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10.04.2019
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ArticleId: 2243magazineAls erster großer Händler in Deutschland ermöglicht REWE bei Eigenmarken-Bananen die Rückverfolgbarkeit bis zum Erzeuger. one sprach mit Eugenio Guidoccio und einem deutschen Auswanderer, der in Costa Rica von seiner Vorzeige-Plantage aus nun REWE beliefert.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/9/c/csm_Nachhaltiges_Bananensortiment_mgt_st_b662f830f8.jpgWissen, wo die Banane herkommtRückverfolgbarkeit per QR-Code
REWE: Rückverfolgbarkeit per QR-Code
Wissen, wo die Banane herkommt
von Stefan Weber

Als erster großer Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland ermöglicht REWE bei den Bananen seiner Eigenmarken die Rückverfolgbarkeit bis zum Erzeugerbetrieb. Weiteres Novum in der Branche: Kunden erhalten zugleich individuelle Informationen über die sozialen und ökologischen Standards der Produktion.

Sie ist schmackhaft, liefert viel Energie und hat heilende Wirkung, vor allem für den Magen-Darm-Bereich: Bananen zählen zu den beliebtesten Obstsorten in Deutschland. Aber wo kommen die gelben Energiespender eigentlich her? In den meisten Fällen aus tropischen Ländern – das werden viele Verbraucher wissen. Aber von woher genau? Und wäre es nicht gut zu erfahren, auf welcher Plantage die Bananen gewachsen sind. Dann wüsste man zugleich, welche Zertifizierungen die jeweilige Farm möglicherweise erhalten hat und welche Nachhaltigkeitsprojekte sie betreibt.

So viel Transparenz gab es bisher nicht. Doch das ändert sich jetzt: Als erster großer Lebensmittelhändler in Deutschland ermöglicht REWE bei den Bananen seiner Eigenmarken eine Rückverfolgbarkeit bis zum Erzeugerbetrieb. Das geht so: Von nun an tragen die Früchte einen Aufkleber mit einem spezifischen QR-Code. Der führt zu einer Website, auf der sich Informationen über die Plantage finden, auf der die Banane geerntet wurde. Zum Beispiel, ob sie besonders nachhaltig arbeitet und ob sie irgendwelche Auszeichnungen für ihre Tätigkeit  erhalten hat.

Für eine faire, soziale und zukunftssichernde Bananenproduktion

„Der Großteil der in Deutschland verkauften Bananen stammt aus Mittel- und Südamerika. In den Anbaugebieten herrschen oft geringe soziale und ökologische Standards“, betont Hans-Jürgen Moog, der bei REWE den gesamten Einkauf verantwortet. „In seiner Nachhaltigkeitsstrategie legt REWE seit Jahren großen Wert auf die Auswahl der Bananenlieferanten unserer Eigenmarken, Kooperationen und Zertifizierungen. So schaffen wir mit unserem REWE Pro Planet-Konzept, dem Mittelamerika Fonds, die Grundlagen für Existenzsicherung und nachhaltige Entwicklung. Unser Ziel ist aber umfassender: Wir möchten einen strukturellen Veränderungsprozess anstoßen – hin zu einer fairen, sozialen und zukunftssichernden Bananenproduktion, auch unter breiter Beteiligung der jeweiligen Belegschaft und ihrer Arbeitnehmervertretung vor Ort. 

Vorbild: Platanera Rio Sixaola in Costa Rica

Vorbild ist die Zusammenarbeit mit der Platanera Rio Sixaola im Südosten Costa Ricas, deren Bananen REWE exklusiv bezieht. Die Plantage produziert so sozial und ökologisch verträglich wie möglich. Neben den für REWE Beste Wahl-Bananen geforderten Richtlinien  - Rain Forest Alliance Standard und GLOBALG.A.P. mit GRASP – erfüllt der Betrieb zusätzlich die Zertifizierung „Marca Pais“. Zudem ist sie die einzige Bananenfarm, die für ihr öffentliches Bekenntnis zu den UNO-Nachhaltigkeitszielen, für Gendergleichheit und Respekt sowie für sechs Nachhaltigkeitsprojekte ausgezeichnet wurde. 

„Die Platanera Rio Sixaola ist für uns das Leuchtturmprojekt, das den Weg zeigt, wo wir perspektivisch mit unseren Partnern hinwollen“, sagt Eugenio Guidoccio, der bei der REWE Group Buying den Geschäftsbereich Obst und Gemüse leitet. Die Standards und Engagements von REWE fokussieren sich nicht nur auf eine faire Entlohnung, sondern berücksichtigen ganzheitlich die Arbeits-, Lebens- und Umweltbedingungen der Menschen in der Bananenproduktion. Guidoccio: „Wir können nachvollziehbar behaupten, dass wir bei unseren Eigenmarken das nachhaltigste Bananensortiment im deutschen Einzelhandel haben.“

© Getty Images/ peeterv
Eugenio Guidoccio im Interview
„Wir gehen in der Branche voran“

Eugenio Guidoccio, bei der REWE Group Buying für den Geschäftsbereich Obst und Gemüse verantwortlich, über Nachhaltigkeit im Bananenanbau, Kundenerwartungen und die aktuelle größte Bedrohung für Plantagenbesitzer.

Eugenio Guidoccio
one: Die REWE Group setzt sich bereits seit 2007 auf vielfältige Weise für eine nachhaltigere Produktion von Bananen ein. Was ist der Antrieb für dieses besondere Engagement?
Eugenio Guidoccio: In der Wertschöpfungskette der Banane gibt es verschiedene ökologische und soziale Herausforderungen. Dies war für uns frühzeitig der Grund, konkrete Maßnahmen für unsere Lieferkette umzusetzen. Die inzwischen zehnjährige Erfahrung bei Projekten rund um die Banane bestärkt uns immer aufs Neue hier am Ball zu bleiben und die Aktivitäten kontinuierlich voranzutreiben. Neue innovative Ansätze nehmen wir auf und prüfen sie gemeinsam mit unseren Partnern in der Lieferkette. Der positive Einfluss, den wir hier als Händler haben können, kommt den Menschen vor Ort zu Gute.

„Unser Engagement im Bananenanbau ist in der Branche einzigartig.“
Eugenio Guidoccio

one: Warum können REWE und PENNY von sich behaupten, mit ihren Eigenmarken über das nachhaltigste Bananensortiment im deutschen Lebensmittelhandel zu verfügen?
Eugenio Guidoccio: Unser Engagement im Bananenanbau ist in der Branche einzigartig. Bereits seit 2007 setzen wir uns für eine Verbesserung der ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen im Bananenanbau in Zentralamerika ein - seit 2014 mit einem eigens gegründeten Fonds. Mehre Millionen Euro hat die REWE Group dem Fonds bereits zur Verfügung gestellt, um damit Projekte zu fördern, die die Umwelt- und Lebensbedingungen vor Ort verbessern. Ergänzt werden die Maßnahmen durch strenge Anforderungen an die Produktion. So müssen alle Erzeugerbetriebe für Bananen, die in den Vertriebslinien der REWE Group in Deutschland vertrieben werden, nach Rainforest Alliance in der höchsten Stufe oder Bio zertifiziert sein, um soziale Standards zu gewährleisten und negative Einflüsse auf die Umwelt auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Wir arbeiten eng mit unseren Lieferanten zusammen, kennen die Wertschöpfungskette und wissen, wo unsere Bananen herkommen. Somit ist es möglich, zielsicher wirksame Maßnahmen umzusetzen.

one: Wie wichtig ist den Kunden mehr Nachhaltigkeit im Bananenanbau? Honorieren sie das Engagement der REWE Group?
Eugenio Guidoccio: Unsere Kunden erwarten nachhaltige Sortimente. Die Banane ist immer noch einer der mengen- und umsatzstärktsten Einzelartikel im Obst- und Gemüse-Bereich und verkörpert wie keine zweite die Südfrüchte. Ein Obst- und Gemüse-Sortiment ohne ein nachhaltiges Bananensortiment würde den Ansprüchen unserer Kunden nicht gerecht. Unsere Kunden folgen unserer konsequenten Marschrichtung zur Nachhaltigkeit. Abwanderungen der Bananenkunden bleiben aus – im Gegenteil: Gerade unsere besonders nachhaltigen Produkte REWE Bio und REWE Beste Wahl erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

„Die gesamten Branche muss umdenken. Wir versuchen den Anstoß zu geben.“
Eugenio Guidoccio

one: Die Plantage Platanera Rio Sixaloa gilt als Leuchtturmprojekt. In wieweit ist es möglich, andere Partner auf dieses Niveau zu heben? Wie lange wird das dauern?
Eugenio Guidoccio: Das System der Platanera Rio Sixaloa ist einzigartig in der Branche. Es gibt viele Ansätze die hier ineinander greifen und in diesem Gesamtkontext ihre großartige Wirkung entfalten. Viele Aspekte dieses Systems lassen sich auch auf andere Farmen adaptieren. Wir prüfen aktuell, wie dies konkret aussehen kann. Grundsätze wie der Verzicht auf Herbizide oder der vorbildliche Umgang mit den Mitarbeitern sind hier die ersten Ansatzpunkte. Betriebe auf das gleiche Niveau der Leuchtturm-Finca zu heben, wird ein länger andauernder Prozess. Dazu muss ein Umdenken in der gesamten Branche erfolgen. Wir versuchen hier den Anstoß dazu zu geben.

one: Die REWE Group engagiert sich als erster Lebensmittelhändler gegen die Ausbreitung des Pilzes Tropical Race 4. Wie groß ist diese Bedrohung und warum setzen sich nicht mehr Händler und Lieferanten für eine effektive Bekämpfung des Erregers ein?
Eugenio Guidoccio: Noch ist TR4 nicht in Mittelamerika angekommen. Aber aus Expertensicht ist das nur eine Frage der Zeit. Die Branche benötigt Zeit, um dem Problem etwas entgegenzusetzen. Das Biosecurity Add On von Global GAP soll helfen, so viel Zeit wie möglich zu gewinnen. Zeit für die Züchtung resistenter, schmackhafter Sorten oder Zeit zur Entwicklung wirksamer Bekämpfungsstrategien gegen den Pilz. TR4 hat das Potenzial, einen nicht auszudenkenden Schaden anzurichten. Auch hier gehen wir konsequent voran, um das Thema in die Branche zu tragen. Auch wir fragen uns, was  passieren muss, damit andere die Bedrohung wahrnehmen und aktiv werden.

© Getty Images/ pisces2386
Volker Ribniger betreibt Vorzeige-Bananenplantage
Viel Arbeit im Paradiesgarten

Von Hamm in Westfalen in den Südosten von Costa Rica: Volker Ribniger betreibt in den Tropen eine Bananenplantage, die für ihre hohen ökologischen und sozialen Standards vielfach ausgezeichnet wurde. Seine Platanera Rio Sixaolo gilt als Vorzeigebetrieb und ist exklusiver Partner der REWE Group.

Volker Ribniger war Anfang 30, als er Deutschland den Rücken kehrte - und sich auf die Suche machte nach einem Stück Erde, wo die Sonne scheint und er Landwirtschaft betreiben kann. Er zog ein paar Schleifen, bis er seinen  Sehnsuchtsort gefunden hatte: an der tropischen Karibikküste, unweit des Grenzflusses, der Costa Rica von Panama trennt. „Genau hier muss einst der Garten Eden gelegen haben“, schwärmt Ribniger, 71. Grün und fruchtbar ist dieser Garten. Das Meer ist so leuchtend blau wie der Himmel. Ursprünglich wollte er hier eine Kakaofarm aufziehen, doch dann entschied er sich für den Anbau der „schönsten Frucht des Paradiesgartens“, wie er sie nennt: Bananen.

Auf seiner „Platanera Rio Sixaola“ wollte er zunächst komplett ohne Pflanzenschutzmittel auskommen. Ein kühner Plan. „Die Einheimischen haben mir gleich am ersten Tag gesagt, dass ich ohne Einsatz von Unkrautvertilgern nicht eine Banane ernten werde“, erinnert er sich. Beide sollten Unrecht behalten. Die Plantage trug schon bald gute Früchte. Es dauerte nur drei Jahre bis die ersten Sixaloa-Bananen von Costa Rica nach Hamburg verschifft wurden. Aber ganz konnte und kann Ribniger nicht auf Pflanzenschutzmittel verzichten. Dafür sorgt schon die Schwarze Sigatoka, ein Pilz, der die Photosynthese  der Staudenblätter stört. Dagegen helfen Fungizide, die der Bananenbauer in sehr geringer Dosis ausstreut.  „Wir entscheiden, wann es nötig ist, Pilzbekämpfer zu streuen“, betont Ribniger. Andere Farmen vergleichbarer Größe setzen auf die Dienste von Spezialfirmen, die häufig mehr als doppelt so große Mengen verteilen.

„Wir haben schon auf umweltfreundlichen Anbau geachtet als es das Wort Nachhaltigkeit noch gar nicht gab.“
Volker Ribniger

„Wir haben von Anfang an auf einen umweltfreundlichen Anbau geachtet  - zu einer Zeit, als es das Wort Nachhaltigkeit noch gar nicht gab“, erzählt der Plantagenbesitzer, der auch Ehrendoktor der Universität Costa Rica ist. Sixaloa entwickelte sich zum Pionier für nachhaltigen Bananenanbau in den Tropen und erhielt mehrere nationale und internationale Auszeichnungen für seine faire und umweltfreundliche Arbeit. Für die REWE Group ist die 275 Hektar große Plantage, auf der 130 Menschen arbeiten,  ein Leuchtturmprojekt. „Sixaloa zeigt den Weg, wo wir perspektivisch mit unseren Partnern hinwollen“, sagt Eugenio Guidoccio, der bei der REWE Group Buying den Geschäftsbereich für Obst und Gemüse leitet. 

© Getty Images/ SimonSkafar
Volker Ribniger im Interview
„Das Problem ist die Bananenschale“

Alles bestens im „Garten Eden“? Nicht ganz. Im one-Interview erzählt Volker Ribniger, wie hart er um die Zukunft seiner Plantage kämpfen muss und warum er im vergangenen Jahr einen hohen Kredit aufnehmen musste.

Volker Ribniger (r.) mit REWE-Einkäufer Nico Wittlich
one: Herr Ribniger, um wie viel kleiner wäre die Ernte, wenn Sie Bananenanbau gänzlich ohne Pflanzenschutzmittel  betreiben würden?
Volker Ribniger: Dann würden wir 200 bis 400 Kartons pro Hektar und Jahr weniger ernten. Ein Karton sind gut 18 Kilogramm.

one: Sie nutzen einen großen Teil ihrer Plantage als Versuchsfläche und forschen nach neuen Methoden des umweltfreundlichen Anbaus von Bananen. Wann wird ein biologischer Anbau möglich sein?
Volker Ribniger: Ja, das ist unser Ziel. Wir forschen nach besonders resistenten Bananenarten. Aktuell tüfteln wir an mehr als 40 verschiedenen Arten. Das Ergebnis lässt sich immer erst mit der nächsten Ernte in einem Jahr beurteilen. Das ist das Dilemma: Wir benötigen viel Zeit. Etwa 70 Prozent unseres Düngers ist „Bio“, das sind  180.000 Liter im Monat, die wir selbst herstellen.

one: Was sind die größten Herausforderungen im Bananenanbau?
Volker Ribniger: Die Tatsache, dass die Banane eine Schale besitzt und der Verbraucher sich zu sehr von der optischen Qualität dieser Hülle leiten lässt. Dabei sagt der Zustand der Schale nur wenig über die Güte der Frucht aus. Weltweit wird etwa ein Fünftel der Bananenproduktion vernichtet, weil das Obst nicht den strengen optischen Anforderungen entspricht. Das ist verrückt.

„Wir haben mit der REWE Group einen Partner gewonnen, der unsere Arbeit wirklich wertschätzt“
Volker Ribniger

one: Sixaloa gilt nicht nur wegen umweltfreundlicher Anbaumethoden sondern auch wegen fairer Arbeitsbedingungen als Vorzeigebetrieb.  Was machen Sie, was andere nicht machen?
Volker Ribniger: Bei uns geht es familiär zu und nicht so anonym wie auf anderen Plantagen. Zum Beispiel treffen sich unsere 130 Mitarbeiter jeden Montag – um zu erzählen, um zu planen aber auch, um gemeinsam zu beten. Jeder wird morgens mit seinem Namen und per Handschlag begrüßt. Auf dem Gelände stehen viele Schaukelstühle, auf denen die Mitarbeiter Platz nehmen können, wann immer sie wollen. Zudem betreiben wir eine eigene Kantine. Es gibt Wifi und wir bieten zahlreiche Fortbildungskurse an.

one: Wie schafft es Ihre Plantage trotz dieser „Extras“ wirtschaftlich zu arbeiten?
Volker Ribniger: Das ist ein ständiges Ringen. Denn gemessen an dem Aufwand, den wir betreiben, ist der Preis, den wir für unsere Bananen erzielen können viel zu niedrig. Die vergangenen Jahre waren nicht einfach. 2018 mussten wir einen hohen Kredit aufnehmen, damit es weitergeht. Zum Glück haben wir nun mit der REWE Group einen Partner gewonnen, der unsere Arbeit wirklich wertschätzt und einen fairen Preis für unsere in vielerlei Hinsicht hochwertigen Bananen bezahlt. Damit sind wir sehr zufrieden.

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