Volunteer in Südafrika
Sawubona Africa!
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Südafrika ist ein wunderschönes Reiseland – und die Heimat des Rooibos-Tees. Aber wie wird Tee überhaupt hergestellt? Die REWE West-Volunteers Romina Kaaf und Elena Waller haben sich Mitte Januar aufgemacht, um sich vor Ort umzuschauen.
Auf ihrer vierwöchigen Reise packten sie nicht nur auf dem Feld mit an, sondern erlebten jede Menge Abenteuer – vom Besuch auf einer Zitronenplantage über Wanderungen durch die Wüste bis zu einem Besuch im Township. Warum Südafrika ihre Herzen im Sturm erobert hat, berichten die Nachhaltigkeitsbotschafterinnen in ihrem Reisetagebuch.
Heute geht es los! Um 22:10 ist unser Flieger nach Kapstadt gestartet. Die kommenden vier Wochen werden wir in Südafrika verbringen – nicht etwa um Urlaub zu machen, sondern um ein nachhaltiges Projekt zu begleiten, das REWE gemeinsam mit Charitea durchführt. Wir sind super aufgeregt und gespannt darauf, was uns erwartet – das Land, die Menschen und welche Erfahrungen wir sammeln werden. Doch jetzt warten erstmal zwölf Stunden Flug auf uns.
Endlich gelandet. In Südafrika ist es Sommer und somit rund 35 Grad wärmer als in Deutschland – schon eine ganz schöne Umstellung. Jetzt heißt es die Sommerklamotten auspacken und gespannt alle Eindrücke wahrnehmen. Es geht direkt los ins 400 Kilometer entfernte Nieuwoudtville. Die Fahrt dorthin ist aufregend und wir kommen gar nicht mehr aus dem Staunen raus. Als wir in Nieuwoudtville ankommen, sind wir überrascht von der Landschaft und wie heiß es doch im Unterschied zu Kapstadt war. Knapp 10 Grad heißer! Hier werden wir herzlich von Tempie und ihrer Familie empfangen.
Tempie ist 68 Jahre alt und eine wirklich tolle Frau. Wir übernachteten auf der Eco Lodge Rietjieshuisje. Der Weg dorthin ist steinig und nicht leicht befahrbar. Wir müssen knapp 30 Kilometer Dirtroad fahren und damit strapazieren wir nicht nur unser Auto. Als wir gegen Nachmittag ankommen, werden wir mit einem wundervollen Abendessen empfangen und fühlen uns gleich wohl. Die Atmosphäre ist wirklich Wahnsinn, da sich um uns herum nichts weiter befindet als Wüste.
Heute haben wir unseren ersten harten Arbeitstag. Das ist wirklich eine tolle und auch anstrengende Erfahrung für uns. Wir ernten den ganzen Tag mit den Arbeitern der Heiveld Kooperative das Rooibos Feld. Bei 45 Grad trockener Hitze ernten wir den niedrig wachsenden Tee – das ist noch echte Handarbeit. Vorsicht vor Schlangen ist geboten! Am Ende des Tages wird der Tee mithilfe eines Traktors zum Tea Court gebracht. Es ist ziemlich heiss und anstrengend, aber macht aber spaß, den ganzen Tag mit den Arbeitern zusammen zu sein und schließlich den Erfolg zu sehen.
Die Heiveld-Kooperative
Die Kooperative ist eine Besonderheit in Südafrika: In den Jahren des Apartheidregimes war es ausschließlich weißen Großfarmern erlaubt, Rooibos-Tee in großem Stil anzubauen und zu vermarkten. Im Jahr 2001 haben schließlich 14 Kleinbauern aus Suid Bokkeveld die Kooperative gegründet und damit Geschichte geschrieben.Bei der Kultivierung und Ernte der Pflanzen folgt die Heiveld Kooperative, die unter anderem ChariTea beliefert, dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Einmal pro Jahr werden wilde Triebe der Pflanzen ausgeschnitten. Anschließend wird ein neuer Austrieb zugelassen. So können die Büsche vor der nächsten Ernte blühen.
Diese Methode ist so nachhaltig, dass die Pflanzen bis zu 50 Jahre abgeerntet werden können. Nur junge Triebe werden geschnitten; die älteren Zweige und Äste bleiben am Busch. Durch diese vorsichtige Methode leben die Büsche länger als diejenigen die mechanisch abgeerntet werden.
Heute lernen wir die weiteren Produktionsschritte auf dem Tea Court kennen. Hier wird der Tee geschreddert und anschließend zum Trocknen ausgebreitet. Hierzu wird der Tee befeuchtet und dann mit dem Traktor platt gefahren. So weilt der Tee zwölf Stunden an Ort und Stelle. Danach wird der Tee auf an einer zweiten Stelle direkt daneben verteilt und mit Bambusstöcken ausgebreitet. Hier trocknet der Tee weitere zwölf Stunden. Nach diesen Prozessen erhalten wir unseren roten Rooibos Tee verzehrfertig.
Heute ist Wandern mit Noel in Nieuwoudtville angesagt. Wir wandern ein ausgetrocknetes Flussbett entlang und müssen dort auch Berge besteigen. Nach etwa drei Stunden kommen wir an einen wunderschönen Ort mit einmaliger Aussicht: Wir befinden uns an einem ausgetrockneten Wasserfall. Das ist atemberaubend, aber auch anstrengend, dort hin zu gelangen. Nicht nur die Temperatur macht uns zu schaffen sondern auch, dass wir zu wenig Wasser dabei haben und es ungewiss ist, wie lange der Rückweg dauernd wird.
Noel will uns unbedingt einen anderen Rückweg zeigen, also folgen wir ihm. Starten müssen wir damit, dass wir einen Berg hochklettern. Noch einige Kilometer trennen uns von unserem Auto und es wird immer anstrengender. Zwischen kaum noch Wasser, Berge beklettern, und wann sind wir da, gehen wir sowohl an unsere körperlichen als auch psychischen Grenzen. Nur Noel kennt den Weg zurück und wir müssen auf ihn vertrauen. Nach weiteren drei Stunden ist das Auto in Sicht und wir holen die letzten Kräfte aus uns raus. Insgesamt braucht unsere Wanderung durch Suid Bokkeveld sechs Stunden.
Auf geht‘s nach Kirkwood! Hier besuchen wir eine Zitronenplantagen. SOGA ist eine Bio-Farm, die auch nach Deutschland ihre Bio-Zitronen verkauft. Es gibt vier insgesamt Plantagen in Kirkwood, die Bio-Zitronen anbauen und verkaufen. Wir haben Einblick in alle Produktionsschritte und besuchen alle Plantagen. Wir haben Glück und können noch sehen, wie einige Zitronen geerntet werden Denn Haupterntezeit ist eigentlich von Juli bis August. Alle Früchte werden hier sorgfältig per Hand gepflückt. Ein Grund, warum auf einer Bio-Zitronenfarm 3 x mehr Menschen pro Hektar arbeiten, als auf einer konventionellen.
Wir sind unterwegs mit Lemonaid, um einige Projekte zu sehen, die Lemonaid unterstützen will. Zunächst fahren wir nach Bulungula, ein wunderschöner Ort, direkt am Indischen Ozean. Hier schlafen wir in der ersten zertifizierten Fairtrade Lodge – einfach traumhaft. Am tollsten finden wir die Waldregendusche draußen im Freien, keine 500 Meter vom Indischen Ozean entfernt. Unser Tag startet mit einem wunderschönen Ausblick auf das Meer.
Der Lemonaid & ChariTea e. V. unterstützt hier ein Projekt der Non-Profit-Organisation Bulungula Incubators, das den Menschen ermöglicht, vor Ort ihr eigenes Gemüse anzubauen und sich selbst zu versorgen – und zusätzlich ihr geerntetes Gemüse weiter verkaufen zu können. Bisher kaufen die Gemeindemitglieder das meiste Essen von großen, konventionellen Unternehmen. Hierfür benötigt Dave, der Projektleiter, Startkapital um die Menschen erstmalig mit Gemüse-Samen und Geräten zu versorgen.
Außerdem besuchen wir ein Projekt in Alice, dem ärmsten Stadtteil Südafrikas. Hier handelt es sich um eine Organisation Namens NEDA, die Menschen sowohl mit finanziellen als auch mit materiellen Mitteln unterstützen möchte. NEDA vergibt Mikrokredite an Farmer oder Bürger, die sich aus eigenen Mitteln nicht finanzieren können. In Südafrika vergibt die Bank nämlich nur Kredite, wenn man ein geregeltes Einkommen hat oder eigenes Land besitzt. Hier benötigt NEDA weitere Spenden, um weiterhin den Bürgern in Alice und Umgebung zu helfen.
Die letzten Tage verbringen wir in Kapstadt und besuchen zusammen mit Lemonaid ein Township namens Langa. Langa war bereits vor der Einführung des Apartheidsystems der erste Kapstädter Stadtteil, der für Schwarze geplant und errichtet wurde, und zählt somit zu den ersten Townships Südafrikas. Hier waren wir von den Eindrücken und dem Lebensstandard überwältigt. Die Armut dort zu sehen fällt uns schwer und wir haben ein mulmiges Gefühl dabei, durch Langa zu gehen, denn Arbeitslosigkeit und Kriminalität sind hoch. Doch beim Mittagessen in einem Restaurant ist die Stimmung perfekt und wir fühlen uns wohl. Die Menschen dort sind sehr nett und das Essen ist einfach super. Während wir essen, machen drei Männer Musik – eine unglaublich schöne Atmosphäre und wir genießen unseren Aufenthalt dort.
Abreise nach Deutschland. Mit einem weinenden und einem lachenden Augen steigen wir in den Flieger und landen nach einigen Stunden wieder im kalten Deutschland. Mit im Gepäck: Viele neue Eindrücke und Erinnerungen, die uns niemand mehr nehmen kann. Wir beide werden diese Reise niemals vergessen und sind uns sicher: Das war nicht unser letzter Besuch in Südafrika.
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