„Die Flüchtlinge bringen uns
weiter – und wir sie“
weiter – und wir sie“
Lesedauer: 5 Minuten
Merkur, Billa und PENNY Österreich bilden seit Herbst 18 Flüchtlinge aus. In diesem Jahr wird das Programm für die jungen Menschen aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, Somalia oder Sierra Leone fortgesetzt. Johannes Zimmerl, Personalchef bei REWE International, erklärt, wie Flüchtlinge die Märkte bereichern – und wieso auch andere Unternehmen diesem Beispiel folgen sollten.
one: Herr Zimmerl, 18 Flüchtlinge haben im Herbst eine Ausbildung bei REWE International begonnen. Wie fällt ihr Zwischenfazit aus?
Zimmerl: Wir sind mit den neuen Lehrlingen sehr zufrieden. Sie sind engagiert, wissbegierig und wirklich gute Mitarbeiter. Keiner hat die Ausbildung bisher abgebrochen. Natürlich mussten wir sie auf ihr Azubi-Leben vorbereiten und haben ihnen spezielles Training in Warenkunde, Deutsch und Kulturverständnis angeboten. Mittlerweile gehen sie aber alle auf eine reguläre Berufsschule und wir konnten feststellen: Ihre Leistungen sind teilweise besser als die anderer Lehrlinge.
one: Das sind gute Gründe das Lehrlingsangebot für Flüchtlinge fortzusetzen.
Zimmerl: In der Tat geht das Programm im September in die zweite Runde. Die Rückmeldung aus den Märkten ist positiv, die jungen Mitarbeiter bringen Bewegung in die Läden. Außerdem wird REWE International in den Medien nun vermehrt als Vorreiter in Sachen Arbeitsmarktintegration genannt. Auch das freut uns sehr und spricht dafür, unser Engagement auszuweiten.
one: Was werden Sie zum Ausbildungsstart in diesem Jahr anders machen?
Zimmerl: Im vergangenen Jahr haben wir für die Flüchtlinge eine Art Jobmesse organisiert, zu der aber weniger Interessenten kamen als erwartet. Dieses Mal werden wir unser Angebot im Vorfeld noch stärker kommunizieren, um eine höhere Bewerberzahl zu erhalten. Ich rechne damit, dass wir 2016 deutlich mehr als 18 Flüchtling-Azubis bei REWE International begrüßen können.
Zimmerl: Wir sind mit den neuen Lehrlingen sehr zufrieden. Sie sind engagiert, wissbegierig und wirklich gute Mitarbeiter. Keiner hat die Ausbildung bisher abgebrochen. Natürlich mussten wir sie auf ihr Azubi-Leben vorbereiten und haben ihnen spezielles Training in Warenkunde, Deutsch und Kulturverständnis angeboten. Mittlerweile gehen sie aber alle auf eine reguläre Berufsschule und wir konnten feststellen: Ihre Leistungen sind teilweise besser als die anderer Lehrlinge.
one: Das sind gute Gründe das Lehrlingsangebot für Flüchtlinge fortzusetzen.
Zimmerl: In der Tat geht das Programm im September in die zweite Runde. Die Rückmeldung aus den Märkten ist positiv, die jungen Mitarbeiter bringen Bewegung in die Läden. Außerdem wird REWE International in den Medien nun vermehrt als Vorreiter in Sachen Arbeitsmarktintegration genannt. Auch das freut uns sehr und spricht dafür, unser Engagement auszuweiten.
one: Was werden Sie zum Ausbildungsstart in diesem Jahr anders machen?
Zimmerl: Im vergangenen Jahr haben wir für die Flüchtlinge eine Art Jobmesse organisiert, zu der aber weniger Interessenten kamen als erwartet. Dieses Mal werden wir unser Angebot im Vorfeld noch stärker kommunizieren, um eine höhere Bewerberzahl zu erhalten. Ich rechne damit, dass wir 2016 deutlich mehr als 18 Flüchtling-Azubis bei REWE International begrüßen können.
one: Gelten für die Flüchtlinge besondere Bedingungen bei der Bewerbung?
Zimmerl: Nein, grundsätzlich müssen die Flüchtlinge die gleichen Voraussetzungen mitbringen wie jeder andere Bewerber auch. Wir wollen niemanden bevorzugen oder benachteiligen. Allerdings nehmen wir es nicht so streng, wenn ein Interessent kein perfektes Deutsch kann. Die Sprachkenntnisse verbessern sich durch die Arbeit in den Märkten automatisch. one: Ist es ein Problem, dass sich manche Azubis noch in einem laufenden Asylverfahren befinden und Österreich vielleicht wieder verlassen müssen?
Zimmerl: Sobald die Flüchtlinge eine Lehre anfangen, ist das Asylverfahren unterbrochen und eine Abschiebung bis zum Ende der Ausbildung nicht möglich. Weil sie anschließend meist eine unbefristete Anstellung erhalten, schätze ich eine Ausweisung als unwahrscheinlich ein. Falls es trotzdem dazu kommen sollte, würde ich mich nicht scheuen einen solchen Fall publik zu machen. Alle Seiten profitieren von der Arbeit der Migranten bei uns – da wäre eine Abschiebung total widersinnig.
one: Würden Sie anderen Unternehmen empfehlen, ebenfalls Flüchtlinge auszubilden?
Zimmerl: Eindeutig ja! Allerdings sollte man sich nicht nur aus sozialen sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen für diese Menschen einsetzen. Denn wenn eines Tages das Geld für soziale Projekte ausgeht, müsste man die Lehrlinge wieder auf die Straße stellen. Bei uns hingegen bringen die Flüchtling-Azubis das Unternehmen weiter und wir sie. Das ist ein Konzept mit Zukunft.
Zimmerl: Nein, grundsätzlich müssen die Flüchtlinge die gleichen Voraussetzungen mitbringen wie jeder andere Bewerber auch. Wir wollen niemanden bevorzugen oder benachteiligen. Allerdings nehmen wir es nicht so streng, wenn ein Interessent kein perfektes Deutsch kann. Die Sprachkenntnisse verbessern sich durch die Arbeit in den Märkten automatisch. one: Ist es ein Problem, dass sich manche Azubis noch in einem laufenden Asylverfahren befinden und Österreich vielleicht wieder verlassen müssen?
Zimmerl: Sobald die Flüchtlinge eine Lehre anfangen, ist das Asylverfahren unterbrochen und eine Abschiebung bis zum Ende der Ausbildung nicht möglich. Weil sie anschließend meist eine unbefristete Anstellung erhalten, schätze ich eine Ausweisung als unwahrscheinlich ein. Falls es trotzdem dazu kommen sollte, würde ich mich nicht scheuen einen solchen Fall publik zu machen. Alle Seiten profitieren von der Arbeit der Migranten bei uns – da wäre eine Abschiebung total widersinnig.
one: Würden Sie anderen Unternehmen empfehlen, ebenfalls Flüchtlinge auszubilden?
Zimmerl: Eindeutig ja! Allerdings sollte man sich nicht nur aus sozialen sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen für diese Menschen einsetzen. Denn wenn eines Tages das Geld für soziale Projekte ausgeht, müsste man die Lehrlinge wieder auf die Straße stellen. Bei uns hingegen bringen die Flüchtling-Azubis das Unternehmen weiter und wir sie. Das ist ein Konzept mit Zukunft.
Johannes Zimmerl ist Konzernpersonaldirektor der REWE International AG und Geschäftsführer der REWE International DienstleistungsgmbH. Er ist seit 1983 im Unternehmen tätig, zunächst als kaufmännischer Angestellter, später als Gruppenleiter und Bereichsleiter des Personalwesens. Seit 2006 ist er Direktor des Konzern-Personalwesens und seit 2009 zusätzlich Geschäftsführer der REWE International DienstleistungsgmbH.
Kurzportrait: Jioda Mohamed
Name: Jioda MohamedAlter: 17 Jahre
Herkunft: Sierra Leone
in Österreich seit: Oktober 2013
Ausbildung als: Einzelhandelskaufmann bei Billa
Schwerpunkt Lebensmittel Was gefällt dir bei der Ausbildung am besten?
Ich mag einfach fast alles an meiner Arbeit. Meine Marktmanagerin zeigt mir viel und kenne mich mittlerweile auch schon ganz gut aus. Was ich nicht so mag ist Tiefkühlung, da wird mir immer so kalt ☺. Aber zu einem guten Geschäft gehört das dazu und ich will auch alles können!
Welches war dein schönstes Erlebnis im Markt/während deiner Ausbildung?
Ich bin so toll aufgenommen worden. Die Kollegen waren immer freundlich und sind es auch jeden Tag. Das ist schön, da fühle ich mich wohl. Und ich hab die Chance für einen Ausbildungsplatz bekommen.
Was kannst du besser als die anderen Auszubildenden?
Puh, das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, ich lache mehr als viele andere und bin immer freundlich. Das ist wichtig in meinem Job und ich versuche auch privat immer fröhlich zu sein.
Was ist dein Plan für die Zukunft?
Ich möchte gerne die Lehre mit Matura machen und gute Noten haben. Danach weiß ich noch nicht ganz genau. Vielleicht sogar neben dem Job studieren aber mal sehen. Mir ist es wichtig mich jetzt auf die Ausbildung zu konzentrieren.
Was ist dein größter Wunsch?
Ich will meine Ausbildung mit Erfolg abschließen. Und ich wünsche mir eine Welt in der es egal ist, welche Hautfarbe jemand hat oder woher er kommt. Wir sind alle Menschen und sollten gut zueinander sein, einfach ohne Rassismus. Das würde ich mir sehr wünschen!
Kurzportrait: Yusufi Raqib
Name: Yusufi RaqibAlter: 21 Jahre
Herkunft: Afghanistan
in Österreich seit: 2012
Ausbildung: Grundschule in Afghanistan,
Pflichtschulabschluss in Österreich,
Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei PENNY
Die Geschichte von Yusufi
Yusufi kam nach einer langen Flucht – er hat allein sieben Monate in Griechenland verbracht hat - nach Österreich, da er einfach irgendwohin wollte, wo es sicher ist. Hier erlernte er anfangs schwer Deutsch, da viele Ortswechsel, Unterkünfte, Kurse, Beratungen und Bewerbungen folgten. Seine Patenmutter hat sich ihm viel angenommen und ihm viel geholfen.
Er kam dann zu PENNY, hat hier über ein Projekt von REWE International einen Sprachkurs absolviert. Nun spricht er sehr gut Deutsch. Ihm selbst gefällt die Chance, die ihm in Österreich gegeben wird. Er schätzt es sehr, dass er hier die Möglichkeit hat, eine Ausbildung zu absolvieren. Er möchte die Ausbildung gut abschließen und danach vielleicht sogar studieren, wobei ihn gerade Literatur und Philosophie sehr interessieren.
Er wurde in der Filiale sehr gut aufgenommen und hilft schon sehr tatkräftig mit - stets mit einem Lächeln im Gesicht. Er fühlt sich bei PENNY endlich angekommen, verdient sein eigenes Geld und lebt in einer Wohnung, die er mit einem Freund teilt.
Mein Kommentar
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