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Antje Brückner
Interview mit Betriebsrätin Antje Brückner
„Bei diesem Projekt gewinnt jede:r”

Antje Brückner begleitete die Teilqualifizierung als Vertreterin des Betriebsrates. Warum sie sich für das Projekt begeisterte, wo der Betriebsrat Teilnehmende und Marktverantwortliche unterstützen kann und welche Tipps sie für interessierte „Nachahmer” hat, erzählt sie hier.  

one: Frau Brückner, warum und wie haben Sie als Betriebsrätin das Projekt Teilqualifizierung (TQ) begleitet?
Antje Brückner:
Wir vom Betriebsrat Süd 1 betreuen die REWE- und PENNY-Märkte der Region Süd. Als Dirk Hoffmann und Mandy Hintermeier unserem 40-köpfigen Betriebsratsgremium das Projekt vorstellten, fand ich es einfach toll und dachte: ‚Dabei gewinnt jede:r`. Denn jeder Mensch hat seine Geschichte und soll eine Chance bekommen, sich hier ein Leben aufzubauen. Diese Möglichkeit habe ich in dem Projekt gesehen.  Nach der Vorstellung der TQ habe ich Dirk Hoffmann kontaktiert, und er hat mich gefragt, ob ich als Betriebsratsvertreterin mit dabei sein möchte. Ich durfte die Teilnehmenden somit von Anfang an begleiten. Nun haben alle ihre Arbeitsverträge erhalten und dürfen ihre Erfahrungen in den Märkten sammeln. Wenn ich die Teilnehmenden jetzt sehe und mit dem ersten Treffen vergleiche, sehe ich, wie sehr sie zu einer super Gruppe zusammengewachsen sind.  

Die Hauptarbeit mit der TQ haben natürlich Dirk Hoffmann und Mandy Hintermeier. Doch durch die Anwesenheit eines Betriebsratsmitglieds wurde den Teilnehmenden vom ersten Tag an vermittelt, dass auch der Betriebsrat die Rekrutierung von Fachkräften unterstützt. In den ersten Wochen im Markt werden die Teilnehmenden jetzt zudem ihren jeweiligen zuständigen Betriebsrat kennenlernen. Dies schafft Vertrauen und zeigt, dass es im Unternehmen eine Arbeitnehmervertretung gibt, an welche sie sich mit Fragen und Anliegen wenden können.  

one: Welche Sorgen und Anliegen könnten das sein, die an Sie und Ihre Betriebsratskolleg:innen herangetragen werden? 
Antje Brückner:
Die Projektteilnehmenden haben ihre Gründe, warum sie aus dem Berufsleben aus- oder gar nicht erst eingestiegen sind: Flucht aus einem Kriegsgebiet, Sprachbarrieren, Scheidung, Kinderbetreuung, etc. Natürlich will nicht jede:r darüber sprechen. Aber wir Betriebsräte können in vertrauensvollen Gesprächen über die Angebote informieren, die das Unternehmen anbietet. Dabei denke ich vor allem an die Möglichkeit, sich an unsere LoS!-Multiplikator:innen zu wenden. Also an speziell fortgebildete Kolleg:innen mit einem offenen Ohr, hilfreichen Tipps und Adressen zu Themen wie Trennung, Pflege von Angehörigen, häusliche Gewalt oder finanzielle Probleme, um nur einige zu nennen. Sowohl unter den Mitarbeitenden als auch bei uns Betriebsräten haben sich viele zu LoS!-Multiplikator:innen ausbilden lassen. Sie alle stehen ausnahmslos allen unseren Mitarbeitenden zur Verfügung.

one: Welche Erfahrungen waren aus Ihrer Sicht besonders wertvoll, die sie mit anderen Betriebsräten aber auch Vorgesetzten und Teilnehmenden teilen möchten?  
Antje Brückner:
Eine wertvolle Erfahrung war und ist für mich, dabei zu sein und zu erkennen, wieviel Arbeit die Organisator:innen, also Dirk Hoffmann und Mandy Hintermeier, in die Vorbereitung und Durchführung gesteckt haben. Wer in seiner Region eine Teilqualifizierung starten möchte, ist, egal ob Führungskraft oder Betriebsrat, bei diesem Recruiting-Team sehr gut aufgehoben. Im Vorfeld würde ich empfehlen, beide in eine Betriebsratssitzung einzuladen, um das Projekt vorzustellen.  

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass viele Fragen, die Marktvorgesetzte im Vorfeld haben, beantwortet werden, wenn ein Betriebsrat Teil des Projektteams ist. Die Teilqualifizierung ist ein Beitrag, mit dem wir in Zukunft dem Fachkräftemangel etwas entgegensetzen können. Und ich freue mich schon darauf, die Projektteilnehmenden in den Märkten zu treffen.  

Antje Brückner ist Mitglied des Betriebsrats Süd 1. Die gelernte Baumaschineninstandhaltungsmechanikerin hat als Quereinsteigerin 16 Jahre in einem REWE-Markt in der Münchner Innenstadt gearbeitet. Seit 2022 betreut sie als hauptamtliche Betriebsrätin insgesamt 40 REWE- und PENNY-Märkte in München. In Erfahrung mit kulturell und sprachlich „bunten Teams“ hat sie gelehrt, dass „ein Vier-Augen-Gespräch vor Ort oft mehr bewirken kann als ein Telefonat.“  

Zurück ins Arbeitsleben
Der Fachkräftemangel schlägt sich in sinkenden Bewerberzahlen nieder. Gleichzeitig gibt es rund 1,5 Millionen Personen, die arbeitslos und geringqualifiziert sind, die also über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Ein Pilotprojekt des Recruiting Centers setzt genau hier an: Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, den lokalen Jobcentern und Bildungspartnern werden Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte im Rahmen einer Teilqualifizierung (TQ) für Verkaufstätigkeiten in REWE- und PENNY-Märkten ausgebildet.  

Wir wollten von den Teilnehmer:innen wissen, wie das Projekt ihnen geholfen hat, ins Arbeitsleben zurückzufinden. Wir haben Kaufleute, Bezirksleiter:innen, Marktmanager:innen und HR-Partner:innen gefragt, wie es ihnen vor Ort hilft, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Mitarbeitende der Bundesagentur für Arbeit und der Bildungsträger erklären, wie sie das Projekt betreuen.  

Katharina Oriwall
„Aus unerfahrenen Kandidaten können zuverlässige Mitarbeitende werden“
Als Personalexpertin im Recruiting Center Nord legt Katharina Oriwall bei der Auswahl von neuen Mitarbeitenden großen Wert darauf, dass sich in deren Lebenslauf ein roter Faden finden lässt. Beim Projekt Teilqualifizierung passt sie ihre Erwartungen an. So können sich aus anfänglich unerfahrenen und verunsicherten Kandidaten zuverlässige Mitarbeitende entwickeln.
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