Bei den Supermarkt Stars 2022 erhielt REWE Kimes den Preis „Marktteam des Jahres“: Gute Stimmung, viele Bewerbende, kaum Fluktuation. Wie das in Zeiten des demografischen Wandels gehen kann, verrät REWE- Kauffrau Manuela Kimes aus dem hessischen Wöllstadt.
„Alle Auszubildenden haben wir uns selbst herangezogen. Die meisten haben als Aushilfe oder als Schülerpraktikant bei uns angefangen, kommen also aus der Umgebung, worauf wir auch viel Wert legen. Hat jemand Spaß bei dem Job, stellt sich gut an, möchte Stunden aufstocken, frage ich: 'Warum machst du nicht eine Ausbildung bei uns?' Zwei haben so den Einzelhandelskaufmann gemacht. Einer hat Verkäufer gelernt, er hatte keinen Schulabschluss, eine Lese-Rechtschreib- und eine Rechenschwäche. Und war dann stolz wie Oskar: erste eigene Wohnung, eigenes Geld. Seine Familie hat ihn kaum gefördert, er hat nun bei uns seine zweite Familie gefunden.
Denn natürlich ist Arbeit wichtig. Wir sind ein Unternehmen, wir müssen wirtschaftlich arbeiten, Rechnungen wollen bezahlt werden, es muss auch für uns noch was hängen bleiben. Aber die andere Seite ist genauso wichtig: Dass die Menschen gerne bei uns arbeiten und wirklich zur Familie Kimes gehören. Das ist nicht nur eine Floskel, wir leben das wirklich. Dadurch kriegen wir natürlich sehr vieles von unseren 55 Mitarbeitenden mit. Und dann kann man ganz anders damit umgehen und hat viel mehr Verständnis, wenn die Arbeit mal nicht gut läuft. Dann heißt es nicht, die fällt aus, wir müssen für die mitschaffen. Sondern im Gegenteil, die Kolleg:innen rufen an, erkundigen sich, wie es geht.
Man muss sein Hobby zum Beruf machen, dann hat man keine Arbeit mehr. Das gilt für mich. Und das ist auch das erste, was meine Angestellten lernen. Wenn jemand kommt: 'Wann muss ich denn morgen arbeiten kommen?', dann sag ich: 'Gar nicht. Du musst nicht arbeiten. Du musst nur sterben und Steuern zahlen. Alles andere ist freiwillig.' Das ist das erste, was sie lernen. Und auf den Satz: 'Ich hab´ ein Problem', antworte ich: 'Gibt es nicht. Es gibt nur Lösungen'. Das verstehen alle ganz schnell und kommen ab da direkt mit Lösungsvorschlägen. Und sie müssen nix mehr. Das verändert die Gedanken und die Einstellung zur Arbeit.
Es ist dabei egal, ob jemand vier oder 40 Stunden arbeitet, ob als Abteilungsleitung oder geringfügig Beschäftigte:r. Für mich sind alle gleich wertvoll und wichtig. Das hilft den Leuten, wenn man ihnen immer wieder sagt, wie sehr man sie anerkennt. Umgekehrt trennen wir uns auch sehr schnell von jemandem, wenn es wirklich nicht passt.
Du musst das Team so formen, dass es wirklich eine große Familie ist. Da kann man nicht auf Biegen und Brechen sagen: 'Komm wir versuchen es, das wird schon noch'. Die langjährige Erfahrung hat mir gezeigt: 'Nee, wird es nicht'. Und umgekehrt sind die Leute ja selbst nicht glücklich. Ich sage dann: 'Du hast nur ein einziges Leben. Und in diesem einen Leben solltest du doch das tun, was du gerne machst. Dich nicht nur fürs Geld durch die Arbeitsstunden schleppen'. Damit kommen wir dann in ein Gespräch und trennen uns im Guten. Dass ich mich richtig von Mitarbeitenden trenne, ist für mich ganz wichtig.
Denn der Kopf eines Marktes entscheidet, wie die Stimmung im Team ist, welche Mitarbeitenden man hat. Der Fisch stinkt vom Kopf her, heißt es doch so schön. Wichtig ist, die Menschen auch mal machen zu lassen und sie zu fragen: 'Fühlst du dich wohl, wo du bist?' Dann kommt vielleicht heraus, dass die Person lieber woanders eingesetzt würde. Darauf gehe ich durchaus ein, denn je flexibler Mitarbeitende einsetzbar sind, um so einfacher können Engpässe geschultert werden. Und es gibt mehr Verständnis für die anderen. Wer immer nur dasselbe macht, weiß nicht, wo die Probleme anderer Schichten oder Abteilungen sind.
Den Zusammenhalt fördern wir auch mit unseren gemeinsamen Aktivitäten. Auf unseren Sommerfesten bringt unser Multikulti-Team Speisen aus allen Ländern mit, der DJ-Kollege legt polnische Musik auf, kurdische, türkische… Wir haben nach Geschäftsschluss einen Videoclip in unserem Markt gedreht, da waren nachts alle mit dabei. Wir machen ganz verrückte Dinge. Das schweißt die Leute zusammen.“
Manuela Kimes (sprich Kaims), 55, entschied sich mit ihrem Mann Christoph mit über 50 Jahren für die Selbstständigkeit.
Die Partnerkauffrau aus Wöllstadt (Wetteraukreis, Hessen) ist ein echtes Eigengewächs, sie begann mit 15 Jahren eine Ausbildung bei REWE.