Hoch oben, auf dem Drachenfels sammelten sich aufgeregte Nominierte zur Preisverleihung des Branchenwettbewerbs „Ausbilder des Jahres 2018“. Darunter tief im Tal glitzerte der gemächlich dahin fließende Rhein in den letzten Sonnenstrahlen. Herzlich unbeeindruckt, dass er von der schönen Staffage zum Sinnbildgeber für die Veranstaltung aufstieg: „Ausbildung ist ein breiter Strom, der niemals endet“, so Thorsten Weiland, als Geschäftsführer der Fachzeitschrift Lebensmittel Praxis Gastgeber der Preisverleihung. Lieben lernen, so Weiland, sollten die Azubis nicht („wie bei einer Bergtour“) das Ziel, sondern den Weg. Und das sei Aufgabe der Ausbilder: Dem Handelsnachwuchs die Freude an diesem Weg bewusst zu machen, sie mitzunehmen, sie das Schwimmen im „Bildungsstrom“ zu lehren. Zwei der „Schwimmlehrer“, die nicht nur Wert auf Fachkompetenz, sondern auch auf Herzensbildung und gesellschaftliche Verantwortung legen, sind das Ehepaar Sonja und Markus Lischka, die sich 2014 selbständig machten und seither gemeinsam drei REWE-Märkte in Landsberg am Lech (Region Süd) betreiben. Der gelernte REWEaner und die studierte Sozialpädagogin gewannen den Branchenwettbewerb „Ausbilder des Jahres 2018“ in der Kategorie „Selbständige“.
Geld für gute Noten
„Stärken stärken und Schwächen schwächen“ ist der Glaubenssatz, Unterstützung und Zuspruch sind die Leitplanken, mit denen die REWE-Kaufleute Lischkas ausbilden. Dazu gehören auch konstruktives Feedback und Freiraum für eigene Ideen der sieben Azubis. Wie das selbst gepackte, regionale Sixpack von einheimischen Bieren - mittlerweile der abverkaufsstärkste Artikel in dieser Warengruppe. Ein weiteres Instrument ist das Prämiensystem. Für die Durchschnittsnote eins im Zeugnis erhalten die Azubis eine Prämie von 500 Euro. Für die Erreichung der Jahresziele ebenfalls. Bislang haben alle Azubis ihre Abschlussprüfung bestanden, auch dank der guten Vorbereitung durch die Lischkas, die beide im IHK-Prüfungsausschuss sitzen.
„Im Einzelhandel haben wir für viele Bildungsschichten und -möglichkeiten ein passendes Plätzchen“, sagt Kauffrau Sonja Lischka. Einen Platz haben bereits drei junge Flüchtlinge bei Lischkas gefunden. Sie konnten nach der Einstiegsqualifizierung in eine Ausbildung übernommen werden. Einer von ihnen bestand bereits seine Prüfung mit 90 Prozent und macht nun eine Weiterbildung zum Handelsfachwirt. Bei REWE Lischkas gehört zum gemeinsamen Arbeiten auch, gemeinsam im Team Spaß zu haben. Wie beim Discobesuch: Der irakische Flüchtling brachte alle Männer auf die Tanzfläche. Die wiederum verwandelten der afghanische Azubi und die nepalesische Kassiererin in einen Bollywood-Tanzfilm. „Das war gelebte Integration“, so das Kaufmannspaar.
Akzenta-Akademie und Azubipartner
Über den REWE-Sieg der Lischkas hinaus war in der Kategorie Handelszentrale Stella Wodtke, Personalreferentin bei Akzenta (REWE Dortmund), für die Auszeichnung „Ausbilder des Jahres“ nominiert. Wodtke steht in engem Kontakt zu den Schulen in der Umgebung und setzt auf eine zielgruppengerechte und zeitgemäße Ansprache, auch via Facebook und Instagram.In jedem Markt gibt es zwei Azubipartner für den Nachwuchs. Zudem hat Wodtke eine Akzenta-Akademie aufgebaut, in der die Mitarbeiter persönliche, fachliche und soziale Talente entwickeln sollen: „Bei uns hört Förderung nicht mit der Ausbildung auf“.
Der Wettbewerb in Kürze
Mit dem Branchenwettbewerb „Ausbilder des Jahres“ würdigte die Lebensmittel Praxis in diesem Jahr zum 15. Mal die engagiertesten Ausbilder des deutschen Lebensmittelhandels in unterschiedlichen Handelskategorien. Ziel der Initiative ist es, die Attraktivität der Ausbildung im Handel deutlich zu machen, die Information über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten im Handel zu verbessern und somit mehr jungen Menschen eine zukunftsorientierte Ausbildung nahe zu bringen. Die Preisverleihung fand auch in diesem Jahr mit Rheinpanorama auf dem Drachenfels bei Bonn statt.