Stichwort „Digitalisierung“: Für Unternehmen wie die REWE Group Umbruch und Chance zugleich – ebenso für Städte. Dass beide Seiten voneinander profitieren können, zeigte nun ein Besuch der Kölner Oberbürgermeisterin bei REWE Digital in Köln-Mülheim.
Industrie 4.0, autonomes Fahren, künstliche Intelligenz oder Blockchain - Technologische Entwicklungen treiben Wirtschaft und Gesellschaft voran. Das betrifft nicht nur Konzerne wie die REWE Group. Auch für Städte, Kommunen und Gemeinden bedeutet die Digitalisierung Umbruch und Chance zugleich. Oft können beide Seiten voneinander profitieren, wie jüngst ein Besuch der Kölner Oberbürgermeisterin bei REWE Digital in Köln-Mülheim zeigte.
Mehr als eineinhalb Stunden nahm sich Henriette Reker am 14. August Zeit, um sich von Christoph Eltze, Vorsitzender der Geschäftsführung von REWE Digital, ein „digitales Update“ geben zu lassen, den Teams über die Schulter zu schauen und sich auszutauschen: Wie und woran arbeitet REWE Digital? Welche Ideen lassen sich auf die Arbeit der Stadt Köln übertragen? Und was kann die Stadt tun, um Digitalunternehmen zu halten und zu fördern? Intensiver Austausch: Christoph Eltze und Henriette Reker (Foto: Achim Bachhausen)
Eines der Themen: Mitarbeiter. Im Juli 2014 als kleines „Startup im Konzern“ gestartet, arbeiten mittlerweile 600 Spezialisten an der Digitalisierung der REWE Group – davon etwa 250 Entwickler, zudem Logistiker und viele andere Spezialisten. „Wir haben deutschlandweit eines der größten agilen IT-Teams“, erklärte Christoph Eltze. „Die Kollegen arbeiten nicht nur an unserem Online-Shop, sondern an einem kompletten Omnichannel-Ecosystem – vom Liefer- und Abholservice über den Paketservice bis zu Apps, mit denen etwa Kunden in einen Markt geführt werden.“ Auch Big Data spiele eine große Rolle, wie etwa die Prognose, welche Bestellungen an einem bestimmten Tag eingehen werden: „Das Wetter, die wievielte Ferienwoche, die Zahl der Bestellungen an den vorangegangenen Tagen – eine Fülle von Faktoren bestimmt mit, ob ein Liefer-Slot mit einem Marketing-Push noch schnell ausgelastet werden soll, oder wir die Maßnahmen zurückfahren können. Das liest man nicht mal eben aus einer Excel-Tabelle.“ Für so komplexe Berechnungen braucht es Experten – und in diesem Bereich besteht ein anhaltend hoher Bedarf bei gleichzeitig knappen Verfügbarkeiten.
„Wir konnten glücklicherweise top Leute für uns gewinnen, und dennoch: Der Bedarf in der Digitalbranche ist groß, wir müssen um jeden Entwickler kämpfen.“ Köln sei als Standort auf einem guten Weg, müsse diesen jedoch konsequent weitergehen, waren sich Eltze und Reker einig: Je mehr technologieaffine Menschen die Stadt anziehe, desto mehr nutze das den ansässigen Unternehmen – und dies dann wiederum der Stadt Köln. Maßnahmen der Stadt könnten sein, Unternehmen bei der Standortsuche und bei Pilotprojekten zu unterstützen, Vernetzungsmöglichketen zu fördern und Digitalisierung im Stadtleben und Stadtbild glaubwürdig vorleben.
Um Innovationen wie beispielsweise autonome Lieferfahrzeuge oder rollende Supermärkte auf den Markt zu bringen, braucht es außerdem eine entsprechende Kultur im Unternehmen: Mitarbeitern Zeit zum Tüfteln geben, mutig sein, Fehler machen und daraus lernen sind aus Sicht von Christoph Eltze wichtige Bausteine, wenn es darum geht, Neues zu entwickeln: „Ohne Fehler ist Innovation nicht möglich.“
Beeindruckt zeigt sich die Oberbürgermeisterin insbesondere von der agilen Arbeitsweise bei REWE Digital, die Natalia Schwarz, Tribe Master Fulfillment, erklärte. Fachübergreifend besetzte Teams definieren und verteilen eigenständig alle Aufgaben, die sie gemeinsam innerhalb von zwei Wochen – einer sogenannten Sprintphase – lösen möchten. „Das ist ein großer Unterschied zur Verwaltung“, stellt Reker fest. Zum Abschluss des Besuchs schaute die Oberbürgermeisterin den Kollegen in der Showküche über die Schulter, und durfte schon mal die Weihnachsplätzchen für die Winterausgabe des „Deine Küche“ Magazins testen.
Ihr Fazit des Besuchs: „Ich stelle immer wieder fest: Die Herausforderungen von Start-Ups und Digitalunternehmen sind denen der Stadt Köln sehr ähnlich. Wir wollen attraktiver werden für die Branche und vor allem wollen wir von ihr lernen,“ sagte Reker. „Wir wollen, dass Sie in Köln erfolgreich sind – auch in eigenem Interesse.“