Vollsortiment weiterhin positiv, sowohl was den Absatz, als auch was den Umsatz betrifft2

WM als Streif am Horizont

Die Fußballweltmeisterschaft im Juni 2018 wird sicher einen Konsumhöhepunkt bilden, so dass wir 2018 wohl mit einem „kleineren Minus“ davonkommen werden3

Welche Trendsorten ich ausmache? Vor allem Spezialbiere, Hellbiere, Lager, unfiltrierte naturtrübe Biere wie Zwickl4. Also Biere, die sich sowohl vom Geschmack als auch von der Verpackung her abheben. So wie das Grevensteiner der Veltins-Brauerei, ein naturtrübes süffiges Landbier in einer besonderen bauchigen Flasche.

Getränk für Metropolen

Für Craft Beer5 sehen wir weiterhin einen Markt. Man muss allerdings wissen: Der Anteil von Craft Beer am Gesamtbiermarkt liegt bei derzeit 0,5 Prozent! Es wird viel darüber gesprochen, aber wenig getrunken. Aber in den Metropolen setzen wir darauf und bieten ein interessantes, vielfältiges Sortiment in einem separaten Baustein/Regal an, denn Craft Beer ist eindeutig ein urbanes Produkt. In den Großstädten wie Köln, Berlin, Hamburg oder München leben junge Menschen, die sich stark mit dem Thema beschäftigen. 

Ralf Schlüter
Und Craft Beer bietet eine sehr gute Gewinnspanne. Ein Markenbier kostet rund 1,30 Euro pro Liter. Ein Liter Craft Beer liegt bei durchschnittlich 4 Euro ...

Meine Prognose für Craft Beer: Es wird ein Nischenthema bleiben. Vielleicht pendelt es sich bei 2 Prozent Marktanteil ein. Aber so viel wie in den USA, wo es einen Marktanteil von 12 Prozent hat, wird es bei uns nicht werden. Dazu haben wir hier in Deutschland zu viele lokale, regionale Marken, die aus kleinen handwerklich arbeitenden Brauereien stammen. 

Was die Gebinde betrifft: Die Dose wird weiterhin an Bedeutung gewinnen. Derzeit hat sie einen Marktanteil von 5 Prozent, mittelfristig kann sie 10 Prozent erreichen. Sie hat viele Vorteile, sie passt zum Trend, viel außer Haus und unterwegs zu konsumieren. Das Mehrwegglas ist und bleibt aber stabil.“ 

Ralf Schlüter verantwortet die Warengruppe Bier für das Category Management und den Einkauf // Aufgezeichnet von Bettina Rees

Fußnoten
1) Bierentwicklung:
Gesamtverbrauch in Hektolitern:
2015: 86.018
2016: 85.532
Pro-Kopf-Verbrauch in Litern:
2015: 105,9
2016: 104,1 2) Zum wichtigsten „Umschlagsplatz“ für Bier hat sich das  Vollsortiment gemausert. Über 33 Prozent des Bierabsatzes  wurde 2016 über diese Vertriebsform verteilt (2014: 26,7 %).

3) WM:Die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien kurbelte den Bierdurst der Deutschen ordentlich an. Im Monat Juni, im dem die meisten WM-Spiele stattfanden, verbuchten die deutschen Brauereien und Bierlager einen Absatzanstieg von 14 Prozent und einen Pro-Kopf-Verbrauch von knapp 107 Liter. 
4) Zwickl: Der keilförmige Holzzapfen, den man früher in das Spundloch eines Lagerfasses schlug, gab diesem Bier seinen Namen. Im eigentlichen Sinne handelt es sich um die Probe, die der Braumeister dem Lagertank entnimmt, um den Reifegrad des Bieres festzustellen. Einige Brauereien bieten Zwickelbier zu bestimmten Zeiten an, es ist aber auch das ganze Jahr über in Flaschen zu haben. Diese Spezialität wird nicht gefiltert, sie gilt als vitaminreich.  5) Craft Beer: Craft bedeutet Handwerk, Beer heißt Bier. Begriff und Bierbewegung kommen aus den USA. Anders als dort gibt es im Deutschen keine feste Definition für Craft Beer. Es geht aber immer um Unabhängigkeit von Konzernen oder von großen Brauereien www.hopfenhelden.de
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