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ArticleId: 2158magazineIn Bayern ist Schnee im Winter nichts Ungewöhnliches. Doch einen so intensiven Schneefall wie Anfang Januar hat es auch dort seit Ewigkeiten nicht gegeben. In one berichten REWE-Kaufleute und PENNY-Regionsleiter Michael Theiß, wie die Märkte den Schneemassen trotzen.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/4/f/csm_Schneechaos_mgt_st_12d9f16085.jpgBundeswehr kämpfte an der SchneefrontREWE und PENNY im Süden
Schönau am Königssee an einem normalen Wintertag. Im Vordergrund erkennbar: der REWE-Markt von Dieter Schönwälder
REWE-Märkte trotzen Extremwetter
Bundeswehr kämpfte an der Schneefront
von Julia Robertz und Achim Bachhausen

In Bayern ist Schnee im Winter nichts Ungewöhnliches, die Menschen sind daran gewöhnt und haben sich gut darauf eingestellt. Doch einen so intensiven Schneefall wie in der zweiten Januarwoche, den hat es seit Ewigkeiten nicht gegeben. 

Glücklicherweise ging´s für die meisten REWE-Märkte glimpflich aus, und die Kunden konnten wie gewohnt einkaufen. Nur vereinzelt musste das Geschäft kurz geschlossen werden, bis das Dach von der tonnenschweren weißen Last befreit war. one hat sich unmittelbar nach der Chaos-Woche bei einigen Kaufleuten umgehört.

„Der Schnee geht grad weg, und die Straßen sind schön frei“, schilderte Johannes Weinmann am Telefon die aktuelle Lage Im Landkreis Rosenheim. Als „Mann für alle Fälle“ im Nahkauf Zehetmair in Oberaudorf hat er die Situation rund um den Markt hautnah erlebt. Lieferausfälle habe es keine gegeben, allerdings seien zwei Touren später angekommen als üblich. „Sonst hatten wir keine Probleme, auch nicht mit Schneelasten auf dem Dach“, so Weinmann.

Ein THW-Helfer als Maßstab und ein uniformiertes Räumkommando bei der Vorbereitung auf den Einsatz: Impressionen aus Schönau
Links: Alles klar für den Einsatz. Rechts: REWE-Kaufmann Dieter Schönwälder wurde in den vergangenen Tagen zum Schnee-Experten
Der dramatische Wintereinbruch hat durchaus auch romantische Momente

Glück hatte auch Maria Ablöscher mit ihren beiden REWE-Märkten in Arrach und Neukirchen beim Heiligen Blut. „Die Belieferung war pünktlich auf die Minute“, blickt sie auf die Schneewoche zurück. Während in Neukirchen und Arrach (Landkreis Cham) wohl wegen der vergleichsweise moderaten Höhenlage wenig Schnee lag, sah es rundum ganz anders aus. „Viele Straßen sind gesperrt, das habe ich so auch noch nicht erlebt“, erzählt Maria Ablöscher. Der Grund dafür sind die unter der weißen Pracht ächzenden Bäume, die brechen und auf die Straße fallen können.

„Die Schneefälle waren heftig“, sagt Martin Gruber, Inhaber von vier REWE-Märkten in Oberbayern. „Wir hatten zu kämpfen, um die Parkplätze freizubekommen. Aber von wetterbedingten Lieferverzögerungen abgesehen ging es ganz gut. Ein schöner Nebeneffekt war, dass die Leute weniger weggefahren sind und wohnortnah eingekauft haben. So hatten wir sogar ein Umsatzplus. Dank unseres sehr fleißigen Schneeräumers, ein Landwirt und Lieferant aus der Region, ist jetzt alles freigeräumt und der Schnee abtransportiert.“

Zu den am stärksten betroffenen Regionen gehörte das Berchtesgadener Land. Und genau dort, gewissermaßen im Epizentrum des Winterausbruchs, betreibt Dieter Schönwälder seinen REWE-Markt. „Uns hat´s ordentlich erwischt. Innerhalb von 24 Stunden hat´s so viel geschneit wie seit Jahrzehnten nicht“, beschreibt der REWE-Kaufmann die Lage in Schönau am Königssee. Sorgen bereitete ihm das Flachdach seines Marktes, immerhin eine Fläche von 4.000 Quadratmetern. Schönwälder zögerte nicht lange und rief seinen Architekten und den Dachdecker an. Die Fachleute gaben Entwarnung: „Dach hält.“ Doch Schönwälder ließ das Thema keine Ruhe, zumal es Mitte der Woche kräftig weiterschneite. Er informierte sich über Wasser, Eis und Schnee und deren Gewichte. Was er da erfuhr, trug nicht unbedingt zur Beruhigung bei. Schnell können aus 150 Kilo bis zu 600 pro Quadratmeter werden. Für das Dach seines Marktes bedeutete das eine Gesamtlast von etlichen Tonnen – eindeutig zu viel, um auf üblichem Wege geräumt werden zu können. Da mittlerweile im Berchtesgadener Land Katastrophenalarm ausgelöst worden war, waren die teilweise von weit her angerückte Feuerwehr und das Technische  Hilfswerk im Dauereinsatz. Für Schönwälder ein Glücksfall: „Auf einmal rollte ein Panzerfahrzeug der Bundeswehr an – eine Riesenshow!“ Die Soldaten nahmen auf dem Supermarktparkplatz Aufstellung zum Schneeräum-Kommando und machten sich flugs ans Werk. „Im Schnitt standen 15 Soldaten auf dem Dach und schaufelten zweieinhalb Tage lang den Schnee runter“, schmunzelt Schönwälder, für den die Hilfsbereitschaft und enge Zusammenarbeit von Feuerwehr, THW und Bundeswehr rückblickend eine „tolle Erfahrung“ war. Für seine Kollegen hat Dieter Schönwälder einen guten Rat: „Machen Sie sich frühzeitig Gedanken über die maximale Dachlast Ihres Marktes!“


In den vergangenen beiden Wochen hatte der Winter die Alpenregionen fest im Griff. Es fiel teils das Dreifache der sonst im gesamten Januar üblichen Schneemenge. In fünf Landkreisen in Oberbayern wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Tausende von Helfern waren im Dauereinsatz, um Dächer von der Schneelast zu befreien. one wollte wissen, wie sich die Schneesituation auf die PENNY-Märkte in der Region Süd auswirkt und sprach mit Regionsleiter Michael Theiß.

one: Was sind die größten Schwierigkeiten, mit denen Sie zu kämpfen haben?
Michael Theiß:
Die Belieferung der Märkte stellt eine große Herausforderung dar. Fünf PENNY-Filialen konnten kaum angefahren werden, da die Zufahrtsstraßen gesperrt waren. Dort mussten wir die Ware wieder zurückholen, da die LKWs nicht durchgekommen sind. Dies stellt natürlich auch eine enorme logistische Herausforderung für die Lagerstandorte Eching und Neuhausen dar. 
Die zweite, nicht minder große Schwierigkeit besteht darin, die Schneelast von den Dächern der betroffenen Märkte zu bekommen. Hierbei werden wir unter anderem vom THW unterstützt. Da für uns die Sicherheit der Mitarbeiter und Kunden an allererster Stelle steht, mussten wir sieben Filialen vorsichtshalber vorübergehend schließen.

one: In welchen Gegenden ist die Situation besonders dramatisch?
Michael Theiß:
Besonders schwierig ist die Lage im Berchtesgadener Land, wo seit Samstag teilweise bis zu einem Meter Neuschnee gefallen ist sowie in Teilen von Niederbayern. Trotz aller Prognosen weiß man nie, wo es am nächsten Tag besonders viel schneit. Jeden Tag kann es uns woanders erwischen. Einige Märkte waren sogar teilweise von der Stromversorgung abgeschnitten, da die Strommasten durch die Schneelast gerissen waren. Diese Filialen mussten natürlich vorübergehend geschlossen werden.

one: Wie reagieren die Kunden, wenn Märkte geschlossen werden müssen?
Michael Theiß:
Die Kunden haben in der Regel viel Verständnis, denn sie wissen um die Gefahren, die die hohe Schneelast mit sich bringt. Sie kennen es ja von ihren eigenen Häusern. Natürlich ändert sich in solch einer Katastrophensituation auch das Einkaufsverhalten: Die Kunden kommen seltener, kaufen aber dafür mehr ein.

one: Wie gehen Sie bzw. ihre Mitarbeiter vor Ort mit der Situation um?
Michael Theiß:
Für die Mitarbeiter in der Region ist der Organisationsaufwand durch das Schneechaos enorm. Das gilt ausnahmslos für alle Bereiche, insbesondere sind aber natürlich neben den Mitarbeitern im Markt der Vertrieb, die Logistik und die Bauabteilung sowie die Expansion gefordert. Sie machen aber alle einen tollen Job und es ist trotz der besonderen Wetterlage ein gutes Miteinander unter den Kollegen.

one: Die Wetterlage soll sich in den nächsten Tagen etwas beruhigen. Gehen Sie davon aus, dass sich die Lage in Bayern entspannen wird?
Michael Theiß:
Ich hoffe sehr, dass die Schneefälle weiterhin nachlassen und dass es keine größeren Überschwemmungen durch das einsetzende Tauwetter gibt. Ich würde mir wünschen, dass wir nach und nach wieder zur Normalität zurückkehren können. Schließlich haben wir hier solche Wetterverhältnisse seit 10 Jahren nicht gehabt.

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