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Sport verbindet: Beim Köln Marathon war Ismail, der Jobling von Ekkehart Hoffmann, mit Freude am Start. Er sprang für seinen Mentor ein und lief die Strecke über 11,4 Kilometer.
Ehrensache bei der DER Touristik: DER Touristik-Kollegen Ekkehart Hoffmann und Kai Magaldi im Interview
„Höchstmaß an Sensibilität gefordert“
von Judith Morgenschweis
Im Mai 2016 startete die REWE Group mit „Ehrensache“ einem konzernweiten Patenschaftsprogramm für sozial benachteiligte Jugendliche. Sowohl am Standort Frankfurt als auch am Standort Köln fanden vor dem Treffen der Paten und ihren Schützlingen Workshops statt. „Ehrensache“ hat in Frankfurt und in Köln jeweils verschiedene Schwerpunkte. Während sich „Ehrensache“ in Köln auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz für Jugendliche aus bildungsfernen Schichten fokussiert, konzentriert sich die Arbeit in Frankfurt neuerdings auch auf die Integration junger Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt.
one sprach im Rahmen des Programms mit den DER Touristik-Kollegen Ekkehart Hoffmann und Kai Magaldi über ihre Erfahrungen und Motivation sowie ihre Erwartungen an Mentees und Mentoren.

one: Herr Hoffmann, Herr Magaldi – Sie beide nehmen aktuell als Mentoren am Patenschaftsprogramm „Ehrensache“ teil. Was hat Sie beide motiviert mitzumachen?


Kai Magaldi: Grundsätzlich möchte ich so oft es geht etwas tun, dem ich eine Bedeutung beimessen kann. Und was gibt es besseres als junge sozial benachteiligte Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Hintergrund zu fördern? Ich habe von dem Programm erfahren, nicht lange überlegt und mich direkt angemeldet.
Ekkehart Hoffmann: Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen. Insofern war das Thema „Anderen Menschen helfen“ immer präsent. Ich habe in meiner Jugend bereits eine Vielzahl an sozialen Projekten betreut und mache dies immer noch in meiner Freizeit. Bei der DER Touristik habe ich das Projekt „Weihnachtskiste“ ins Leben gerufen, bei dem man für Bedürftige sammelt. Das Projekt „Ehrensache“ habe ich gesehen und wollte es sofort unterstützen.

one: Wie war der erste Kontakt mit Ihrem Mentee? Und wie ist ihr aktuelles Verhältnis zu ihm?

Ekkehart Hoffmann:
Der erste Kontakt zu meinem Mentee war aufregend. Ismail, ein junger Flüchtling, ist 20 Jahre und kommt aus dem syrischen Aleppo. Wer die Nachrichten verfolgt weiß, welche Verhältnisse dort gerade herrschen. Seine Mutter ist noch dort, über seinen Vater haben wir noch nicht gesprochen. Seit unserer ersten Begegnung haben wir regelmäßig Kontakt via E-Mail. Es freut mich, dass Ismail so motiviert ist, in Deutschland Fuß zu fassen. Aktuell möchte er einen Intensiv-Sprachkurs belegen um sich besser verständigen zu können. Ich unterstütze ihn natürlich dabei und habe auch bereits erste Bewerbungsschreiben für Praktika mit ihm erstellt.
Kai Magaldi: Mein Mentee heißt Muhammad und ist 21 Jahre alt. Sein Vater ist Türke, seine Mutter Ungarin. Es war toll ihn kennenzulernen, weil es für mich eine neue Erfahrung war mit jemandem zu arbeiten, dessen Gedanken und Lebenslauf anders sind als die, die ich bisher kannte. Muhammad lebt zwar schon länger in Deutschland, aber auch er ist wie Ekkis Mentee fest entschlossen sein Leben in den Griff zu kriegen. Sein erstes Ziel ist es, einen Ausbildungsplatz zu finden und dadurch einen festen Job zu bekommen.

one: Braucht man spezielle Eigenschaften, um Pate zu werden?

Kai Magaldi:
Nein. Dennoch bedarf es einer grundlegenden Haltung, die man mitbringen sollte. Man braucht viel Disziplin, Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz. Mentees sind zu Beginn des Programms sehr euphorisch und geradezu „übermotiviert“ was in ihrem Leben zu ändern. Dies führt oft dazu, dass sie frustriert sind wenn auf Anhieb etwas nicht gelingt. Aus diesem Grund muss man auch damit rechnen, dass der Jobling oder Mentee in alte Muster zurückfällt. Mein Tipp an dieser Stelle: als Mentor zu Beginn die Erwartungshaltung  dämpfen und kleine nächste Schritte mit dem Jobling vereinbaren. Und das alles mit einem Höchstmaß an Sensibilität.
Ekkehart Hoffmann, Bereichsleiter Spezial-Websites & Onlineprojekte, DER Touristik und Kai Magaldi, Coach und Trainer, DER Touristik Köln im Interview
Ekkehart Hoffmann: Absolut. Es herrscht die naive Vorstellung, dass man einen Mentee betreut und ihn direkt im Anschluss – also nach sechs Monaten - in die Ausbildung bringt. Das wäre ein Idealfall, doch oft bedarf es einer längerfristigen Begleitung. Insbesondere spielt hier der Faktor „Sprache“ eine Rolle. Unser Ausbildungssystem ist nicht auf Sprachprobleme eingestellt.

one:
Die Resonanz zum Patenschaftsprogramm war gut, aber sie könnte besser sein. Woran meinen Sie liegt die Zurückhaltung anderer Mitarbeiter?

Ekkehart Hoffmann: Viele Kollegen sagen oft „Ich habe keine Zeit dafür“. Aber im Wesentlichen hat man keine Priorität dafür. Ich höre auch oft, dass Kollegen schlichtweg Angst haben – vor den fremden Kulturen, den Denkmustern oder den Lebensweisen der Jugendlichen.
Aber die Ängste werden einem spätestens durch den Austausch mit den Trainern genommen. In den Workshops wird man gut vorbereitet und darauf geschult, wie man mit verschiedenen Situationen umgeht - dazu zählen beispielsweise ganz simple Begrüßungsrituale.

Kai Magaldi:
Das Problem liegt in meinen Augen insbesondere an einer zu geringen Aufklärungsarbeit. Die Hemmschwelle ist groß mit Menschen zu arbeiten, die teilweise traumatisiert sind durch das, was sie in ihrem Land erlebt haben oder, die nicht dem gesellschaftlichen Idealbild entsprechen. Das kann ich nachvollziehen. Aber gleichzeitig ist es wahnsinnig erfüllend zu sehen, wie sich ein Mensch entwickeln kann. Viele trauen sich das nicht zu, aber mit einer kontinuierlichen Aufklärung und Vorbildern aus dem Unternehmen, werden andere Kollegen auch öfter an solchen sozialen Aktivitäten teilnehmen.
one: Mit „Vorbildern“ meinen Sie insbesondere die Führungskräfte?

Kai Magaldi:
Nicht ausschließlich. Natürlich ist es ein deutliches Signal an alle Kollegen wenn aus der Führungsebene jemand dabei ist, der aktiv an dem Programm beteiligt ist, mit anpackt und vielleicht sogar selber einen Jobling betreut. Ich verstehe aber auch, dass das soziale Engagement nicht immer mit den Arbeitszeiten zu vereinen ist.
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