nächster Artikel vorheriger Artikel
09.09.2015
Neues Geflügel für REWE Bio
Schwarzbraun ist die Putenbrust
09.09.2015
Haiti-Hilfsprojekt
Eine Schule fürs Leben
ArticleId: 606magazineEin Kakao zum Frühstück? Viele Kinder finden das nicht mehr cool. Und gesund ist das Heißgetränk aufgrund des hohen Zuckerghehalts ohnehin nicht. Schwere Zeiten also für Instantkakao. Maik Hengsbach hält dagegen und will mit Nachhaltigkeit punkten.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/9/c/csm_PP_Serie_Kakao_0915_mgt_standard_cb4f55ab66.jpgEin Löffel wenigerKakao-Einkäufer Maik Hengsbach
Maik Hengsbach im one_Gespräch. Foto: Achim Bachhausen
Kakao-Manager Maik Hengsbach
Ein Löffel weniger
von Stefan Weber
Die Eltern haben ihn getrunken, oft auch die Großeltern, aber viele Kinder verschmähen ihn: Kakao. Für sie gibt es coolere Drinks als das Schokoladen-Heißgetränk. Und richtig gesund ist Kakao aufgrund seines hohen Zuckergehalts ohnehin nicht. Schwere Zeiten also für Anbieter von Instantkakao. Maik Hengsbach, bei der REWE Group unter anderem für dieses Produkt zuständig, nimmt die Herausforderung an und will mit Nachhaltigkeit punkten.
Kakaohaltiges ist nicht nur bei Kindern beliebt. Foto: Achim Bachhausen
Ein paar Wochen noch, dann wird es wieder ein wenig besser laufen für die Anbieter von Kakao-Getränkepulver. Denn wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen fallen, haben mehr Menschen Lust, ihre Milch zu einem schokoladigen Vergnügen zu machen. Wer greift schließlich schon gerne bei 30 Grad Lufttemperatur zu einem Getränk, das heiß immer noch am besten schmeckt? „Im Herbst und Winter wird gut ein Viertel mehr Instantkakao verkauft als in der übrigen Zeit des Jahres“, sagt Maik Hengsbach, 41. Er ist als Category Manager bei der REWE Group für viele Produkte zuständig, die zu einem leckeren Frühstück gehören: Brotaufstriche, Müsli und Cerealien sowie Heißgetränke. Welchen Stellenwert Kakao-Getränkepulver dabei hat? Hengsbach  redet nicht lange drum herum: „Instantkakao ist ein vergleichsweise wenig spannendes Produkt.“ Warum? „An den Rezepturen lässt sich wenig ändern. Der Markt schrumpft und die Industrie tut wenig, um das zu ändern.“ Das klingt resigniert. So als hätten alle Verantwortlichen Kakao-Getränkepulver abgeschrieben, weil die Verkaufszahlen bröckeln und sie keine Hoffnung haben, diesen Trend zu stoppen. Nein, ganz so sei es nicht, meint der REWE-Manager. „Der Markt ist immer noch viel zu groß, um ihn zu vernachlässigen“, betont er.
Die Verbraucher in Deutschland haben im vergangenen Jahr für etwa 125 Millionen Euro Kakao-Getränkepulver (ohne Backkakao) gekauft. Meist die beiden bekanntesten Marken Nesquik und Kaba. Sehr oft aber auch Produkte von Handelsmarken wie Ja! und Penny Choquick. Um Marktanteile zu gewinnen, unternehmen die REWE-Manager eine Menge. Vor zwei Jahren haben sie die Verpackung geändert: Dose statt Nachfüllbeutel. „Eigentlich wollten wir bei den Beuteln bleiben, um weniger Verpackungsmüll zu produzieren. Aber die Verbraucher favorisieren nun einmal Instantkakao in Dosen“, erläutert Hengsbach.
In Kürze wird es eine weitere Neuerung geben. Ein Tiermotiv wird künftig die Verpackung zieren. So wie bei den Marktführern, die mit zotteligen Bären und langohrigen Hasen um die Aufmerksamkeit der Kinder werben. Denn darum geht es – um die Gunst der Kleinen. Sie vor allem trinken Kakao. Aber eben immer weniger. Stattdessen greifen sie häufiger zu anderen Heiß- und Kaltgetränken oder trinken die Milch pur. Besonders gesund, so gesteht Hengsbach, sei industriell gefertigter Kakao nicht: „Schließlich macht der Zucker einen hohen Anteil am Produkt aus.“ Gut möglich also, dass manche Eltern sagen: „Ein Löffel weniger tut's auch.“ Und dann die Demografie! Weniger Kinder bedeuten weniger Kakaotrinker. Die REWE Group begnügt sich freilich nicht mit Korrekturen an der Verpackung. Sie legt Wert darauf, dass das Getränkepulver aus nachhaltig erzeugtem Kakao stammt. „Es gibt immer mehr Verbraucher, die das honorieren. Das verfolgen wir auch bei den Diskussionen in sozialen Netzwerken“, beobachtet Hengsbach. Die REWE Group kooperiert mit verschiedenen Zertifizierungssystemen, um den Anbau der Kakaobohnen insgesamt nachhaltiger zu gestalten (siehe Beitrag „Das macht die REWE Group“). Den bei REWE und Penny angebotenen Instantkakao mit dem Pro Planet-Label gibt es mit dem UTZ Certified-Siegel (Penny Choquick) sowie dem FairtradeKakaoprogramm-Siegel (Ja!).
Das trägt den Namen „Fairtrade Single Ingredient“ und wird seit Herbst vergangenen Jahres vergeben. Mit ihm ist es möglich, einzelne nachhaltigere Zutaten bei zusammengesetzten Produkten in zertifizierter Qualität einzukaufen, ohne die bestehenden Standards zu verändern. Zuvor war auch Instantkakao der Marke Ja! UTZ-zertifiziert gewesen. Hengsbach schätzt beide Zertifizierungssysteme. Aber: „Fairtrade ist nun einmal bekannter und deshalb die bessere Alternative, um sich bei den Verbrauchern als nachhaltiger Anbieter zu etablieren“, meint er. Nachhaltigkeitsthemen faszinieren Hengsbach, Vater einer eineinhalb jährigen Tochter, schon länger. Früher, als er für Tiefkühlkost zuständig war, arbeitete er mit daran, vorrangig Fische aus umweltbewusstem und nachhaltigem Fang (zertifiziert mit dem MSC-Siegel) ins Sortiment zu nehmen. „Solche Pionierarbeit macht mir Spaß“, erzählt der im westfälischen Hamm geborene REWE-Manager. Nach einer Lehre als Einzelhandelskaufmann bei Real und einem berufsbegleitenden Betriebswirtschaftsstudium war er 2002 zur REWE Group gekommen. Zunächst als Flächenmanager bei miniMal, später als Einkäufer und Category Manager für verschiedene Warengruppen. Solche Wechsel schärfen nach seiner Überzeugung den Blick. Sie helfen, unbefangener an eine Sache heranzugehen.
Hengsbach, Schalke-Fan und bekennender Ruhrgebietler („Glückauf“) weiß: Die meisten Frühstücksprodukte haben es nicht leicht. Denn die Frühstückskultur wandelt sich. Ob Single, Paare oder Familien - nur noch wenige Menschen nehmen sich nach dem Aufstehen Zeit für Brot, Brötchen oder Müsli. Alles muss schnell gehen; der Trend heißt „to go“. Bei Kindern, so hofft Hengsbach, achten viele Eltern möglicherweise noch darauf, dass sie nicht mit leerem Magen in die Schule gehen. Das erhöht die Chance, dass auch künftig Kakao getrunken wird. Wenn auch von Jahr zu Jahr weniger.
Maik Hengsbach mit Pro-Planet-Eigenmarken-Produkten von REWE. Foto: Achim Bachhausen
Das macht die REWE Group
Kakao wird weltweit in 40 Ländern angebaut. Doch zwei Drittel der jährlichen Ernte in Höhe von etwa 4,5 Millionen Tonnen stammt aus Westafrika und hier vor allem aus der Elfenbeinküste. Haupterzeuger dort sind kleinbäuerliche Familienbetriebe mit Farmen in der Größe von zwei bis sieben Hektar. Sie arbeiten unter widrigen Bedingungen: Viele Kakaobaumbestände sind veraltet oder leiden unter Schädlingsbefall. Den Bauern fehlen Geld und Fachkenntnisse, um die Produktion ergiebiger zu machen. Kinderarbeit ist an der Tagesordnung. Nach Angaben der Entwicklungshilfeorganisation Südwind verdient ein Kakaobauer von der Elfenbeinküste gerade einmal 50 Dollar-Cent pro Tag. Zum Vergleich: Die international definierte Armutsgrenze beträgt zwei US-Dollar pro Tag.
Die REWE Group kooperiert mit verschiedenen Zertifizierungssystemen, um den Anbau der Kakaobohnen sowohl unter ökologischen als auch unter sozialen Aspekten nachhaltiger zu gestalten. Sie bietet Instantkakao mit dem Pro Planet-Siegel zum einen mit dem UTZ Certified-Siegel an. UTZ ist ein Programm für nachhaltigen Anbau von Agrarprodukten wie Kaffee, Tee oder Kakao. Wer zertifiziert werden möchte, muss eine Vielzahl von Normen erfüllen (Umweltanforderungen, Arbeits- und Gesundheitsschutz, elementare Menschenrechte). Neben Produkten mit dem UTZ Certified-Siegel gibt es bei REWE Instantkakao mit dem 2014 ins Leben gerufenen Siegel des FairtradeKakaoprogramms („Fairtrade Single Ingredient“).
Anders als beim klassischen Produkt-Siegel, bei dem alle in Fairtrade-Qualität verfügbaren Zutaten in einem Produkt auch Fairtrade-zertifiziert sein müssen, liegt der Schwerpunkt bei den Fairtrade Programmen auf dem Rohstoffeinkauf. Unternehmen kaufen einen bestimmten Rohstoff zu Fairtrade-Bedingungen ein, den sie wiederum in verschiedenen Sortimenten oder in der Gesamtproduktion verwenden. „Ohne die bestehenden Standards zu verändern bietet dieses zusätzliche Modell neue Absatzchancen für Rohstoffproduzenten, die unter Fairtrade-Bedingungen herstellen. Unseren Kunden wiederum können wir damit eine zusätzliche Möglichkeit anbieten, durch ihre aktive Kaufentscheidung den Handel von Fairtrade-Produkten zu fördern“, betont Ludger Breloh, Bereichsleiter Grüne Produkte der REWE Group. Das Programmsiegel darf nur auf der Verpackung abgebildet werden, wenn die für das Produkt benötigte Rohstoffmenge zu 100 Prozent zu Fairtrade-Bedingungen eingekauft wurde.
Mein Kommentar
Kommentieren
Auch interessant
Newsletter
Artikel weiterempfehlen

Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen?
Dann empfehlen Sie ihn doch Ihren Kollegen weiter.