Ehemalige Soldaten im Dienste der REWE Group – passt das? Auf jeden Fall, sagen unsere Recruiter. Absolut, findet auch der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr (BFD). Wir wollten wissen, weshalb das so ist, und was die umworbenen Zeitsoldaten selbst dazu sagen, und haben nachgefragt – beim ersten „Bundeswehr-Karrieretag“ im PENNY Zentrallager in Köln.
Tatort PENNY-Zentrallager, Köln-Bocklemünd, an einem Nachmittag Ende März. Es weht ein eiskalter Wind auf dem riesigen Gelände. Doch der rund 30-köpfigen Besucher-Schar, die sich am Pförtner-Häuschen versammelt hat, scheint das nichts auszumachen.
Ob das an ihrem (Noch-)Beruf liegt? Die jungen Frauen und Männer sind Soldatinnen und Soldaten auf Zeit, die einer Einladung von REWE Group und BFD zum ersten „Bundeswehr-Karrieretag“ gefolgt sind. Seit 2017 gibt es die Kooperation zwischen REWE Group und Bundeswehr. Das Ziel: Ausscheidende Zeitsoldaten, in der Regel gut ausgebildet und auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt, als Arbeitskräfte für die REWE Group zu gewinnen.
Rund 30 Soldaten kamen zum ersten Bundeswehr-Karrieretag ins PENNY Lager und informierten sich über Job-Chancen bei der REWE Group
Aber Handel und Bund – geht das überhaupt zusammen? Und wenn ja, wie? one hat sich auf dem „Soldatentag“ im PENNY-Lager umgehört und nachgefragt. Bei den Gastgebern, Christopher Gandaa, Leiter des Recruiting Center in der HR-Zentrale der REWE Group, und seiner Kollegin Melanie Günther, die eine überraschende Qualifikation für das Thema mitbringt. Und bei den motivierten Gästen selbst.
one: Herr Gandaa, Handel und Bundeswehr – da erschließen sich die Gemeinsamkeiten nicht wirklich sofort. Warum sollten Soldaten zu einem Handelskonzern wie der REWE Group gehen?
Christopher Gandaa: Es gibt sehr viel mehr Schnittstellen in den Jobprofilen, als man meint. Ein sehr gutes Beispiel ist die Logistik - vom Kraftfahrer über die Lagerlogistik bis zur Lagerleitung. Auch bei der Bundeswehr gibt es große Logistikbereiche. Daher haben wir für unsere erste, große Veranstaltung dieser Art auch unser Lager in Bocklemünd gewählt, und Soldaten mit überwiegend gewerblich-technischen und logistischen Qualifikationen eingeladen. Doch natürlich beantworten wir gerne alle Fragen – auch wenn sich jemand beispielsweise für eine Position als Marktleiter oder im Controlling interessiert!
one: Was macht Soldaten so attraktiv für die REWE Group?
Christopher Gandaa: Neben der guten Ausbildung sind Belastbarkeit, Ausdauer und Stress-Resistenz wichtige Kriterien. Und das sind Skills, die bei der Bundeswehr naturgemäß eine große Rolle spielen. Das beste Beispiel steht direkt hier neben mir (er deutet auf Melanie Günther).
Melanie Günther: Ja, das stimmt. Bevor ich im Herbst 2017 bei der REWE Group als Recruiterin begonnen habe, war ich für 12 Jahre Offizier bei der Bundeswehr. Außerdem habe ich an der Universität der Bundeswehr Pädagogik und Psychologie studiert. Im Anschluss hatte ich die Chance als Prüferin und Studienberaterin am Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr drei Jahre Dienst zu leisten. Ich weiß also, wie fundiert und hochwertig dort ausgebildet wird – egal, ob im Rahmen von Ausbildungsberufen oder Studienabschlüssen während oder nach der Dienstzeit.
one: Ausscheidende Zeitsoldaten werden heiß umworben – in der freien Wirtschaft, im öffentlichen Dienst, auch von der Bundeswehr selber. Was kann die REWE Group bieten, das die Konkurrenz ausknockt?
Christopher Gandaa: Tatsächlich ist die Situation nicht einfach: Die Zahl der ausscheidenden Soldaten liegt inzwischen bei nur noch rund 10.000 im Jahr, da muss man sich schon ordentlich ins Zeug legen. Wir glauben allerdings, dass die Bandbreite unserer Berufsbilder – und davon abgesehen die Vielfalt der Unternehmensbereiche – für sich steht. Das hilft, selbstbewusst in den Ring zu treten gegen so starke Arbeitgeber wie Öffentlicher Dienst, Zoll oder Feuerwehr.
one: Bislang haben Sie auf Soldaten-Messen rekrutiert – klassisch mit einem REWE Group-Messestand. Warum jetzt eine Veranstaltung in den eigenen Räumlichkeiten?
Melanie Günther: Wir haben festgestellt, dass wir dort, als einer von vielen, zu wenig Aufmerksamkeit generieren können. Daher haben wir jetzt den ersten Versuch einer Art „Privatmesse“ für Soldaten gestartet, um individueller auf die Fragen der Teilnehmer eingehen zu können. Wichtig ist uns dabei, dass auch Fach- und Führungskräfte als Ansprechpartner dabei sind. Sie können am besten Auskunft über den Arbeitsalltag, aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem spezifischen Bereich geben.
one: Wie war die Resonanz – konnten Sie konkrete Bewerbungs-Gespräche führen?
Melanie Günther und Christopher Gandaa: Die Resonanz war ausgesprochen gut! Knapp 30 Teilnehmer waren erschienen, und inzwischen haben rund die Hälfte Bewerbungen geschickt. Dazu kommen noch einige Xing-Kontakte mit Kandidaten, die erst in ein bis drei Jahren aus der Bundeswehr ausscheiden und dann dem zivilen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Insgesamt war das Feedback schon am Abend sehr positiv: Es ist offenbar sehr gut angekommen, dass wir mit sechs Fach- und Führungskräften als Ansprechpartner auf der Veranstaltung präsent waren. So musste niemand lange auf ein Gespräch warten.
Im Oktober 2017 vereinbarten das Bundesministerium der Verteidigung und die REWE Group eine Kooperation im Bereich der Personalvermittlung. Als Kooperationspartner veröffentlicht die REWE Group beispielsweise geeignete vakante Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsplätze in ihren Unternehmen regelmäßig im internen Stellenvermittlungssystem des BFD. Außerdem präsentiert sie sich bei Jobmessen und Informationsveranstaltungen für ausscheidende Soldatinnen und Soldaten als Arbeitgeber.
Die Veranstaltung im PENNY-Lager war die erste in eigenen Räumlichkeiten. Eingeladen hatten Betriebsleiter Norbert Genschel und Recruiting Center Leiter Christopher Gandaa.
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