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© Getty Images | GomezDavid
Aus Afrika in unsere Wohnzimmer
Faire Sterne fürs Fest
von Sylvia Hannstein

Ein bisschen kräftiges Rot kann im grauen Corona-Alltag nicht schaden. Da kommen die Weihnachtssterne jetzt gerade recht. Doch woher stammen sie eigentlich? Wie werden sie zu dem, was sie sind? Einblicke in die Entstehungsgeschichte der beliebten Farbwunder.
 

Seit Generationen schmückt er unser Zuhause in den Wochen rund ums Fest: Der Weihnachtsstern. Wie das blühende Farbwunder entsteht, und unter welchen akribischen Kontrollen, hat one nachgefragt: Bei den Kollegen von Toom, die sich bestens auskennen. Im Pflanzenlager in Bottrop werden schließlich jedes Jahr zwischen Ende Oktober und Weihnachten bis zu 70.000 Pflanzen pro Tag angeliefert und in die Märkte verteilt. Gemeinsam mit den Partnern von Fairtrade, dem niederländischen „Umweltprogramm Zierpflanzen“ MPS (Milieu Programma Sierteelt) und dem weltweiten Siegel GlobalG.A.P  sorgt Toom dafür, dass unsere Weihnachtssterne nach zertifizierten Umwelt- und Sozialstandards aufgezogen werden.

Der Weg des Weihnachtssterns
Aus Afrika in unsere Wohnzimmer

Als erster und einziger Händlerin Deutschland hat Toom sein komplettes Weihnachtsstern-Sortiment umgestellt und bietet seinen Kunden seit 2016 ausschließlich Weihnachtssterne mit Fairtrade-Siegel an. 

Warum ist das so wichtig, was ist das Besondere daran? „Mit dem Kauf der fair produzierten und gehandelten Pflanzen bringen unsere Kunden nicht nur vorweihnachtliche Atmosphäre in ihre Wohnräume, sondern stärken auch die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Stecklingsfarmen in Ostafrika“, erklärt Tobias Theuerkauf, Logistics Manager bei Toom.

Denn dort kommen sie her, die kleinen, zarten und empfindlichen Stecklinge: Aus Ostafrika. Die klimatischen Bedingungen, wie Temperatur und Licht, sind dort perfekt. Auf Farmen werden die Stecklinge kultiviert und geerntet. Das dauert insgesamt bis zu 70 Wochen.

Bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für die Arbeitenden auf den Weihnachtsstern-Farmen
© Fairtrade

In Ostafrika werden die Stecklinge kultiviert und geerntet - meist von Frauen (Foto: Fairtrade) Es sind sehr viele Frauen, die sich in Afrika um die Stecklinge kümmern. Frauen machen ungefähr die Hälfte der Beschäftigten auf Blumen- und Pflanzenfarmen aus. Viele sind alleinerziehend, ihr Bildungsstand ist meist niedrig. Oft kennen sie ihre Rechte als Arbeitnehmerinnen nicht, niedrige Löhne, und mangelnde Arbeitssicherheit verschlechtern die Situation. Fairtrade sorgt dafür, dass es auch anders sein kann: Fairtrade will die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten verbessern. Dazu gehören feste Arbeitsverträge, Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit, Mutterschutz und klare Arbeitszeitregelungen, Schutzkleidung und Trainings zum sicheren Umgang mit Chemikalien. Im Klartext: Die Weihnachtssterne von Toom werden auf Farmen gezogen, die nach den international gültigen Sozial- und Umweltstandards produzieren. Nur dann bekommen sie das Fairtrade-Siegel.


 

Im Frachtraum über den Ozean

Danach machen sich die Pflänzchen auf den Weg nach Europa. Mehrere Hundert passen in eine der leichten Transportboxen. Meist fliegen sie im Frachtraum von Passagiermaschinen über den Ozean.

Die Wiege des Weihnachtssterns ist…

… laut Überlieferung Mittel- und Südamerika. Dort wächst die Pflanze oft zu einem meterhohen Busch heran. Ihren Zweitnamen, Poinsettien, verdanken sie wohl dem amerikanischen Botschafter in Mexiko, Joel Poinsett, der den Weihnachtsstern im frühen 19. Jahrhundert in die USA eingeführt haben soll. Quelle: Wikipedia

Aufwachsen in Europa

Und dann? „In spezialisierten Jungpflanzengärtnereien in Europa werden die Stecklinge bewurzelt. Das dauert etwa vier Wochen. Bei unseren Gärtnern wachsen sie danach in 16 bis 17 Wochen zu Weihnachtsternen heran“, erzählt Ribanna Jansen, Projektmanagerin Nachhaltigkeit bei Toom. Auch hier gelten die Umwelt- und Sozialstandards verbindlich. „Die komplette Lieferkette ist davon bestimmt. So muss es auch sein, wenn man die Siegel verantwortungsbewusst tragen will – und darf“, erläutert Jansen.


Neben den Sozialstandards spielen Umweltstandards eine große Rolle. Wassersparende Bewässerung, Kläranlagen, Kompost- und Müllmanagement sind Bestandteile des Fairtrade- Standards. Hinzu kommt das kritische Thema Torf in Erden: Bei Fairtrade ist mindestens 20 Prozent Torfersatz in den europäischen Gärtnereien vorgeschrieben. Darüber verpflichtet Toom die Gärtner ihrer Weihnachtssterne, sich von dem niederländischen „Umweltprogramm Zierpflanzen“ MPS (Milieu Programma Sierteelt) zertifizieren zu lassen. Das verlangt einen umweltgerechten Einsatz von Wasser, Energie, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Alternativ akzeptiert Toom ein weiteres, weltweites Siegel: GlobalG.A.P. (verlinken auf www.globalgap.org/de/)Wegen dieser Voraussetzungen dürfen die Weihnachtsterne auch das REWE Group-eigene Pro Planet-Label tragen (Verlinkung auf www.pro-planet.info;


Verbindliche Rückstandshöchstwerte

Ribanna Jansen Ribanna Jansen: „Wir prüfen stichprobenartig die von uns eingekauften Pflanzen auf Pflanzenschutzmittel. Besonders bienengefährliche Pflanzenschutzmittel in der Produktion verbieten wir. Das bedeutet zum Beispiel: Alle von uns gehandelten Pflanzen dürfen nicht mit den besonders bienengefährlichen Neonicotinoiden behandelt werden.

Darüber hinaus schließen wir bei der Produktion aller Artikel im Einkaufsbereich Pflanzen die Verwendung bestimmter gesetzlich zugelassener Pflanzenschutzmittel aus. Hierzu arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen und lassen die Einhaltung unserer Richtlinien von einem unabhängigen Labor kontrollieren. Unsere Anforderungen gehen damit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Dazu zählt auch, dass wir unseren Gärtnereien Rückstandshöchstwerte vorgeben, die sich an Rückstandshöchstwerten aus dem Obst und Gemüsebereich orientieren, da der Gesetzgeber in Deutschland bei Zierpflanzen keine Vorgaben zu der eingesetzten Menge macht.“

Zu uns kam der Weihnachtsstern…

… erstmals wohl schon Anfang des 19. Jahrhunderts: Alexander von Humboldt soll die Pflanze bereits 1804 von seiner Amerikareise nach Europa mitgebracht. Quelle: Wikipedia

Weihnachtliche Pracht im Pflanzenlager

Tobias Theuerkauf, Logistics Manager bei Toom (Foto: Achim Bachhausen) Der nächste Schritt führt die inzwischen ausgewachsenen Weihnachtssterne in das Toom-eigene Pflanzenlager in Bottrop. „Bis zu 7.000 Paletten à etwa zehn Pflanzen bekommen wir im Schnitt pro Tag“, berichtet Tobias Theuerkauf: „Und das von Ende Oktober bis Weihnachten. Man kann sich vorstellen, dass in diesen Wochen die Weihnachtssterne absolut unsere Hauptakteure sind“, ergänzt er.

Die erste professionelle Aufzucht erfolgte…

… wohl im sonnigen Kalifornien. Dort soll vor über 100 Jahren eine deutsche Auswanderer-Familie die ungewöhnliche Pflanze etabliert haben. Und zwar nicht etwa als Topfpflanze, sondern zunächst als Schnittblume. Quelle: Wikipedia

Nun heißt es erst einmal: Je nach Bedarf kommissionieren – sprich: zusammenstellen, und in die über 300 Toom-Märkte in Deutschland liefern. Damit die Pflanzen dort frisch ankommen und verkauft werden können, wird im Schnitt zweimal die Woche frisch in die Märkte angeliefert.

Weihnachtssterne in rot – weiß – bunt? Das sind die Renner

Er ist und bleibt der beliebteste Stern in unseren Übertöpfen: Der klassisch rote Weihnachtsstern. Zunehmend nachgefragt sind bei Toom jedoch die sogenannten „Solitärgrößen“.

Das sind größere Pflanzen, die auch einzeln eine beeindruckende Wirkung entfalten.

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