Die Energiepreise bleiben ein bestimmendes Thema für Händler und Verbraucher:innen. Wir sprachen mit dem geschäftsführenden Gesellschafter der EHA, Jan-Oliver Heidrich, über langfristige Einkaufsstrategien und kurzfristige Einflussfaktoren auf den Strompreis.
Jan-Oliver Heidrich, geschäftsführenden Gesellschafter der EHA
one: Laut einer YouGov-Umfrage sind neun von zehn Deutschen besorgt wegen der steigenden Energiepreise. Wie tief sind die Sorgenfalten bei Ihnen?
Jan-Oliver Heidrich: In der Tat beunruhigt uns die Situation und das schon seit längerem. Die Entwicklung, die wir heute haben, war schon letztes Jahr absehbar, also vor dem Krieg in der Ukraine. Wir haben für die Versorgung unserer Kunden eine klare Strategie und die heißt: vorbereitet sein. Deshalb kaufen wir langfristig auf dem Terminmarkt ein und haben uns bereits für das laufende Jahr und auch große Teile der Jahre 2023 bis 2025 abgesichert. Das hat für uns den Vorteil, dass wir für diesen Anteil jetzt nicht auf dem kurzfristig agierenden Spotmarkt zu hohen Preisen Strom einkaufen müssen.
one: Wie wirkt sich das auf den Preis aus, den die EHA für Strom bezahlt?
Jan Oliver Heidrich: Derzeit zeigt sich: Was wir in Zeiten schwankender Preise bieten, ist Verlässlichkeit. Indem wir Strom strukturiert und breit gestreut einkaufen, können wir günstige und verlässliche Preise anbieten, auf die kurzfristige Effekte wie Kraftwerksausfälle oder die wieder hochfahrende Wirtschaft nach Corona keinen oder wenig Einfluss haben.
one: Wenn Sie langfristig einkaufen, haben Sie schon jetzt einen Blick auf die zu erwarteten Strompreise in den kommenden Jahren. Wie sieht es da aus?
Jan Oliver Heidrich: Derzeit kostet Strom für 2025 deutlich weniger wie für das laufende Jahr. Offenbar gehen die Akteure auf dem Markt davon aus, dass die derzeitigen Preise sich langfristig nicht halten werden. Das kommt uns entgegen, weil wir aus den günstigen Konditionen aus den bereits realisierten Terminmarktmengen rauswachsen. Trotz aller Vorsorge rechnen wir kurz- und mittelfristig mit deutlichen höheren Energiekosten für unsere Kunden, Lieferanten und auch für uns.
one: Viele Lieferanten verlangen derzeit höhere Preise mit Verweis auf die gestiegenen Energiepreise. Wie berechtigt sind diese Forderungen?
Jan-Oliver Heidrich: Das kann man pauschal nicht beantworten. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob das jeweilige Unternehmen auf billige Preise am Spotmarkt gesetzt oder sich langfristig vorbereitet und mit Energie eingedeckt hat. 50 Prozent der Unternehmen müssen einer IHK-Umfrage zufolge dieses Jahr noch Strom kaufen und haben zum Teil sogar erst 30 Prozent ihres Energiebedarfs gedeckt. Diese Strategie rächt sich nun. Wenn wir also einfach der Logik folgen, dass höhere Energiepreise auch höhere Produktpreise nach sich ziehen, dann müssten Lieferanten auch die Preise senken, wenn die Energiepreise runter gehen. Das war bislang aber nicht der Fall.
one: Herr Heidrich, wir danken für das Gespräch.