Ein Besuch auf dem REWE Bio-Bauernhof
Leben im Elefantengras
Lesedauer: 5 Minuten
Wie leben Bio-Hühner? Was ist das Besondere an der Naturland-Haltung? Im Rahmen eines Bauernhof-Events konnten sich Journalisten und Blogger direkt vor Ort, im Hühnerstall, ein Bild machen und Bio live erleben.
Geflügelfleisch ist nach wie vor beliebt. 11,6 Kilo verzehrt jeder Bundesbürger pro Jahr. Kein Wunder: Es schmeckt gut, ist schnell zubereitet und vielseitig einsetzbar. Dabei steigt die Zahl der Verbraucher, denen die Herkunft nicht egal ist. Sie wollen wissen, woher Huhn und Hahn stammen, wie sie aufgezogen wurden und welches Futter sie bekommen haben. Wer sichergehen will, dass die Tiere artgerecht und umweltfreundlich
aufgezogen wurden, greift zu Bio-Geflügel. Doch Bio ist nicht gleich Bio. In Kooperation mit der Initiative „Erfahrungsfeld Bauernhof“ hatte die REWE interessierte Journalisten nach Raesfeld im Münsterland eingeladen. Dort öffnete Landwirt Bernhard Böckenhoff die Stalltüren und gewährte einen Einblick hinter die Kulissen moderner Bio-Geflügelhaltung nach Naturland-Richtlinien.
Zahl ist schwer zu schätzen
Zunächst aber war auf dem von roten Backsteinbauten umgebenen Hof von Hühnern weit und breit nichts zu sehen, Jagdhunde waren die einzigen sicht- und hörbaren Tiere. Doch der Eindruck sollte sich ändern, als die - mittlerweile in Schutzanzüge gekleideten Besucher - die ersten Stalltüren öffneten. Wie viele Hühner mochten das sein? Tausend, dreitausend oder mehr? Die erste Erkenntnis: Es ist sehr schwer, die Besatzdichte zu schätzen. Die zweite: Die Hühner nutzen nicht den kompletten ihnen zur Verfügung stehenden Platz, sie tummeln sich lieber dicht an dicht. Dass sich insgesamt 18.000 Tiere auf dem Hof befinden - diese hohe Zahl hatte vorher niemand geschätzt.
Zunächst aber war auf dem von roten Backsteinbauten umgebenen Hof von Hühnern weit und breit nichts zu sehen, Jagdhunde waren die einzigen sicht- und hörbaren Tiere. Doch der Eindruck sollte sich ändern, als die - mittlerweile in Schutzanzüge gekleideten Besucher - die ersten Stalltüren öffneten. Wie viele Hühner mochten das sein? Tausend, dreitausend oder mehr? Die erste Erkenntnis: Es ist sehr schwer, die Besatzdichte zu schätzen. Die zweite: Die Hühner nutzen nicht den kompletten ihnen zur Verfügung stehenden Platz, sie tummeln sich lieber dicht an dicht. Dass sich insgesamt 18.000 Tiere auf dem Hof befinden - diese hohe Zahl hatte vorher niemand geschätzt.
REWE Bio-Geflügel
REWE Bio-Geflügelfleisch stammt von deutschen und österreichischen Höfen, die nach den strengen Richtlinien von Naturland und zu 100 Prozent biologisch bewirtschaftet werden. Nach den ersten vier Wochen können die Jungvögel ins Freie, haben aber außerdem Rückzugsmöglichkeiten in Ställe mit Tageslicht. Die geringere Bestandsdichte im Vergleich zur konventionellen Mast und
der geschützte Außenbereich zum Scharren führen zu weniger Stress, besserer Gefiederpflege, geringerer Ammoniakbelastung und weniger Aggressionen gegenüber den Artgenossen. Insgesamt verfügen die Tiere über eine bessere Kondition und ein intaktes Immunsystem. Gentechnik im Futter ist verboten.
Elefantengras zum Verstecken
Auch der weite Auslauf mit Wiese und Elefantengras beeindruckt. Letzteres dient nicht nur als Deckung, wenn sich die Hühner im Freien aufhalten, es wird zudem als Einstreu und als Heizmaterial genutzt. Eine Windkraftanlage und Solarpaneelen sind weitere Stromlieferanten. Denn die Hühnermast ist technisch anspruchsvoll und energieintensiv, da vor allem die Jungtiere es gerne warm haben.
Zehn Wochen dauert das „glückliche“ Hühnerleben, bestehend aus Futterzeiten, Spielzeiten und Ruhezeiten, wie Bio-Bauer Bernhard Böckenhoff erklärt. Dann haben die Hühner ihr Schlachtgewicht von rund 2,7 Kilo erreicht.
Auch der weite Auslauf mit Wiese und Elefantengras beeindruckt. Letzteres dient nicht nur als Deckung, wenn sich die Hühner im Freien aufhalten, es wird zudem als Einstreu und als Heizmaterial genutzt. Eine Windkraftanlage und Solarpaneelen sind weitere Stromlieferanten. Denn die Hühnermast ist technisch anspruchsvoll und energieintensiv, da vor allem die Jungtiere es gerne warm haben.
Zehn Wochen dauert das „glückliche“ Hühnerleben, bestehend aus Futterzeiten, Spielzeiten und Ruhezeiten, wie Bio-Bauer Bernhard Böckenhoff erklärt. Dann haben die Hühner ihr Schlachtgewicht von rund 2,7 Kilo erreicht.
Der Hof Böckenhoff
Die Familie Böckenhoff – Bauer Bernhard, dessen Frau Marianne, drei Kinder und die Großmutter – führt den Betrieb im münsterländischen Raesfeld im Vollerwerb. Auf insgesamt 43,5 Hektar bauen sie verschiedene Produkte an. Von der Fläche entfallen 16 Hektar auf Getreide, 9,5 auf Grünland, 9 auf Miscanthus (Elefantengras), 5,5 auf Mais, 0,5 auf Beerenobst, 0,5 auf Streuobstwiese und 2,5 auf Wald. Aus diesem kontrollierten Anbau versorgen die
Landwirte ihre Hühner. Komplettiert wird das tierische Treiben auf dem Hof durch Schafe, Pferde, Hunde und Katzen. Aktueller Hühner-Bestand: 18.000 Tiere verteilt auf neun Ställe mit je 2.000 Tieren. Vor fünf Jahren haben die Böckenhoffs ihren Betrieb auf biologische Produktion umgestellt.
Erfahrungsfeld Bauernhof
Wissen, wie es entsteht
Mitarbeiter der REWE Group, sonst eher im Büro oder im Markt anzufinden, stachen im Rahmen eines Pilotprojekts auf Biohöfen Spargel, ernteten Äpfel, säuberten Möhren, einzelne fuhren sogar eine Runde mit dem Trekker über Feldwege- und vergaben gute Noten für dieses Erfahrungsfeld Bauernhof.
Warum? „Obwohl wir bei REWE und PENNY täglich mit Lebensmitteln zu tun haben, waren viele von uns noch nie auf einem Bauernhof.“ Das sagt Personalentwickler Jürgen Lenz aus der Kölner Konzernzentrale, der nun die Auswertung des Pilotprojektes „Erfahrungsfeld Bauernhof“ vorlegte.
Angeleitet durch den gleichnamigen Verein, verrichteten 2013 drei unterschiedliche Mitarbeitergruppen auf Biohöfen Tätigkeiten, um die Landwirtschaft und ihre Produkte sowie die eigenen Kollegen besser kennen zu lernen. Viele sahen zum ersten Mal die Arbeit auf Gemüsefeldern und in Tierställen „live“. Eine, so Lenz, wichtige Erfahrung für alle, die in irgendeiner Form im Lebensmitteleinzelhandel tätig sind: „Es geht darum, Respekt vor einem Liter Milch zu bekommen.“
Denn wer wisse, wie viel Sorgfalt, Schweiß und Zeit es braucht, bis gebündelte Radieschen, gestochener Spargel oder gesäuberte Möhren im Markt liegen - der könne sich und seinen Kunden erklären, warum sie so und soviel kosten - oder vielleicht auch zu wenig. Lenz nennt das: „Um dem Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel begegnen zu können, müssen wir dem Kunden eine höhere Wertigkeit von Lebensmitteln nahebringen.“
Nach Auswertung der Pilotphase ist Lenz vom Erfolg des Projekts überzeugt: Ob Azubis oder Führungskräfte, ob aus dem Markt oder der Verwaltung, alle Mitarbeiter könnten vom „Erfahrungsfeld Bauernhof“ profitieren. Als „größte Potenziale“ eines im Team verbrachten Arbeitstages zwischen Stall und Kartoffelacker macht er das Kennenlernen landwirtschaftlicher Abläufe und die festere Bindung im Kollegenkreis aus.
Angeleitet durch den gleichnamigen Verein, verrichteten 2013 drei unterschiedliche Mitarbeitergruppen auf Biohöfen Tätigkeiten, um die Landwirtschaft und ihre Produkte sowie die eigenen Kollegen besser kennen zu lernen. Viele sahen zum ersten Mal die Arbeit auf Gemüsefeldern und in Tierställen „live“. Eine, so Lenz, wichtige Erfahrung für alle, die in irgendeiner Form im Lebensmitteleinzelhandel tätig sind: „Es geht darum, Respekt vor einem Liter Milch zu bekommen.“
Denn wer wisse, wie viel Sorgfalt, Schweiß und Zeit es braucht, bis gebündelte Radieschen, gestochener Spargel oder gesäuberte Möhren im Markt liegen - der könne sich und seinen Kunden erklären, warum sie so und soviel kosten - oder vielleicht auch zu wenig. Lenz nennt das: „Um dem Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel begegnen zu können, müssen wir dem Kunden eine höhere Wertigkeit von Lebensmitteln nahebringen.“
Nach Auswertung der Pilotphase ist Lenz vom Erfolg des Projekts überzeugt: Ob Azubis oder Führungskräfte, ob aus dem Markt oder der Verwaltung, alle Mitarbeiter könnten vom „Erfahrungsfeld Bauernhof“ profitieren. Als „größte Potenziale“ eines im Team verbrachten Arbeitstages zwischen Stall und Kartoffelacker macht er das Kennenlernen landwirtschaftlicher Abläufe und die festere Bindung im Kollegenkreis aus.
Irgendwann, so hofft Personaler Lenz, wird die Zeit reif dafür sein, dass die Mithilfe auf einem Hof genauso fester Bestandteil der Mitarbeiterentwicklung ist wie zum Beispiel das Erlernen von Präsentationstechniken.
„Natürlich brauchen wir effiziente Prozesse, richtige Zahlen und professionelle Präsentationen“, sagt Jürgen Lenz. Man müsse aber im Hinterkopf behalten, „dass wir unsere gesamte Verwaltung letztlich deshalb betreiben, um unseren Kunden wertige Lebensmittel zu verkaufen. Jeder solle deshalb erfahren können, „welchen Weg sie gehen vom Feld bis zur Obst- und Gemüsetheke.“
„Natürlich brauchen wir effiziente Prozesse, richtige Zahlen und professionelle Präsentationen“, sagt Jürgen Lenz. Man müsse aber im Hinterkopf behalten, „dass wir unsere gesamte Verwaltung letztlich deshalb betreiben, um unseren Kunden wertige Lebensmittel zu verkaufen. Jeder solle deshalb erfahren können, „welchen Weg sie gehen vom Feld bis zur Obst- und Gemüsetheke.“
„Eine Stunde pflücken für zwei Kisten Äpfel“
Anna Doss*) war Teilnehmerin einer Trainee-Gruppe, die im Rahmen des Pilotprojekts „Erfahrungsfeld Bauernhof“ einen Nachmittag lang biologische Lebensmittel, wie Äpfel und Holunder, selbst ernteten.
Frau Doss, was hat Sie am meisten beeindruckt?
Ich bin zwar schon einmal auf einem Bauernhof gewesen, und zu Hause hatten wir selbst Hühner. Aber dennoch wurde mir beim Apfelpflücken nochmals bewusst, wie viel Arbeit in der Tüte Äpfel steckt, die wir dann im Supermarkt oder beim Discounter so preiswert einkaufen.
Denn die vermeintliche „Apfelpflückmaschine“ hat zwei Hände und zwei Beine. Die Wespen nerven und der Rücken piekt... Nach rund einer Stunde Pflücken hatten wir zwei große Kisten voll. Das ist super wenig. Mit dem Bewusstsein für diese Zeit, diese Handarbeit haben diese Äpfel eine andere Wertigkeit für mich bekommen.
Ich bin zwar schon einmal auf einem Bauernhof gewesen, und zu Hause hatten wir selbst Hühner. Aber dennoch wurde mir beim Apfelpflücken nochmals bewusst, wie viel Arbeit in der Tüte Äpfel steckt, die wir dann im Supermarkt oder beim Discounter so preiswert einkaufen.
Denn die vermeintliche „Apfelpflückmaschine“ hat zwei Hände und zwei Beine. Die Wespen nerven und der Rücken piekt... Nach rund einer Stunde Pflücken hatten wir zwei große Kisten voll. Das ist super wenig. Mit dem Bewusstsein für diese Zeit, diese Handarbeit haben diese Äpfel eine andere Wertigkeit für mich bekommen.
Hat sich der Tag für Sie gelohnt?
Es ist eine tolle Sache. Denn wer wie wir jeden Tag mit Lebensmitteln zu tun hat, auch wenn es nur indirekt ist, sollte wissen: Woher kommt die Milch, wie kommt der Apfel in den Markt?
*) Heute ist Anna Doss tätig als Junior Category Managerin/Einkäuferin Wasch-, Putz-, Reinigungsmittel/Tiernahrung
Es ist eine tolle Sache. Denn wer wie wir jeden Tag mit Lebensmitteln zu tun hat, auch wenn es nur indirekt ist, sollte wissen: Woher kommt die Milch, wie kommt der Apfel in den Markt?
*) Heute ist Anna Doss tätig als Junior Category Managerin/Einkäuferin Wasch-, Putz-, Reinigungsmittel/Tiernahrung
Mein Kommentar
Auch interessant