nächster Artikel vorheriger Artikel
22.01.2020
Personalien im Januar
Wer kommt, wer geht
22.01.2020
Besuch im Green Building
Grüner Markt zum Wohlfühlen
ArticleId: 2550magazineIn der Diskussion erscheint es manchmal, als seien Steaks, Flüge und Autofahrten die Haupttreiber einer miesen CO2-Bilanz. Stimmt das? Wir haben zwei Tagesabläufe gegenübergestellt. Finden Sie sich darin wieder? https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/2/c/csm_TT_Klima_Klimadebatte_one_main_teaser-one-teaser-standard_20d2766294.jpgFeierabendbier statt FernsehabendWie sieht Ihre CO2-Bilanz aus?
one_Top-Thema
Was die REWE Group fürs Klima tut
(und was jeder Einzelne selbst tun kann)

Egal ob unterwegs, beim Einkauf oder am Esstisch: Spätestens seit Greta wird unser Alltag auch in CO2-Emissionen bemessen. Auch viele Unternehmen haben den Klimaschutz für sich entdeckt. Wir haben uns umgehört, was die REWE Group fürs Klima tut, ob bei den Klimazielen, mit Green Buildings, im Supermarktregal oder in der Touristik. Oft fängt Klimaschutz schon im Kleinen an: Vier REWE-Kaufleute haben Tipps für die Marktmannschaft – und weitere Mitarbeitende verraten ihre persönlichen Klimahacks fürs Reisen oder Zuhause.


Woher kommt unser CO2-Verbrauch?

Kohlendioxid ist ein Treibhausgas. Es wird maßgeblich für die Erderwärmung verantwortlich gemacht. In der öffentlichen Diskussion erscheint es manchmal, als seien Steak, Flüge und Autofahrten die Haupttreiber. Wir haben zwei beispielhafte Tagesabläufe gegenübergestellt. 

von Judith Morgenschweis

Der CO2-Verbrauch nach Lebensbereichen

Rund elf Tonnen CO2 produzieren die Bundesbürger pro Kopf und Jahr laut Bundesumweltamt im Schnitt. Den weitaus größten Teil dieses CO2-Fußbabdrucks machen Strom- und Heizkosten, Mobilität und der „sonstige Konsum“ aus. Unter letzterem fasst das Ministerium alle Güter zusammen, die nicht Lebensmittel sind, wie Kleidung oder Elektrogeräte.

Wollen Sie ihren persönlichen CO2-Fußabdruck ausrechnen?
Dann nutzen Sie folgenden Link.

CO2-Verbrauch im internationalen Vergleich

Elf Tonnen pro Kopf – damit liegt Deutschland den Zahlen von Eurostat zufolge im europäischen Vergleich zwar vor Frankreich und Großbritannien, aber noch hinter Luxemburg und den Niederlanden. International sind die USA absolute Spitzenreiter, was den Pro-Kopf-Verbrauch an CO2-Emmissionen angeht. Doch hier holt unter anderem China langsam aber stetig auf. Betrachtet man den Gesamtausstoß an CO2 pro Nation liegt China schon jetzt vorne.

Immerhin ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland und Europa – anders als in anderen Regionen – seit den 80er Jahren gesunken. Doch eben nicht genug. Um die Klimaziele zu erreichen, muss der CO2-Ausstoß auch in Deutschland etwa halbiert werden. Und dem ist Deutschland nach der aktuellen Auswertung der Denkfabrik Agora im vergangenen Jahr überraschend näher gekommen als prognostiziert. Demnach sind die CO2-Emissionen 2019 um rund 35 Prozent gesunken – vor allem aufgrund der veränderten Stromproduktion. Denn die konnte dank mehr Sonneneinstrahlung und Wind stärker auf erneuerbare Energien setzen. 

Zwei typische Tagesabläufe im Vergleich
Bier statt Binge-Watching? 

Oder: Wer mit Freunden ein Bier trinkt statt Serien zu schauen, spart viel CO2

Umweltpsychologin Katharina Beyerl im Interview
„Ausbrechen kostet Überwindung“

Ab morgen konsequent nachhaltig leben? So einfach ist das nicht, betont Katharina Beyerl. Die Umweltpsychologin am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), Potsdam, erläutert, warum wir uns so schwer tun, auf lieb gewonnene Gewohnheiten zu verzichten und was passieren muss, damit wir unser Verhalten im Sinne der Umwelt und zum Wohl des Lebens auf unserem Planeten verändern.

Katharina Beyerl
one: Wir alle wissen, dass es die Umwelt schont, wenn wir seltener fliegen, weniger Müll produzieren oder unseren Fleischkonsum einschränken. Warum fällt es uns trotzdem häufig so schwer, uns einen Ruck zu geben und nachhaltiger zu leben?
Katharina Beyerl: Wer konsequent nachhaltig leben möchte, muss eine Vielzahl lieb gewonnener Gewohnheiten überprüfen. Dabei geht es neben Fragen der Mobilität und Ernährung auch um Themen wie Wohnen, Kleidung oder auch die Geldanlage. Kurzum: Wir müssen unseren gesamten Lebensstil hinterfragen. Es ist also leider nicht mit einem Ruck getan. Denn wir verhalten uns meist so, wie wir es gewohnt sind und wie es am einfachsten ist. Um Veränderung leicht zu machen, braucht es gute Alternativen, denn sonst ist uns das vielfach zu aufwändig. 

one: Man könnte klein anfangen.
Katharina Beyerl: Ja, manchmal ist das sogar sehr einfach. Zum Beispiel, wenn ich mich entscheide, zu einem Ökostrom-Anbieter zu wechseln. Das ist schnell getan und setzt mich nicht jeden Tag erneut unter Entscheidungsdruck. Anders ist das bei Fragen wie: Bus oder eigener PKW? Zertifizierte Lebensmittel oder nicht? Mit dem Flugzeug in den Urlaub? Oder: Was macht die Bank mit meinem Geld? Die Beantwortung solcher Fragen erfordert viel Zeit und Wissen. Wer mit zwei Kindern und unter Zeitdruck im Supermarkt einkauft, hat nicht die Muße, Produktbeschriftungen zu studieren und abzuwägen, wie ein Produkt hergestellt wurde, wie es verpackt ist und welche sozialen und ökologischen Effekte es hat. Stattdessen wird er oder sie aus Gewohnheit zu bekannten, bewährten, möglichst preiswerten, aber häufig nicht unbedingt nachhaltigen Artikeln greifen.

„Politik und Wirtschaft müssen eine Infrastruktur schaffen, die es den Menschen ohne großen Aufwand möglich macht, sich nachhaltig zu verhalten.“
Katharina Beyerl

one: Ist das nicht zu einfach? Es gibt Nachhaltigkeitssiegel, die bei der Orientierung helfen.
Katharina Beyerl:
Verbraucher fühlen sich aufgrund der Vielzahl von Siegeln oft verunsichert. Und eine genaue Recherche kostet Zeit. Viel besser wäre doch, wenn Konsumenten sicher sein könnten, dass die angebotenen Produkte grundsätzlich nachhaltig sind. Möglichst regionale Produkte, ökologisch und sozial fair produziert, zu erschwinglichen Preisen. Das sollte eigentlich der Standard sein und nicht die Ausnahme.  

one: Das heißt, die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen sind gefordert, es den Verbrauchern leichter zu machen, ihre Komfortzone zu verlassen?
Katharina Beyerl: So sehe ich das. Es geht doch immer um Zahl und Qualität der Alternativen. Wenn die Fahrt zur Arbeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln drei Mal so lange dauert wie mit dem eigenen Auto und dazu noch teuer ist, werden nur wenige Menschen umsteigen. Politik und Wirtschaft müssen eine Infrastruktur schaffen, die es den Menschen ohne großen Aufwand möglich macht, sich nachhaltig zu verhalten. Und wir Verbraucher sind in der Pflicht, das stärker einzufordern. Sowohl politisch, aber auch, indem wir beim Einkauf immer wieder nach nachhaltigen Produkten und alternativen Verpackungsmöglichkeiten fragen – bis Hersteller und Handel merken, dass es dafür einen Markt gibt.

one: Wie wäre es, wenn der Preis eine stärkere Steuerungsfunktion übernehmen würde?
Katharina Beyerl: Tatsächlich kann eine andere Preisgestaltung nachhaltiges Verhalten einfacher und umsetzbarer machen. Preise müssten soziale und ökologische Kosten widerspiegeln. Denn negative Folgen von Ausbeutung und Umweltzerstörung tragen wir alle, während Profite nur wenigen zugutekommen. Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen müssten preiswerter sein als nicht nachhaltige, um das zu ändern. Eine Preisgestaltung allein reicht jedoch nicht aus. Wie erwähnt, müssen auch attraktive Alternative geschaffen werden. Und soziale Normen müssen sich ändern. 

one: Was heißt das?
Katharina Beyerl: Unter sozialen Normen verstehen Psychologen die Verhaltensstandards, die innerhalb einer Gruppe oder der gesamten Gesellschaft gelten. Menschen verhalten sich häufig so, wie sie denken, dass andere, die ihnen wichtig sind, es erwarten. Wer ahnt, dass ihn Freunde und Bekannte schräg anschauen, wenn er T-Shirts für drei Euro kauft oder Einweg-Kaffeebecher benutzt, wird eher darauf verzichten.

„Wer ahnt, dass ihn Freunde schräg anschauen, wenn er Einweg-Kaffeebecher benutzt, wird eher darauf verzichten.“
Katharina Beyerl

one: Wie lässt sich die für nachhaltiges Verhalten gültige soziale Norm nach oben anpassen?
Katharina Beyerl: Soziale Vorbilder können zeigen, dass es chic, möglich und erschwinglich ist, sich nachhaltig zu verhalten. Jeder Mensch ist ein Vorbild! Eine große Rolle spielt auch die Berichterstattung der Medien und die Werbung. Sie prägt unser Bewusstsein, was angesagt ist. Das Wichtigste jedoch ist Bildung: Wer weiß, welche Folgen das eigene Verhalten und was für Alternativen es dazu gibt, ist bestens gerüstet, nachhaltiger zu handeln. Es wäre zu wünschen, dass schon Kindergärten und Schulen mehr Aufklärungsarbeit in Sachen Nachhaltigkeit leisten. Und, ein Satz noch zur Rolle der Medien: Sie sollten nicht nur über die sozioökologische Krise an sich  informieren, sondern immer auch Lösungsvorschläge machen.

one: Könnte Flugscham dazu führen, dass weniger Menschen fliegen?
Katharina Beyerl: Möglich, dass der eine oder andere Vielflieger gegenüber Freunden und Bekannten zunehmend unter Rechtfertigungsdruck gerät. Allein die Tatsache, dass es das Wort „Flugscham“ gibt, zeigt, dass das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen dieser Form des Reisens gestiegen ist. Aber den meisten Menschen ist der kurzfristige persönliche Genuss einer Urlaubsreise mit dem Flugzeug nach wie vor wichtiger als die negativen Folgen für das Klima. Einen möglichen Ansatz sehe ich jedoch bei Reise-Regelungen von Institutionen – egal ob Unternehmen oder staatliche Einrichtung. Gemeinsam beschlossen, lassen sich Ziel wie ein CO2-Budget besser einhalten und setzen gleichzeitig neue soziale Normen.

„Wir müssen unseren gesamten Lebensstil hinterfragen“
Katharina Beyerl

one: Wer es sich bequem macht, wird sagen: Ob ich fliege oder nachhaltige Lebensmittel kaufe, wird die Welt nicht retten. Ihre Antwort darauf?
Katharina Beyerl: Viele Umweltprobleme sind durch menschliches Handeln verursacht. Somit ist unser Verhalten auch der Schlüssel zur Veränderung dieser Verhältnisse. Jeder kann dazu beitragen – als Privatperson, in der Familie, im Verein oder im Beruf. Denn viele können viel bewegen.

Das Gespräch führte Stefan Weber.

Mein Kommentar
Kommentieren
Kommentare
Christian
vor 4 Jahren und 3 Monaten

Ich würde es toll finden, wenn weniger Fleisch und mehr vegetarische Speisen in den Kantinen angeboten werden.

Kommentieren
Melanie
vor 4 Jahren und 3 Monaten

Ein sehr informatives und spannendes Interview. Und eine sehr schön aufbereitete Grafik zu den Tagesabläufen :) Danke dafür!

Kommentieren
Maria
vor 4 Jahren und 3 Monaten

Super Beitrag. REWE kann in der Kantine vegane Alternativen verstärkt anzubieten und das extreme Fleischangebot nachhaltig höherpreisig anbieten.

 

Kommentieren
Andi
vor 4 Jahren und 3 Monaten

Vegane Hauptgerichte sehe ich als absolute Seltenheit, sodass mein Mittagessen eigentlich immer gleich aussieht: Reis mit Erbsen und Brokkoli.

Da ist noch Luft nach oben!

Marcus
vor 4 Jahren und 3 Monaten

Ja. Lieber Biofleisch oder ähnlich Programme aus artgerechter Haltung und regionaler Herkunft. Dafür gerne einen höheren Preis! Und vegane Produkte bitte mit weniger Panade.

Melanie
vor 4 Jahren und 3 Monaten

Ja, das ist eine gute Idee!!

Auch interessant
Newsletter
Artikel weiterempfehlen

Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen?
Dann empfehlen Sie ihn doch Ihren Kollegen weiter.