nach oben
nach oben
©Getty Images | LeoPatrizi
REWE Group Initiative „Gemeinsam für mehr Klimaschutz“
Klimaschutz ist Teamarbeit
von Stefan Weber

Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck reduzieren möchten, müssen eng mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten. Denn ein Großteil der Treibhausgasemissionen entsteht in den Lieferketten. Die REWE Group hat Ende vergangenen Jahres eine entsprechende Initiative gestartet. Eine Zwischenbilanz. 

2030 – das klingt nach ferner Zukunft. Bis dahin wird noch mindestens zweimal ein neuer Bundestag gewählt und ebenso häufig ein Fußball-Weltmeister gekürt. Doch wenn es um Klimaschutz geht, hat Zeit eine andere Dimension. Dann ist 2030 gleichsam übermorgen. Wer wie die REWE Group bis Ende 2030 einen Großteil der Treibhausgasemissionen in den eigenen Geschäftsprozessen sowie in den Lieferketten der Eigenmarkenartikel von REWE und PENNY reduzieren will, muss schon heute mit Hochdruck auf dieses Ziel hinarbeiten. Deshalb hat die REWE Group den Ehrgeiz, die in den Geschäftsprozessen entstehenden Treibhausgasemissionen kontinuierlich zu senken. Zum Beispiel, indem Grünstrom aus erneuerbaren Energiequellen eingesetzt wird.

Aber die Anstrengungen der REWE Group gehen noch weiter. Gemeinsam mit den Lieferanten möchten sollen auch die Treibhausgasemissionen in den Eigenmarken-Lieferketten von REWE und PENNY gesenkt werden. Denn ein Großteil des Treibhausgasausstoßes entsteht in den vorgelagerten Wertschöpfungsketten, also unter anderem bei den Lieferanten sowie deren Vorlieferanten und dabei insbesondere im Rohstoffanbau sowie in der Tierhaltung. 

Noch ambitionierteres Klimaziel

Marcel Weber, Geschäftsleiter Ware Eigenmarke National und International Bereits 2020 hatten die REWE Group das Ziel formuliert, bis Ende 2030 – verglichen mit 2019 – 15 Prozent der Treibhausgasemissionen einzusparen. „Aktuell gibt es Gespräche, dieses Ambitionsniveau noch einmal erheblich anzuheben. Wir dürfen keine Zeit verlieren, sondern müssen jetzt beim Klimaschutz Vollgas geben“, betont Marcel Weber. Er verantwortet als Geschäftsleiter Ware Eigenmarke National und International sowohl den Eigenmarkeneinkauf als auch den Bereich Nachhaltigkeit Ware. 

Um ihre Ziele zu erreichen, setzt die REWE Group auf partnerschaftliche Zusammenarbeit. Sie möchte gemeinsam mit ihren strategischen Lieferanten, die 75 Prozent der produktbezogenen Emissionen ausmachen, bis Ende 2024 konkrete Ziele und Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase, die in den vorgelagerten Lieferketten entstehen, vereinbaren.  

Die Lieferanten-Klimaziele sollen sich an der Science Based Target Initiative (SBTi) orientieren. Die SBTi ist ein Zusammenschluss aus UN Global Compact, World Resources Institute und dem WWF. Sie unterstützt Unternehmen dabei, wissenschaftsbasierte Klimaziele zu entwickeln, um die Erderwärmung bis 2050 auf unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken. 

Zu diesem Zweck hat die REWE Group Ende vergangenen Jahres die Initiative „Gemeinsam für mehr Klimaschutz“ ins Leben gerufen. Als Teil der Initiative können Lieferanten sich auf einer Plattform registrieren und mit Unterstützung der REWE Group sowie externen Dienstleistern Klimaschutzziele und Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen festlegen.

©Getty Images | yangna
Lieferanten lernen voneinander

Die Molkerei Gropper und der Hygienepapierhersteller WEPA sind zwei langjährige Lieferanten, die sich auf der Plattform registriert haben. „Wenn es um Klimaschutz geht, sitzen wir alle in einem Boot. Alle suchen wir Orientierung, wie wir CO2-Emissionen senken können. Da ist es gut, wenn man sich über eine solche Plattform austauschen kann“, meint Hans Guggenmoos, Leiter Qualitätssicherung/PE/Umwelt bei Gropper. Auch Stefan Gräter, Head of Sustanilbility bei WEPA, sieht einen wichtigen Mehrwert der REWE-Initiative darin, Informationen zu erhalten. „Wenn wir sehen, wie andere Unternehmen das Thema Klimaschutz angehen, kann uns das wertvolle Anregungen liefern.“ 

„Wenn es um Klimaschutz geht, sitzen wir alle in einem Boot. Alle suchen wir Orientierung, wie wir CO2-Emissionen senken können. Da ist es gut, wenn man sich über eine solche Plattform austauschen kann“
Hans Guggenmoos, Leiter Qualitätssicherung/PE/Umwelt bei Gropper

Beide Unternehmen haben kürzlich auf dem „Klima Round Table“ der REWE Group ihre Konzepte vorgestellt. Sowohl WEPA als auch Gropper haben sich ambitionierte Klimaziele gesteckt: Der Papierhersteller aus dem Sauerland will die Treibhausgasemissionen aus den Scopes 1,2 und 3 bis 2030 um 52,5 Prozent (verglichen mit dem Niveau von 2019) senken. Die langfristige Vision lautet, bis 2040 klimaneutral zu sein. Die bayerische Molkerei möchte die Emissionen aus Scope 1 und 2 bis 2030 um 42 Prozent reduzieren (verglichen mit 2020) und strebt auch eine Verringerung der Treibhausgasemissionen in ihrer Lieferkette an. Dabei setzt Gropper auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. „Wir möchten gemeinsam mit unseren strategischen Lieferanten, auf die mindestens 75 Prozent der Scope 3-Emissionen entfallen, bis Ende 2025 konkrete Ziele und Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase, die in den vorgelagerten Lieferkette entstehen, vereinbaren“, erläutert Hans Guggenmoos.    

Die Molkerei will zudem in der Landwirtschaft einen aktiven Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen leisten. Zu diesem Zweck arbeitet sie mit einem Projektpartner der Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) zusammen. Die DLG hat im Rahmen eines Forschungsprojekts eine standardisierte Methode zur Berechnung der Treibhausgasemissionen für Milchlieferbetriebe erarbeitet und setzt diese erstmals bei Gropper-Milchlieferanten ein. Dabei werden verschiedene Quellen von Fütterung und Ausscheidung der Tiere über den Energiebedarf für Gebäude und Melksysteme bis zur Güllelagerung berücksichtigt. 

Herausforderung Datenbeschaffung

Welches waren die größten Herausforderungen bei der Formulierung dieser Ziele? „Scope 3, also die Emissionen in unserer Lieferkette zu erfassen, ist ein Problem. Wir haben mehr als 230 Lieferanten mit mehr als 5000 Materialien für Zutaten, Verpackungen dazu mehr als 1000 Landwirte – da ist die Datenbeschaffung nicht einfach“, erläutert Markus Haupt, Head of Innovation bei Gropper. Das Familienunternehmen geht dabei ähnlich vor wie die REWE Group: Es spricht zunächst seine strategischen Lieferanten an, die 75 Prozent der Emissionen ausmachen und vereinbart mit ihnen Klimaziele. „Diesen Prozess möchten wir, unterstützt von Climate Partner, in diesem Jahr starten“, kündigt Guggenmoos an. Auch die anschließende Zielvereinbarung sei eine Herausforderung, meint er. Insbesondere mit den Landwirt:innen, die Gropper teilweise schon seit Generationen belieferten. 

„Wer seine CO2-Emissionen senken will, muss investieren und steigert dafür – wenn er es richtig macht – seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit.“
Stefan Gräter, Head of Sustanilbility bei WEPA

Auch für Stefan Gräter bei WEPA beginnt der Hürdenlauf zum Klimaschutz bei der Datenerfassung: Welche Zahlen sind zu ermitteln? Welche Steuerungsgrößen eignen sich? Dann geht es weiter: Wie ambitioniert soll man sein Ziel formulieren? „Wer seine CO2-Emissionen senken will, muss investieren und steigert dafür – wenn er es richtig macht – seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Die Frage ist: In welchem Tempo kann die notwendige Transformation angegangen werden, ohne sich organisatorisch und wirtschaftlich zu übernehmen“, erläutert Gräter. 

„Auch wenn das Thema komplex ist – wir müssen es gemeinsam angehen. Klimaschutz gelingt nur, wenn alle in der Lieferkette mitmachen“, betont Marcel Weber. 

Was gehört zum Treibhausgas-Fußabdruck?

Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen, die aus den Aktivitäten eines Unternehmens resultieren. Zum Beispiel Emissionen, die bei der Wärme- und Kälteerzeugung oder auf den Fahrten der firmeneigenen Autos entstehen. 

Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus Strom, Wärme und Dampf, die Unternehmen bei Versorgern einkaufen. Mitentscheidend für die Klimabilanz ist, wie der genutzte Strom produziert wird.

Scope 3 schließt die weiteren indirekten Emissionen der vor- und nachgelagerten Aktivitäten in der Lieferkette ein. Also alle, die eine Folge der Aktivitäten des Unternehmens sind, aber aus unabhängigen externen Quellen stammen. Zum Beispiel bei den Lieferanten, aber auch bei den Kunden.  

„Entschlossen vorangehen“
3 Fragen an Marcel Weber, Geschäftsleiter Ware Eigenmarke National und International

one: Welche Ergebnisse hat die Lieferantenabfrage der REWE Group zum Status Quo beim Thema Klimaschutz geliefert? 

Marcel Weber:
Die Befragung hat leider gezeigt, dass sich sehr viele Lieferanten erst wenig oder sogar noch gar nicht mit dem Thema Klimaschutz beschäftigt haben. Nur sehr wenige der Befragten verfolgen eine klar definierte Strategie, die sich an den Maßgaben der SBTi orientiert. Diese Ergebnisse haben uns noch mehr motiviert, das Thema voranzutreiben. Das erfordert Zeit und Engagement, aber es gibt keine Alternative dazu.  

one: Mit der Molkerei Gropper und dem Hygienepapierhersteller WEPA haben auf dem Klima Round Table zwei Unternehmen ihre Konzepte vorgestellt, die beim Thema Klimaschutz schon sehr weit sind. Können sie ein Vorbild für andere Lieferanten sein? 

Marcel Weber:
Wir haben bewusst zwei Lieferanten eingeladen, von ihren Erfahrungen zu berichten, die bereits einige Hürden genommen haben. Damit wollten wir anderen ein wenig die Sorge nehmen, dass sie ein so komplexes Thema nicht in den Griff bekommen. Klimaschutz ist Learning by doing. Auf dem Weg zum anvisierten Ziel passiert so viel, dass es wichtig ist, immer mal wieder links und rechts zu schauen, was andere machen, Gespräche zu führen – und, ganz entscheidend, externes Know-how hinzuzuziehen. 

one: Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine führen in vielen Lieferketten zu enormen Problemen. Manches Unternehmen könnte deshalb versucht sein, seine Aktivitäten zum Klimaschutz herunterzufahren, weil andere Dinge immer Moment wichtiger erscheinen. 

Marcel Weber:
Beim Schutz des Klimas gibt es enormen Handlungsbedarf. Diese Aufgabe darf niemand weniger priorisieren, auch nicht in herausfordernden Zeiten. Wir als REWE Group wollen mit einem klaren Bekenntnis und entschlossenem Handeln vorangehen. 
 

Gropper: Milchprodukte für ganz Europa 

Die Molkerei Gropper produziert Milchprodukte, Direktsäfte und Smoothies für Handelsunternehmen in ganz Europa. Das Familienunternehmen beschäftigt an den Standorten Bissingen, Stockach und Moers 1.471 Mitarbeiter:innen und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 719 Millionen Euro. Verarbeitet werden in jedem Jahr rund 400 Millionen Liter konventionelle Milch und mehr als 120 Millionen Liter Bio-Milch. Klimaschutz hat bei Gropper Tradition. „Wir haben schon nachhaltig gewirtschaftet, als es noch keinen Begriff dafür gab“, betont Heinrich Gropper, der das Unternehmen in dritter Generation führt. 
 

WEPA: Innovative Hygienelösungen 

Die WEPA-Gruppe beschäftigt sich seit 1958 mit der Herstellung von Hygienepapieren und gehört aktuell zu den drei führenden Unternehmen ihrer Branche in Europa. In der Produktion von Hygienepapieren aus Recyclingfasern ist das Familienunternehmen Marktführer. WEPA beschäftigt an 13 Standorten (davon acht im Ausland) etwa 4.000 Mitarbeiter:innen und erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Nachhaltigkeit gehört bereits seit vielen Jahren zu den Grundwerten des Papierspezialisten.    

Mein Kommentar
Kommentieren
Auch interessant
Newsletter